Interviews …

… von Michel Brand

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… von Jürg Morf

Hermann Schmid (373 Zürich 1 2016) Michel Brand (374 Zürich 2 2016) Fritz Keller (375 Bad Ragaz 2016) Sheki Perasic (376 Weggis 2016) Karl Eggmann (377 Adelboden 2016) Peter J. Adam (378 Laax 2016) René Clemenz (379 Pontresina 2016) Clairmonde Tansini (380 Ascona 2016) Guido Caduff (381 Gstaad 2016) Benjamin Huss (383 Zürich 2 1017) Anton Brugger (384 Bad Ragaz 2017) Beat Binder (385 Weggis 2017) Sigi Reiss (386 Adelboden 2017) Eugen Fleischer (387 Laax 2017) Jo Germann (388 Pontresina 2017) Gottlieb Iberg (390 Ascona 2017) Kurt Baumann (392 Zürich 2 2018) C-F Dübler (393 Bad Ragaz 2018) Walter Oberholzer (394 Weggis 2018) Ueli Würgler (395 Adelboden 2018) Michel Ducrest (396 Laax 2018) Walter König (397 Pontresina 2018) Martin Harsch (399 Ascona 2018) Stanko Valencak (401 Zürich 2 2019) Edwin Bhend (402 Bad Ragaz 2019) Horst Zesiger (403 Weggis 1 + 2) Hermann Singeisen (404 Adelboden) Erwin Tellenbach (406 Pontresina 2019) Hubert Ludin (408 Ascona) Jutta Sobernheim (411 Sonderheft) Renzo Guarisco (412 Sonderheft Online) Heinrich Scherrer (414 Gstaad 2020) Matthias Rüfenacht (416 Zürich 1 online 2021) Brun Zülle (420 Laax 2021) Ueli Eggenberger (423 Ascona 2021) Bernhard Erb (425 Bad Ragaz 2022) Alex Polyméris (428 Adelboden) Marcellus Geiser (430 Gstaad/Ascona) Catherine Thürig (433 Bad Ragaz 2023) Andreas Scheidegger (437 Pontresina 2023)

Portraits aus Bulletin Nr. 425 – 437

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Andreas Scheidegger – unser Multitalent

Aus Bulletin 437 Pontresina 2023, Seite 31


Wir Schachsenioren kennen Andreas vor allem als guten, kämpferischen Schachspieler und flotten Kollegen. Doch er ist weit mehr als das: Er ist ein richtiges Universaltalent! Kurz zusammengefasst: Er war Lehrer, Naturwissenschaftler, Naturschützer, Exkursionsleiter, Musiker mit absolutem Musikgehör, spielt sechs Instrumente, komponierte, war Jazz-Tenor, Künstler, Comiczeichner, Dichter, Handwerker und eben – auch Schachspieler. 

    Begeben wir uns nun auf Spurensuche beim jungen Andreas: Geboren am 20.11.1956 und aufgewachsen in Hedingen im Säuliamt mit zwei älteren Geschwistern. Da er – nach seiner Aussage – in der Schule eher «unangepasst» war und die Lehrer öfters nervte, rieten ihm diese wohlmeinend ab, den Lehrerberuf zu ergreifen. Doch den Unkenrufen zum Trotz machte Andreas genau das – in doppelter Hinsicht ein glücklicher Entscheid! Er trat ins Lehrerseminar Unterstrass ein und lernte dort seine zukünftige Gattin Christa Bolliger aus der Parallelklasse kennen. Auch sie naturkundlich stark interessiert, vor allem in Botanik. Das Paar konnte in Pfäffikon ZH ein altes Bauernhaus mit wildem Umschwung erwerben, ein idealer Tummelplatz für ihre beiden Töchter Ilona und Anna, die oft hoch oben im eigenen Nussbaum in den Baumhütten «Adlerhorst» und «Falkenhorst» Bücher lasen, mit Blick auf den Pfäffikersee. Die schönste Zeit meines Lebens, meinte Andreas rückblickend. Ilona arbeitete später als Modedesignerin bei Cerutti in Paris, während Anna in die Fussstapfen ihrer Grosseltern trat und Buchhändlerin wurde. Inzwischen ist die Familie um drei Enkel reicher geworden, die, wen wundert’s, gleichfalls schon stark naturkundlich interessiert sind. Nicht unerwähnt darf bleiben, dass unser vielbeschäftigter Schachkollege auch einmal die Woche alternierend bei seinen Töchtern voll den Hausmann spielt, mit allem Drum und Dran. 

    Andreas führte während 41 Jahren die Mittelstufe, 4. – 6. Klasse, ab 1979 in Bubikon, ab 1993 in Pfäffikon. Beim Abschluss anlässlich seiner Pensionierung wurde er wie folgt gewürdigt: «Ein besonderer Lehrer mit Herz, Kopf und Hand, hochmotiviert und mit Enthusiasmus; guter Kollege, humorvoll. Sein Beruf war für ihn Berufung.» Grosse Praxisnähe war ihm wichtig, und zwar über alle Fächer hinweg. Klassenlager wurden bewusst im französischsprachigen Raum mit hoher Biodiversität durchgeführt. Die Kinder mussten selbst auf Französisch einkaufen und wetteiferten um die belohnte Erstbeobachtung eines Steinadlers, eines Steinbocks oder einer Gottesanbeterin. Zusammen mit den Schülern legte er Biotope und Wildwiesen an, deren Saatgut am Dorfmarkt verkauft wurde. Im Schulzimmer frass immer irgendetwas in Terrarien: Raupen, Kaulquappen, sogar eine riesige Vogelspinne oder niedliche, frisch geschlüpfte Schildkröten. Oft klopften Kinder anderer Klassen an die Tür, um einen verletzten Vogel, eine auffallende Raupe oder gar einen Igel zu bringen. 1991 gewann seine 6. Klasse den Jugend-Naturschutzpreis. Kinder, die ein Instrument spielten, integrierte er in sein Klassenorchester. Die instrumentalen Begleitstimmen komponierte Lehrer Scheidegger gleich selbst, sodass dieses Musikdossier heute zig Eigenkompositionen beinhaltet. Öffentliche musikalische Auftritte mit seinen Klassen gehörten dazu; an Wettbewerben resultierte zweimal die Silbermedaille.

    Wie bereits angedeutet, liegt unserem Kollegen die Natur in ihrer ganzen Breite und Tiefe besonders am Herzen. Das begann damit, dass er schon als Knabe alle ihm zur Verfügung stehenden naturkundlichen Bücher verschlang – die Buchhandlung war praktischerweise im Elternhaus. Der «Raupenprofessor des Dorfes», wie sie ihn nannten, züchtete Raupen, legte Insektensammlungen an und beteiligte sich aktiv an der Insektenbörse im deutschsprachigen Raum – u. a. mit dem Verkauf von Eiern und Puppen aus der hauseigenen Zucht. Der Knabe bediente sich dabei kühn der Visitenkarte seines Vaters mit «Dr. A. Scheidegger», was ihm zu einem privilegierteren Umgang mit deutschen Käufern und Interessenten verhalf. Mit seinem Freund Beat Kessler zusammen, auch er jetzt Schachsenior, konnte man ihn am Sonntagmorgen, ohne Übertreibung, schon um 05.00 Uhr im Maschwander Ried antreffen. Sie beobachteten, fotografierten und notierten alles akribisch, damals sogar brütende Brachvögel und Kiebitze! Im Alter von 16 avancierte er zum jüngsten ornithologischen Exkursionsleiter im Kanton Zürich. Aktuell leitet er naturkundliche Exkursionen mit Schwerpunkt auf der Insektenwelt und hält Vorträge, z. B. für die Entomologische Gesellschaft Zürich an der ETH. Die Schachsenioren des Laaxer Turniers 2021 erlebten ihn unvergesslich auf dem Segnes-Boden oder bei seinem Schmetterlingsvortrag. 

    Was ihn schon als Bub so faszinierte, wurde für den Erwachsenen Andreas zu einem wichtigen Lebensinhalt. Die Schutzverordnung Pfäffikersee, welche vom Regierungsrat 1999 abgesegnet wurde, trägt auch seine Handschrift. Als Sachverständiger für ökologisch-biologische Zusammenhänge arbeitete er an dieser wichtigen Regelung mit und entpuppte sich dabei als leidenschaftlich-kämpferischer Verfechter der Interessen des Natur- und Umweltschutzes. Es war nicht leicht, sein Credo gegenüber den Interessen der Fischer (möglichst kleine See­schutzzonen) und der Bauern (möglichst wenig Pufferzonen) durchzusetzen. Noch heute sitzt er als Vertreter von «Pro Pfäffikersee» aktiv im Vorstand des neuen Naturzentrums am Pfäffikersee. Überdies betreut er im Auftrag der Gemeinde Pfäffikon auch als Pensionierter weiterhin die ökologisch wertvollen Bereiche wie Heuwiesen, Biotope, Weiher, Hecken, Trockenmauern, Ruderalflächen und Wildbienen-Nistgelegenheiten, die er damals angelegt und gepflegt hatte, zumeist zusammen mit Schulklassen, Eltern und Kollegen. Er war der «Biotop-Kustos» des Schulareals. 

    Ein weiteres zentrales Lebenssegment war für Andreas, wie bereits erwähnt, die Musik. Im Lehrerseminar widmete er sich ganz dem Cello – bei Musiklehrer Julius Bächi. Dieser unterrichtete auch Werner Hug, der damals gerade Juniorenweltmeister geworden war. Es ist anzunehmen, dass Cello nicht das einzige Thema in diesen Stunden war. Als Bub hätte er gerne Kontrabass gespielt, doch lag dies damals einfach nicht drin. Als rebellisch Pubertierender brachte er sich dafür autodidaktisch das Klavierspiel bei. Es entstanden wilde Boogie-Woogie-Sets und schräge Rhythm und Bluesstücke. Dieser Musikzweig wurde in mehrjährigen Ausbildungen in Jazz-Piano vertieft. Daneben verwirklichte er sich nun auch seinen Kontrabass-Bubentraum. Über viele Jahre hinweg spielte er E-Piano und Handorgel in der Band «Clanguru» an Quartierfesten und Hochzeiten. Im Zürcher Jazzchor «Jazzcetera», einer A capella-Formation, wirkte er lange als Tenor mit. Während seiner Zeit als Lehrer erweiterte er seine Palette an gespielten Instrumenten um Gitarre und Schwyzerörgeli, um die Schüler je nach Lied adäquat begleiten zu können. Es werden Erinnerungen ans Seniorenchörli von Weggis 2023 unter seiner Leitung wach.

    Angesichts all dieser mit so grossem Engagement verfolgten Tätigkeiten ist es naheliegend, dass unser grosser Sport «Schach» bei Andreas oft ein Nischendasein fristen muss. Das Schachspiel erlernte er als Sekschüler im Rahmen eines öffentlichen Kurses bei – Harry Oesch. Nach eigener Aussage habe er bei Harry gelernt, Klarheit und Struktur ins Spiel zu bringen und auch dessen Vorliebe für offene Spiele und offene Linien adaptiert. Als Jugendlicher beteiligte er sich am «Zürcher Schachkönig» und an kantonalen Ausscheidungen für die Schweizer Meisterschaften, gemäss eigenen Angaben mit «überschaubarem» Erfolg. Beim Schachklub Säuliamt fand er seine schachliche Heimat, amtete dort unter Präsident Heinz Linder auch als Spielleiter und spielte zusammen mit seinem Mentor Harry SMM und ZMM in der 1. Mannschaft. In den späten 70er-Jahren trat er in den Schachklub Pfäffikon ein, der sich damals noch in der NLB behauptete. Er spielte nicht nur mit, sondern fertigte beim Kiebitzen heimlich Karikaturen seiner Schachkollegen an. Auch in seinem Unterricht war das Schach präsent; alle Kinder der 4. Klasse ­erlernten jeweils das königliche Spiel. Ein Gartenschach aus Eschenholz-Elementen für den Schulhof wurde von ihm selbst entworfen und mit seiner Klasse zusammengebaut, noch he­ute ein bleibendes Zeugnis sei­ner künstlerisch-handwerklichen Ader. Ge­legentlich beteiligte er sich an der Coupe Suisse und schied dort 2004 erst im Halbfinal gegen Christoph Drechsler aus. Einmal gewann er das Thurgauer Open in der Kategorie M. Ein neues Kapitel eröffnete sich ihm mit dem Beitritt zu uns Schachsenioren. Unsere Hotelturniere waren eine willkommene Gelegenheit, sein Hobby einmal über längere Strecken systematischer zu pflegen. Einige Male finden wir ihn auf dem Treppchen, und 2020 gewann er das Pontresina-Turnier vor Hansjörg Illi und Röbi Schweizer. Auf Nachfrage betonte er, dass für ihn das Kompetitive und Intellektuelle am Schach die Faszination für diesen Sport ausmache. Die gespannte Ruhe in einem Turniersaal, der Kampf mit einem Gegenüber aus Fleisch und Blut, mit sich selber, mit Varianten und hektischen Momenten beleben sein Schach. Der Computer spielt für ihn eher als Hilfsmittel für die Theorie und Turniervorbereitung eine Rolle, weniger als Haupttummelfeld wie beispielsweise Lichess. Immerhin haben wir ihn auch schon als Verstärkung beim Blitzen für die Schachsenioren online gesehen. Wir wünschen unserem Multitalent auch in Zukunft viel Freude und Erfolg bei all seinen Tätigkeiten und freuen uns, ihn immer wieder an unseren Turnieren begrüssen zu dürfen.

Catherine Thürig, unsere Schweizer Meisterin

Aus Bulletin 433 Bad Ragaz 2023, Seite 30


Schlagzeilen: Catherine Thürig, 65-jährig, Informatikerin, lebt mit ihrem Partner Thomas in Saas im Prättigau. 1998 wurde sie Schweizermeisterin und trat 2018 den Schachsenioren bei. Dies die schlichten Eckdaten. Doch nun zum sympathischen Menschen hinter diesem Kurzsteckbrief.

    Catherine erblickte am 30. März 1958 im jurassischen Delémont als Jüngste von drei Schwestern das Licht der Welt. Dort besuchte sie auch Primarschule und Oberstufe. Die gymnasiale Weiterbildung absolvierte sie in Pruntrut … sorry, natürlich in Porrentruy, denn Catherine ist ja unsere bilinguale Jurassierin. Nach der Matura wechselte sie an die Uni Neuchâtel, um Jus zu studieren. Doch sie sah bald, dass die Juristerei nicht ihre Zukunft sein würde. Sie stieg in Bürojobs ein, vor allem als Übersetzerin – u.a. bei Toyota, was bereits auf einen Eckpfeiler ihrer schachlichen Entwicklung hinweist. Ihre berufliche Laufbahn erfuhr Ende der 90er Jahre eine Zäsur, als sie sich dazu entschloss, sich berufsbegleitend der Informatik-Grundausbildung zuzuwenden. Nach dem Millennium stieg sie als Verantwortliche für Informatik bei der Gemeindeverwaltung von Wallisellen ein, der sie schliesslich bis vor zwei Jahren treu blieb. Sie zog ihr Informatikstudium zielstrebig durch und schloss es 2009 an der Fachhochschule Zürich mit dem Bachelor in Wirtschaftsinformatik ab. 

    Sehr viel prägender für Catherines Lebenslauf ist natürlich ihr schachlicher Werdegang. Der Ursprung: Eine ihrer älteren Schwestern brachte ihr die Anfangsschritte bei, verlor jedoch schon die erste Trainingspartie gegen die sechsjährige Klein-Catherine. Noch ein bisschen Schach in der Schule, das war’s dann auch schon für den Moment. Erst als sie 16 war, durfte sie dem Schachklub Delémont beitreten und so trainieren, wie sie es sich erträumte. Während ihrer Studienzeit war ihr der Schachklub Neuchâtel, praktisch eine Männerdomäne, leider nur eine magere Hilfe. Erst als sie mit 22 dem Firmenschachklub Toyota beitrat, konnte man vom Auftakt zu einer Karriere sprechen. Nach der Fusion des Klubs mit Tschaturanga spielte sie in der 2. oder 3. Mannschaft. Heute ist Catherine ein aktives Mitglied des SK Olten. Der Durchbruch kündigte sich an, als sie 1986 in die Damen-Nati eingeladen wurde.

    Ihre erste internationale Feuertaufe erlebte sie im selben Jahr am Vierländerkampf von Straubing in Ostbayern. 1990 war es dann so weit: Unter Trainer Edwin Bhend bestritt sie ihre erste Schacholympiade in der Donaustadt Novi Sad in Nordserbien. Obwohl als Ersatzspielerin angereist, spielte sie acht Partien und landete u.a. einen schönen Sieg mit Matt gegen die israelische Fidemeisterin Anna Segal. Für sie war es ein prägendes Erlebnis: Im schachbegeisterten Jugoslawien war ein so wichtiger Anlass mit einem Riesenrummel verbunden; man wurde bedeutenden Politikern vorgestellt, erfühlte die Stimmung vor dem Ausbruch der Jugoslawienkriege, erlebte die Top-Asse der Männerteams und war dennoch auf das Kernstück fokussiert: Schach, Schach und nochmals Schach.

    Vier Jahre später fuhr sie unter Trainer André Lombard an ihre 2. Olympiade in Moskau, das für Thessaloniki eingesprungen war. Sie erlebte einen typischen Moskauer Dezember – mit viel Kälte. Nicht nur in Bezug auf das Winterwetter, sondern auch im öffentlichen Leben. Warnungen vor Kriminalität, Rubelinflation, allgemeine Wirtschaftskrise, unbequeme Wohnverhältnisse, Kontrollen, praktisch Isolation im Schachhotel, fast keine Zuschauer. Für Catherine persönlich war diese Olympiade dennoch ein voller Erfolg. Besonders im Gedächtnis haften geblieben ist ihr Sieg in der 6. Runde gegen die starke Exil-Russin und Internationale Meisterin Julia Twerskaja aus den USA. Die Partie war ein Zermürbungskrieg. Die Schweizerin kam schlechter zu stehen, opferte eine Figur, um doch noch ein Remis zu erreichen. Ihre Gegnerin wand sich zwar heraus, liess aber nach fast 7 h Spielzeit die Dame stehen. Catherines Kondition und Durchhaltewille hatten den Ausschlag gegeben. 

    1996 flog sie an die Schacholympiade in Jerewan. Interessant: für Hin- und Rückflug hatte der Europäische Schachverband für Europas Schachelite einen Charterflug organisiert. Das führte zu einem interessanten gegenseitigen Kennenlernen. In der Hauptstadt Armeniens war die Erinnerung an den eben zu Ende gegangenen «Bergkarabach-Krieg» gegen Aserbaidschan noch allzu gegenwärtig. Die Sicherheitsmassnahmen waren sehr streng und nach einem kleinen Zwischenfall nach den Wahlen wurde Jerewan gänzlich abgeriegelt. Catherines morgendliche Joggingrunde führte sie – trotz Ausgangssperre – zwischen Panzern hindurch, und das Militär war omnipräsent. Bemerkenswert für sie war die Schachbegeisterung der Armenier. Mit vor Ort waren auch Hans-Jörg Illi und Jörg Grünenwald. Immerhin, hier wurde nebst gutem Schach auch mal gefeiert: In einer Disco-Party feierte Yannick Pelletier seinen 20. Geburtstag.

    Natürlich waren Catherines Einsätze an diesen Olympiaden für sie ein grosses Highlight und eine Ehre zugleich. Denn T. Lematschko und B. Hund waren praktisch immer gesetzt. Damit blieben für Amateurinnen wie Catherine nur zwei Plätze offen, für die man sich qualifizieren musste. Gleichzeitig bedeutete das auch, Ferien zu opfern. Davon konnte übrigens auch Edwin Bhend bei seinen frühen Olympiade-Einsätzen ein Lied singen.

    In der heimischen Schach-Szene wirkten sich diese Olympiade-Ernstkämpfe natürlich positiv aus: 1995 wurde Catherine in Villars erstmals Vizeschweizermeisterin hinter der achtfachen Meisterin WGM T. Lematschko. Dann, 1998, war es soweit! In Engelberg krönte sie sich im Damenturnier zur Schweizermeisterin, obwohl sie, wie sie mir anvertraute, nicht einmal so gut gespielt hatte. 2004 in Samnaun wurde sie erneut Vizeschweizermeisterin, dieses Mal im HT1. Ein Jahr zuvor hatte sie sich entschlossen, aus der Damen-Nati zurückzutreten, um sich vertiefter der Informatik zu widmen. Die Mitgliedschaft im CH-Kader bedingte eben auch, dass man alle zwei Jahre die SEM bestreiten musste und dazu die wöchentlichen Trainings in Basel mit Edwin Bhend und später mit Ivan Nemet absolvierte. Trainings, die einen erheblichen Einsatz erforderten, aber auch sehr viel brachten, vor allem im Endspielbereich. Als Müsterchen ihrer Kenntnisse in Sachen Endspiele: Gegen zwei überlegene Gegner hielt sie praktisch verlorene Partien zäh remis. In einem Fall opferte sie alles Material, sodass ihrem Gegner schliesslich nur noch der Randbauer und der falsche Läufer blieb. Im andern Fall habe sie sich geschworen: «Wenn ich auch dieses Endspiel noch halte, dann kaufe ich mir Mark Dvoreckijs Endspieluniversität.» Das tolle Endspielbuch steht heute noch in ihrer Bibliothek. 2011 und 2013 reaktivierte sie sich noch einmal für das CH-Kader der Europameisterschaften in Chalkidiki (GR) und in Warschau.

    Ein anderes nicht minder wichtiges Kapitel sind Catherines Einsätze als Turnier-Organisatorin und als Mitarbeiterin für den SSB. 2014, 2017 und 2019 fungierte sie als Organisationschefin der Oltner Bundesturniere und ist heute bereits in Planung für den nächsten Grossanlass von 2024. Mit Heinz Linder zusammen hob sie das Mittelland-Turnier, ein grosses Rapid-Tagesturnier, aus der Taufe. Übrigens wurde dort erstmals in grösserem Rahmen das Paarungsprogramm unseres jüngst verstorbenen ehemaligen Präsidenten Karl Eggmann eingesetzt. Am Super Credit Suisse Open in Horgen (1995), u.a. mit Kasparow, Iwantschuk, Kortschnoi und Short, war sie im Pressebüro zuständig für die Live-Übertragungen der Partien – damals noch im Teletext – auf Deutsch und Französisch. Ein Jahr später leitete sie zweisprachig das Pressebüro des Credit Suisse Grand-Prix- Turniers von Genf, u.a. mit Kasparow, Anand, J.Polgar und dem unverwüstlichen Kortschnoi; dieses Mal mit Teletext und Internet. Das war der Startschuss für eine knapp 20-jährige Zusammenarbeit mit dem Teletext des Schweizer Fernsehens.  

    1993/94, kurz vor der Fusion der beiden Schweizer Schachverbände, stieg Catherine beim SSV als Übersetzerin und später als Informatikexpertin ein. Auf ihr Konto gehen die französischen Versionen der neuen SSB-Statuten und die ersten beiden Versionen der Homepage des SSB. In der Zeitspanne von 2011 bis 2015 war sie Mitglied des ZV als Ressortleiterin Information und Kommunikation und damit erste Chefin von Wolfgang Schott. Sie leitete auch das Projekt der neuen Homepage und der Automatisierung der Berechnung der Führungsliste – beides Riesenjobs in ihrem «Nebenberuf». Daneben übersetzte sie die Editorials der SSZ, Reglemente, Homepageeinträge, SSZ-Beiträge und war federführend für ein einheitliches Glossar. Inzwischen hat sie ihre Übersetzertätigkeit für den SSB stark zurückgefahren. Dennoch, ganz kann sie es nicht lassen, sich dort einzubringen, wo es sie braucht. Bei den Lehrabschlussprüfungen im Kanton Zürich ist sie weiterhin als Prüfungsexpertin dabei. 

    Man glaubt es kaum, dazwischen blieb manchmal noch ein Restchen Zeit für andere sportliche Hobbys wie z.B. Reiten, das sie seit ihrer Schulzeit bis vor wenigen Jahren betrieb. Neben Wandern ist im Winter, im Prättigau, natürlich auch Schneeschuhwandern zusammen mit ihrem langjährigen Partner Thomas angesagt. 

    Schön für uns, dass sich diese so aktive Persönlichkeit Catherine dazu entschlossen hat, bei uns Schachsenioren wieder ihr Haupt-Hobby aufzugreifen und bei unseren Turnieren an alte Zeiten anzuschliessen. Klar, heute ist es eher «Genussschach», wie sie einmal formulierte. Wir wünschen ihr herzlich weiterhin gute Gesundheit, schönen Wintersport im Prättigau und viel Freude am Seniorenschach. Ins Kameradschaftliche hat sie sich an ihren ersten beiden Turnieren im vergangenen Jahr bereits bestens eingebracht.


Marcellus Geiser – vom Dunkel ins Licht

Aus Bulletin 430 Gstaad/Ascona 2022, Seite 47


Marcellus kennen wir alle als lebenslustigen, kameradschaftlichen und humorvollen Mitschachsenior, der seit 2014 an über 20 Seniorenschachturnieren teilgenommen und immer für gute Stimmung gesorgt hat. Leider gräbt eine Biografie auch tiefer, bis in die frühe Vergangenheit eines Porträtierten. Im Falle von Marcellus ist diese eher bedrückend.

    Marcellus kam am 30.1.1939 in Waltenschwil-Bremgarten zur Welt. Im Alter von 4 Jahren verlor er seine Mutter und lebte mit seinen zwei Geschwistern bei seinem Vater. Doch dieser erkrankte schwer, sodass die Familie auseinanderbrach, als er elf war. Zuerst sprangen Verwandte ein, doch dann wurde Marcellus als Verdingbub auf einen Bauernhof in der Gemeinde Kallern (AG) geschickt. Seine Geschwister wurden ebenfalls fremdplatziert, trafen es aber eine Spur besser als ihr Bruder.

    Hier drängt sich ein kleiner Einblender zu diesem düsteren Kapitel der Schweizer Geschichte auf: Zwischen 1800 und 1960 wurden Tausende von Kindern als «fürsorgerische Zwangsmassnahmen», de facto zu Zwangsarbeit, zumeist auf Bauernhöfe verschickt. Das Schicksal dieser Kinder war – zumindest für einen erheblichen Teil –traumatisch: Sie waren rechtlos, wurden ausgenutzt, oft sogar missbraucht und lebten am Rande ihrer Existenz. Doch die Gemeindepfarrer lobten die Bauern noch für ihren «noblen Einsatz für die Fürsorgefälle», ohne genauer hinschauen zu wollen. Jeremias Gotthelf beleuchtete diese Schicksale in seinem Roman «Bauernspiegel». Erst am 12. April 2013 kam Bewegung in die Hinterfragung dieses historischen Unrechts. An diesem Tag erhielten rund 15000 ehemalige Verdingkinder – auch Marcellus – ein Schreiben der damaligen Justizministerin Simonetta Sommaruga, in welchem sie sich für das begangene menschliche Unrecht im Namen des Bundesstaates Schweiz entschuldigte. 2014 kam die «Wiedergutmachungsinitiative» von Guido Fluri vor die Räte, welche finanzielle Entschädigungen in Höhe von 500 Millionen Franken forderte. Die Sache ging nach einem Gegenvorschlag des Bundesrats erneut durch die beiden Räte, und erst 2016 wurden dann 300 Millionen Franken wirklich gesprochen. Auch Marcellus erhielt 25000 Fr. ausbezahlt, den Höchstbetrag – steuerfrei, wie mein Interviewpartner schmunzelnd bemerkte. Doch vermochte diese Entschädigung die dunklen Erinnerungen an die sehr harte Zeit nicht zu verdrängen. Marcellus war zwar nicht missbraucht worden, hatte aber überhaupt keine Freizeit: ausgenutzt bei sieben Tagen harter Arbeit in der Woche, dazu sehr magere und erst noch schlechte Kost – ausser in der Obstreifezeit. Etwas Positives gewinnt Marcellus diesen für ihn düsteren vier Jahren doch noch ab: Es sei eine brutale Schule für ihn gewesen, doch habe er gelernt, hart zu arbeiten und im richtigen Moment den Mund zu halten.

    Nun zurück zu seiner Biografie. Die Primarschule besuchte Marcellus in Bremgarten, die Oberschule in Kallern. Eindrücklich ist, wie er sich in dieser schwierigen Zeit eisern vornahm, irgendwann einen richtigen Beruf zu erlernen. Diese zielstrebige Antriebsmotivation zeichnete sein ganzes Leben. In der Giesserei Reppischhof fand er seine Lehrstelle.

    Existenzsichernd? Kaum – im ersten Jahr verdiente ein Lehrling dort gerade mal 60 Rappen in der Stunde. Zwei Jahre blieb er dort, dann fand er nach abgeschlossener Berufslehre in Morges eine Stelle als Chauffeur im Transportsektor. So transportierte er z.B. 350 t Olivenöl von Nizza in die Schweiz ins Pflichtlager der Mosterei Hitzkirch. Oder als in den 60er-Jahren die Autobahn Lausanne – Genf gebaut wurde, führte er Kies in riesigen Mengen.

    Eine Zeitlang arbeitete er auch als Baggerführer. In der Transportsparte schaffte er schliesslich den Durchbruch – sein Leben wurde lichter. 1992 gründete er seine eigene Transportfirma, die «Geiser AG Transporte und Aushub». Seine Firma führte er bis 2007. In jenem Jahr, mit 68, zog er sich aus dem Geschäftsleben zurück, verkaufte die beweglichen Teile der Firma, behielt jedoch die Immobilien.

    Marcellus und die Gesellschaft: 1989 wurde er in den Gemeinderat von Schafisheim gewählt; ein Jahr später avancierte er bereits zum dortigen Gemeindepräsidenten. Dieses Amt bekleidete er volle elf Jahre lang. Wen wundert’s, dass er sich während seiner Amtszeit mit gutem Verständnis besonders für die Sozialfälle in seiner Gemeinde einsetzte.

    Marcellus hat aus seiner geschiedenen Ehe zwei aufgestellte Töchter und fünf Enkelkinder. Heute lebt er in einer «Fernbeziehung» mit einer Partnerin, die in der Romandie wohnt. Nach seinen Hobbys befragt: Schach und ... Fischen! Und das nicht einfach so als blutiger Amateur. Nein, mit grosser Leidenschaft, mit Schweizer Patent und mit SaNa-Ausweis (Sachkunde-Nachweis). Früher fischte er vor allem an der Reuss.

    Heute hat er ein kleines Ferienhaus am Murtensee und ein Boot in Avenches. Für seine dortigen Fischerfreunde ist er einfach der «Suissallemand», der immer weiss, wo und wann die Fische stehen. Es versteht sich fast von selbst, dass Marcellus auch ein guter Koch ist, vor allem als Poissonnier, als Fischkoch. Mit seiner Partnerin verbringt er regelmässig Ferien in den Fischgewässern von Jütland oder auf einem Hausboot auf dem Shannon in Irland. Zu seinen Freizeitaktivitäten gehören auch Wandern und Radfahren. Letzteres wurde schon früh zu seinem Hobby ... oder war es doch eher nur normaler Alltag? Denn vor der Stifti war Marcellus noch Ausläufer für eine Autokühlerfirma in Zürich. Das bedeutete für ihn, jeden Tag, bei jedem Wetter, Radeln – von Rudolfstetten nach Zürich und zurück (so 60 km/Tag), dazu noch die Ausläuferei mit Velo und Anhänger – defekten Autokühler abholen und nach der Reparatur wieder zurückbringen.

    Nun zum Schach! Er erlernte unser tolles Spiel bei seinem Vater. Zuerst als Zuschauer, dann aber ging es bereits ums Eingemachte, wie bei einem Halbprofi: Verlor Marcellus, schuldete er seinem Vater einen 20-Räppler, gewann er, so erspielte er sich einen Zweifränkler. Eifrig beteiligte er sich auch als Problemlöser in den Schachspalten der Tageszeitungen. Später trat er dem SC Wohlen bei, wo er in der Person von Josef Steiner einen guten Lehrmeister erlebte. Einmal bezwang er diesen sogar. In zwei Simultanveranstaltungen schlug er auch Werner Hug. Er war damals ein Mann im Aufwind! Bei einer Teilnahme am Novapark-Turnier, damals noch mit Hängepartien, hatte er hart zu beissen: Er lief in drei Hängepartien hinein, die alle zügig zu Ende gespielt werden mussten. Seine letzte Hängepartie endete erst in den frühen Morgenstunden, um 3 Uhr. Das Resultat für soviel Einsatz: 3 Nuller. Es war dann der SC Wettingen, der ihn als

Präsidenten anheuerte. Er blieb im Amt bis zur Auflösung des Klubs. Heute spielt er bei der SG Baden. Im Jahre 2014 trat er den Schachsenioren bei. Seine SSS-Turniere waren vor allem die Zürcherturniere, Adelboden und Gstaad. Auch dieses Jahr lockte ihn der mondäne Ort im Saanetal. Bei uns schätzt er vor allem die ausgesprochen gute Kameradschaft.

    Wir wünschen Marcellus von Herzen alles Gute, viel Freude bei beiden Hobbys und Petri heil. Übrigens, man kann auch bei den Schachsenioren einmal im Trüben

fischen.

Alex Polyméris – unser weitgereister Kosmopolit

Aus Bulletin 428 Adelboden 2022, Seite 42


Die Zeit der Kindheit hinterlässt stets ihre Spuren im weiteren Leben eines Menschen. So auch bei unserem Mitsenior. Seine Geschichte liest sich wie ein Roman! Alex kam am 25. April 1939 in Thessaloniki, in der Provinz Makedonien, im nordöstlichen Griechenland, zur Welt. Sein Vater war Grieche, seine Mutter eine Schweizerin aus Zürich. Kennengelernt hatten sich seine Eltern in Lausanne, als sein Vater an der EPUL Bauingenieur studierte und seine Mutter ihr Welschlandjahr absolvierte. Beide Familien standen einer Heirat mehr als distanziert gegenüber; doch geheiratet wurde trotzdem. Das junge Paar zog nach Serrais, dem Heimatort des Vaters, nahe der bulgarischen Grenze. 

    Geprägt wurden Alex’ erste Lebensjahre durch den Zweiten Weltkrieg! Mussolinis Italien hatte sich 1940 auf ein Offensivabenteuer auf dem Südbalkan eingelassen, mit Griechenland als Eckpfeiler des italienischen Traums vom Mittelmeer als «Mare nostrum». Doch vieles lief schief; erst das Eingreifen der Deutschen im Rahmen des Stahlpakts im April 1941 brachte die entscheidende Wende. Der junge Alex erlebte die deutsche Besatzung und später die Befreiung durch die Engländer vom Balkon eines fünfstöckigen Wohnblocks an zentraler Lage in Saloniki aus. Er wuchs in einer typisch griechischen Grossfamilie auf. Vater und Onkel waren unlängst von der Front zurückgekehrt. 

    Als Alex in der 1. Klasse war, entschloss sich seine Familie, ein Bruder war soeben geboren worden, die Verwandten in der Schweiz zu besuchen. Alex erinnert sich an die abenteuerliche Überfahrt von Piräus nach Marseille und an die nach Seeminen Ausschau haltenden Scharfschützen am Bug des Schiffes. Frauen und Männer hatten getrennte Unterkünfte. Alex wurde als Erwachsener eingestuft und durfte stolz mit seinem Vater auf Deck übernachten. Der geplante Kurzurlaub sollte dann aber 15 Jahre dauern und über die halbe Welt führen. Odysseus lässt grüssen. Kaum war die Familie in der Schweiz angekommen, entbrannte in Nordgriechenland ein Bürgerkrieg. Sollte die Region dem West- oder dem Ostblock zugeschlagen werden? An eine Rückreise war nicht zu denken. Aber auch ein längerer Verbleib in der Schweiz war ausgeschlossen, denn Alex’ Mutter hatte nämlich durch ihre Heirat mit einem Ausländer ihr Schweizer Bürgerrecht eingebüsst. 

    Der Aufenthalt in der Schweiz zog sich dann über beinahe zwei Jahre hin. Der Knabe, der damals noch kein Wort Deutsch oder Schweizerdeutsch sprach, wurde nach ein paar Wochen in die 2. Klasse eingeschult. Das Schicksal wollte es, dass Alex’ Eltern per Zufall mit einem in Santiago de Chile lebenden Schweizer Ehepaar ins Gespräch kamen. «Auswandern nach Chile – kein Problem»,  einten diese. «Ein wunderbares Land, und wir kennen den Botschafter in Bern» – ein erster Vorgeschmack, wie man Probleme «á la Chilena» löst! 

    Nach Erhalt eines Blitzvisums schiffte sich die Familie via Liverpool nach Buenos Aires ein. Per Zug ging es von Argentinien über die Kordilleren nach Santiago. Die Ausländerkolonien spielten dazumal in ganz Lateinamerika eine wichtige Rolle. In der neuen Heimat angekommen, wandten sich seine Eltern an ihre griechischen und schweizerischen Landsleute – und erhielten Unterstützung. Alex trat in die Schweizer Schule von Santiago ein, mit Unterricht in Deutsch und Spanisch – eine echte Herausforderung für ihn.

    Die Schweizer Kolonie förderte ihre Gemeinschaft vorbildlich. Sie war, wie es Alex formuliert, «schweizerischer als die Schweiz selbst» und formte den Jüngling erst richtig zu einem Schweizer. Der Schweizerclub, mit einem grossen Schwimmbad in Nähe seines Wohnhauses und einer Skihütte in der Cordillera, ca. 50 km von Santiago, wurde fortan seine zweite Familie. Neben Schule war viel Sport angesagt. Im Sommer Schwimmen im  schwimmbad und im Pazifik, im Winter Skifahren wurden seine Leidenschaften. Auch Bergsteigen und Reiten (Cowboy-Style) vervollständigten sein Sportparadies. Eine zweite Sache war ebenfalls eindrücklich: Mit 16 gelangte er in den Besitz eines Führerscheins und chauffierte bereits Waren und Leute mit einem Kleinlastwagen durch die Gegend. Alles ganz nach chilenischer Art: Man kannte wichtige Leute und Alex’ Vater hatte in der Zwischenzeit eine kleine Baufirma aufgebaut.

    Seine schulische Ausbildung schloss Alex mit der Matura ab. Der Weg dahin war zwar steinig, aber gut gewesen. Der damals Zwanzigjährige wäre gerne in seinem chilenischen Paradies geblieben. Andererseits reizte es ihn, seine Zukunft auf eigene Faust selbständig zu gestalten. So bestieg er mit 20 einen englischen Frachter Richtung Europa. Die Reise dauerte 30 Tage und führte durch den Panamakanal in die Karibik, unter anderem nach Jamaica und Kuba Fidel Castro war gerade an die Macht gekommen). In La Rochelle ging Alex von Bord und schlug sich via Paris in die Schweiz durch. Hier angekommen, sondierte er vorsorglich sein ETH-Studium. Zunächst jedoch ging seine Reise weiter, in 40 Stunden per Bahn nach Griechenland. Dort wurde er, als Delegierter der in Chile verbliebenen Familie, wie ein Held empfangen. Er blieb zwei Monate und lernte seine ursprüngliche Heimat etwas näher kennen.

    Zurück in Zürich bestand er die Aufnahmeprüfung für ein Bauingenieurstudium an der ETH. Für ihn entpuppte sich die damalige Schweiz zumindest als sehr «gewöhnungsbedürftig», wie er mir anvertraute. Diverse Schlummermütter mischten sich mehr in sein Privatleben ein, als es seine eigene Mutter je getan hatte. Jegliches Arbeiten war ihm als Ausländer untersagt. So wich er in den Ferien auf Baustellen nach England und Deutschland aus. Überhaupt zogen sich seine Beziehungen zur englischen Welt wie ein roter Faden durch sein ganzes Leben.

    Bei Studienabschluss traf Alex glücklicherweise auf eine Zeit des Baubooms. Das Nationalstrassen-Projekt war in Angriff genommen worden. Er konnte seine Stelle unter vielen Angeboten aussuchen und trat in eine auf Vorfabrikation und Vorspanntechnik spezialisierte Firma ein. Schon ein Jahr später bekam er die Gelegenheit, seine «eigene» vorfabrizierte Brücke an der Rämistrasse in Zürich zu planen und die Montagearbeiten zu leiten. Die Brücke wurde in einer einzigen Nacht montiert! Parallel dazu besuchte er die ersten an der ETH angebotenen Informatikvorlesungen.

    Mit 26 heiratete er eine Zürcherin aus Zollikon in einer griechisch-orthodoxen Zeremonie und bewarb sich um das Schweizer Bürgerrecht. Trotzdem wurde die Schweiz zu eng für ihn. Eine Stelle bei Alusuisse, in welcher ein Bauingenieur mit Informatikkenntnissen gebraucht wurde, führte ihn zu einem Grossprojekt nach Louisiana (USA). Die Alusuisse bot ihm weitere Projekte in Deutschland, Norwegen und Island an.

    Nach vier Jahren zog es ihn zu Oerlikon-Bührle, für die er den Bau von schlüsselfertigen Industrieanlagen in der arabischen Welt betreute. Algerien, Irak und Malaysia wurden zu seinem Operationsgebiet. Während einer Umstrukturierung bei Bührle wurde Alex überraschend und unvorbereitet zum Leiter des Bereichs «Industrieprojekte» mit ca. 130 Mitarbeitern befördert. – Er wurde sozusagen zum Kapitän auf einem sinkenden Schiff. Alex’ Grossprojekte liefen durchaus gut. Umso ernüchternder war der Bescheid der Firma im militärischen Befehlston: «Sie haben die Schlacht gewonnen, den Krieg sind wir aber am Verlieren. Abwracken!». Eine Abteilung nach der andern wurde geschlossen. Er, der Kapitän, verliess als letzter das Geisterschiff.

    Alex hatte gottlob noch einen Trumpf im Ärmel. Er konnte sich eine Auszeit in Form eines zehnwöchigen Nachdiplomstudiums in Nestlés Internationaler Business-School in Lausanne, auf Kosten seines Arbeitgebers, nehmen. 

    Leider verstarb seine Frau wenig später. Übrigens ist Alex noch heute in Zollikon wohnhaft.

    Mit knapp 50 eine neue Stelle zu finden, war nicht einfach. Und so folgte die letzte berufliche Umorientierung: Alex gründete nach einigen Anläufen eine eigene Firma und übernahm die Schweizer Vertretung einer englischen Software für Strassen- und Eisenbahnbau. Die grossen Neat-Projekte der SBB standen unmittelbar bevor. Alle renommierten Ingenieurbüros, die daran teilnehmen wollten, mussten ihre Informatikabteilungen massiv ausbauen. Alex übernahm auf eigene Rechnung bis zu seiner Pensionierung mit 67 den Vertrieb, die Ausbildung und den Hotline-Support der neuen Software. Für ihn eine tolle Sache, wie er sagte.

    Nach seinen Hobbys befragt, kam eine ganze Palette zum Vorschein. Vom Skifahren ist bereits die Rede gewesen. Beim TC Witikon stieg er in den Tennissport ein und – was für eine glückliche Fügung – lernte dort seine heutige Partnerin Clairmonde kennen. 

    Alex outete sich im Interview auch als grosser Tool-Freak, wobei ihn vor allem Rechenschieber, Computer, Smartphones, aber auch Autos, Motorräder, Wanderstöcke und Velos – in den letzten Jahren vorwiegend Mountainbikes – faszinieren. Vieles fällt leichter, wenn man seine Werkzeuge beherrscht. 

    Wie aber kam Alex zum Schach? Wiederum lockte Clairmonde. Nach vielen, hartumkämpfte Begegnungen auf dem Tennisplatz meinte sie eines Tages: «Wenn wir auch geistig am Ball bleiben wollen, müssen wir etwas dafür tun». Schach war angesagt! So kam es, dass Alex sein erstes Turnier bei den Schweizer Schachsenioren erst im Alter von 75 Jahren (!) bestritt. Seither gehört er zu den fleissigsten Turnierteilnehmern und hat bis dato ganze 35 Senioren-Turniere bestritten. Interessant ist, was das Schachspiel für Alex im tieferen Sinne beinhaltet. Für ihn ist das computergestützte Nachanalysieren einer Partie etwas Wertvolles, «so wichtig wie das Ausschwingen beim Tennis nach dem Schlag». 

    Wie kann er seine mangelnde Schacherfahrung kompensieren? «Erfahrung ist die Fähigkeit, einen Fehler zu erkennen, wenn man ihn erneut macht», sagt ein Sprichwort. Konsequent erfasst Alex die wichtigsten in einer Partie gemachten Fehler in einer Excel-Datenbank, freut sich über die zur Verfügung stehenden Filter- und Statistikfunktionen und nutzt die eleganten Möglichkeiten, Excel direkt mit Lichess, dem Schach-Online-Tool, zu verknüpfen. 

    Ich bekam jedenfalls den Eindruck, dass die fast wissenschaftliche Analyse und Vorbereitungstätigkeit im Turnierschach für Alex wichtiger sind als das Turniergeschehen am Brett.

    Wir wünschen Alex, unserem Kosmopoliten, weiterhin gute Gesundheit, tollen Sport und viel Freude am Schach, sowohl am Brett wie mit seiner so geschätzten Tool-Arbeit.

Der neue Turnierleiter im Vorstand – Bernhard Erb

Aus Bulletin 425 Bad Ragaz 2022, Seite 34


Im Februar, an der diesjährigen GV in der Zunftstube der Linde Oberstrass, wurde Bernhard Erb unter grossem Applaus neu in den Vorstand gewählt, zusammen mit Matthias Rüfenacht, welcher nach dem Rücktritt unserer «Legende», Ueli Eggenberger, das Bulletin-Team verstärkt. Bernhard wird sich nun mit Toni und Eugen in die Leitung unserer Turniere teilen. Vielen ist er schon vor seiner Wahl in den Vorstand als souveräner Organisator unserer Online- Stundenturniere aufgefallen. Mit Zürich  2 online sind es nicht weniger als neun solcher Turniere, die er in der schwierigen Pandemiezeit organisiert und geleitet hat. Vielen unserer Mitglieder hat er damit zu einem schachlichen Lichtblick in dunkler Zeit verholfen. Andere Senioren haben ihn schon als Organisator der Seniorenturniere des Nordwestschweizer Schachverbandes (NSV) kennengelernt.

    Nun, wer ist dieser dynamische, engagierte Organisator Vordergründig: Bernhard ist durch und durch Fricktaler! Heute mit seiner Gattin Dorothee Menzi wohnhaft in Gipf-Oberfrick, geboren in Frick, aufgewachsen in Frick, Primarschule und Bezirksschule daselbst im «Life Sciences-Valley», wie es heute so schön heisst. Zu Recht heisst es so, denn dort finden wir eine Ballung weltweiter Konzerne wie Novartis, Roche, Syngenta, DSM und BASF und weitere Technologie-Firmen. Für Bernhard als Chemiker war dies eine Achse, um die sich sein Leben drehte.  Der Reihe nach: Als Zweitältester von sieben Kindern kam er am 3. August 1954 als Fricktaler zur Welt, besuchte, wie schon erwähnt, auch die Schulen dort. Seine Weiterbildung schloss er am Kollegium Schwyz mit der C-Matura ab, der naturwissenschaftlich-mathematischen Richtung. Darauf folgte das Studium der Chemie an der ETH, das er mit Diplom und schliesslich mit dem Doktorat abschloss. Für ihn war es von vornherein klar, dass er bei ei- nem der nahen Basler Chemieriesen einsteigen würde – bei Ciba Geigy. Dort widmete er sich in verschiedenen Projekten der Entwicklung von Wirkstoffen, von Synthesen, die dann bis zur Produktionsreife weiterent- wickelt wurden. Ein Beispiel gefällig? Eplerenone, das erste Projekt mit Blausäure in der Synthese, einer bekanntlich hochgiftigen, flüchtigen Cyan-Verbindung. Es gelang, die Blausäure zu ersetzen. Dafür gab es später sogar ein Patent. Das Medikament wurde  von Pfizer als Inspra (Medikament gegen Herzmuskelschwäche) auf den Markt gebracht. Eine interessante Zeit  für den jungen Chemiker und seine Familie war der vierjährige Aufenthalt im englischen Grimsby, wo er in einem Ciba-Werk die chemische Produktion kennenlernte und an der Projektierung und am Aufbau eines vollautomatisierten Produktionsbetriebs beteiligt war. Dort kam auch Jeremy zur Welt, das jüngste seiner vier Kinder. Nach seiner  Rückkehr aus England unterstützte er die Produktionseinführung von Diovan (Medikament gegen Bluthochdruck) und leitete ab 1998 ein Entwicklungs- und Pilotlabor mit 25 Mitarbeitern. Bernhard versteht etwas von Timing, fast anekdotenhaft: Im Alter von 31 Jahren und 3 Monaten war er in den Chemiekonzern eingestiegen, nach just 31 Jahren und 3 Monaten liess er sich frühpensionieren!

    Das Schachspiel erlernten Bernhard und seine Schwester von ihrer Grossmutter. Im Kollegium Schwyz pflegte er sein Schachspiel weiter und trat dort auch dem SC Schwyz bei. Während seiner Fricktalerzeit spielte er beim SC Frick, vor allem Klubturniere und am Aargauer Schachtag, weniger an schweizerischen Anlässen. Später trat er in den Firmen-Schachklub der Ciba- Geigy ein, und in seiner Englandzeit machte er sich auch mit dem englischen Schachstil bekannt. Interessant wurde es für ihn, als 1997 Ciba-Geigy und Sandoz zu Novartis fusionierten und deshalb auch die beiden Firmenklubs zusammengelegt wurden. Bernhard  war Mitglied der Statutenkommission und wurde dann – geschoben und ge zogen – Präsident des neuen Klubs. Diese Funktion betreut er übrigens heute noch, nach mehr als 25 Jahren! In jener frühen Zeit spielten 122 Mitglieder im Klub, heute sind es noch 47. Immerhin drang die erste Mannschaft 2003 in der Nordwestschweizer Mannschaftsmeisterschaft in die 1.Liga vor und konnte sich mehrere Jahre behaupten.  Wie bereits erwähnt, organisiert Bernhard die NSV-Seniorenturniere, die s  eine Zusammenarbeit des SC Novartis  mit dem SK Birseck in dessen Räumen, und engagierte sich im Vorstand des Nordwestschweizer Schachverbandes. Im Jahr 2016 trat Bernhard unserer Schachseniorenfamilie bei. Die Göttin Caissa belohnte diesen Schritt und war ihm hold, denn in seinem ersten SSS-Turnier Zürich 1 von 2017 besiegte er Beni Huss in der 2. Runde mit Schwarz. Beni wurde übrigens trotzdem Turnierdritter. Zu Bernhards Hobbys ge hört natürlich nicht nur das Tummeln auf den 64 Feldern, sondern, wie bei vielen Chemikern, auch das Kochen –  Alltägliches, aber auch gerne mal was Neues. Seit einigen Jahren hat ihn die  Ahnenforschung gepackt. Draussen gehören das Wandern und das Arbeiten im Garten dazu. Im Sommer hilft er ei nem Biobauern bei der Kirschenernte. Ob Hobby oder nicht: Er war auch der Präsident der Steuerkommission in Gipf- Oberfrick und Mitglied des Pfarreirats der Katholischen Kirche daselbst.

    Die Verstärkung unseres Vorstandes durch einen weiteren Turnierleiter bedeutet praktisch, dass Toni und Eugen bei der ausserordentlich hohen Zahl von 10 Senioren-Turnieren pro Jahr ent lastet werden. Wir wünschen Bernhar d eine reibungslose Einarbeit in seine Turnierleiterfunktionen und viel Freude  dabei. Er wird dies mit dem selben Elan  tun, mit dem er die Online-Turniere ge leitet hat. Ihm und seiner Familie wünschen wir weiterhin nur das Beste.

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Portraits aus Bulletin Nr. 423 – 397

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Eine Legende tritt zurück – Ueli Eggenberger

Aus Bulletin 423 Ascona, Seite 40


Es wird Tatsache: an der kommenden GV in Zürich tritt Ueli nach 20 intensiven Jahren der Vorstandsarbeit von seiner Charge als Schachredaktor unseres Bulletins zurück. Die Arbeit des gebürtigen Berner Oberländers, heimatberechtigt in Grabs SG, in all diesen Jahren seit 2002 kann kaum gebührend gewürdigt werden. Sie ist einfach enorm! Lassen wir zunächst spielerisch Zahlen sprechen, und zwar aus dem Zeitraum der online publizierten Bulletins von 2008 bis 2021: Allein in diesem Zeitraum hat Ueli 117 Bulletins betreut, sage und schreibe über 1600 Partien kommentiert und weit über 3000 Diagramme – mit unterschiedlichen Schwierigkeitsgraden – und Lösungen gesetzt. Spitzenwerte: 2019/292 Diagramme, 2009/187 kommentierte Partien. Wieviel Einsatz es dafür brauchte, sei noch an einem Beispiel gezeigt: Für die 44 Diagramme des Bulletins Zürich 1 2020 musste Ueli über 500 Partien sichten, um dann erst mit der kreativen Arbeit beginnen zu können. In Stunden lässt sich seine Arbeit fürs Seniorenschach kaum aufrechnen. Neben dieser arbeitsintensiven Redaktionstätigkeit hat er im Hintergrund als sehr gewissenhaftes, kundiges, hoch engagiertes Vorstandsmitglied stets dafür gesorgt, dass alles im Lot war, nichts vergessen ging – er war das Gedächtnis der Schweizer Schachsenioren. Wir werden seine Vorstandstätigkeit sehr vermissen. Ueli ist kaum ersetzbar! Schon an dieser Stelle: Ueli Eggenberger, ganz herzlichen Dank für deine so famos geleistete Arbeit und für deine tolle Kameradschaft! 

    Nun, jeder kennt Ueli, klar, doch wer ist dieser Senior vom Beatenberg wirklich? Er kam am 25. Oktober 1940 in Hünibach am Thunersee zur Welt. In Hilterfingen besuchte er die ersten drei Primarschuljahre. 1949 kam der Umzug in den Kanton Aargau, weil seinem Vater eine Stelle bei der BBC offeriert wurde. Nach der Grundschule und der «Bez» durchlief er die Lehrerausbildung am Lehrerseminar Wettingen. Seine erste Stelle als Junglehrer führte ihn nach Niederrohrdorf – in ein Dorf, das für sein Leben zum Dreh- und Angelpunkt werden sollte. Zu unterrichten bedeutete für den Jungspund in jenen Zeiten: 51 Mittelstufenschüler mit all ihren Temperamenten und ihrer Dynamik in einem Schulzimmer! Trotzdem, Ueli hatte sich dem Wunschberuf seines Herzens verschrieben. «Die Schule ist meine Heimat», sein Zitat. Dies widerspiegelt sich auch darin, dass er mit Leib und Seele stets weit mehr leistete, als von ihm verlangt wurde. Uneigennützig und mit grossem Einsatz leitete er viele Dutzende von Schullagern und Projektwochen, amtete in seinem Sport als Juniorenobmann und erteilte später Jugendschachkurse – alles Extraleistungen wie bei uns im Vorstand. In den 70er Jahren leitete er als Rektor für einige Jahre seine Schule und war Lehrervertreter in der Schulpflege. Auch im Militär kam seine Freude am Engagement zum Ausdruck: Er brachte es zum Hauptmann der Infanterie und war ein besonders menschlicher Kadi. Als kleine Anekdote: in einem Schiess-WK in Bumbach bei Schangnau mietete er sich kurzerhand in einem Gasthof bei der Skiliftstation ein, um für seine Leute die Transporte und das gemütliche Zusammensein auf unkonventionelle Weise sicherzustellen. Der Wirt dankte es ihm mit den Worten: «Häbid en allmächtige, gwalttätige, tiefempfundene, kolossale Dank!» Es erstaunt weiter nicht, dass er mit einem Ratrac an die Inspektion fuhr. Am Ende seiner Karriere wurde Ueli Sport-Of seines Regiments. 

   Sport-Of? – Ueli scheint sehr sportlich gewesen zu sein. In der Tat, in seinen besten Jahren war er ein begeisterter Sportler: Wandern, Klettern im SAC, Skifahren, Eishockey beim SC Niederrohrdorf, Kegeln, Velotouren und – sein Hobby Nr. 1: Landhockey! Schon mit 12 Jahren trat er Rot-Weiss Wettingen bei, das 1962 mit ihm erstmals Schweizermeister wurde. Diesen Titel holte er sich mit den Aargauern noch weitere neun Male. 1964 schaffte Ueli mit seiner Superkondition sogar den Sprung in die Nationalmannschaft als linker Aussenläufer. Internationale Begegnungen führten ihn in viele europäische Länder und sogar nach Südafrika. Zehn Jahre später, damals noch Captain der Schweizer Nationalmannschaft, trat er vom Spitzensport zurück, war danach aber noch in verschiedenen Chargen für seinen Sport tätig: als Spielertrainer, Juniorenobmann und im Zentralvorstand als Zuständiger für Jugend + Sport. Sogar an anderen Schulen unterrichtete er Landhockey – überall manifestierte sich sein Einsatz für die Jugend. Interessant ist, dass schon in dieser Zeit des Spitzensports das Schachspiel immer mehr in sein Leben hineinwuchs. Dies widerspiegelt die hübsche Anekdote, dass er einmal auf dem Rasen nur die erste Halbzeit spielte, weil er am Nachmittag mit der SG Baden, seinem SMM-Verein, in der Innerschweiz am Schachbrett sitzen musste. «Das eine tun, das andere nicht lassen», war Uelis Devise. 

    Nun zum Schach, zu Uelis Passion. Unser Spiel erlernte Ueli schon als Schüler mit seinen Kameraden, aber so richtig intensiv wurde es erst in seiner Lehrerzeit, als er 1963 die Gründung des SC Niederrohrdorf einleitete und dessen erster Präsident wurde. 40 Jahre lang blieb er dem Klubvorstand in verschiedenen Chargen treu und ist heute Ehrenpräsident. Ein Höhepunkt: 1978 der Bundesmeistertitel für seinen Klub. Er nahm an mehreren Schachturnieren teil, vor allem in Biel, Zürich und an den SEM und spielte daneben für die SG Baden und beim SK Aarau. Auf dem Höhepunkt seines Hobbys stand er mit stattlichen 2057 ELO zu Buche. Für den aargauischen Schachverband leistete er gleichfalls Vorstandsarbeit. Später, bei den Aargauer Schachsenioren, war er etliche Jahre Präsident. In diesem vielseitigen «Mittwochnachmittag-Verein» besucht er heute noch regelmässig diverse Wettkämpfe. Das Jahr 2002 brachte eine Zäsur in Uelis Leben. Seine Familie zog zurück in heimische, bernische Gefilde – auf den Beatenberg. Das bedeutete für ihn, dass sein Bergsport wieder mehr Raum bekam und dass er dem SK Thun und den Schachfreunden Thun beitrat. Diesen Klubs ist er als aktiver Spieler noch heute treu. Der zweite bedeutende Schritt war sein Einstieg bei uns Schweizer Schachsenioren. Kaum beigetreten wurde er sogleich Schachredaktor und damit auch Vorstandsmitglied. Ein Blick in die Seniorenakten zeigt deutlich sein schachliches Palmarès auf: Ueli nahm an 152 Turnieren teil, gewann sechs davon und stand 19-mal auf dem Treppchen, zum letzten Mal 2018 in Weggis. Insgesamt liess er, sage und schreibe, wohl nur etwa 4-5 Seniorenturniere aus! Ueli, auf dem Brett mit Schwarz ein leibhaftiger «Franzose» oder «fliegender Holländer», mit Weiss ein schillernder «Bird», fiel uns immer durch seine grossen Eröffnungskenntnisse besonders in seinen Domänen und durch sein unwahrscheinliches schachliches Gedächtnis auf. «Ja, mein Guter, 2015 hättest du im 17. Zug halt c3 ziehen sollen», so oder ähnlich hätte es etwa heissen können.

    Viele werden sich fragen, wie das vom Privaten her überhaupt möglich war. Nun, Ueli war nicht verheiratet, aber ein richtiger Familienmensch. Er unternahm vieles, vor allem Wanderungen und Skitouren, mit seinen Eltern und der Schwester, die nach der Pensionierung seines Vaters nach Niederrohrdorf gezogen waren. Nach dem Tode seines Vaters 1988 blieb noch ein Dreierhaushalt – «eine harmonische WG» – was ihm eine gewisse Ellbogenfreiheit fürs Schach ermöglichte, wobei seine Teilnahme an unseren Turnieren häufig auch Familienferien waren. Dies noch bis in die jüngste Zeit hinein, bis zum Tode seiner Schwester und seiner Mutter, die übrigens das schöne Alter von 104 Jahren bei guter geistiger Gesundheit erreichte.

    Der Rücktritt unseres Ehrenmitglieds hinterlässt eine grosse Lücke. Doch er wäre nicht «unser Ueli», wenn er nicht bereit wäre, seine legendären Diagramme weiterhin in unser Bulletin einzubringen. Seine Devise lautet: «Sich etappenweise aus allen Funktionstätigkeiten zurückzuziehen!» Als Turnierspieler wird er uns ohnehin erhalten bleiben, und auf sein grosses Wissen in allen Belangen wird auch der Vorstand weiterhin zurückgreifen dürfen. Abschliessend bleibt uns nur noch, Ueli nach 20 Jahren unermüdlicher Vorstandsarbeit für seine enormen Verdienste für unsere Schachseniorenfamilie und seine grosse Kameradschaftlichkeit ganz herzlich zu danken, ihm gute Gesundheit und weiterhin viel Freude mit seiner Leidenschaft zu wünschen, für die er jetzt sogar noch mehr Zeit erübrigen kann. 


Es ist aussergewöhnlich, dass vonseiten des Präsidenten eine Schlussbemerkung in einem Portrait angebracht wird. Diese Ausnahme sei mir in Anbetracht der aussergewöhnlichen Leistung von Ueli für uns Schachsenioren erlaubt. Seit 2002 intensive Arbeiten in dieser Art – ich kenne keinen Menschen, der mit einem solchen Engagement und wohl auch mit einer solchen Freude für einen Verein tätig war. Lieber Ueli, ich möchte dir auf diesem Weg für deine Tätigkeit in unserem Vorstand im Namen aller Schweizer Schachsenioren herzlich danken. Wir werden dich im Vorstand vermissen. Bitte bleib gesund. Wir freuen uns, dich weiterhin an unseren Turnieren zu treffen. 

Dein Toni Brugger

Bruno Zülle – ein «junger» Topsenior

Aus Bulletin 420 Laax 2021, Seite 38


Bruno kam am 5. Mai 1959 in Basel zu Welt. Er und sein Bruder Roland, ebenfalls ein Schachspieler, verbrachten ihre Jugend- und Schulzeit in Frauenfeld. Die dortige Kantonsschule schloss er mit einer Matura Typ C ab, mit Schwergewicht auf Naturwissenschaften und Mathematik. Der Eintritt in die ETH war für ihn dann die logische Weiterbildungspforte. Er studierte Experimentalphysik und schloss sein Studium mit einer Dissertation über Kunststoffphysik ab. Sein neuer Arbeitsplatz im Forschungszentrum der ABB in Dättwil führte den Thurgauer dann in die Fremde – in den Kanton Aargau. Rund 15 Jahre unterrichtete er Physik und Mathematik an der Berufsmittelschule der ABB. 2003 kehrte er in seine alte Heimat an der Murg zurück und unterrichtete seine Kernfächer an der BMS Frauenfeld bis zu seiner Pensionierung vor vier Jahren.

In Frauenfeld ist Bruno schlichtweg die Achse, um die sich das ganze Schachleben im Thurgauer Hauptort dreht. Er, Präsident des Klubs seit 15 Jahren, macht dort einfach alles – nun ja, fast alles, und das seit einem gefühlten halben Jahrhundert! Der SC Frauenfeld hatte das Glück, dass Brunos Familie ihn beim Bau eines Mehrfamilienhauses in der Wohn- und Gewerbezone unterstützte. Im modernen Gewerbeteil im Untergeschoss eröffnete er ein Schach-Mekka für den Klub und für das Jugendtraining, das er seit Jahren mit leitet. Am Schwalbenweg1 findet u.a. die Frauenfelder Stadtmeisterschaft statt, die alle zwei Jahre auch als Thurgauer Meisterschaft ausgeschrieben wird. Ebenso tummelt sich dort die Jugend bei den Thurgauer Schülermannschaftsmeisterschaften. Auch die Homepage des Klubs war bis vor kurzem seine Domäne. Im Obergeschoss wohnt Bruno selbst Bruno Zülle an der Winterthurer Schachwoche 2005 und ist damit noch enger mit dem Schachleben verbunden. Wie er anmerkt, war der Ideengeber für diese Lösung – Schachlokal im eigenen Haus – das Badener Modell des jüngst verstorbenen Karl Wilhelm. Wer erinnert sich nicht an SMM-Runden auf höchstem Niveau im Privatkeller der SG Baden, dem auch Bruno während seiner ABB-Zeit angehörte.

Seine eigene Schachlaufbahn begann simpel – im Werkraum seiner Schule. Wie das? Der Hintergrund dazu war der illustre WM-Kampf zwischen Bobby Fischer und Boris Spassky. Als Fan bastelte er sein eigenes Schachbrett, zu dem in der Anfangsphase allerdings lediglich Eile-mit-Weile-Töggel als Schachfiguren herhalten mussten. Seine schachlichen Grundkenntnisse erwarb er sich aus einem einzigen Buch, dass ihm seine Mutter gekauft hatte. Auch später basierte seine schachliche Weiterbildung vor allem auf Büchern, da es ja noch kein Internet gab. Eine Jugendförderung war damals in der Ostschweiz praktisch inexistent.

Als unser ‘junger Senior’ während zweier Jahre in Winterthur wohnte, versuchte er als Positionsspieler sein Spiel durch das Training mit dem Taktiker André Hirzel weiterzuentwickeln. Sein schachliches Umfeld änderte sich schlagartig, als er in seiner ABB-Zeit in der starken Schachgesellschaft Baden spielte. Während dieser Zeit profitierte er auch von Trainingskursen mit Heinz Schaufelberger. Bruno avancierte zum Captain der 1. Mannschaft in der NLB und einmal sogar in der NLA (1994). Übrigens hatte er schon 1988 auch im Fanionteam der SG Winterthur gespielt und 2½ Punkte aus fünf Einsätzen am letzten Schwarzbrett erzielt. Schelmisch bemerkte er dazu, dass das Niveau damals halt wesentlich tiefer gewesen sei als heute.

Zu seinem Palmarès zählen der Schweizer Vizemeistertitel am Seniorenturnier von 2019 (nach Stichkampf gegen den diesjährigen Seniorenschweizermeister Branko Filipovic), seine ELO-Performance von ca. 2300 am HT1-Turnier von Flims 2012 und der Gewinn des SSS Zürich 2-Turniers von 2020. Bruno sicherte sich fünfmal den Thurgauer Meistertitel und gewann daneben diverse Regionalturniere. Er nahm auch im Ausland an Turnieren teil, doch galt sein Augenmerk dabei mehr Land und Leuten als den Schachtrophäen, wie er augenzwinkernd preisgab. Die unselige Corona-Zeit führte ihn neu zum Fernschach, das ihm vor allem für die Theorie wertvolle Erkenntnisse bringt.

Er ist erfreulicherweise auch ein eifriger Teilnehmer unserer Online-Turniere. Nach seinen Hobbys befragt: Bruno liebt das Reisen und besucht gerne Schachturniere, neuerdings mit seiner Freundin Franziska Binder, die er übrigens zum ersten Mal für ein Seniorenturnier begeistern konnte, in diesem Juni in Adelboden. Gelegentlich könnte man ihm auch auf einer Wanderung begegnen, beim Baden im Bodensee oder im Winter auf einer Skipiste. Auf Nachfrage nach weiteren Hobbys zeigte sich, dass seine Arbeit für den Klub und die Jugendförderung sowie sein eigenes schachliches Vorwärtskommen zeitfüllende Hobbys und gleichzeitig eine Berufung sind. Wir wünschen Bruno Zülle weiterhin viel Freude am Schach, viel Erfolg in seinem blühenden Schachzentrum Frauenfeld, gute Gesundheit und hoffen, ihn noch an einigen Seniorenturnieren anzutreffen.

Matthias Rüfenacht – unser Basler Champion

Aus Bulletin 416 Zürich 1 online 2021, Seite 28


Matthias – vor fünf Jahren trat er unserer Schachseniorenfamilie bei, nahm an acht Turnieren teil und gewann sieben davon! Darüber hinaus kreierte er spontan die Idee eines Seniorenwanderpreises, den er gleich selber stiftete. Aktuell organisiert er die Swiss Team Battle für uns Online-Schach-Senioren. Sein Markenzeichen: Mithelfen wo er kann, sich voll einbringen bei dem, was ihm teuer ist. Dies die Kürzesteinführung ins Portrait unseres Basler Champions.  

   Wer ist die Person Matthias Rüfenacht genauer? Am 26. März 1956 kam er in Basel zur Welt und wuchs auf dem Bruderholz zusammen mit einer jüngeren Schwester auf. Sein beruflicher Werdegang führte ihn vom Gymnasium über die Diplommittelschule zum angehenden Lehrer über eine abgeschlossene kaufmännische Ausbildung zur SUVA. Dort arbeitete er als Komplexschadenbearbeiter. Diese Tätigkeit brachte ihn tagtäglich in Kontakt zu Menschen, die für mindestens vier Monate arbeitsunfähig waren und Hilfe brauchten. Dabei arbeitete er mit Medizinern, Kliniken und verschiedenen Sozialeinrichtungen zusammen, z.B. auch mit der IV. Für ihn war diese Tätigkeit wie eine Berufung – im Vordergrund konnte für ihn der Mensch stehen, da sein Arbeitgeber bekanntlich nicht auf Gewinnstreben ausgerichtet war. Diese Arbeit prägte Matthias nachhaltig, wie wir einführend schon feststellen konnten. 

   Unser Basler war stets ein sehr aktiver Sportler. So spielte er Firmenfussball für die Helvetia und die BIZ, Tischtennis mit dem Unispital Basel und Allschwil sowie Interclub-Tennis. An den Tennismatch im letzten Sommer erinnert er sich noch gut: altersmässig bereits im oberen Segment, durfte er bei den Aktiven in Zermatt gegen Alain Zurbriggen, den jüngsten Sohn der Walliser Skilegende antreten – und trotz der 1:6 1:6 Niederlage war es ein grosser Spass. Daneben ist er ein passionierter Berg-Wanderer, allerdings von Akrophobie (dezenter Begriff für «mir schwindelt in der Höh») betroffen. Matthias Rüfenacht beim Problemlösen Matthias 1987 29 Umso mehr freut es ihn, dass er es unter der kundigen Führung unseres Präsidenten trotzdem schaffte, das Allalinhorn zu meistern – immerhin ein 4000er. 

   Seit 1983 ist er mit Annette aus Nordrhein-Westfalen verheiratet und hat einen inzwischen 32-jährigen Sohn. Seine Frau lernte er unter der Ägide eines glücklichen Zufalls kennen: An den Schweizer Juniorenmeisterschaften von 1974 lag er bis zur letzten Runde in Führung, wurde aber am Ende noch von Paul Silberring abgefangen. Konsequenz: Silberring durfte an die internationalen Juniorenmeisterschaften nach Schweden reisen, Rüfenacht als Zweiter «nur» nach Südlohn in Nordrhein-Westfalen zu den deutschen Meisterschaften. Südlohn war sicher nicht der erhoffte Renner, aber er holte dort seinen persönlichen «Grossen Preis» – er lernte seine Frau kennen. 

   Nun zum Schachspieler Matthias Rüfenacht. Als Jugendlicher gewann er dreimal den sicher vielen von uns noch bekannten Jelmoli-Cup, wurde 1974 Schweizer Jugend-Vizemeister und schnitt 1975 an der Jugendweltmeisterschaft in Jugoslawien mit 61⁄2 aus 13 sehr beachtlich ab. Seine aktive Karriere in Kürze: 1977 Sieger im MTB in Muttenz, im selben Jahr Coupe-Suisse Sieger, 1979 und 1981 je Vizemeister im Bundesturnier und 1981 7. Rang an der Jugendmannschafts-WM in Graz. Eine besondere Erinnerung für ihn: Sie bodigten dort Jugoslawien mit 31⁄2 : 1⁄2, wobei er mit seinem Sieg über den späteren GM Dizdar das Seine beisteuerte. 1986 wurde er SEM-Sechster. Ein wichtiger Schritt für ihn war 1978 die Aufnahme in die Schweizer Nationalmannschaft. Damit folgten Teilnahmen an den Olympiaden 1984 in Griechenland und 1986 in den Vereinigten Arabischen Emiraten. Ein weiteres persönliches Highlight war die Teilnahme an der ersten Mannschaftsweltmeisterschaft 1985 in Luzern, wo er beim grossen Maestro Kortschnoi eine schachliche Privataudienz erhielt. Als 1988 sein Sohn Florian zu Welt kam, setzte Matthias seine Prioritäten anders und zog sich aus der Nati und von internationalen Turnieren zurück. 

Im Mannschaftsschach blieb er stets den Basler-Klubs treu, hauptsächlich Riehen und Allschwil sowie ein Jahr bei der Basler SG. Mit Riehen wurde er 1982 Teamcupsieger der ca. 25-jährige Matthias Matthias Rüfenacht am Bundesturnier Luzern 1979 30 (mit uns Schachsenioren 2019 zur grossen Überraschung bekanntlich ebenfalls!), mit den Basellandschäftlern wurde er sechsfacher SMM-Schweizermeister. 

   Matthias spielte flankierend stets auch Fernschach, erwarb 1992 sogar den GM-Titel (noch ohne Computer) und wurde mit Osnabrück zweimal deutscher Mannschaftsmeister. In der heutigen durch Computer dominierten Zeit hat das Fernschach mit seiner Remisschwemme auch für ihn einiges an Reiz verloren. Trotzdem, eine nette Anekdote rankt sich auch um sein Fernschach: Bei einem GM-Turnier in den 1980er Jahren, also noch vor der Computerschachzeit, sollte seine Frau die Antwortkarte nach dem Einkaufen gleich noch in den Briefkasten werfen. Zu seinem Schrecken sah er am Brett, dass er mit dem abgegebenen Zug die Partie verlieren würde. Als seine Frau zurückkehrte, beichtete er ihr sein Missgeschick. Doch welch Wunder: Die Karte fand sich noch wohlig eingenistet zuunterst im Einkaufskorb. So schaute am Schluss doch noch ein Remis heraus.

   Matthias ist auch an Problemschach interessiert und tritt hin und wieder selber als Problemkomponist in Erscheinung.

Heinrich Scherrer – unser Bulletinredaktor

Aus Bulletin 414 Gstaad 2020, Seite 36

 

Wer kennt Heinrich Scherrer nicht? Niemand, denn er ist die treibende Kraft hinter unserem prächtigen Schachbulletin. Heini wurde an der GV 2018 in den Vorstand gewählt. Hier leistet er unglaublich viel. Wir Vorstandsmitglieder liefern ihm, dem Bulletinredaktor, Rohfassungen von Texten, Partien, Diagrammen, die er redigiert, minutiös korrigiert, kürzt und ergänzt. Daraus gestaltet er dann unser tolles Bulletin. Unter seiner Ägide als Turnierleiter ging auch das Gstaaderturnier 2019 über die Bühne. Daneben ist Heini selber ein fleissiger Teilnehmer an unseren Turnieren, ein guter Schachspieler und ein Turbo in der Winterthurer Schachszene. Doch davon später mehr. 

   Nun, wer steckt hinter unserem sympathischen Bulletinredaktor? Heini, 1951 in Zürich geboren, wuchs mit zwei Brüdern in Wiesendangen, hart an der Grenze zum Thurgau, auf und durchlief dort die Primar- und Sekundarschule. In Winterthur besuchte er das Wirtschaftsgymnasium, wo übrigens zur selben Zeit unser Aktuar und Turnierleiter Eugen Fleischer unterrichtete, und schloss es mit der Handelsmatura ab. Seine Neigungen lagen jedoch weniger bei Wirtschaft und Finanzen als vielmehr bei den Naturwissenschaften. Zudem entdeckte er bei sich eine Gabe zum Weitergeben von Gelerntem – zum Unterrichten. So stieg er an der Uni Zürich in die Sekundarlehrerausbildung ein und schloss diese 1974 mit dem Fähigkeitszertifikat ab. Für seine erste Lehrstelle verschlug es ihn in den Schulkreis Glattal, ins Schulhaus Käferholz. Dann aber lockte der Zürichsee: es zog ihn nach Männedorf, wo er bis 2007 unterrichtete und noch heute wohnt. 2009/10 unterrichtete er noch ein Jahr in Hittnau. In seinem Lebenslauf fallen vor allem eine Vielzahl von Kursen und Weiterbildungen auf. Dies ist typisch für Heini. Permanentes Hinzulernen in diversen Interessenbereichen, selbstverständlich auch im Schach. Mit ihm kann man über alles auf sehr anspruchsvollem Niveau diskutieren, weil er stets allen Zusammenhängen auf den Grund geht. 2007/08 schaltete er einen dreimonatigen Sprachaufenthalt in Australien ein. Seit in den 80er-Jahren die ersten Commodore Computer – notabene mit Tonbandkassette als Speichermedium und einem Schwarzweiss-TV als Bildschirm – auf den Markt kamen, beschäftigte er sich intensiv mit Informatik, was ihm bei seinen heutigen Arbeiten für uns Schachsenioren sehr zugute kommt. 2010 liess sich Heini frühpensionieren. Ein Jahr später trat er uns Schweizer Schachsenioren bei. 37 Zum Schach fand Heini schon in der Primarschule. Mit seinen Brüdern lieferte er sich familienintern heisse Schlachten am Brett, die mitunter auch in reelle Boxkämpfe ausarteten – eine Vorstufe zur Randsportart Schach-Boxen. Das eigentliche Schlüsselerlebnis für seine Schachentwicklung war die Möglichkeit, als 15-Jähriger mit seinem Onkel, Mitglied des SC Andelfingen, Ferien in Arosa zu verbringen, wo u.a. Schach auf dem Tagesprogramm stand. Zusammen bestritten sie sogar die Aroser Blitzturniere. Zwei Jahre später kam seine Teilnahme an einem Winterthurer Jugendschachturnier. Soweit es seine berufliche Belastung zuliess, besuchte er zusammen mit Winterthurer Klubkollegen Open in Ungarn und natürlich jene in Biel. 10 Jahre lang amtete er als Mannschaftsleiter von Winterthur 1 – es seien sehr intensive Jahre gewesen! Seine schachliche Entwicklung sei durch die Teilnahme an Klubtrainings mit GM Danny King und später mit Artur Jussupov sowie durch Meinrad Schauwecker und Beni Huss mitgeprägt worden. Ab 2009 avancierte Heini zum Jugendschachleiter der SG Winterthur. Den Auftakt dazu hatte 1975 seine Teilnahme an einem Schachkurs für Lehrer bei unserem Alt-Präsidenten Karl Eggmann markiert. Im Schulhaus Käferholz konnte er sein Wissen bei einigen Schachfreikursen für Sek-Schüler umsetzen. Er besuchte in der Folge diverse Trainerkurse und -seminare und das notabene noch bis in die jüngste Zeit hinein. An einem Trainerkurs in Magglingen erwarb er den Titel eines «FIDEInstruktors ». Auch dies typisch Heini – man kann sich stets noch weiter verbessern. Als Jugendtrainer in der SG Winterthur begleitete er seine Schachzöglinge ab 2009 an nicht weniger als 24 Qualifikationsturniere! Auch nach seiner Pensionierung blieb er seiner Freude am Instruieren treu und widmete sich intensiv der Ausbildung der Winterthurer Schachjugend. 

   Eingestiegen bei den Schweizer Schachsenioren reihte er sich von Anfang an in die vordere ELO-Gruppe ein. Heini ist theoretisch sehr bewandert und führt eine feine Klinge. Er ist in der Lage, jeden Gegner zu besiegen, und man tut gut daran, auf der Hut zu sein, wenn man sich gegen ihn ans Brett setzt. Er spielt, wie bereits erwähnt, an vielen unserer Hotelturniere mit, wobei er vor allem in Gstaad eine glückliche Hand hatte; einmal wurde er Zweiter und einmal Fünfter. 

   Trotz all seiner Einsätze für die SG Winterthur fand Heini hin und wieder auch Zeit für ein sehr interessantes Hobby: Reisen. Dies aber beileibe nicht als nullachtfünfzehn Tourist! Nein, es waren Trekkings, Abenteuer- und Bergsteigerreisen, z.B. in den Mongolischen und in den Sibirischen Altai, nach Peru, Borneo, Brasilien, Georgien und Kaukasus sowie Alaska mit Kanu-Trekking. Aber auch zu Hause ist Heini sportlich unterwegs. Ausgedehnte Wanderungen sind für ihn selbstverständlich. Und natürlich Radfahren: In dieser lästigen Corona-Zeit pedalte er über 1000 km auf seinem E-Bike. Daneben turnte er im Lehrerturnverein und spielte Volleyball. Weniger abenteuerlich, aber die musische Seite seiner Hobbys betonend, das Chorsingen in gemischten Chören und – wichtig – das Fotografieren. Seit dem Rücktritt von Karl Eggmann als Präsident und Bulletin-Manager ist er zu unserem Hoffotografen avanciert. 

   Wir wünschen Heini gerade in dieser sehr besonderen Zeit vor allem gute Gesundheit, weiterhin viel Freude am Brett, aber auch Befriedigung bei seiner Riesenarbeit mit dem Bulletin und natürlich weitere tolle Erlebnisse mit seinen Hobbys. Heini, schön, dass wir Dich im Vorstand haben!

Renzo Guarisco – neu im Vorstand

Aus Bulletin 412 Sonderheft, Seite 48


An der GV im Zunfthaus Linde Oberstrass wurde Renzo Guarisco zusammen mit Jutta Sobernheim neu in den Vorstand gewählt. Als neuer Webmaster widmet er sich vor allem der Gestaltung und Wartung unserer Homepage. Ein neuer Web-Auftritt wird diesen Sommer aufgeschaltet – bravo! Dank seiner Wurzeln im Mendrisiotto – sein Vater ist Tessiner, seine Mutter stammt aus Stein am Rhein – ist er zweisprachig und damit auch Ansprechperson für unsere Tessiner Schachsenioren. Wir heissen ihn in unserem Vorstand herzlich willkommen. Nun aber zurück zu seinen Ursprüngen: Geboren im Sommer 1953 in Mendrisio besuchte er dort die Primarschule und die Oberstufe. Er entschied sich danach für eine Schriftsetzerlehre, für einen Beruf also, der im Laufe der nächsten Jahrzehnte einen turbulenten Wandel durchmachen sollte und Renzo viel Flexibilität abverlangte. Seine erste Stelle trat er bei Coduri & Bremer in Lugano an, zog dann, 19-jährig, nach Zürich und arbeitete für das Tagblatt der Stadt. 1978 kam das Ende des Bleisatzes, was für Renzo eine Weiterbildung erforderte. Er wandte sich der Grafik zu, arbeitete zuerst für die Werbeagentur Wirz, dann im Buchverlag der Ringiergruppe und bei der Druckerei Stäubli in Zürich bis zu deren Schliessung im Jahre 2011. Für den Moment ohne Job, absolvierte er einen Online- Webdesignerkurs (Mac!) und arbeitete als Sachbearbeiter für Inserategestaltung bei der Online-Firma «local.ch». 

   Renzo wohnt seit 1983 mit Ehefrau  Helena in Wohlen AG. Guariscos haben eine Tochter und einen Sohn, beide natürlich schon erwachsen. Tochter Gianna arbeitet im Stadtspital Triemli in Zürich als Pflegefachfrau. Sie ist im Filmportal 451°F engagiert und hat schon selber einen rassigen Wildwest- Kurzfilm à la Sergio Leone gedreht. Nach Ausbildungen als Käser, Gärtner und Umweltfachmann ist Sohn Francesco heute mit seiner Ehefrau im Auftrag der Heilsarmee unterwegs. Wie die meisten von uns hat auch Renzo neben Schach noch andere Hobbys. Er liebt Wanderungen, pflegt seinen Garten, ist sportinteressiert – natürlich FC Mendrisio-Fan – und unterstützt seine Frau bei ihren Natur- und Vogelschutz Aktivitäten. 

   Unser edles Schachspiel erlernte Renzo in einem Klassenlager und spielte anfangs nur mit Kollegen. Sein erster Klub wurde der SC Wohlen. Dort 49 wurde er zum Ehrenmitglied gewählt, hatte er doch über 20 Jahre lang als Spielleiter gewirkt. Heute spielt er beim SC Villmergen und die SMM/SGM für den SC Freiamt. Renzo ist auch bei den Schachsenioren Freiamt aktiv. Sehenswert ist die von ihm gestaltete Homepage für die Freiämter Schachsenioren: www.renzog.ch. Im Milleniumsjahr kam eine neue Herausforderung auf ihn zu. Philipp Hänggi, der spätere Präsident des SSB, wollte die Agenda des Verbandes neu gestalten und lud Renzo zur Ausführung ein. Unter Kurt Greteners Präsidentschaft engagierte er sich zusammen mit Roland Burri 2008 fürs Breitenschach. Er gestaltete und produzierte auch die Jugendschachzeitung AG/SO und seit 20 Jahren die Spielpläne für die SMM/SGM. 

   Sein privates Schach kam seinem Beruf nie in die Quere, und Renzo liebte es, hin und wieder Turniere zu bestreiten. So spielte er die Innerschweizer Meisterschaften, die Zürcher Stadtmeisterschaften, seit 20 Jahren zusammen mit Kollegen die SEM, verschiedene Weihnachtsopen und den Leckerbissen in seiner Agenda, die Februarturniere mit Tochter und Kollegen in Cannes. Seit Jahren verbringt er im Herbst mit seiner Frau Ferien an der Côte d’Azur. Nicht fehlen durften die Turniere in Stein am Rhein, wo seine Mutter aufgewachsen war, und in Mendrisio. Ein Höhepunkt war sein 3. Rang im HT2 der SEM 2013, ein anderer sein Sieg in der A Gruppe des Thurgauer Opens 2017 in Romanshorn. Uns Schweizer Schachsenioren trat Renzo 2013 bei und spielte seitdem 9 Turniere, vor allem die Zürcher und die Weggiser Turniere. Dazu kamen das Bregenzer und das Luzerner Seniorenturnier. In diesem Jahr steht für ihn als Höhepunkt das Rössli- Open in Wohlen im Rahmen des 75- Jahr Jubiläums des SC Villmergen an. Wir wünschen Renzo viel Erfolg als neuem Webmaster, viel Freude an seinen Schachturnieren und seiner Frau und ihm gute Gesundheit und viele erfreuliche Begegnungen.

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Jutta Sobernheim – unser neues Vorstandsmitglied

Aus Bulletin 411 Sonderheft 2020, Seite 52


Jutta, an der diesjährigen GV zur neuen Finanzchefin gewählt, trat unserer Schachsenioren-Familie erst vor drei Jahren bei – und ist begeistert! Ihr gefällt das Gemeinschaftliche an den Hotelturnieren, die gute Kameradschaft, die persönliche  Herausforderung unseres tollen Denksports und seine Komplexität. Dies ist besonders erfreulich für uns, da sie als erste Seniorin in unserem Vorstand mitmacht. Prima! – Allerdings ist die Frauenquote damit noch nicht überreizt.

Doch nun zurück zu ihrer Wiege: Geboren wurde Jutta im benachbarten Lörrach, das wir Schweizer vor allem wegen unserer Einkaufsgelüste bestens kennen. Alter: Als Seniorin muss sie über 60 sein, sieht aber aus wie 50. Wer es gerne etwas konkreter hätte: Das Licht der Welt erblickte sie am 19. 3. 1955, im Sternzeichen der flexiblen Fische. In Lörrach besuchte sie auch alle Schulen bis und mit Abitur. Die nahe Schweiz war Jutta natürlich alles andere als fremd. Für sie und ihre Kolleginnen gehörten Ausgänge ins nahe Basel, vor allem zu Konzerten und ins Theater, zum Alltag. Nun kam für sie die berufliche Weichenstellung: Beim Finanzamt Lörrach absolvierte sie eine 3-jährige Lehre. Doch dann: Die Liebe fällt, wohin sie will! Dieser Liebe wegen folgte zwei Jahre später der Sprung in die Schweiz, für eine Fast-Wahlbaslerin etwas skurril, ausgerechnet nach Zürich. Dort fand sie eine Stelle beim städtischen Steueramt. Den Interviewer nahm es wunder, wie sie mit dem neuen Umfeld zurechtgekommen war. Dazu meinte Jutta, von den immer wieder angesprochenen Ressentiments Deutschen gegenüber habe sie nichts gespürt. Das einzige, was ihr hier gefehlt habe, sei der Freundeskreis gewesen, den sie halt erst langsam wieder habe aufbauen müssen. Drei Jahre später kam die nächste Weichenstellung: Familie oder Beruf, das war die Gretchenfrage. Beides zusammen war – anders als heutzutage – keine Option. Also entschied sie sich für die Familie und unterbrach ihre Berufstätigkeit für ein paar Jahre. Irgendwann stellte sich dann die Frage des Wiedereinstiegs ins Berufsleben doch wieder. Da sich die Entwicklung im Bürobereich inzwischen stark verändert hatte, musste sie sich erst einmal EDV-mässig auf den neusten Stand bringen. So erwarb sie das Schweizer Informatik-Zertifikat, arbeitete drei Jahre Teilzeit in der Privatwirtschaft, bevor sie dann 2001 zur Wasserversorgung der Stadt Zürich wechselte und dort bis zu ihrer Pensionierung in der Buchhaltungsabteilung tätig war.

Aus ihrer Ehe stammen zwei Töchter und ein Sohn, die schon längst ausser Haus sind. Die Ehe ging allerdings auseinander. Doch war Jutta mittlerweile so stark in Zürich verwurzelt, dass sie auch nach der Scheidung dort wohnen blieb. Seit 15 Jahren ist sie mit unserem Mitschachsenior Hanspeter Bühler liiert, den wir letztes Jahr zum ersten Mal in Ascona live am Brett sahen. Hanspeter brachte seinerseits  fünf Kinder in die Partnerschaft mit, die inzwischen ebenfalls ausgeflogen sind. Vor sechs Jahren beschlossen die beiden, sich von ihrer Fernbeziehung Thurgau – Zürich  zu verabschieden und zusammenzuziehen. Ihr heutiges Domizil ist Seebach. Beide sind selbstverständlich auch engagierte Grosseltern. Trotz ihrem Oma-Engagement kommen ihre Hobbys nicht zu kurz. Jutta ist ein vielseitiger Mensch. Nebst unserem Denksport ist sie auch musisch interessiert. Diese musische Ader führt sie vor allem in Konzerte und Opern. Gleichzeitig ist sie eine richtige «Outdoor»-Frau. Sie  liebt Wanderungen, Radtouren und Reisen. Ihr grösstes Reiseerlebnis war ihre rund dreiwöchige «Pensionierungsreise» mit der Transsibirischen Eisenbahn von Peking durch die Mongolei nach Moskau. Das Besondere dabei: ihr Waggon wurde immer wieder an einen Normalzug angekoppelt, sodass sie auch mit Alltagsrussen in näheren Kontakt kam. Die zwanzigtägige Bahnreise un terbrachen sie mehrmals für  Ausflüge und Besichtigungen. Zum Schach kam Jutta erst spät.  Sie erlernte die Grundkenntnisse von Hanspeter, doch, wie zu erwarten war, verlor sie als Anfängerin zumeist. Just zu dieser Zeit erschien im Tagblatt der Stadt Zürich ein Inserat des Schachclubs Phoenix für einen Frauenschachkurs. Jutta beschloss, diesen Kurs zu besuchen, um Strategie und Taktik systematisch zu erlernen. Bei diesem Schachclub, der auch jedes Jahr ein Frauenschach Open durchführt, sind heute beide aktiv. Während ihr Partner aus beruflichen Gründen nur wenig Zeit für Schach erübrigen konnte, wollte sich Jutta schachlich weiterentwickeln. Als Schlüsselerlebnis in Erinnerung geblieben ist ihr ein Schachseminar von GM Jörg Hickl. Dort lernte sie u. a., dass es auch im Schach ein «Entweder – Oder» gibt. Entweder bemühst Du Dich um Weiterentwicklung oder Du kommst unter die Räder. Für sie war Treten an Ort keine Option, und so findet sie die stetige Weiterentwicklung gerade das Reizvolle am Schach. Sie schloss sich einer Senioren-Trainingsgruppe der Schachschule Markus Regez an, bei der sie einmal die Woche trainiert. Den Unterricht in Gruppen zieht sie dem Einzelstudium hinter verschlossener Türe vor. Doch spielt sie auch gerne Online-Schach und liebt die «Tigersprung»-Bände des genialen Trainers Artur Jussupow. Ihre Aufwärtsentwicklung manifestierte sich in Ascona bereits mit guten vier Punkten.

Im Interview sprachen wir auch  über das Frauenschach im Allgemeinen. Jutta würde es sehr begrüssen – wir natürlich auch, wenn sich noch mehr Frauen an den Seniorenturnieren beteiligen würden. Vielleicht ist Juttas Einsitz  im Vorstand der Schach-Senioren sogar eine Art Initialzündung, zögernden Schachspielerinnen Mut zum Mitspielen zu machen. Schön wär’s! Als Randnotiz zum Thema «Schach und Frauen» gehört leider auch ein negatives Erlebnis. Bei einem ZMM-Match wollte ein jugendlicher Ausländer nicht gegen Jutta als Frau antreten. Peinlich, dass dies heute noch vorkommt! Übrigens sah sich der Interviewer als Captain einer 2.-Liga-Bodan-Mannschaft einmal demselben Problem gegenüber.

Wir gratulieren Jutta an dieser Stelle zu ihrer Wahl und wünschen ihr viel Erfolg und Befriedigung beim Einstieg ins Finanzressort unseres SSS-Vorstands. Als Schachspielerin wünschen wir ihr weiterhin schöne Erfolge mitten in dieser «Fast-immer-noch»-Männerdomäne, gute Gesundheit und viel Lebensfreude in ihrer Familie. Jutta, sei willkommen bei uns im Vorstand!

Hubert Ludin – der Mann mit Stahl

Aus Bulletin 408 Ascona 2019, Seite 41


Hubert, der Mann mit Stahl – aus Stahl? Nun, ob aus Stahl, weiss ich nicht, obwohl ich ihn schon aus Nimzowitsch-Urzeiten kenne. Sicher aber ein Mann mit Stahl. Wie das? Vermutlich wissen nur wenige, dass Hubert als 77-Jähriger immer noch arbeitet, gerne sogar. Denn noch fast täglich fährt er in seine Firma «Nova Stahl». Handel mit Stahlprodukten aller Art, mit Standort Baar und einem grossen Lager im Basler Rheinhafen. Hubert hat das grosse Glück, welches nicht alle Unternehmer haben, in seinem Sohn Stefan einen innovativen Nachfolger gefunden zu haben. Nicht nur das, Stefan Ludin führt heute die nach ihrem Angebotssortiment noch spezifischere Stahlfirma «Mein Topf GmbH» mit Sitz ebenfalls in Baar, mit Hubert als VR-Präsidenten der «Mein Topf Produktions AG» im St. Gallischen Weite. Die beiden Ludin-Firmen ergänzen sich synergetisch aufs Beste. Der Sohn fabriziert Badebrunnen, Brunnen nach Mass, Wohlfühloasen in Gärten, Terrassen, Pflanzentröge aller Art und Teile moderner Design-Architektur, alles aus Stahl gefertigt; dies seit 2013. Gut verständlich also, warum Hubert heute noch gerne zur Arbeit fährt. Anzufügen ist, dass wir Schachsenioren ebenfalls in engem Kontakt zu Nova Stahl stehen, hat doch Hubert unserer Schachseniorengemeinde auf ihr Jubiläum hin 50 moderne Schachuhren geschenkt, die jetzt an allen Seniorenturnieren im Einsatz sind.

Doch wer ist die Privatperson Hubert Ludin? Geboren am 6.2.1942, wuchs der Ostschweizer im sonnigen Andwil auf und besuchte dort die Primarschule, in Gossau dann die Sek. Nach Schulabschluss stieg er während dreier Jahre in eine KV-Lehre bei Debrunner Stahl in St. Gallen ein. Stahl zum ersten Mal. Dann wechselte er nach Vevey ins Welschland und blieb dort zwei Jahre, ebenfalls in einer Stahlhandelsfirma. Auf die Französisch-Praxis folgte ein Jahr England, bevor er dann zum Forster Röhrenwerk in Arbon wechselte. Eine weitere Vertiefung in diese Branche folgte während seiner 10-jährigen Tätigkeit bei einer Zürcher Stahlhandelsfirma. 1980, im Alter von 38 Jahren, gründete er dann seine eigene Firma, «Nova Stahl», zuerst mit Sitz in Zürich, später in Baar. Mit seiner Frau Susanne lebt er heute in Thalwil in einer Wohnung mit Blick auf den Zürichsee, nachdem er zuvor 30 Jahre lang in einem Einfamilienhaus in Rüschlikon gewohnt hatte.

Hubert war in seiner Jugendzeit ein begeisterter Allround-Sportler, spielte Fussball bei den C-, B- und A-Junioren, stand sehr gerne auf den Skiern, übrigens auch heute noch, und ist vor allem ein passionierter Golfspieler. Auf der 18-Loch-Golfanlage in Samedan, dem ältesten Golfklub der Schweiz, kämpfte er gerne sowohl gegen Golfpartner als auch gegen den steifen Malojawind, weshalb unser Pontresina-Seniorenturnier bei ihm immer recht beliebt war, wenn er denn dafür Zeit fand. Aktivmitglied ist er bei den Golfklubs von Arosa und Ennetsee.

Einen besonderen Stellenwert hatte für Hubert stets das Reisen. Schon geschäftlich lernte er den Fernen Osten, Südamerika, Südafrika und weite Teile Europas kennen. Die DDR als einer seiner damaligen Stahllieferanten gehörte ebenfalls zu seinen Reisezielen. Der Umgang dort sei völlig unproblematisch gewesen, meinte er auf meine besonders neugierige Frage hin trocken. Auch privat liebt er ausgedehnte Reisen zusammen mit seiner Frau und erinnert sich gerne an den Trip von Alaska bis hinunter nach Kap Feuerland. Heute buchen Ludins gerne grosse Kreuzfahrten, auf denen neben dem Ausspannen vor allem die vielseitigen Landausflüge ihren Reiz haben.

Nun zum Schachspieler Hubert Ludin. Als Kindergärtler erlernte er unseren Lieblingssport von seinem Vater, trat zuerst dem SC Andwil bei und wechselte dann zum SC Gossau. Seine Begabung für die 64 Felder zeigte sich schon früh: Mit 14 wurde er St. Galler Junioren-Stadtmeister, später einmal Ostschweizer Verbandsmeister. In seiner Zeit bei Forster Arbon trat er dem Zweitligisten SC Arbon bei und stieg mit seinem Klub, u. a. mit Manfred Gosch und Karl Soller, im Vorläuferwettbewerb der SGM, in die 1. Bundesliga auf. In den Nationalturnieren von Ascona und St. Moritz belegte er die sehr guten Plätze vier und sechs. In den Bundesturnieren gehörte er der Meisterturnier-B-Kategorie an und erreichte einige vordere Plätze. 2012 gewann er in Fribourg das Seniorenturnier 1. Seinen schachlichen Zenit mit über 2130 ELO erreichte er zur Zeit des Milleniums 2000. Seine Stammklubs sind Nimzowitsch und Wollishofen, in denen er auch Klubmeister und Cupsieger wurde. Bei Nimzowitsch, dem er im Alter von 28 Jahren beigetreten war, betreute er das NLB-Team während über 20 Jahren als Captain. In jungen Jahren reiste er hin und wieder auch zu Open ins Ausland, so z. B. zusammen mit Hermann Singeisen nach Monte Carlo. In den letzten Jahren faszinierten ihn auch die Amateur-Senioren-WM, die Schach und Ferien in Einem anbieten. Dieses Jahr spielte er wieder das Turnier auf Kreta, wovon wir anschliessend noch eine Kostprobe bringen.

Den Schweizer Schach Senioren trat Hubert im Jahr 2008 bei. Drei Jahre später beteiligte er sich erstmals am Zürcher Turnier und erreichte im selben Herbst in Pontresina gleich den dritten Rang. An den Turnieren in der Linde Oberstrass nahm er jedes Jahr teil, im Engadin dreimal. Ein Muss bei Interviewfragen drehte sich auch um die Dreiecksbeziehung Hubert – Schach – Computer. Er verriet mir, dass er den Computer vor allem für Online-Blitzturniere verwende, jedoch wenig von Computervorbereitungen für Turnierpartien halte. Dass er ein Flair für schnelles Schach hat, demonstrierte er übrigens dieses Jahr eindrücklich in Pontresina, wo er das Blitzturnier gleich mit 7 aus 7 überlegen gewann. Im grossen Blitzturnier 2019 auf Kreta belegte er den ausgezeichneten dritten Platz und remisierte sogar gegen den Sieger GM Lanka. Überhaupt sind Schachbücher und Theorie für ihn nicht das gelobte Land; er ist der innovative Spielertyp, der auch Freude an Taktik hat und sich lieber auf seine Erfahrung aus der Praxis verlässt.

Wir wünschen Hubert noch viel Freude bei seinen Zürich-, Pontresina- und   Kreta-Einsätzen, weiterhin einen schnellen Geist im Blitzschach und zusammen mit seiner Frau noch viele schöne Reisen bei guter Gesundheit.

Erwin Tellenbach – Unser mobiler Berner Oberländer

Aus Bulletin 406 Pontresina 2019, Seite 46


Ein seltsamer Titel, zugegeben. Aber Erwin Tellenbach ist tatsächlich ein sehr mobiler, bunter Tausendsassa! Er fuhr in seinem Leben (fast) alles, was Motoren   hat,   von Traktor über PW, 850er Guzzi Le-Mans-Maschine, Trial-Töff, Kranwagen, Taxi, Lastwagen, Car und Postauto, professionell und aus Hobby-Passion. Nun, mit dieser «Mobil-Charakteristik» haben wir Erwin natürlich nur teilweise ins Visier gefasst. Blenden wir also zurück:

Erwin ist ein waschechter Berner Oberländer. Geboren am 3.12.1953 in Thun, besuchte er dort alle Schulen. In den Lehrerseminaren Hofwil und Bern erwarb er das Primarlehrerpatent. Für seine erste Stelle verschlug es ihn in eine Gesamtschule mit 8 Klassen nach Ederswiler, in die einzige deutschsprachige Kleingemeinde am Nordrand des heutigen Kantons Jura. Das bedeutete für den Junglehrer konkret acht verschiedene Vorbereitungen, Augen vorne und hinten, starke Nerven und für den seriösen Erwin Arbeit bis zum Umfallen. Das war kein Versprechen für die Zukunft, und so begann er zu jobben. Vom Securitas Revierwächter wurde er via Prüfung zum Taxifahrer. Dann arbeitete er für eine Büromöbelbaufirma. Er erinnert sich, wie er damals in Teheran, noch unter Schah   Reza   Pahlavi, die   Staatsbibliothek   mit   Schweizer Möbeln ausrüstete. Genau diese Bibliothek, mit ihren einzigartigen historischen Manuskripten und wertvollen Drucken, wurde wenig später von den Revolutionsgarden Khomeinis niedergebrannt. Dann folgten für ihn Jobs im Hotelbedarfssektor, bei Zweifel Chips, weiter via Lastwagenprüfung zum Getränkeauslieferer und schliesslich via Prüfung zum Carfahrer. Elf Jahre lang chauffierte er Touristen in der Schweiz und in den umliegenden Ländern herum. Dann bildete er sich via Prüfung zum Fahrlehrer aus und betrieb seine eigene Fahrschule in Interlaken. Seine motorisierte Karriere mündete in den Beruf des Interlakner Linienbusfahrers und Postauto-Chauffeurs, dem er bis zu seiner letztjährigen Pensionierung treu blieb.

Auch im Militär war Erwin ein richtiger Berner Oberländer. Er leistete als Gefreiter Dienst bei den Gebirgsgrenadieren, absolvierte Kletterkurse und Hochgebirgsausbildungen und landete dann in einem Regimentsstab. Sein Hauptmann war niemand Geringerer als Adolf Ogi! Unter dessen Kommando, apropos nach harter Ausscheidung, qualifizierte er sich für einen Arbeitseinsatz am Lauberhorn-Abfahrtshang. Offenbar eine begehrte Abkommandierung! Natürlich war Erwin auch Sportler: Er spielte Handball und beim EHC Thun Eishockey. Als Berner widmete er sich auch mit Begeisterung dem Platzgen. Weiss jemand nicht, was das ist? Also: Man nennt den Sport auch Blätteln, Stöckeln, Tötzlen, Jouer aux couthions oder giovar a plattas – alles klar? Im Ernst, es ist ein seit dem Mittelalter betriebener Zielwurfsport, bei dem ein Eisenstock in einem Lätt, einem Stahlring, in einer Distanz von 17 m, mit der eigenen Platzge, einer mehrfach gezackten Metallscheibe, möglichst nah getroffen werden muss. Als Fan von allem, was sich mit Motor bewegt, schloss sich Erwin schon früh dem Motoclub Heimberg an. Im Zentrum standen dabei gesellige Töff-Ausfahrten fast in «Kompaniestärke», z. B. zum Schwester-Klub in Deutschland. Es erstaunt wenig, dass Erwin schon an seiner ersten GV gleich zum Kassier avancierte. Eine Attraktion waren auch die Trialparcours, die sie für Moto-Konkurrenzen bauten.

Nun zum Schach. Unsere edle Leidenschaft entdeckte Erwin in einem Seminarskilager. Leider hatten dann seine Jobs Vorrang. Mit 27 trat er dem SK Interlaken bei. Dort amtete er 20 Jahre lang als Captain in SMM und SGM.

U. a. spielte auch unser Schachredaktor  Ueli Eggenberger in seiner Mannschaft und leitete dort gleichzeitig das Jugendtraining. Während dreier Jahre war Erwin auch Präsident des Klubs. In diese Zeit gehört die Organisation

der tollen Interlaken Open im gediegenen Kursaal. Gewisse Probleme mit dem späteren Präsidenten führten zum Wegzug einiger Spieler. Erwin schloss sich wie Ueli 2003 dem SK Thun an, der übrigens dieses Jahr sein 100-Jahre-Jubiläum feiert. Wir haben Erwin inzwischen als angriffigen Senior erlebt, der durchaus an der Spitze mithalten kann. Das ist auch sein Credo: kreatives, auch scharfes Schach, weniger auf Theorie gestützt. Sowohl positionell wie taktisch liebt es Erwin, seine eigenen Lösungen am Brett zu finden. Ich darf den Thuner direkt zitieren: «Schade, dass heute Computer im Einsatz sind!» Erwin hat sich uns Schachsenioren im Jahre 2013 angeschlossen, spielt vor allem die Turniere in Adelboden, Gstaad und Zürich und ist stets ein gefährlicher Widersacher. Eine seiner Grosstaten ist sein Sieg am «Kreuz-Open» in der Lenk gegen IM Tamás Erdélyi (siehe unten).

Als Taxifahrer, Fahrlehrer, Car- und  Postauto-Chauffeur lernte     Erwin im Alltag viel über praktisches Kommunizieren und hatte stets ein offenes Ohr für die Sorgen und Nöte seiner Fahrgäste. Er liebt lockere Sprüche, Situationskomik, Geselligkeit und Kameradschaft – dies besonders auch bei uns Schachsenioren. Wichtig für die eingefleischten Jasser unter uns: Er jasst auch gerne den Differenzler, allerdings nach einem etwas komplizierteren System – jenseits des Horizonts des Schreibers. Erwin würde wohl gerne noch weitere Turniere spielen, doch ergibt sich aus der Berufstätigkeit seiner Gattin, einer Japanerin, dass er vor allem im Sommer zeitlich etwas eingeschränkt ist. Seine Frau führt nämlich als Übersetzerin und Tourist-Guide Reisegruppen von Japanern im Berner Oberland herum und weiss inzwischen mehr über unsere Hügel, Flora und Fauna als viele von uns. Zu seinem täglichen Fitnessprogramm gehören heute die Spaziergänge mit der Golden-Retriever-Lady Nana.

Wir freuen uns darauf, Erwin Tellenbachs schnittigen Schachstil, seine Kameradschaft, sein offenes Wesen und seinen Witz auch an weiteren Turnieren zu erleben, und wünschen ihm und seiner Frau gute Gesundheit und herzlich alles Gute.

Hermann Singeisen – ein Vielreisender

Aus Bulletin 404 Adelboden 2019, Seite 44


Hermann Singeisen ist wohl nicht allen Schachsenioren auf Anhieb bekannt, obwohl er schon seit 2003 Mitglied bei uns ist. Denn er hat bisher fast ausschliesslich, nämlich 17 Mal, an unseren Turnieren im schönen Lindensaal der Oberstrasser Zünfter teilgenommen und auch drei Mal gewonnen, nämlich 2006, 2009 und 2016. Zwei Mal spielte er am Hotelturnier in Adelboden mit. Nun, wer ist Hermann Singeisen, Stammspieler bei den Chessflyers Kloten und bei Pfäffikon ZH?

Bei Hermann fällt eine gewisse Parallelität seiner frühen Biografie mit jener von Horst Zesiger auf, die im Weggiser-Bulletin nachzulesen ist. Auch er und seine Familie, Schweizer Bürger, waren Auslandschweizer, die nach dem Zweiten Weltkrieg wieder in die Schweiz zurückkehrten. Aber der Reihe nach: Im 19. Jh. suchten bekanntlich Millionen von Europäern, auch Schweizer, ihr Glück im Ausland, weil es zu Hause kaum mehr eine Zukunft für ihre Familien gab. Die Grosszahl der Emigranten suchten ihr Glück in den USA. Doch nicht alle Auswanderer fuhren zum New Yorker Ellis Island. Hermanns Vorfahren wanderten nach Russland aus, nach Schabo, vormals türkisch Ascha Abag, im damaligen Bessarabien, unweit der Einmündung des Dnjestr ins Schwarze Meer (heute Oblast Odessa, Ukraine). Die Zaren wollten in diesen neurussischen Gebieten den Weinbau wieder fördern und lockten Waadtländer Weinbauern, aber auch Ostschweizer, mit grossen Vergünstigungen in dieses fruchtbare Schwarzerdegebiet. Mehrere hundert Schweizer Auswanderer lebten damals in jener Kolonie. Dann kam der Krieg! Im Herbst 1940 standen die Deutschen und Schweizer Siedler vor der Wahl, entweder zu fliehen, von der anrückenden Roten Armee getötet oder nach Sibirien deportiert zu werden. Doch da die Schweiz in der damaligen Krisenzeit nicht willens war, mittellose Rückwanderer zurückzunehmen, zog die Familie ins Mährische Chrostau (im heutigen Tschechien), wo Hermann 1941 zur Welt kam. Am 8. Mai 1945 läuteten die Friedensglocken, und Hermanns Familie, der Vater Schuhmacher, kehrte alsbald in ihren Schweizer Heimatkanton Baselland zurück. Aus beruflichen Gründen zogen sie bald in den Kanton Aargau, zunächst nach Oberehrendingen, dann nach Wettingen. Dort wuchs Hermann mit vier Geschwistern auf und besuchte die Schulen bis und mit Bezirksschule. In Zürich absolvierte er eine kaufmännische Lehre. Nach dem Lehrabschluss legte er einen Fremdsprachaufenthalt in Paris ein, um anschliessend in Lausanne eine Buchhalterstelle anzunehmen. Er hatte das Glück, dass er für diese Firma ein Jahr lang in London arbeiten konnte. Nach seiner Rückkehr kam der 25-Jährige in Kontakt mit einem Ausbildungsprogramm der Firma Sulzer: Junge Leute wurden zu Cobol-Programmierern ausgebildet, unter der Bedingung, dass sie der Firma drei Jahre lang treu bleiben müssten. Das war noch die Zeit der Lochkarten und der riesigen, zimmerfüllenden Computerungetüme. Dort arbeitete Hermann mit dem ehemaligen Schach-Schweizermeister Marcel Markus zusammen. Das EDV-Zeitalter veränderte sich rasant, und Hermann wechselte zur Swissair. Dort arbeitete er mehrere Jahre in der Softwareentwicklung.

Ob es in seinen Genen lag? Hermanns Vorfahren mütterlicherseits kamen aus der Romandie. Seine Heirat mit einer Französin und die langjährige EDV-Tätigkeit für französische Firmen waren die Folge. Dann kam die Zeit der PCs und der Netzwerke mit der dazu gehörenden Software, was wiederum ein völlig neues Wissen erforderte. Hermann arbeitete schliesslich bis zu seiner Pensionierung an der Uni Zürich als IT-Supporter.

Hermann ist Schachspieler mit Leib und Seele, was die umfangreiche Palette seiner Turniere zeigt. Als Lehrling sah er, wie ein Arbeitskollege mit einem Besucher wöchentlich Schach spielte; dieser Jemand war Ernst Kieser. Das faszinierte ihn, und er kaufte sich ein erstes Schachbuch: Henry Grobs «Die Eröffnungen in der Schachpartie». Sein erster Klub wurde der Arbeiterschachklub Friesenberg. Hermann stieg schnell in die erste Mannschaft auf, die dann sogar Schweizer Meister wurde. Auch in Lausanne, Paris und London besuchte er eifrig die dortigen Schachklubs. Das war auch eine formidable Gelegenheit, wertvolle persönliche Kontakte zu knüpfen. Dann kam ein Highlight. Im Padiglione Conza in Lugano ging 1968 die Schacholympiade über die Bühne. Im Team von Kurt Riethmann konnte er als Assistent Viererteams und die Notation in Zeitnot betreuen. Ihn umfing die magische Atmosphäre des Spiels der Schachkoryphäen, mit denen er beinahe auf Tuchfühlung war. Allen voran war da das Superteam der Sowjets mit Petrosjan, Spasski, Kortschnoi (!), Geller und den besten Reservespielern der Welt: Smyslow und Polugajewski. Oder klingende Namen wie Larsen, Portisch, Najdorf, Mecking, Reshevski, Hort, Gligoric beeindruckten ihn. Er bekam mit, wie der exzentrische Bobby Fischer anreiste und nach gescheiterten Verhandlungen mit den Verantwortlichen über Nichtigkeiten frustriert wieder abreiste. Übrigens das damalige Schweizer Team: Keller, Kupper, Blau, Bhend, Walther und Glauser. Zu dieser Zeit trat Hermann dem Swissair Firmenschachklub bei. Als besondere Reminiszenz erinnert er sich an einen Freundschaftswettkampf in Tel Aviv, der, wäre er eine Woche früher angesetzt worden, für die Zürcher in der Katastrophe des Flugzeugabsturzes der El-AL-Maschine bei Würenlingen geendet hätte. Hermann beteiligte sich auch an den Zürcher Stadtmeisterschaften im Restaurant «Weisser Wind». Eine Zeit lang spielte er für die SG Zürich, nachdem er die «Talentzensur» der Klubleitung überstanden hatte. Mit seiner Mannschaft wurde er als Captain sogar Gruppensieger in der NLB. Eine nette Reminiszenz ergab sich in einem Freundschaftsmatch des Riesbach-Klubs mit einer Auswahl aus Barcelona. Am Schluss der Begegnung wurde überraschend die katalanische Nationalhymne intoniert – heute ein Politikum, und es gab Geschenke. Für ein Jahr übernahm Hermann die schachliche Betreuung der U-14-Mädchen. Auch die Schweizer Einzelmeisterschaften lockten ihn, nicht zuletzt wegen der damals noch sensationellen Spielorte wie etwa das Palace Hotel in Montreux, das Hotel Monte Verità  in Ascona oder das Kulm Hotel in St. Moritz. Später kamen Einsätze bei Senioren-Schweizermeisterschaften dazu, wo er letztes Jahr auf der Lenzerheide guter Dritter wurde. Auf seiner Agenda standen weiter das jeweils stark besetzte Brocco-Open in San Bernardino oder das Open in Lugano. Besonders angetan hatten es ihm Turniere im Ausland, z. B. in Cesenatico oder Imperia. An diesen Turnieren konnten er und seine Kollegen Peter Meyer und Werner Brunner sowie andere Schweizer freundschaftliche Kontakte mit Spielern aus aller Welt knüpfen. Mit Hermann Koch, Hannes Menzi, Ernst Kieser und Beny Bleisch wurde nicht nur Schach gespielt, sondern auch gejasst und gepokert, manchmal bis zum Morgengrauen. Auf der sportlichen Seite gehörten Velotouren und Skifahren zu den Aktivitäten mit Schachfreunden. Blindschach am stark frequentierten Skilift half über langweilige Wartezeiten hinweg. Heute spielt Hermann die SMM mit den Chessflyers, die SGM bei Pfäffikon.

Da gab es noch ein besonderes Steckenpferd: Backgammon! Rino Mathis und Herbert Bornand organisierten regelmässig solche Turniere. Zusammen mit Oswald Odermatt nahm Hermann sogar an einer WM in Monte Carlo teil.

Hermann ist auch ein begeisterter Fernschachspieler. Obwohl es heute wegen des Einsatzes von ausgezeichneten Computerprogrammen etwas weniger attraktiv geworden ist, bedeutet es für ihn eine gute Gelegenheit, seine Theoriekenntnisse zu erweitern und auzutesten.

Ein markanter Aspekt von Hermanns Biographie schliesslich ist seine Freude am Reisen. Seine Tätigkeit bei Swissair erlaubte ihm günstige Fernflüge in exotische Länder. Insbesondere bleiben ihm einige Nordund Südamerikareisen in guter Erinnerung. Auch eine Flussreise auf dem Dnjepr mit Abstecher nach Schabo oder eine Fahrt auf dem Irrawaddy in Burma waren sehr eindrücklich. Geplant ist im kommenden Juli eine Flussreise auf den sibirischen Flüssen mit einem Abstecher zu den Altaihöhen, wo heute noch Nachfahren eines damals als verschollen geglaubten Onkels leben.

Wir wünschen Hermann Singeisen weiterhin viel Vergnügen und Erfolg beim Schach, beim Poker und Backgammon, weitere tolle Reisen und viele freundschaftliche Begegnungen mit Gleichgesinnten.

Horst Zesiger – Seriensieger unserer Zürcher Turniere

Aus Bulletin 403 Weggis 2019, Seite 350


Jeder Schachsenior kennt Horst Zesiger von den Siegerfotos unserer Zürcher Turniere. Er ist der Seriensieger die­ser Treffen. Sieben Mal stand er zu­ oberst auf dem Podest, zuletzt die­ sen Februar. Dazu gewann er zwei Mal in Pontresina. Doch im Interview mit Horst zeigte sich eindrücklich, dass für ihn nicht die schachlichen Erfolge im Fokus seiner Biografie stehen, son­ dern die bewegte Geschichte seiner Familie. Deshalb macht es Sinn, et­ was weiter in die Vergangenheit zu­ rückzublenden und am Rande auch die Gesellschaftsgeschichte der Vierziger­ jahre aufleben zu lassen.

Horsts Grossvater, ein Schweizer, gebo­ ren 1876, aus einer Uhrmacherfamilie, war Verdingbub auf einem Bauernhof in der Nähe von Biel. Als 18­Jähriger flüchtete er nach Paris und arbeitete dort in einem Hotel. Auf Umwegen gelangte er dann nach Deutschland, wo er in der Landwirtschaft auf Grossgrundbesitzen arbeitete. Mit viel Verantwortung für den Viehbetrieb hatte er einen relativ guten Verdienst.

1904 kam Horsts Vater zu Welt. 1923, im Jahr der berüchtigten Hyperinflation, verlor die Familie alles. Horsts Vater musste tief unten durch. 1935, in der unseligen Nazizeit, wollte er in die Schweiz zurück, wurde jedoch harsch abgewiesen. So arbeitete er zuerst auf dem Bau und später bei der Deutschen Bahn auf dem Knotenpunkt Magdeburg­ Rotensee. Er lernte so das ganze Bahnwesen gründlich kennen. Die Fa­ milie Zesiger wohnte damals auf einem alemannischen Hof in der Nähe von Magdeburg. Dort kam am 20.11.1941 auch Horst zur Welt. Er erlebte als Bub aus der Froschperspektive die letzten turbulenten Kriegsjahre mit. Er erinnert sich noch ans frostige Naziklima und da­ ran, wie die Nazis z. B. im Stechschritt in die Dorfbeiz marschierten und wie das Politisieren am Mittagstisch ein ab­ solutes Tabu war. Nie konnte man sich ganz sicher fühlen. Sein Vater, ein be­ gabter Handwerker, bastelte ein Radio mit Kopfhörerempfang, mit dem er aus­ ländische Sender hören konnte, was damals unter Todesstrafe ver­boten war. Sein Vater, obwohl Schweizer, wurde schliess­lich noch in den Volkssturm der Wehrmacht eingezo­gen und geriet dann in russische Kriegsgefangenschaft. Im Herbst 1945 wurde er vorzeitig entlassen. Nach dem Krieg amtete er in ei­ nem 3000-Seelen­-Dorf zwei Jahre lang als Betreuer für  Flüchtlinge aus dem Osten, weit über tausend an der erkrankten Flüchtlinge zur Verfügung stellten, was weniger bekannt ist.

1947 kehrte die Familie in die Schweiz zurück, in die Region Winterthur­-Töss, in den «roten Gürtel». Für Horst, den Sechsjährigen, war der Einstieg in die Schule nicht einfach, da er noch kein Schweizerdeutsch sprach. Dazu kam, dass sich sein Vater aktiv in der Arbeiterbewegung betätigte, was zum oft Zahl. Horst erinnert sich, wie die Flüchtlinge damals noch in Holzvergaserautos nach  Berlin antransportiert und Horst Zesiger (hintere Reihe, zweiter von links) in der SMM-Meistermannschaft von 1981 (Quelle: Meinrad Su­ ter «Geschichte der Schachgesellschaft Winterthur») von dort in Sammeltransporten per Bahn in die Schweiz gebracht wur­ den. Interessant auch, wie Horsts Erinnerungen ein zwiespältiges Bild der Russen im Nachkriegsosten zeich­nen. Russische Bautrupps demontier­ten doppelspurige Eisenbahnschienen wo immer möglich und verfrachteten diese nach Russland; dafür liefen sie dann in Engpässe bei ihren eigenen Transportkapazitäten. All dies ist be­kannt. Doch auf der positiven Seite ist dafür zu vermerken, dass die Russen Medikamente für die z. T. an Typhus gehörten Schimpfnamen «Sauschwob» führte, obwohl er ja Schweizer war. Horst besuchte alle Schulen bis und mit Sek, doch einen Platz im Gymi gab es für ei­ nen Arbeitersohn damals noch kaum. Er stieg mit einer kaufmännischen Ausbildung bei der ZKB ein, schloss 1961 seine Lehre ab und ging zwei Jahre später nach Le Locle zum Bankverein. Eine besondere Reminiszenz aus dem Jura: Im Tresorraum seiner Bank stiess der junge Mann auf ein­ gelagertes Fluchtgold der französi­schen Staatsbank. Er kehrte dann zur ZKB zurück, als Zuständiger für die Tresorräume. Ende der Siebzigerjahre wurden die Wertschriften zentrali­siert. Deshalb wechselte er 1983 wie­ der an den Hauptsitz der Bank nach Zürich, wo er bis zu seiner vorzeitigen Pensionierung mit 60 blieb.

1978 hatte Horst seine heutige Frau, eine Heilpädagogin, geheiratet, und zwei Jahre später war das Ehepaar Zesiger nach Neftenbach umgezogen, wo sie noch heute wohnen. Nach zwei Fehlgeburten wurde der Familie 1981 eine Tochter mit Downsyndrom zur Pflege angeboten. Sonja stiess dann, vier Monate alt, zur Familie. Sechs Jahre später nahmen Zesigers auch die zehn Monate alte Jacqueline bei sich auf. Das Mädchen hatte bei einem schweren Unfall seine ledige Mutter verloren, war dabei selbst schwer ver­ letzt und leider zu spät behandelt wor­ den, sodass eine starke Behinderung blieb.

Horst, der Serienturniersieger, hat ne­ ben Schach auch noch andere Hobbys – er ist ein begabter Hobby­Musiker. Er spielt noch heute Querflöte und sang als Tenor (mit einem Register über zwei bis drei Oktaven) im Männerchor- Neftenbach. Sang? Ja, leider: Bei Horst stellte sich ein Hörproblem ein, das ihn dazu zwang, den aktiven Gesang aufzu­ geben. Dann gibt es da noch ein Hobby: seine Hündin Luna, die wir alle vom ers­ ten Brett im Turniersaal her bestens kennen. Dort liegt sie artig zu Füssen ihres Herrn und knurrt höchstens ein­ mal leise bei einem schwächeren Zug ihres Meisters. Ob ihre drei Vorgänger ebenfalls eine schachliche Ader hatten, wissen wir nicht. Ausgedehnte Spaziergänge, z. B. in den herbstlichen Lärchenwäldern von Pontresina, noch mit dem Schäfer­Collie­Mischling Max, können ein tolles Hobby sein.

Seine schachliche Karriere begann Horst als Erstklässler an der Seite sei­ nes Vaters beim Arbeiterschachklub Winterthur. Für kurze Zeit spielte er beim SC Veltheim und wechselte schliesslich zur SG Winterthur, der er ja noch heute treu ist. 1989 wurde er mit der Ehrenmitgliedschaft geehrt und zwar für seine «22­jährige Tätigkeit im Vorstand, fünf Jahre als Turnierleiter, acht Jahre als Präsident und neun Jahre als Kassier.» Horst erinnert sich an gute alte Zeiten mit Dr. Ulrich Moser, Othmar Monsch, Ernst Kieser, Hannes Pfeifer, Arnold von Känel, aber auch an die damalige Unsitte, dass während der Partien noch geraucht wurde, was das Zeug hielt. Der über­ zeugte Nichtraucher erinnert sich da­ ran, wie ein Klubkollege jeweils mit ei­ nem Koffer anmarschierte, der ein be­ drohliches  Arsenal von 20 Pfeifen bein­haltete, von denen in den kommenden Stunden mehrere zum Einsatz kamen. Zwei Mal pro Woche war der Kollege mit dem Reinigen dieses Pfeifensets beschäftigt. Eine unselige Sache wa­ ren damals auch die Hängepartien, wie wir alle noch erfahren haben. Einmal musste Horst wegen einer Hängepartie drei Mal nach St. Gallen reisen, um dann das Damenendspiel doch noch im Remis enden zu sehen.   Mit der SG Winterthur gewann Horst vier Mal den Team­Cup, wurde mit Winterthur SMM­Schweizermeister und gewann die Winterthurer Stadtmeisterschaft sechs Mal. Auch heute noch spielt Horst die SMM, ist zusammen mit anderen Winterthurern aber   auch mit Engen in der   Südbadischen Liga aktiv. An den Schweizerischen Seniorenmeisterschaften brachte es Horst mehrmals unter die ersten drei, zumeist in Konkurrenz mit Hans Karl und Dragomir Vucenovic.

Uns Schweizer Schach Senioren trat Horst im Jahre 2001 bei. Er spielte vor allem die Zürcher Turniere, liebt aber auch die tolle Symbiose Schach-Natur im herbstlichen Oberengadin. Wie eingangs erwähnt, feierte Horst bis heute in grosser Regelmässigkeit Turniererfolge. So gewann er bis heute neun unserer Seniorenturniere.

Wir wünschen Horst herzlich gute Gesundheit und noch viele weitere Erfolge in Zürich und im herbstlichen Oberengadin.

IM Edwin Bhend – unser Spitzenamateur

Aus Bulletin 402 Bad Ragaz 2019, Seite 50


Das Interview mit unserem Schweizer «Spitzenamateur» IM Edwin Bhend versprach schon im Vorfeld eindrückliche und einmalige Begegnungen: Mit Edwin als Persönlichkeit, mit der internationalen Schachszene der 50er Jahre, mit den Welt-Schachgrössen unserer Jugendzeit und mit einer Schachwelt, wie sie heute im Computerzeitalter praktisch nicht mehr vorstellbar scheint. Noch eine Vorbemerkung zu «IM Edwin Bhend – unser Spitzenamateur» sei mir erlaubt: Wir wissen alle selber, was Schachamateure sind, doch das eindrückliche Gespräch mit Edwin erst machte mir wirklich klar, was es damals, in der Schachwelt der Nachkriegszeit, bedeutete, ein Amateur zu sein. Doch nun der Reihe nach. Edwin, heute ein Wahlbasler, kam am 9. September 1931 im «Chreis Cheib» in Zürich zur Welt und verbrachte auch seine Kindheit und Schulzeit in der Limmatstadt. Er erlernte zuerst den Beruf des Werkzeugmachers, absolvierte anschliessend eine kaufmännische Ausbildung, um sich dann zum Assembler und Programmierer der Computerfrühzeit (Lochkarten!) weiterzubilden. 1959 heiratete er in Moskau eine Russin, welche ihm in die Schweiz folgte. Das neu vermählte Paar zog nach Basel, und später wurden sie Eltern eines Sohnes und einer Tochter, die beide an der ETHZ studierten. Als Thurgauer darf ich mit einem Anflug von Stolz anmerken, dass Edwin vorher drei Jahre lang bei der Bernina in Steckborn gearbeitet und Schach gespielt hatte, was in der damaligen Ostschweizer Schachszene Spuren hinterliess. In Basel arbeitete er vorübergehend auch als Buchhalter, dies alles, um seiner Familie ein Auskommen zu sichern.

Damit wäre bereits hinterlegt, welches die schmalen Voraussetzungen von Edwins Amateurkarriere waren. Mit Schach begann er wie die meisten von uns in der Schule. Dort spielte er vor allem mit seinem Banknachbarn – mit niemand Geringerem als mit Edgar Walther. Auf die Frage, mit welchen Schachbüchern er sich denn sein Schachwissen zugelegt habe, muss Edwin nicht lange überlegen: Sein einziges Buch sei das damalige Standardwerk von Jean Dufresne «Kleines Lehrbuch des Schachspiels» gewesen. Edwins Training war also mehr oder weniger hemdsärmlig autodidaktisch, zudem hatte die Arbeit stets Vorrang. Unter diesem Gesichtspunkt ist es umso erstaunlicher, mit welcher Rasanz sich seine Schachentwicklung vollzog. Der hochtalentierte junge Mann wurde bereits im Alter von 21 Jahren in die Nationalmannschaft aufgenommen und spielte 1952 in Helsinki seine erste Schacholympiade. In der Vorrunde remisierte er auf Anhieb gegen GM Alexander Kotow, mit dessen Strategielehrgang wohl einige von uns aufgewachsen sind. Der Russe soll über Edwins «respektlose Spielweise» irritiert gewesen sein und ihm den Tipp gegeben haben, nicht nur Eröffnungen zu studieren. Und dies ausgerechnet zu Edwin, der seine Partien praktisch ohne Eröffnungstheorie spielte. Es sollten noch weitere neun Olympiade-Einsätze folgen.

Für den Interviewer war die Frage interessant, wie sich solche internationale Einsätze praktisch in Edwins Leben einfügten. Hier nun wurde mir bewusst, was ein wirklicher Amateur ist. Zumeist sei er übermüdet zu solchen Turnieren angetreten, was sich dann vor allem bei den Hängepartien nach fünf Stunden und mehr negativ ausgewirkt habe, während sich z. B. seine russischen Gegner auf ein Sekundantenteam stützen konnten. Es sei auch vorgekommen, dass er am Arbeitsplatz zuerst habe Überstunden machen müssen, damit er sich für einen Einsatz mit der Nationalmannschaft habe freistellen können. Auch die Frage «Turniereinsatz oder Ferien mit der Familie?», sei immer wieder ein Thema gewesen.

Wenn wir uns Edwins glänzendem Palmarès zuwenden, finden wir echte Perlen unter seinen Partien von Amateur vs. Profi. Der Höhepunkt seiner schachlichen Karriere dürfte zweifellos sein Erfolg an der Schacholympiade in Amsterdam 1954 gewesen sein.

Die Schweiz mit Josef Kupper, Max Blau, Erwin Nievergelt, Edwin Bhend, Otto Zimmermann und Edgar Walther gewann die B-Gruppe. Edwin erzielte 8 aus 9 (!) und errang die Silbermedaille an Brett 4 hinter Paul Keres.

Glänzend war auch sein Auftritt am internationalen Jungmeisterturnier in Zagreb 1955. Dort schlug er mit Schwarz seinen Zimmergenossen Bent Larsen und teilte mit ihm schliesslich den 1. Rang.

Einen besonderen Platz in Bhends Erinnerungen nimmt auch das Weltschachturnier von Zürich 1959 ein. Dort lief er mit Siegen gegen Mihail Tal, Jan Hein Donner und Gideon Barcza zu grosser Form auf. Die sehenswerte Partie gegen Tal, Weltmeister im folgenden Jahr, sah einen Super-Profi, der gut stand und deshalb in typischer Manier unbedingt opfern wollte. Edwin wusste diese Schachromantik zunächst zu verhindern, doch Tal hätte nicht den Ruf des «Hexers von Riga» gehabt, wenn er nicht trotzdem geopfert hätte. Bhend verteidigte die Stellung mutig und widerlegte Tals Abenteuer. Anekdotisch auch Edwins Remis gegen Paul Keres: im 38. Zug winkte Edwin ein vielversprechendes Opfer. Er wollte jedoch vorher noch durch Zugswiederholung sicher zur Zeitkontrolle gelangen, um dann in aller Ruhe die Risiken zu kalkulieren. Aber halt! Keres reklamierte zu Recht dreimalige Stellungswiederholung – also Remis. Edwins Niederlage gegen Bobby Fischer in demselben Turnier figuriert übrigens in dessen Buch, «Meine 60 denkwürdigen Partien».

Eine herrliche Anekdote ergab sich am Zonenturnier in Kecskemet (HU) 1964. Edwin war ein guter Freund von Luděk Pachman. Dessen Hauptkonkurrent um einen Platz für das IZT war László Szabó. Vor Edwins Partie mit dem Ungaren, der übrigens seine ausserordentlich hübsche Frau immer in Brettnähe, gegenüber dem Gegner, platzierte, schärfte ihm sein Freund ein, er solle ruhig spielen und nichts riskieren. Er wäre schon mit einem Remis zufrieden. Aber es kam anders. Schon im 9. Zug entschloss sich Bhend zum riskanten g2–g4. Ein händeringender Pachman erlebte dann aber mit, wie der Schweizer diese Partie souverän gewann. In Klammern sei angemerkt, dass dann doch noch Georgi Tringov das Turnier gewann. Eine Lieblingswaffe Bhends war das Königsgambit. Dazu meinte sein Freund Pachman trocken: «Die alten Eidgenossen kämpften mit Hellebarden, die jungen Eidgenossen mit dem Königsgambit.»

Beim Überfliegen der Bhend-Partien in der grossen Datenbank stechen nebst weiteren Siegen gegen Grossmeister wie z. B. Hort, Barcza, Arapovic, Matulovic, Flesch, Wade und L. Schmid, auch eine ganze Reihe schöner Remispartien ins Auge. Hier seien nur die eindrücklichsten erwähnt, so gegen Geller, zweimal gegen Keres, gegen Kortschnoi, zweimal gegen Pachman, Portisch, Sokolow, Taimanow und weitere. Gegen Smyslow, Petrosjan, Euwe, Gligoric und Unzicker habe er interessante Partien gehabt, aber nichts Zählbares holen können.

In der Schweiz gewann Edwin viermal das Bundesturnier (1951, 1953, 1963 und 1967), zweimal die Coupe Suisse (1953 und 1957) und 1966 in Lugano den Schweizer Meistertitel. 1960 war Bhend von der FIDE der IM-Titel verliehen worden. In Biel gewann er 1968 das Meisterturnier. Er blieb der Nationalmannschaft treu und spielte 1973 an der europäischen Mannschaftsmeisterschaft in Bath (GB) und in weiteren Turnieren mit.

Eine eindrückliche Reminiszenz in Bhends Schachaktivitäten ist sein Blindschachsimultan, das er an 10 Brettern in Biel gab. Er selbst betrachtet diese Herausforderung als seine grösste physische und psychische Leistung. Auch das Ergebnis ist sensationell: 8 Siege, 2 Remis, keine Niederlage.

Begonnen hatte Edwins Klubkarriere bei der SG Zürich, dann folgte der Sprung zu Paul Müllers Birseck, mit dem er den Schweizer Meistertitel erkämpfte. Dann folgte eine Episode bei der SG Basel. Anlässlich eines Aufstiegsspiels wurde er von Allschwil angeworben. Von dort ging es weiter zu den Klubs Riehen und Basel Trümmerfeld; beiden hält er noch heute die Treue.

Während 26 Jahren, von 1973 bis 1999 betreute er, der selber den IM-Titel im Fernschach hält, die von Henry Grob während des Krieges initiierte NZZ-Fernschachzentrale. Die Idee war damals gewesen, den in den Aktivdienst eingerückten Schachspielern eine Möglichkeit zu verschaffen, ihrem Hobby zu frönen. Über 800 Partien spielte Edwin gegen schachhungrige Fernschachgegner. Und, was wohl nicht alle wissen, Edwin war auch Trainer des Damennationalteams und begleitete dieses an die Schacholympiaden.

Edwin hat als Autor auch Schachliteratur publiziert. Von ihm gibt es den Band «Das Königsgambit» (1971), eine Eröffnungsstudie zu Holländisch mit g6, eine Monografie «Palma de Mallorca 69» über den Match Petrosjan – Spassky, drei Bände zum Kombinationsspiel unter dem Titel «Kombinieren und Angreifen»   sowie eine Buchreihe zu Endspielen und zu Mittelspielen. Heute mutet es direkt neckisch an, dass man damals die Diagramme sogar noch von Hand gestalten musste.

Nach seiner Pensionierung verlagerten sich Edwins Interessen. Man hatte bei ihm eine überdurchschnittlich starke Heilenergie festgestellt. Das bewog ihn, diese Fähigkeit auszubauen, indem er eine vierjährige Heilerschule besuchte und diese mit Diplom abschloss. Am Rande interessiert sich Edwin auch für Handlesen, Homöopathie und etwas für Astrologie. Er ist auch der Praktiker: Beim Blauen Kreuz leitete er während zwölf Jahren Gesprächsgruppen. Schach steht nicht mehr unbedingt im Vordergrund. Trotzdem liess es den Senior nicht los. 2008 trat er den Schweizer Schach Senioren bei und gewann in der Zeitspanne bis 2015 zehn unserer Turniere. Seine Teilnahmen an den Seniorenmeisterschaften der SEM in Grächen (2009) und Lenzerheide (2010) krönte er mit dem Schweizermeistertitel. 1994 belegte er an der Seniorenweltmeisterschaft in Biel den geteilten 5. bis 8. Platz. Selbstverständlich blieb Edwin auch ein wertvolles Mitglied der Schweizer Seniorenmannschaften bei europäischen   Mannschaftskämpfen   (2003, 2005, 2011 und 2017) sowie bei der

1. Mannschaftsweltmeisterschaft auf der Isle of Man (2004). Ein individuelles Turnier, das Edwin nur selten auslässt, ist das Schachfestival in Bad Wörishofen, bei dem er regelmässig vordere Plätze belegte. Und als Präsident des SC Bodan möchte ich noch daran erinnern, dass er regelmässig unseren inzwischen verstorbenen Methusalem Hermann Schmid in Kreuzlingen aufgesucht hat, um ihn in die Geheimnisse des Schachs einzuführen.

Wir wünschen Edwin, unserem «Spitzenamateur», herzlich gute Gesundheit, viel Lebensfreude und noch viele interessante Begegnungen am und auch neben dem Brett.

Stanko Valencak – unser Taktiker

Aus Bulletin 401 Zürich2 2019, Seite 65


Stanislav Valencak oder kurz, unser Stanko, kam 1932 in Kroatien zur Welt. Nach der Grundschule besuchte er ein humanistisches Gymnasium in Zagreb. Mit einer Lateinmatur in der Tasche wandte er sich jedoch nicht etwa der Phil. I – Richtung zu, sondern studierte Elektrotechnik an der technischen Fakultät von Zagreb. Danach stellte sich die entscheidende Frage vieler junger Leute auch für ihn: was nun? Sein erstes Tätigkeitsfeld waren vornehmlich Maschinenbaukonstruktionen. 1966 kam dann die grosse Zäsur: Bei noch geschlossenen Grenzen des alten Jugoslawiens reiste er mit einem Touristenvisum nach München und verhandelte dort mit verschiedenen Grossfirmen, so z. B. auch mit Brown, Boveri & Cie. Eine veritable Alternative, auch sein Wunschtraum, wäre für ihn die Auswanderung nach Australien gewesen. Doch fiel der Entscheid schliesslich zugunsten der BBC Baden. Dann wechselte er zur Alusuisse und arbeitete dort im Maschinenbausektor. Kritisch wurde die Situation für ihn, als das Konsortium Ebner-Blocher die Alusuisse aushöhlte und dann an kanadische Investoren verscherbelte. Doch gerade diese Umstände führten zu Stankos beruflichem Umbruch, indem er sich dazu entschloss, als selbständiger Freelancer für Projekte und Beratung für grössere Firmen im angestammten Maschinenbau zu arbeiten. Diese Art von Arbeitsverhältnis war voll nach Stankos Gusto, jedoch nicht ohne Risiko, denn die Aufträge flogen nicht wie gebratene Tauben in den Mund. Stanko ging seiner Projektarbeit bis zu seinem 72. Lebensjahr nach. Das Interessante an seiner Freelance-Tätigkeit nebenbei: Seine Aufträge führten ihn u. a. nach Kanada, Island, Norwegen und in die Niederlande. Durch seinen Beruf wurde Stanko fest in der Region Baden verwurzelt. Heute lebt er mit seiner Frau Hildegard in Rütihof bei Baden. Aus erster Ehe war er schon Vater einer Tochter, und in Rütihof wurde der Familie Valencak noch ein Sohn geschenkt. Dieser studierte später Forstwirtschaft und Raumplanung an der ETH und ist übrigens Mitglied des Schachklubs Wollishofen. Stankos Hobbys neben Schach sind vor allem Wandertouren, Pilzen und Ferienreisen, immer wieder gerne auf die kroatischen Inseln. In der Region Baden arbeitend konnte es nicht ausbleiben, dass er vom Schachklub Baden entdeckt und als strammer Fisch an Land gezogen wurde. Mit seinem Klub spielte er SMM, u. a. mit Martin Christoffel, Berislav Knafl, Heinz Schaufelberger, Werner Brunner, Martin Harsch, Ueli Eggenberger und Captain Bruno Zülle. Klarer Höhepunkt war Badens Aufstieg in die NLA im Jahre 1993. Die SGM spielte er mit Niederrohrdorf, dessen Gründungspräsident übrigens unser Editor und Ehrenmitglied Ueli Eggenberger war. In den frühen 1970ern stieg Niederrohrdorf mit Stanko als Stammspieler in die Bundesliga auf, 1978 erspielten sie sich sogar den Titel des Bundesmeisters. Er ist noch immer Doppelmitglied der beiden Aargauer Klubs und besucht Niederrohrdorf zusammen mit seiner Frau vor allem bei gemütlichen Klubanlässen. Seine Spiellizenz hat er heute indessen bei den Schachsenioren gelöst. Das Spezielle an Stankos Schach ist zweifellos sein scharfer, kompromissloser Stil. Als gewieften Taktiker hat ihn auch der Autor selber in wacher Erinnerung. Auf die Frage, wie er denn zu seinem Angriffsschach gekommen sei, kam die kurze Antwort: «Praxis und noch mehr Praxis, dies intensiv von früher Kindheit an!» Theoriestudium eher selten – Stanko spielt «fast alles» und praktisch kein Computerschach. Auf die Frage, warum denn das nicht, meinte er, er müsse halt das Gesicht seines Gegners vor sich haben; nur das motiviere ihn. Im Übrigen sei er ein Computerbanause. Stanko räumte auch ein, dass er überhaupt eine Spielernatur sei und gern das Risiko suche. Dafür prädestiniert waren natürlich stets Blitzturniere, in denen es Stanko zum Ruf eines gefürchteten Haudegens brachte. Auf dem Höhepunkt seiner Schachkünste stand er mit einer ELO-Zahl von über 2070 zu Buche. Eine zwischenzeitlich ernsthafte Erkrankung hatte ihn allerdings für ein halbes Jahr ausser Gefecht gesetzt. Aber die Freude am Angriffsschach blühte wieder auf und ist noch heute ungebrochen. Auf die Nachfrage, wie denn das damals mit dem Schach im alten Kroatien gewesen sei, meinte Stanko nur, dort habe halt jeder Schach gespielt. Mit 5 Jahren ins edle Spiel eingeführt, habe man in der Schule, während des Studiums und in der Firma fleissig Schach gespielt. Seine grossen Vorbilder seien Capablanca und Aljechin gewesen. Bescheiden merkte er an, dass er auch einmal GM Matanovic besiegt habe. Im Jahre 2010 trat er den Schweizer Schachsenioren bei und spielte vor allem die Turniere in Zürich, Bad Ragaz und Gstaad. Dreimal bestieg er das Silbertreppchen. Stanko, der jetzt in sein 87. Lebensjahr eintritt, wünschen wir vor allem gute Gesundheit und noch viele erfolgreiche Teilnahmen an Seniorenturnieren. Stankos Angriffswirbel gehören einfach zum Seniorenschach wie die pikante Würze zu einer guten Pizza Diavolo.

Martin Harsch

Aus Bulletin 399 Ascona 2018, Seite 51


Wer ist unser Mitschachsenior Martin Harsch?

Er ist ein kosmopolitischer Schweizer, denn er ist Zürcher, Aargauer, Basler und ein Saanen- oder Waadtländer in einem und dazu ein guter Schachsenior. Doch gemach, schön der Reihe nach! Geboren 1954 in Zürich, wuchs Martin in Baden auf, dem römischen Aquae Helveticae und späteren Tagsatzungsort, kurz, in einem berühmten Aargauer Städtchen. Dort besuchte er die Volksschulen und schloss seine Schulzeit mit der Matura an der Kanti Baden ab. Anschliessend nahm er an der ETH das Biochemiestudium auf und schloss dieses mit dem Doktorat ab. Zunächst stieg er in die Forschung bei einer US­Pharmafirma in Zürich ein und wechselte später für 14 Jahre zu Roche Basel. Sein Spezialbereich dort war «Pharma Development», die klinische Forschung an Medikamenten bis zur Zulassung. Vor 36 Jahren heiratete er seine Frau Christine, eine Waadtländerin, mit der er vier Kinder hat, heute zwei junge Herren und zwei junge Damen. Sein Einstieg beim Pharmariesen bedingte natürlich den Umzug der Familie Harsch nach Basel. Sesshaft wurden sie in Wallbach im Fricktal, in unmittelbarer Nähe zum Rhein. Später wechselte Martin zur Firma «Basilea Pharmaceutica» und arbeitete dort vor allem in seinem Stammressort, in der klinischen Forschung.

Eine wichtige Frage: Hat der Schachspieler Martin auch noch Hobbys?

Denn Schach ist ja kein Hobby, sondern eine Leidenschaft. Er ist eine regelrechte Wasserratte: Er war im Schwimmbecken Crawler über alle Distanzen bis 1500 m und spielte Wasserball beim Schwimmklub Baden. Im Sommer fährt er Tourenvelo und liebt das Wandern und Reisen. Im Winter sind Ski Alpin und Langlauf angesagt, z.B. im Allgäu in Kombination mit einem Schachturnier. Martin ist also ein durch und durch sportlicher Mitsenior.

Wie immer stellt sich auch bei ihm die Frage, wie er denn überhaupt zum Schach gekommen sei. Antwort: Zufällig! Das kam so: 1972, im Sommer des WM-Matches zwischen Bobby Fischer und Boris Spasski, verbrachte er Ferien mit seinem Onkel und einem Cousin in einer Blockhütte irgendwo im Nowhere in Finnland. Nun wollte es das Schicksal, dass ihr Auto eine Panne hatte, sodass es wenig gab, das man zeitfüllend hätte unternehmen können. Man fuhr mit dem Boot einkaufen, man badete und – man veranstaltete Dreierschachturniere. Das allerdings mit der Pointe, dass Martin noch kein Schachspieler war und in den Familienduellen als Prügelknabe herhalten musste. Das war aber der eigentliche schachliche Kick­off! Martin als Schachprügelknabe? Er wurde angefressen von den Manövern auf den 64 Feldern. Das zeigte sich unter anderem darin, dass er auch «Züge ausliess». «Züge ausliess» – wie das? In den Semesterferien arbeitete er häufig bei der Zürcher Bahnpost und hatte den Job, die Post zu den Zügen zu bringen. Das bedeutete aber auch längere Wartezeiten auf den Perrons. Eine willkommene Gelegenheit zum Einmann-Schachtraining mit Schachbüchern. Nun, da konnte es schon hin und wieder vorkommen, dass man angesichts einer fesselnden Stellung in einem Diagramm halt einen abfahrbereiten Zug zu lange warten liess – und weg war er! Aber wie wir alle schon zu spüren bekamen, das Schachtraining auf dem zugigen Perron brachte Martin bald den zügigen Erfolg. Seinen Einstieg ins Turnierschach nahm Martin bei der SG Baden und traf dort auf unseren Editor Ueli, auf Stanko Valencak und natürlich auf den Präsidenten, Karl Wilhelm. Im Klub spielte er u.a. SMM im Fanionteam von Baden in der 1. und 2. Liga. Die SGM bestritt er mit der Topmannschaft Niederrohrdorf. Im Team-Cup amtete er lange Zeit als Captain des Roche-Teams mit Charles Partos am 1. Brett, mit 5 Halbfinal­ und einer Finalteilnahme. Aus Martins Bildungsgang Schach gibt es auch eine Wolga-Pointe. Jahrelang spielte Martin den Königsinder, mit eher mässigem Erfolg. Also fragte er den grossen Taktiker Stanko nach einer guten Alternative. Das Wolgagambit! Stanko erklärte seinem jungen Kollegen kurz die zugrundeliegenden Ideen. Letzterer trat mit dem neu erworbenen Wissen in der nächsten SGM-Runde gegen Hans Karl an – und gewann auf Anhieb. Heute spielt Martin Verschiedenes, aber hütet Euch trotzdem vor dem verkappten Wolgagambitspieler. Beim Nachschlagen in der ELO­Liste findet man unter dem Namen Martin Harsch folgende Klubzugehörigkeiten: Saanenland, Schweizer Schachsenioren und Thun SK. Vor rund 10 Jahren erreichte Martin eine ELO-Spitze von etwas über 2070.

Nach einem schachlichen Highlight befragt, erinnert sich Martin daran, dass er 1982 am Bundesturnier in Disentis knapp ins MTB hineinrutschte, dann aber überraschend guter Fünfter wurde. Den Schachsenioren trat er 2014 bei. Am liebsten spielt er die Turniere in Pontresina und Gstaad, das letztere, weil seine Familie in Rougemont noch über eine Retraite und gleichzeitig einen Familientreff verfügt. Im Engadin schaffte er schon dreimal den Sprung aufs Treppchen. Sehr gerne fährt Martin auch zu Turnieren im nahen Ausland. So schwärmt er z.B. vom Gold Cup in Meran, den er seit acht Jahren regelmässig bestreitet. Aber auch das illuster besetzte Turnier am Tegernsee oder ein Turnier auf Malta vermochten ihn immer wieder anzulocken. An den Seniorenturnieren schätzt er die besondere Kollegialität, den Charme der Austragungsorte und den guten organisatorischen Rahmen. Für all seine  weiteren Turniere im In- und Ausland und bei den Schachsenioren wünschen wir ihm fordernde, spannende Partien mit gutem Erfolg und nur das Beste für seine Familie.

Walter Königs Schachmosaik

Aus Bulletin 397 Pontresina 2018, Seite 53


Uns Schachsenioren ist Walter König nicht nur von den Seniorenturnieren bekannt, sondern auch als Mitorganisator des so toll gelungenen Jubiläumsanlasses der Schachsenioren in Vitznau vor zwei Jahren. Dies liest sich «so nebenbei», doch wer selbst eine Ader für die Organisation von Schachanlässen hat, weiss, was für ein persönliches Engagement ein solcher Anlass mit sich bringt. Das durchwegs lobende Feedback von Vitznau konnte als eine kleine Entschädigung für den grossen Aufwand des Trios Karl Eggmann, Jo Germann und Walter König verbucht werden.

Ein Highlight seiner Organisatorentätigkeit von Schachanlässen erlebte Walter im Jahre 2010, als es der Schachklub Réti unter der Federführung von Bernhard Burckhardt und Walter König übernahm, die Studentenschach-WM an der Uni und der ETH Zürich zu organisieren. Walter hatte schon einschlägige Erfahrung, da er in den achtziger Jahren im OK einer Studenten-WM in einer andern Sportart (Orientierungslauf) gewirkt hatte. Für die WUCC (World University Chess Championship) investierte das Réti-OK mehr als zwei Jahre Vorbereitungsarbeit. Nebenbei sei angefügt, dass Walter zum Urgestein und Mitbegründer des 1961 gegründeten Schachklub Réti (seit 2006 eine Sektion des Akademischen Sportverbandes Zürich) gehört.

An der erwähnten Studenten-WM nahmen fast 100 Studenten und Studentinnen aus 21 Nationen teil, darunter 16 GM. Es gab dabei auch spezielle Vorkommnisse, die allen Beteiligten heute noch lebhaft in Erinnerung bleiben. Vom internationalen Dachverband des Hochschulsports war ein Funktionär aus Algerien als Aufsichtsperson nach Zürich delegiert worden. Vom Schach verstand er nichts, war aber sichtlich enttäuscht, dass ihm kein Privatauto mit Chauffeur zur Verfügung gestellt wurde, sondern eine Wochenkarte der Zürcher Verkehrsbetriebe. Er revanchierte sich mit einem mässigen Schlussbericht, der aber die nachhaltige Erinnerung aller Beteiligten – Wettkämpfer, Coaches, Mannschaftsleiter, OK-Mitglieder und freiwillige Helfer (fast der ganze Schachklub ASK Réti) – nicht zu trüben vermochte. Dank dem Internet ist das wunderbare Video über den Anlass noch immer anzuschauen und sei dem Leser wärmstens empfohlen (zu finden unter 11th World University Chess Championship Zurich).

Just zum damaligen Turnierbeginn begann die islamische Fastenzeit. Das OK stand vor dem schwierigen Problem, wie man die drei Teams aus dem Iran, aus Indonesien und Kasachstan nach Sonnenuntergang verpflegen sollte, wenn das ETH-Mensapersonal schon längst Feierabend hatte. Das löste sich mit der souveränen Haltung der involvierten Mannschaftsleiter: «Wir kamen nach Zürich, um Schach zu spielen, nicht um den Ramadan einzuhalten.»

Eine weitere Anekdote mit einem ähnlichen Hintergrund ist ebenfalls erzählenswert: Am spielfreien Tag wurde für die Teilnehmer ein Ausflug mit Zug, Schiff und Zahnradbahn nach Luzern und auf die Rigi organisiert. Der Ausflug wurde zu einem äusserst gelungenen Erlebnis – siehe die wunderbaren Bilder auf dem erwähnten Video –, allerdings mit einem Nachspiel. Wenig später traf nämlich aus Teheran ein E-Mail ein, in welchem man sich darüber beschwerte, dass iranische Studentinnen ohne Kopftuch auf dem Vierwaldstättersee und der Rigi abgelichtet wurden und die Bilder im Internet zu sehen waren. Selbstverständlich löschte man die beanstandeten Bilder unverzüglich. Um die Erlebnisse dieser Kategorie vollständig zu machen, sei noch nacherzählt, dass am Schlussabend, nach der Preisverteilung und dem Bankett, ein Besuch in einer reservierten Niederdorfer Disco auf dem Programm stand. Der iranische Delegationsleiter erkundigte sich vorsorglich   danach, ob Alkoholzwang bestünde. Selbstverständlich nein. Dennoch bekamen die iranischen Mannschaften ein Disco-Verbot – sicher ist sicher.

Schliesslich sind Bernhard Burckhardt und Walter König noch heute stolz darauf, dass das Budget für den Grossanlass sogar unterschritten wurde und ein Überschuss an die Schweizer Jugendschachstiftung überwiesen werden konnte.

Wenn Walter keine Schachanlässe organisierte, war er als Anwalt tätig mit längeren Aufenthalten in Chicago, Tokyo und Paris. Für seine Schachkarriere war das eher hinderlich, dafür nützlich für die Sprachkenntnisse. Walter war und ist ein begeisterter Ausdauersportler und nahm an zahlreichen Laufsportveranstaltungen, Seeüberquerungen, Patrouillenläufen und sogar Marathons und Triathlons teil. Noch heute steigt Walter gerne allein oder mit Kameraden auf sein Mountainbike und freut sich, dort nicht um ELO Punkte kämpfen zu müssen.

Walter findet die Organisation und die ganze Ambiance der Seniorenturniere beeindruckend. «Ich war noch nie Mitglied in einem besser geführten Verein und kritisiere insgeheim eigentlich nur, dass der Mitgliederbeitrag zu tief ist für all das, was geboten wird.» Als Rétianer Urgestein erfüllt es ihn mit Genugtuung, dass an den Seniorenturnieren regelmässig sechs und mehr Réti-Mitglieder teilnehmen.

Walter macht sich halb ernstgemeinte Gedanken über gewisse Besonderheiten des Seniorenschachs, z. B. über die hohe Remisquote. Es gibt zwar bei uns mangels GM keine Grossmeisterremis, aber Walter findet dafür andere Kategorien. Da gibt es das «Schisshasenremis», wenn man lieber den Spatz in der Hand hält als die Taube auf dem Dach anvisiert. Das   «Spezialistenremis» kann den Remiskönigen zugeordnet werden («ebenfalls unbesiegt blieb XY») und weist Ähnlichkeiten mit dem «Rechenschieberremis» auf, das an den Spitzenbrettern zelebriert wird, wenn es um die Podestplätze geht. Senioren-typisch ist auch das «Wanderremis», wenn die Sonne scheint und der blaue Himmel und die Berge locken und man deshalb keinen Gewinnweg mehr finden will. Auf das «Stalldrangremis» stösst man vor allem am letzten Spieltag, wenn die Koffer gepackt sind und man sich bereits auf einen einfachen Znacht zu Hause nach den neunmaligen Viergangmenüs freut.

Wir wünschen Walter weiterhin viele schöne Stunden an den Seniorenturnieren und viel Erfolg mit seiner SMM-2.Liga-Réti-Mannschaft, zu der auch unsere Mitsenioren Eugen  Fleischer, Harry Oesch, Peter Walpen, Godi Iberg, Linus Capraro, Willy Wettstein und Hans Wey gehören.

Portraits aus Bulletin Nr. 396 – 380

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Michel Ducrest – unser sympathischer Romand

Extrait du Bulletin 396 Laax 2018, page 52


Je suis né en 1944 à Fribourg et j’ai grandi en compagnie d’une sœur et d’un frère plus jeunes que moi. Après l’école primaire, c’est au collège St Michel de Fribourg que je poursuivis mes études avec l’obtention d’un certificat de maturité scientifique.

La suite, ce sont 3 ans à l’école polytechnique de Lausanne alors appelée E.P.U.L. Mon intérêt pour l’informatique, qui en 1967 en était encore à ses débuts, m’orienta vers un premier travail et ceci dans l’horlogerie à Bienne, chez Omega. C’était pendant 3 ans des développements d’application de gestion aussi bien scientifiques que commerciales à l’aide des fameuses cartes perforées.

Bienne était en ce temps «la Mecque» des échecs et j’en profitai pour participer aux diverses compétitions locales et nationales avec le club d’Omega, tout en restant fidèle à Fribourg pour les championnats par équipe.

Mais l’envie d’apprendre me poussa vers Nestlé et je fis des séjours à Paris, Bruxelles, Vevey et enfin vers Zürich où je participai pendant 4 ans à l’informatisation de différentes filiales de la société veveysane. Les échecs, dans cette période, c’est une invitation au tournoi de Noël à Paris et une deuxième place en 1973 à Rheinfelden au Bundesturnier.

Puis ce fut un retour vers Bienne, cette fois dans la société suisse pour l’industrie horlogère, l’ancêtre du Swatch groupe qui disparut dans la crise horlogère des années 80. C’est pendant ces années que je rencontrai mon amie Bluette avec laquelle je suis toujours lié depuis 40 ans. C’est dans cette période que je connus quelques succès aux échecs avec la promotion en ligue nationale A avec Fribourg en 1978 et un titre de champion suisse avec le club Omega dans la fédération ouvrière. Mais la fin de la SSIH m’obligea à chercher une nouvelle orientation et un nouveau départ.

Comme on n’est jamais mieux servi que par soi-même et l’expérience aidant, je décidai avec quelques amis de créer en 1984 une société de service informatique à Fribourg. Pendant les 25 années suivantes, mon activité principale fut de faire vivre et grandir cette société qui compta jusqu’à 25 personnes. Elle continue encore à prospérer maintenant, même si j’ai arrêté toute activité depuis ma retraite. Par contre, cette période ne fut pas très prolifique pour les échecs, ma société ne me laissant que peu de loisirs. Les quelques jours de vacances qui restaient ont plutôt été utilisés à voyager et à visiter de nombreux pays.

L’heure de la retraite arriva en 2009 et je décidai de m’installer à Crésuz en Gruyère dans le chalet que mes parents nous ont laissé. C’est le temps des promenades, du jardinage, de la lecture et des échecs que j’ai redécouverts grâce surtout à l’ordinateur qui permet de revoir mes parties, d’en analyser les fautes et de préparer de nouvelles variantes. Les échecs seniors et sa super organisation sont pour moi l’occasion de jouer dans une ambiance agréable, de rencontrer de nouveaux amis et de visiter des régions de la Suisse que je ne connaissais pas.

Unser Schachmethusalem Ueli Würgler

Aus Bulletin 395 Adelboden 2018, Seite 56


«Not amused!» Ein Bonmot von Queen Victoria von England? Klar – aber auch von Ueli Würgler, als er angefragt wurde, ob er sich für ein Interview zur Verfügung stelle. Und er tat es, obwohl er nicht

«amused»war! Prima, denn jetzt erfahren wir viel Interessantes aus einer sehr langen Lebensgeschichte. Geboren wurde Ueli am 2. April 1925 in Wallisellen. Damit ist der 93-jährige Züribueb doch eine ganze Generation älter als viele von uns Senioren-Jungspunds. Die Volksschule besuchte er in Oerlikon, und anschliessend absolvierte er das Zürcher Gymnasium, welches er mit einer Latein-Matura abschloss. Doch dann bekam auch Ueli so nebenbei die Auswirkungen des damals noch tobenden Zweiten Weltkriegs zu spüren. Schon mit 19, also 1944, rückte er in die Gebirgsgrenadier-RS im Tessin ein. Darauf folgte direkt ein Aktivdienst-WK in Locarno. Folge: Zunächst absolvierte er ein Überbrückungspraktikum bei der BBC Baden und konnte sein Studium am Poly erst ein Jahr später aufnehmen. Dieses schloss er 1949 mit dem ETH-Diplom als Elektro-Ingenieur ab. Seine Berufslaufbahn sah ihn danach zuerst bei der Maschinenfabrik Oerlikon, und dann winkte das Ausland. Eine holländische Firma mit Hauptsitz in Surabaya auf Ostjava engagierte den jungen Mann, der im Hinblick auf diese Stelle an der Zürcher Berlitz-Sprachschule fleissig Holländisch lernte. Noch in Klammern: Gerade mal zwei Jahre früher hatten die Holländer die Unabhängigkeit Indonesiens unterzeichnet. Das Abenteuer begann durchzogen: Zuerst mausbeinallein auf dem Flughafen von Surabaya und dann eine Stelle, die seine Talente völlig unterforderte. Deshalb liess sich Ueli von einem anderen Holländer, der als Vertreter der indonesischen Regierung auftrat, abwerben. Er wurde Staatsangestellter und trat eine Stelle in Banjarmasin auf Südborneo an. Auch dort gab es für den jungen Schweizer, der gerne einiges dazu gelernt hätte, nichts zu profitieren. So brach er nach zwei Jahren sein Indonesienabenteuer ab und kehrte in die Schweiz zurück – allerdings auf Umwegen. Auf dem Luftweg ging es zuerst nach Sydney, dann mit dem Schiff nach Neuseeland und von dort, vom Ende der Welt, während mehrerer Wochen auf hoher See, zurück nach Europa in den Hafen von Genua. Vom ligurischen Hafen reiste er vornehm per Bahn in der ersten Klasse über den Gotthard in die Heimat zurück; schliesslich hatte die indonesische Regierung ihrem Beamten die ganze Rückreise bezahlt.

Seine Schweizer Berufslaufbahn sah ihn dann wieder bei der BBC, und zwar wegen seines fliessenden Holländisch im Verkauf. Dann wechselte er zu einer Tochterfirma der BBC/Sulzer, die Gasturbinen herstellte. Und wieder ging es zurück zur BBC in den Verkauf. Später betreute er dort eine Stabsstelle im Verkauf und erhielt die Prokura. 1988 kam dann die überraschende Fusion der BBC mit der schwedischen Asea, was eine gewaltige Umstrukturierung des Konzerns nach sich zog. Das wollte Ueli nicht mehr miterleben, benutzte den angebotenen Sozialplan und liess sich knapp vorzeitig pensionieren.

Interessant sind ja immer die Hobbys der Interviewten. So auch bei Ueli. Er ist ein routinierter Alpinist! Schon als junger Bursche bewältigte er als Gesellenstück den Piz Palü auf Skiern, beteiligte sich an Skitourenwochen, häufig auch im Tirol, und trat schliesslich dem SAC bei. Dort kam er so richtig auf seine Rechnung: Im Sommer und im Winter waren es die Walliser Viertausender. Den Monte Rosa bestieg er drei Mal. Unter anderem erkundete er auch Spitzbergen zu Fuss und auf Skiern, dank der Mitternachtssonne unermüdlich sowohl tags wie nachts. Später ging es nach Übersee: Es warteten Besteigungen in den Rocky Mountains und in den südamerikanischen Anden mit ihren 6000ern; aber auch der Himalaya lockte. Mit dem Schweizer Everest- und Lhotse-Erstbesteiger  Dölf Reist erklomm er einige Vorgipfel des Everest-Massivs. Das Trekking im Himalaya hatte für Ueli noch eine wichtige Überraschung in petto: Er lernte dabei, vor rund 50 Jahren, seine junge Freundin kennen. Jung? Ja, sechs Wochen jünger als Ueli! Sie wohnt im Übrigen in Lugano, sodass Ueli heute auch häufig im Tessin anzutreffen ist. Vor zwei Jahren, im stolzen Alter von 91 Jahren, beteiligten sie sich an einer Gruppenexpedition in die nordchilenischen Anden. Sinnigerweise hätte Ueli bei seiner Anmeldung ein ärztliches Attest beibringen müssen. Doch das scherte Ueli wenig – er war dabei, einfach so. Mit Regionalflug und Auto ging es von Santiago hinauf in die bolivianischen Anden, weiter nach La Paz und an den Titicaca-See. Übrigens: Zweier-Bergtouren organisiert Ueli auch heute noch gerne.

Nun zum Schach: Ueli lernte unser Brettspiel schon als Bub, spielte dann häufiger im Gymi und wurde auch Schulhausmeister. Nach seiner Rückkehr aus Indonesien trat er in den SC Oerlikon ein. Da es dort keinen Nachwuchs gab, wechselte er zum SC  Glattbrugg.Auf der Gartenschachanlage  in Oerlikon lernte er den Präsidenten des Schachklubs Höngg kennen, der es ihm ermöglichte, mit diesem Verein ZMM, SGM und SMM zu spielen. 1991 trat Ueli den Schachsenioren bei, einer damals recht vornehmen Vereinigung, brauchte es doch tatsächlich zwei Referenzen für einen Beitritt! In unserer heutigen Datenbank, die bis 1996 zurückreicht, taucht sein Name als Teilnehmer am SSS Seefeld auf. Seine häufigen Turniere waren nebst den Seefelder Turnieren die SSS Lugano (wir wissen warum…) und die SSS -Klus-Zürich. Er gewann auch einige Turniere. Dann kam der Moment, als bei den Schachsenioren die Computer das Terrain eroberten. Ueli avancierte zum Turnierleiter mit Computer und holprigem Diskettenlaufwerk. Mal funktionierte die Software, mal musste man wieder manuell paaren. Schliesslich wollte der Interviewer noch wissen, wie sich Ueli heute schachlich fit hält. Es kam zum Vorschein, dass Ueli gerne Partien im Internet nachspielt, am liebsten auf der Seite der spanischen Zeitung «El Pais», die offenbar gute Kommentare bringt. Das Spanische ist dank seinen Andenexpeditionen kein Problem für Ueli, ebenso wenig wie das Holländische, Französische, Englische und Italienische. Ein am Interview-Tisch vorbeigehender Kiebitz warf noch die amüsante Bemerkung ein, dass man Ueli auch heute noch regelmässig beim Gartenschach auf dem Marktplatz in Oerlikon antreffen könne.

Am Schluss bleibt uns nur noch, Ueli, «not amused», für das Interview herzlich zu danken und ihm und seiner Freundin noch viele erfüllte Jahre, viel gutes Schach und interessante Bergtouren – alles bei guter Gesundheit – zu wünschen.

Walter Oberholzer – unser Erster Revisor

Aus Bulletin 394 Weggis 2018, Seite 68


Wer ist Walter Oberholzer? Nun, schon mal etwas Wichtiges vorweg: Er ist einer der wenigen Ostschweizer in unserer Schachseniorenfamilie! Sogar ein waschechter. Für diese gilt das Motto: Tragt ihnen Sorge, denn sie sind rar!

Unser Ostschweizer kam 1950 in Wil SG  zur Welt und wuchs mit zwei Schwestern  auf. In der Fürstäbtestadt besuchte er auch alle Schulen. Nach der Sek wechselte er an die Kanti St. Gallen. Diese schloss er mit dem Handelsdiplom ab. Und am Rande bemerkt: Dort hatte Walter auch zwei Jahre lang Russischunterricht beim bekannten Russologen Prof. Ivo Tschirky. Seine erste Stelle fand er 1971 beim weltweit tätigen Handelshaus Gebrüder Volkart AG in Winterthur, bis 1999 einer der grössten Kaffee- und Baumwollhändler der Welt. Nach knapp zwei Jahren Praktikum schickte ihn das Stammhaus für zwei Jahre in die Niederlassung nach Pasadena (Kalifornien), wo er im Baumwollhandel tätig war. Davor hatte der junge Wiler schon mehrere Monate in den Baumwollhäfen Bremen und Liverpool und eine Saison in Adana und Izmir in der Türkei gearbeitet. Beim Aufenthalt in den USA stellte das Schicksal die Weichen für die Zukunft. Walter musste in der kleinen Niederlassung als Buchhalter einspringen, bildete sich bei dieser Gelegenheit an einem US-College im Finanzwesen weiter und blieb dann dieser Schiene treu. Im Alter von 25 Jahren kehrte er ins Stammhaus zurück und wechselte wenig später zur renommierten Wirtschaftsprüfung- und Beratungsfirma PwC (damals Price Waterhouse) in Zürich. Für eine Karriere in der Wirtschaftsprüfung war die berufsbegleitende Ausbildung zum Eidg. diplomierten Wirtschaftsprüfer vorgegeben. 1979 zog es Walter zurück in die Ostschweiz, und nach einer Zwischenstation als Finanzchef beim europäischen Hauptsitz einer US-Chemiefirma in St.Gallen wechselte Walter zur Revisuisse in St.Gallen, einer in der ganzen Schweiz tätigen Wirtschaftsprüfungsfirma, vorab mit Kunden im Bankensektor. 1980 lernte er in der Ostschweiz auch seine spätere Frau Ruth kennen, auch sie eine St. Gallerin, mit der er nun über 30 Jahre verheiratet ist und heute in einer schönen Wohnsiedlung mit grüner Umgebung in Goldach am Bodensee wohnt.

Für die Revisuisse arbeitete Walter Mitte der Achtzigerjahre auch drei Jahre in der Niederlassung in Chur.

Doch dann geriet er in die Fänge des global tätigen Technologiekonzerns Bühler AG Uzwil, mit Niederlassungen in über 140 Ländern. Seine dortige Haupttätigkeit war die Leitung eines kleinen Teams für die interne Revision, was ihn im Rahmen der Besuche bei Bühler-Firmen zu häufigen und längeren Reisen über den gesamten Globus führte. Auch im Bereich Firmen-Akquisitionen wurde Walter eingesetzt, dies ebenfalls   zumeist im Ausland. Diese Reisejahre, aufregend und weiterbildend, aber auch fordernd, waren prägend für sein Leben. Fast im Kontrast dazu: Oberholzers wohnten von 1987 bis 2006 in der Speicherschwendi und in Niederteufen (beide AR) ausserhalb von St. Gallen, also in der gesunden Landluft. In seinen letzten 12 Berufsjahren schliesslich arbeitete Walter bei der Credit Suisse St. Gallen im Kreditmanagement für grosse Firmen-Kunden. Mit 60 ergriff er die Möglichkeit, frühzeitig in Pension gehen zu können. Ob wohl sein Eintritt zu den Schachsenioren dafür den Ausschlag gab?

Bis jetzt war sehr wenig von Schach die Rede. Richtig!   Aber   tatsächlich hatte Walter durch seine beanspruchende Tätigkeit im weltweiten Aussendienst nur wenig Zeit, diesem schönsten Hobby nachzugehen. Seine ersten Züge auf dem 64-Felder-Brett machte er an der Kanti, während den Mittagspausen. Aber ein Klub kam noch nicht in Frage. Erst als er wieder sesshafter in der Schweiz war, brachte ihn der Schachsklave «Mephisto» Anfang der Achtzigerjahre spielerisch wieder zum Schach zurück. Im Alter von 32 spielte er seine erste Turnierpartie an der St. Galler Stadtmeisterschaft. Vom Schachklub St. Gallen über den SC Chur ging es dann zum SC Herisau, dem er bis heute treu geblieben ist. In Klammern: Auch der Interviewer hatte dort seine Schachlehrjahre zugebracht. Nur, im Gegensatz zu diesem, wurde Walter zweimal Klubmeister. Seit seinem Beitritt zu uns Schachsenioren spielt er regelmässig etwa zwei Turniere im Jahr, das letzte eben gerade in Weggis. An einem der Turniere hatte Walter das Pech – ich übertreibe – mit Präsident Karl und Kassier Jo am selben Tisch zu sitzen. Folge: Sein Talent als Revisor wurde erkannt; ab dann zeigte seine Karriere als Seniorenverbandsrevisor steil nach oben. Heute ist er die Nummer 1. Fazit: Das Finanzwesen der Schachsenioren ist heute fest in Ostschweizer, genauer   Wiler Hand.

Nach besonderen Schacherinnerungen befragt, erinnerte sich Walter an drei «Perlen»: Im Rahmen einer PC-Blitzpartie beim Deutschen Schachportal kam es einmal zu einer Begegnung gegen einen russischen Kosmonauten auf der ISS-Station draussen im Weltall. Der Russe schien jedoch den Überblick von so weit oben nicht gehabt zu haben, jedenfalls verlor er gegen den bodenständigen Ostschweizer. Die zweite Reminiszenz: Auf einer seiner Reisen kam er in der Dominikanischen Republik zur Chance, an einem Open teilzunehmen, das mehrheitlich Einheimische und Schweizer am Start sah. Und die dritte Anekdote: Im HT2 der SEM 1988 in Silvaplana spielte er gegen ein 12-jähriges Jungtalent und gewährte diesem nach animiertem Spiel auf dessen Angebot hin grosszügig ein Unentschieden. Dieses Remisangebot bekäme Walter heute sicher nicht mehr, denn es handelte sich um niemand Geringeren als Yannick Pelletier! Diese Partie gegen den späteren sechsfachen  Schweizermeister soll euch nicht vorenthalten bleiben (siehe Bulletin).

Hat Walter noch andere Hobbies neben  Schach? Er spielte früher gerne Tennis, zumeist Doppel mit seiner Frau Ruth. Als Ostschweizer war er begeisterter Skifahrer, heute belässt er es mehrheitlich bei Wandern und E-Biken am Bodensee und im nahen Appenzellerland. An Senioren-Turnieren ist Walter nicht so häufig anzutreffen, weil er auch heute noch sehr gerne in der Welt herumreist (er kann es einfach nicht lassen!). Vor allem Ostasien hat es ihm angetan,

u. a. mit dem seit etwa 15 Jahren obligaten Winter-Besuch bei seiner Nichte in Singapur. Nicht unerwähnt bleiben darf, dass Walter noch ein Hobby hat, von dem manch einer nur träumen kann. Er ist Pilot, genauer «Freizeit-Pilot» – an einem Flugsimulator. Nebst seinen privaten Reisen also auch noch das virtuelle Reisen, mit beliebigen Flugzeugtypen über variable Routen zu einem x-beliebigen Flughafen auf dem Globus.

Walters heutiges Lebensmotto ist ein tiefsinniger Ausspruch von Mark Twain, der auch gut zum Senioren-Schach passt (aber nur auf Englisch greift):

«Age is an issue of mind over matter; if you don’t mind it, it doesn’t matter.» Für seine weitere Schachkarriere bei   Seniorenturnieren, aber auch für Matches mit zukünftigen Grossmeistern, für seine tollen Hobbies und für sein Familienleben in Goldach wünschen wir Walter von Herzen nur das Beste.

Carl-Friedrich Dübler verabschiedet

Aus Bulletin 393 Bad Ragaz 2018, Seite 244


Liebe Schachkolleginnen, liebe Schachkollegen

Carl-Friedrich Dübler wurde anlässlich der diesjährigen Generalversammlung aus dem Vorstand verabschiedet. Höchste Zeit also, ihn der ganzen Schachseniorengemeinde in einem Interview vorzustellen. Carl-Friedrich versprach sich mehr Musse im Leben, doch nun ist es so unerwartet anders gekommen: Unser CF ist am 21.3.2018 als Folge eines Herzinfarkts von uns gegangen. Damit bekommt auch das Interview, das wir bewusst nur ganz unwesentlich ändern möchten, eine weit tiefere Bedeutung. Wir nehmen damit für immer Abschied von unserem langjährigen Vorstandsmitglied und Mitschachsenior. Dazu ein Detail, das mich persönlich tief berührte: Noch am Samstagmorgen, zu nachtschlafender Zeit, um 01:46 Uhr, übermittelte mir CF letzte Details für diesen Report, und wenige Stunden später erlitt er den fatalen Zusammenbruch. Wie nah liegen doch Leben und Tod! 

Hier nun das nur unwesentlich veränderte Interview: An der diesjährigen GV in Zürich wurde unser CF nach sechs Jahren wertvoller Arbeit für die Schachsenioren aus dem Vorstand verabschiedet. Wir erinnern uns: Er trat an der GV 2012 mit dem «Schnurregigeli» an und dieses Jahr vor einem Rundenbeginn mit einer «Schnurregige»-Darbietung wieder ab. CF hat in seinen Amtsjahren seit Januar 2012 rund 30 000 Bulletins verpackt und verschickt, von der Seniorengemeinde wohl kaum gross beachtet. Doch die Tage um den Versandtermin herum bedeuteten jeweils für die ganze Familie Dübler eine Spitzenbelastung. Wertvolle Hintergrundarbeit eben – herzlichen Dank CF!

CF – warum eigentlich dieses Kürzel für unseren Carl-Friedrich? Schmunzelnd erzählte er, dass es in seiner Schulklasse mehrere Friederichs und Karls gegeben habe, und da er in der ersten Reihe gesessen habe und oft vergebens aufgestanden sei, wenn Friedrich oder Karl aufgerufen wurde, habe er sich für dieses Kürzel, das eindeutig ist, entschieden. Nun, woher stammte er überhaupt, unser CF?

Der 1941er-Jahrgang war ein Kriegskind. Er verbrachte seine ersten Lebensjahre bei Mutter und Oma in der Nähe von Würzburg. Sein Vater, ein Militärarzt, weilte damals in jugoslawischer Kriegsgefangenschaft und – nur als Randbemerkung – war fasziniert vom attraktiven und aggressiven Schachspiel der Jugoslawen. Nach dem Krieg zog die Familie nach Grenzach/Baden. Dort besuchte CF die Volksschule und danach die Gymnasien in Säckingen und Schopfheim. Nach dem Abi ging er wie sein Vater und sein Onkel vor ihm zur Marine, stationiert in Eggebeck/Schleswig-Holstein. Ein eigentümlicher Zufall: Ausgerechnet dort im Militär konnte er sich schachlich in Szene setzen. An Samstagen wurde er jeweils zum Schachspiel mit seinem Kommandanten abkommandiert und erhielt als Gegenleistung gewisse Freiheiten für den Landgang. Soll einer sagen, Schach sei ein unnützes Hobby! Nach seiner Dienstzeit studierte Carl-Friedrich in Karlsruhe Geodäsie (Vermessungskunde). Dabei kam er in engeren Kontakt mit der frühen EDV und sattelte in der Folge zum diplomierten Informatiker um. Während fast zehn Jahren arbeitete er in der Bundesanstalt für Wasserbau in Karlsruhe und betreute dort mit einem Siemens-Grossrechner die Wassertransportabgaben und Modell-Rechnungen für Staustufen.

Eine wichtige Zäsur in CFs Leben setzte ein Tanzkurs in Basel, wo er seine spätere Frau Dora aus Muttenz näher kennen lernte. Von Karlsruhe aus fuhren Düblers gerne via Muttenz in die Schweizer Sonnen-Stube, ins Tessin, um Ferien zu machen. Die Reise durch die Schweiz, speziell der Zürisee und die schneebedeckten Alpen hatten CF so fasziniert, dass er sich entschloss, in Zürich eine Anstellung als Analytiker/Programmierer zu finden. Man übersiedelte schliesslich ins Elternhaus seiner Frau nach Au-Wädenswil, wo Düblers seither ihr Zuhause hatten. Sie wurden Eltern zweier Söhne, die ihrerseits wieder je zwei Kinder haben. Es sei verraten, dass diese Enkelkinder im Konflikt mit der Bulletin-Versandarbeit doch eine gewisse Rolle für den Rückzug unseres Bulletin-Spediteurs aus dem Vorstand spielten.

Die Interviewten werden auch nach ihren Hobbies neben dem Schach gefragt. Bei CF stiess diese Frage auf eine ganz spezielle Antwort. Da war einmal seine Liebe zur Musik, speziell zu seiner «Schnurregige», und dann seine Vorliebe für feines Essen. Aber nicht nur konsumieren, nein, mit seinem Sohn zusammen besuchte er einen exklusiven Kochkurs, einen reinen Herrenklub, in einer Schulküche in Wädenswil/Richterswil. Und dann gab es da noch etwas, was der Leser kaum erraten würde: Schon früh hatte CF den Taxischein erworben und betätigte sich sogar über seine Pensionierung hinaus an Wochenenden im Limousinendienst. Er chauffierte auch VIP-Gäste z.B. zum WEF und erinnerte sich an Fahrten mit Innenminister Hans-Dietrich Genscher, mit Lothar Späth, dem Ministerpräsidenten von Baden-Württemberg, oder mit Bob Dylan.

Sein Faible für Schach ging bei Carl-Friedrich sehr weit zurück. Schon als Kind war sein sehnlichster Weihnachtswunsch ein Steckschach. In seiner Familie fand er ein gutes Echo für seine Schachbegeisterung. Den Link Marine–Schach haben wir bereits gestreift. Der Durchbruch kam, als Carl-Friedrich, Mitglied des SC Grenzach, mit 18 flüggen Jahren Klubmeister und Zweiter in der Jugendmeisterschaft in Lörrach wurde. Dann ein prägender Zufall: Im Strandbad lernte er IM Ernö Gereben aus Basel, Mitglied der Schweizer Olympiademannschaft, kennen. Dieser wurde zu einer Simultanvorstellung gegen 30 Gegner in Grenzach eingeladen, und der junge Klubmeister CF erzielte als einziger ein sehr sehenswertes Remis. Daraus entwickelte sich eine Art «Privattrainerschaft», die für CF viel bedeutete. Später spielte Carl-Friedrich auch regelmässig beim SK Karlsruhe in der Oberliga. Sein grosses Schachvorbild war Michail Tal, dessen Angriffsstil er gerne nachlebte. Das hatte CF übrigens gemein mit seinem langjährigen Freund Karl Eggmann, unserem Präsidenten. Als Karls Frau noch lebte, unternahmen die beiden Familien u.a. viele schöne Wanderungen. Am 1. August und zu Ausflügen traf man sich regelmässig, an Weihnachten sogar zu einem Geburtstagsständchen bei Karl zu Hause.

CF trat 2007, am Seniorenturnier in Titisee, mit guten 5½ Punkten erstmals bei den Schachsenioren in Erscheinung. Danach traf man ihn besonders an den Turnieren in Ascona und Weggis an (Originaltext: Küche Spitze!), und am Senioren-Grossanlass in der Linde Oberstrass durfte er natürlich auch nicht fehlen. Fünf Jahre nach seinem Beitritt zu den Senioren wurde er vom Präsidenten als Nachfolger von Michel Brand in den Vorstand berufen. An dieser Stelle wünschten wir Carl-Friedrich noch viele schöne und auch erfolgreiche schachliche Begegnungen an unseren Seniorenturnieren. Und nun kam alles anders! Wir wünschen den Hinterbliebenen viel Kraft, trauern mit ihnen und behalten unseren CF stets in lieber Erinnerung.

Kurt Baumann – der Kosmopolit

Aus Bulletin 392 Zürich2 2018, Seite 56

 

Man   könnte   Kurt   Baumann   einen «Business-Globetrotter» nennen – denn geschäftlich bereiste er weite Teile der Welt. Kosmopolit Kurt, der auch schachlich europaweit unterwegs  war, kam am 3. Januar 1950 in Thun zur Welt. Er hat eine neun Jahre jüngere Schwester. Die Schulen inklusive «Bez» besuchte er in Buchs (AG) und  Aarau. Gleich nach seiner kaufmännischen Lehre in der Stadtverwaltung Aarau begann eine bewegte Reisezeit.  Drei Monaten Sprachaufenthalt in Perugia folgten zweieinhalb Jahre in Massagno (TI), danach ein dreimonatiger Sprachaufenthalt in Paris und weitere anderthalb Jahre in Lausanne. Die «Hauptstadt der olympischen Bewegung» war eine wichtige Station in Kurts Leben: Denn dort begegnete er Claude, die wir alle bestens kennen, vierfache Schweizermeisterin und unser fünfhundertstes Mitglied. Sie war nun häufig seine Mitreisende beim grossen Sprung hinaus in die weite Welt. Zusammen gings nach London. Nach einem gemeinsamen Sprachstudium von vier Monaten arbeitete Kurt ebendort mit einem Studentenpermit zwei Jahre lang bei einer britischen Reederei, natürlich begleitet von Claude. Dann gings zurück in die Schweiz, und hier war er zunächst in Diensten einer Cottonwaste Handelsfirma in Zürich, um dann für fast 20 Jahre zu Phibro Zug zu wechseln. Seine Hauptaufgabenfelder wurden von da an Trading, Logistik, weltweite Verschiffung von Gütern und beinharte Verhandlungen. 1990 ging er im Auftrag der Phibro für 2½ Jahre als Kohlen-Trader nach London. Danach verschmelzen seine beruflichen Erinnerungen für den Interviewer zu einem hochinteressanten Mosaik: In der Ära von Gorbatschows Perestroika kaufte er für seine Firma russische Kohle ein. Da waren gute Russischkenntnisse ein Muss! Bei einer moldawischen Professorin paukte er während dreier Monate Russisch. Seine Geschäfte mit dem Rohstoff Kohle führten ihn in die entferntesten Winkel Russlands, in russische Häfen, viele Male nach Sibirien, einmal sogar ans Eismeer am nördlichen Polarkreis. Mit einem Schmunzeln erinnert sich Kurt daran, dass es in der sibirischen Tundra nicht nur Kohle, Flechten und Bären gibt, sondern auch Wodka – in rauen Mengen, Kurts ganze Lebensration an diesem

«Wässerchen». Und als Geschäftsmann ist man ja der Höflichkeit verpflichtet … Kurt erinnert sich auch an schwierigste Rohstoff-Verhandlungen auf hoher Regierungsebene in der Ukraine. Nach seiner Rückkehr aus London arbeitete er weitere zwei Jahre als internationaler Trader für Phibro, dies freischaffend von Ottenbach (ZH) aus, wo das Ehepaar Baumann noch heute wohnt. Seine Geschäftsbeziehungen  führten ihn auch für einige Zeit in die USA. 1996 organisierte er anlässlich eines kurzen Intermezzos bei einem Ableger der italienischen Firma Italtel Barter-Geschäfte mit russischer Kohle als Zahlungsmittel. Dann wechselte er für 10 Jahre zu AOT Belgien und mit 58 (!) erfolgte noch ein Wechsel für sieben Jahre zu Kolmar Zug, bei denen er schliesslich bis zu seiner Pensionierung auch im Petrochemie-Geschäft tätig war.

Kurts grösstes Hobby ist eindeutig das  Schachspiel. In seiner Adoleszenzzeit spielte er allerdings auch Fussball, dies bei Rapid Lugano in der 4. Liga. Gelernt hatte Kurt das Spiel auf den 64 Feldern schon in jungen Jahren bei seinem Vater. In der «Bez» organisierte er bereits ein Schülerturnier.  In seinen zwei Tessiner Jahren trat  er dem Circolo Scacchistico Lugano bei (u. a. mit Antonio Schneider). Die Tatsache, dass Kurt geschäftlich immer wieder Tapetenwechsel erlebte, führte ihn im Schach parallel dazu ebenfalls über halb Europa. So spielte er bei einem Pariser Schachklub, dann in Lausanne bei Grand Echiquier, bei einem Londoner Klub in der Tottenham  -Area, dann im Schachklub Langnau am Albis, bei Réti Zürich und bei Zug. Kurt erinnert sich gerne an Simultanpartien gegen Werner Hug, Boris Spassky und Viktor Kortschnoi. Seine Auslandreisen liessen weder Abendpartien noch SMM-Einsätze zu. Dafür spielte Kurt schon früh zusammen mit Claude verschiedene Open, z. B. in Bagneux, Strassbourg, Ascona, Baden. Seit Februar 2015 ist Kurt Mitglied unserer Schachseniorentruppe. Er hatte einen überzeugenden Einstieg: Schon bei seiner ersten Teilnahme am Weggis1-Turnier stieg er als Dritter aufs Treppchen. In Gstaad 2016 sicherte er sich seinen ersten Turniersieg. Beim Seniorenschach reizen ihn vor allem die gewerteten Hotelturniere: Adelboden, Pontresina, Gstaad, aber auch Zürich. Seine Frau Claude ist zumeist mit dabei, wie wir wissen, doch geniesst sie lieber die Ambiance und beschauliche Ferien. Nach seiner Motivation im Schach befragt, kommt Interessantes zu Tage: Kurt liebt es, immer wieder neue Ideen zu sammeln, vertieft Varianten zu studieren und auch das Endspiel zu pflegen. Karpow ist für ihn ein Vorbild, weil dieser es verstanden hatte, kleine Detailvorteile anzuhäufen und diese zu brillanten Siegen zu verdichten. Zum Schmunzeln: Kurts grösstes Preisgeld im Schach besteht aus zehn Gratiseintritten ins Alpamare, gewonnen in einem Live-Quiz des damaligen Piratensenders Radio 24 anlässlich des WM Kampfes Kortschnoi – Karpow in Meran. Welchen Geniestreich könnten wohl Weltmeister Karpow und «Patzer Kurt» (Originalkommentar) zeitgleich gefunden haben? Klar doch … h6 brachte für beide den Gewinn! Für Kurt war das Schach stets auch Lebensschule (Niederlagen –  Aufrappeln usw.). Eine Frage, die man  als Interviewer ja fast stellen musste:  Wie spielt das Ehepaar Baumann Schach zu Hause? Gibt es richtige Training Sessions? Die Antwort ist nein: Vielmehr sind es Familienblitzturniere! Stand derzeit etwa 970 : 970!

Aus seiner bewegten Zeit als Geschäftsreisender gibt es auch eine Episode, die man den Lesern nicht vorenthalten sollte. Einmal reiste Kurt nach Sofia, um wichtige Dokumente abzuholen. Zuerst besuchte er noch einen Folkloreabend, hing noch etwas in der Stadt herum, und als er in sein Zimmer zurückkehren wollte, verwehrte man ihm den Zutritt. Grund: Visum abgelaufen! Nach einer kurzen Festnahme wurde er wieder freigelassen, erhielt zwar die gewünschten Geschäftsdokumente, wurde aber zur «Persona non grata» erklärt. Dann wollte er seinen Rückflug antreten. Doch ohne Visum – nichts da! Also liess er sich in einem Taxi von Sofia nach Bukarest chauffieren. Von dort aus glückte ihm dann die Heimreise. Auch schachlich gibt es eine Rosine: Am Open in Bagneux, als noch quälende Hängepartien üblich waren, hörte sich Kurts Spielprogramm an wie ein Ironman-Event: Partie, Hängepartie, Partie, Hängepartie, Partie. Jetzt wissen wir wenigstens, woher Kurts Kampfeswille an den Seniorenturnieren rührt.

Wir wünschen Kurt und seiner Frau Claude gute Gesundheit, noch einige Dutzend spektakuläre Familienblitzpartien, erfolgreiche Seniorenturniere und viel Freude am Turnierschach.

Gottlieb Iberg

Aus Bulletin 390 Ascona 2017, Seite 50


Gottlieb stammt aus Aquae Helveticae, der berühmten Thermenstadt im  Limmattal, der heimlichen Hauptstadt der Eidgenossenschaft bis 1712 mit der trutzigen Ruine Stein auf dem Schlossberg – erraten, aus Baden also. Am 26.5.1943 geboren, verbrachte er mit drei Geschwistern seine ganze Jugendzeit dort, besuchte die Schulen bis und mit «Bez» in der Bäderstadt und anschliessend die Kantonsschule in Aarau. Sein Jus-Studium an der Uni Zürich schloss er rassig mit dem Lizenziat ab und amtete im ersten Karriereschritt als Gerichtsschreiber und später, nach einem Amerikajahr, als Jurist beim aargauischen Baudepartement. Doch schon im zarten Alter von 30 Jahren wurde er als Verwaltungsrichter ans Obergericht gewählt, dem er, sage und schreibe, bis zu seiner Pensionierung treu blieb. Da war schnell zu spüren, dass Godi seinen Beruf geliebt hat. Dem naiven Interviewer erklärte er grundsätzlich, was so alles auf dem Pult des Verwaltungsrichters landet: Privater gegen Verwaltung, so z. B. Steuerrecht, Baurecht, Schulrecht, Führerscheinentzug und vieles mehr. Nach seiner Pensionierung war er noch einmal freiberuflich aktiv: Er hatte Einsitz in jener eidgenössischen Arbeitsgruppe, welche den Staatsvertrag Schweiz – USA im Falle der UBS-Steuersünder-Angelegenheit durchführte.

Privat: Gottlieb ist mit Marianne verheiratet und hat zwei erwachsene Töchter. Das Ehepaar lebt in einer Mietwohnung in Rüschlikon, in einem der schönen alten Häuser – ursprünglich eine Trotte. Nach der Pensionierung kauften sie ein Ferienhäuschen in Erlenbach im Simmental, auch dies ein alter, traditioneller Holzbau aus der Mitte des 19. Jahrhunderts. Dort gibt es einen Garten, den vor allem … Godis Frau pflegt. Und er selber tatenlos? Nein! Er ist zuständig für den Spitzenanbau von Tomaten! Da gibt es eine grosse Varietät an Sorten und Stöcken. Gottlieb und seine Frau haben also einen grünen Daumen, was sich vielleicht auch darin spiegelt, dass sie nach der Pensionierung ihr Auto verkauft haben und konsequent den ÖV benutzen. Ausserdem engagiert sich Godi bei «Tischlein deck dich», wo einwandfreie Lebensmittel, statt vernichtet, an bedürftige Personen verteilt werden.

Darüber hinaus ist Gottlieb auch ein Weinkenner, der, übertrieben ausgedrückt, das Sammeln von erlesenen Weinen fast mehr liebt als deren Konsum. Nach seinen Hobbys befragt: Natürlich Schach in Front, aber auch Wandern, Sudoku lösen – möglichst knifflige – und Jassen. Von letzterem sind wir regelmässig Augenzeugen, wenn sich Gottlieb bei den Hotelturnieren jeweils mit Jo Germann, Peter Baur, Hansjörg Illi oder anderen nach dem Nachtessen zum Kartenklopfen zurückzieht.

Und seine Schachkarriere? In seiner Jugendzeit stellte sich die Frage: ein Musikinstrument oder Schach? Gottlieb entschied sich für   unseren Schachsport. Als Jugendlicher fand er Zugang zu den von Sepp Heuberger und Kurt Riethmann organisierten Turnieren und belegte an den Jugendschweizermeisterschaften auch vordere Ränge. Als «Nimzowitschler» duellierte er sich mit Marcel Markus, Peter Gebauer und Ernst Eichhorn und wurde in der M-Klasse sogar einmal Zürcher Stadtmeister. Doch dann geschah das, was vielen von uns widerfahren ist: Ausbildung und Beruf legten dem Hobby enge Zügel an. 35 Jahre lang, bis zu seiner Pensionierung, staubte sein Schachbrett in einer Ecke vor sich hin. Seit 2003 ist Gottlieb Mitglied bei uns Schachsenioren und an den Turnieren zumeist im vorderen Viertel anzutreffen. Am Rande zähneknirschend angemerkt: Der Interviewer wurde von Gottlieb in Pontresina in nur 23 Zügen zerpflückt, doch erstritt er sich dafür das Recht zu einem Interview mit dem Sieger. Weitsichtige Planung also?

Zu einem Interview gehört ja auch etwas  Anekdotisches. Der Interviewer – oder besser dessen Frau – erinnert sich an ein Ereignis aus Gottliebs Jugendzeit. 1968, unmittelbar vor dem Ende des «Prager Frühlings», hielt sich Godi ebenfalls in Prag auf und avancierte zum Begleiter  dreier junger Schweizerinnen, darunter der späteren Frau des Interviewers. Auf diese traf er zufällig und anerbot sich, mit ihnen durchs Prager Nachtleben zu ziehen – was zu einem vergnüglichen Erlebnis wurde.

Gottlieb wünschen wir privat alles Gute, an einem Zürcherturnier und an den Hotelturnieren, die er ganz besonders liebt, viel Erfolg ... und natürlich auch beim Jassen.

Josef Germann – unser Kassier und Mitgliederverwalter

Aus Bulletin 388 Pontresina 2017, Seite 56


Jo ist ein waschechter Alttoggenburger und heute gleichzeitig ein eingefleischter Wiler, damit also fast ein kosmopolitischer Ostschweizer. Geboren am 5. August 1944 in Bazenheid besuchte er auch die Schulen in Bazenheid und in Kirchberg. Seine kaufmännische Ausbildung führte ihn in der Folge immer tiefer ins Finanzwesen hinein. Vom Buchhalter bei einer Wiler Stahlfirma zum Eidg. Buchhalterdiplom, Vertiefung im Treuhandwesen und flankierend eine EDV-Ausbildung. Jo blieb dem Stahl treu und war dann 40 Jahre lang Finanzchef bei «Schmobi», Schmolz und Bickenbach AG Wil, einer bedeutenden Stahlhandelsfirma. In dieser Firma führte er in den 80er-Jahren das ganze IT-System von Grund auf ein, entwickelte das IT-System für das riesige Stahllager, die Verkaufsabteilung und die betriebswirtschaftlichen Komponenten. Eine erfüllende Nebenberufung war für Jo, dass er an der AKAD während 10 Jahren Samstagunterricht in Buchhaltung erteilte und dabei mit seinen Studenten mehrmals eine 100%-Bestehensquote erreichte, was in der breiten Statistik dieser eidgenössischen Diplomprüfungen ein Spitzenresultat darstellte.

Nach anderen Nebentätigkeiten befragt, stösst man wie selbstverständlich immer wieder auf das Stichwort «Kassier». Wer möchte Jo nicht als Kassier verpflichten? Er betreute während acht Jahren die Kasse beim «Club 2000», dem Supporterverein des FC Wil, notabene nach der Ära Hafen und vor den türkischen Investoren. Dann war er Kassier und auch Präsident seines Stammschachklubs Wil, Kassier beim Schachverband Säntis bis hin zu unserem Schachseniorenamt. Wäre es überheblich zu sagen: «Das ist ein wahrer Aufstieg!»? Während 12 Jahren hatte Jo damals auch Einsitz in der GPK der Schulgemeinde Kirchberg.

Mit seiner Frau Anita, auch sie eine Toggenburgerin, wohnt er am nördlichen Saum von Wil, mit dem Naherholungsgebiet praktisch vor der Haustüre, mit Blick auf den gut erhaltenen mittelalterlichen Stadtkern von Wil. Das Ehepaar Germann, das nächstes Jahr seine goldene Hochzeit feiert (!), hat einen Sohn Markus, von Beruf Banker und arrivierter Schachspieler bei Nimzowitsch, und Tochter Karin, Officemanagerin in Köln. Jos Schachkarriere startete mit ersten Gehversuchen im Alter von 12 Jahren wie damals, vor dem Computerzeitalter üblich, recht einfach, mit einem Klassenkameraden und einem Schachbuch. Interessant, während seiner Lehre erhielt er Schachunterricht von unserem jüngst verstorbenen Kameraden Bruno Lenzhofer. Mit 18 stieg er beim SC Wil ein, und dann ging es zügig nach oben. Der Interviewer, selber auch ein Ostschweizer, erinnert sich aus seiner bescheidenen Froschperspektive noch gut an den «grossen Germann aus Wil», den mehrfachen Säntisverbandsmeister und zehnfachen -cupsieger. Schon damals fiel ihm Jo als ein Spieler auf, der alles andere als ein eingleisiges Schach spielt. Jo pflegt die ganze Breite der Eröffnungen. Wer sich bei uns Schachsenioren schon einmal bemüht hat, sich für eine Partie gegen Jo seriös vorzubereiten, stiess rasch an seine Grenzen. Fast ein halbes Dutzend Eröffnungen mussten gepaukt – oder verstanden – werden. Woher dieses breite Wissen? Stichwort: Fernschach! Jo Germann ist ein begeisterter Fernschachspieler mit inzwischen 2200 Fernschach-ELO. Er spielt internationale Turniere, so z. B. den begonnenen Länderkampf gegen Deutschland an 71 Brettern. Die Frage drängt sich für einen Laien natürlich auf, ob sich denn als Folge der Computerisierung das Fernschach nicht fast totlaufe. Tatsächlich haben einige Schweizer Spitzenspieler das Fernschach gerade deswegen aufgegeben. Jo überlegte die Frage eingehend und sprach dann begeistert vom Wert der menschlichen Intuition, die mitten in den Computeranalysen immer noch den Ausschlag gäben. Er weiss von Spitzenspielern, die mit bis zu 10 Rechnern arbeiten. Endspiele werden ab Endspieldatenbank bis fast zur automatischen Entscheidung abgerufen. Die Remisquote steigt so selbstverständlich gewaltig. Und doch führe einen die Intuition immer wieder zu interessanten Neuentdeckungen. Jo ist fasziniert vom Theoriestudium, und dank seines Berufs auch vom IT-Technischen. Übrigens, Matthias Rüfenacht, unser ELO-Überflieger, ist Fernschach-GM und der Schweizer Koordinator für die internationalen Turniere.

Während sein berufliches Engagement Jo früher noch ans bescheidenere Amateurschach gebunden hatte, erlaubte ihm seine Pensionierung ein grösseres Engagement für das Fernund natürlich auch für das Seniorenschach. 2004 trat er unserer Vereinigung bei, acht Jahre später machte er den Sprung in den Vorstand, wo er nun seit fünf Jahren wertvolle Dienste als Kassier und Mitgliederverwalter oder als Mitorganisator unserer jüngsten Vereinsreise leistet. Obwohl er, um nur ein Beispiel zu nennen, allein schon in diesem Jahr über 1200 Buchungen vorgenommen hat, ist für ihn die Mitgliederverwaltung aufwändiger. Erfreulich ist natürlich, dass Jo seine Aufgaben für uns Senioren trotz vieler Arbeit immer noch Spass machen. Auch das Schachliche trug Früchte. Mit seiner grossen Theoriebreite erzielte Jo bisher bei uns Senioren sieben Turniersiege. Und es werden wohl noch weitere folgen. Jo, der auch das Mannschaftsschach sehr schätzt, könnte sich auch eine Beteiligung im Teamcup mit einer Seniorenmannschaft vorstellen.

Auf die Frage, ob es denn auch irgendein schachliches Ereignis gebe, das ihm nachhaltig im Gedächtnis geblieben sei, kommt ihm zuerst sein Simultansieg gegen Bent Larsen in den Sinn. Doch dann schmunzelt er in Erinnerung an ein denkwürdiges Familienduell. Jo hatte den Säntiscup gerade zwei Mal in Folge gewonnen; beim dritten Mal hätte er den Pokal behalten dürfen. Doch es kam anders. Der Final lautete: Germann-Germann, Vater gegen Sohn … und der Sohn entschied das Familienduell für sich!

Viel Zeit für andere Hobbys bleibt Jo nicht. Und Weltreisen müssen es ja nicht unbedingt sein. Doch er und seine Frau  Anita sind begeisterte Opernfreunde, und dies führte sie schon nach Wien, Paris und an die Mailänder Scala. Für Entspannung und körperliche Fitness sorgen die täglichen Spaziergänge mit Hund Ennio im nahen Hofberg.

Abschliessend können wir Jo Germann für seine professionelle, grosse Arbeit für die Schachsenioren nur danken und wünschen ihm auch im Fernschach und an unseren Turnieren weiterhin vollen Erfolg.

Eugen Fleischer – unser Aktuar und Co-Turnierleiter

Aus Bulletin 387 Laax 2017, Seite 47


Eugen ist seit 2006 Mitglied von uns Schachsenioren und leistet seit 2008 im Vorstand wertvolle Dienste, im Vordergrund als Co-Turnierleiter, im Hintergrund als Aktuar. Er ist auch häufig   auf   dem    Siegertreppchen zu sehen, jüngst am diesjährigen Adelbodnerturnier mit dem 3. Rang. Mit seiner Frau Charlotte, vormals Romanistin und Anglistin an der Kanti Rychenberg in Winterthur, wohnt er heute in der Eulachstadt am Rösliweg

28. Fleischers haben zwei Söhne, der ältere ist Germanistikprofessor an der Uni Marburg, der jüngere Bezirksrichter im Kanton Zürich. Dazu sind sie Grosseltern eines Enkels und einer Enkelin. Eugen ist ein waschechter Zürcher: Geboren am 15. Januar 1942 als Einzelkind in Zürich-Fluntern; allerdings in einer bescheidenen Ecke dieses sonst als Villenquartier bekannten Viertels. Die Primarschule besuchte er ebenfalls dort in «Züri-Faubourg». Nach der 6. Klasse trat er ins Literargymnasium Zürich ein und erwarb dort noch eine klassische Altphilologenmatura mit Griechisch und Latein. Eugen blieb dann seiner Stadt treu, studierte an der Uni Zürich und schloss seine Studien mit dem Doktorat in Romanistik, mit dem Hauptfach Französisch und den Nebenfächern Italienisch und Portugiesisch, ab. Sein Studium führte ihn studiengebunden und bereichernd wiederholt in den romanischen Sprachraum. So studierte er ein Semester in Aix-en-Provence, ein Semester in Paris und ein weiteres Semester in Pavia. Während seines Studiums unterrichtete er ein halbes Jahr an der Bezirksschule in Schinznach-Dorf. Nach Studienabschluss bewarb er sich an der Kantonsschule Zürcher Oberland in Wetzikon. Dort unterrichtete er zunächst während eines Jahres als Lehrbeauftragter und rückte dann zum Hauptlehrer auf. Damit wurde er Kollege unseres Schachseniors Marcel Lüthi und der inzwischen verstorbenen Mitglieder Henri Deller und Felix Brun. An der KZO unterrichtete er vor allem Französisch, aber auch Italienisch; letzteres vermehrt, als das neue Wahlfachsystem eingeführt wurde. Portugiesisch unterrichtete er in fakultativen Freikursen. Seine Lehrtätigkeit brachte auch Sprachverlegungen mit sich, so z. B. mit einer Klasse bei einem Weinbauern im Burgund. Gut ausgesucht, Eugen! Ein Höhepunkt war si cher sein Bildungsurlaub, der ihn mit Kind und Kegel nach Paris führte. Auch ein winterlicher Aufenthalt in Florenz (dieses Mal aber allein) blieb ihm gut in Erinnerung: Mutterseelenallein konnte er in den Uffizien vor Botticellis Primavera stehen und über hehre vergangene Zeiten sinnieren! 62-jährig liess sich Eugen pensionieren.

Für einen pensionierten Romanisten sind – ausser Schach – die Hobbys eigentlich fast vorgegeben: Reisen, Lesen und Sprachen. Endlich einmal lesen, was man möchte, und nicht, was man sollte! Gerne auch russische Literatur in deutscher Übersetzung.

Sein Weg zum Schach begann nicht «en famille», sondern mit einem schachspielenden Primarlehrer. Ein Unikum: Für einmal unterrichtete dann ein Sohn seinen Vater im königlichen Spiel und nicht umgekehrt. Häufig war auch sein Onkel ein willkommener Sparringpartner. Die Juniorenszene sah ihn an den berühmten Jelmoli-Cups von Kurt Riethmann, damals praktisch die einzige Turniermöglichkeit für Jugendliche neben der SEM. Als dann 1961 der Schachklub Réti ins Leben gerufen wurde, gehörte Eugen zu den Gründungsmitgliedern. Er hielt seinem Klub stets die Treue, sehen wir einmal von seinem noch immer anhaltenden Seitensprung zur Schachgesellschaft Winterthur ab. Er erlebte mit, wie 2006 aus dem SK Réti der «ASK Réti», der Akademische Schachklub Réti, wurde. Grund: Der Schachklub war Mitglied des Akademischen Sportverbandes Zürich geworden. Eugen erinnert sich auch an sein Klubmitglied, ETH-Professor für Informatik, Jürg Nievergelt, der die Existenz von Schachcomputern mit einer Vertausendfachung der Rechengeschwindigkeit ankündigte. Damals sensationell – und heute? Während seiner beruflichen Tätigkeit musste auch Eugen, wie viele von uns, das Schach etwas in den Hintergrund rücken, doch erfreulich war für ihn, dass er trotzdem Winterthurer Stadtmeister in der M-Klasse wurde. Seinen bisherigen ELO-Höchststand von rund 2050 Punkten erreichte Eugen im Jahr 2008, vier Jahre nach seiner Pensionierung. An den Seniorenturnieren schaffte er es, wie bereits geschrieben, immer wieder aufs Treppchen, sogar auf die Goldstufe.

Etwas Besonderes in Eugens Schachleben ereignete sich im Jahr 2010, als der ASK Réti in Zürich die Studenten-WM ausrichtete. Dieser schachliche Grossanlass hatte zur Folge, dass er als «Technischer Delegierter» in die FISU, in die «Fédération Internationale du Sport Universitaire», gewählt wurde. Dies verschaffte ihm eine Reihe eindrücklicher Begegnungen mit interessanten Persönlichkeiten aus Schach und Landesverbänden. 2011 war er als «Offizieller» an der Organisation der Sommer-Universiade in Shenzhen (China) beteiligt, 2013 in Kazan (Russland), 2012 und 2014 an den Studentenweltmeisterschaften in Portugal und Katowice (Polen). Heute ist Mitschachsenior Georg Kradolfer sein Nachfolger in der FISU.

Ein Schachbuch, das ihn zu Anfang seines zweiten Schachfrühlings nach der   Pensionierung   beeindruckte, war Nimzowitschs «Mein System», mit seinen erhellenden Gedanken und präzisen Definitionen. Forscht man im Internet nach unserem CoTurnierleiter Eugen, so findet man auf der Homepage von Réti aktuell diverse Schachkursangebote Eugens, z. B. über «Bauernstrukturen und strategische Pläne». Ob er dabei auch seine Pirc-Geheimnisse lüftet?

Interessante Begegnungen verschafften ihm die zweimalige Aufnahme von Gastjugendlichen in seine Familie. Das erste Mal war es ein traumatisiertes «Boat-People-Mädchen» aus Vietnam, das fünf Jahre lang in der Familie Fleischer lebte. Das zweite Mal ein 17-jähriger Student aus Moskau. Diese Begegnung gipfelte in zwei Gegenbesuchen bei der Familie des russischen Gastes, das erste Mal im Sommer in Moskau, auf einer Datscha unweit der Hauptstadt, und anschliessendem Abstecher auf die Krim; das zweite Mal im strengen russischen Winter an der Moskva.

Eugen wünschen wir viel Freude mit Reisen in alle Welt, mit seiner reichen romanischen Literatur, als Schachinstruktor bei Réti, im Kollegium des Seniorenvorstandes und schliesslich viel Elan für weitere Erfolge an unseren Turnieren und an der SEM.

Sigi Reiss – Turniersieger von Adelboden 2017

Aus Bulletin 386 Adelboden 2017, Seite 56


Sigi Reiss, unser Blackmar-Diemer-Mann, ist ein Schachspieler mit Humor, Lebensfreude und Konversationstalent, auf dem «Treppchen» – zuoberst natürlich, ein Bild, an das man sich gewöhnen könnte. Doch Sigi kommt nicht von einem anderen Stern, sondern aus Erlenbach am Zürichsee, wo er am 20. September 1947 das Licht der Welt erblickte. Alle kennen seinen Vater, Erwin Reiss, Schachsenior und Vorvorgänger von Karl Eggmann im Präsidium des Schachverbandes  Zürichsee.

Sigis Werdegang ist so interessant wie sein Schachstil. Nach Primar- und  Sekundarschule am Zürichsee absolvierte er in Glarisegg, in Steckborn am Bodensee, die Matura. Anschliessend

nahm er ein Jus-Studium auf, sah aber bald, dass dieses Paragraphenorientierte Leben nicht ganz sein Ding war, und tummelte sich vorübergehend in den unterschiedlichsten Berufen: Chauffeur, Kellner, bei der Post, auf der stadtzürcherischen Liegenschaftenverwaltung, Skilehrer; kurzfristig führte er ein eigenes Stellenvermittlungsbüro und war vor allem auch Fotograf. Vier Monate arbeitete er beim ZDF in Hamburg im Rahmen der «Kurhaus-Serie» und war dann mehr als ein Jahr lang als «rasender Reporter» in Winterthur unterwegs. Eine entscheidende Wende nahm sein Leben, als er seine Frau Rebekka kennenlernte, eine Lehrerin und Künstlerin. Durch sie entdeckte Sigi die Freude am Unterrichten und am Umgang mit Kindern. Am Seminar Kreuzlingen absolvierte er folgerichtig den Umschulungskurs und erwarb dort das Lehrerpatent.

Wohnhaft in Mannenbach am schönen Untersee, unterrichteten Rebekka in Kreuzlingen und Sigi während zweier Jahre in Müllheim (TG) die 3. Realschulklasse. Wo? In der katholischen Kirche! – in einem Nebenraum, den man auch für das Theaterspiel benützte. Dann verschlug es das Ehepaar Reiss nach Dicken (SG), wo sie zusammen sieben Jahre lang unterrichteten. Eine Absurdität am Rande: Damit Sigi als Ausserkantonaler überhaupt im Kanton St.Gallen unterrichten durfte, musste er für 100 Franken das St.Galler Lehrerzertifikat erwerben! Abwechslung war für Sigi immer wichtig: So legte er auch einmal eine kreative Zwischenphase ein und stieg dann in Märstetten (TG), in einer Gesamtschule (1. bis 6.Klasse), wieder in den Lehrerberuf ein.

Den beruflichen «Höhe»punkt im wahrsten Sinne des Wortes erlebten die beiden dann im Toggenburg. In der Nähe von Ebnat-Kappel, in Wintersberg und Bendel, hoch über der Thur, abgeschieden von der Welt, besetzten sie eine Doppellehrstelle. Die Auflage war, dass sie an beiden Orten je eine Lehrerwohnung übernehmen mussten; 200 Höhenmeter trennten die beiden. Zwanzig Jahre lang unterrichtete Sigi dort in einem Schulhaus Baujahr 1840, wie aus einem Albert Anker-Bild geschnitten. Heute leben die beiden in Ebnat Kappel und in Amden, hier in einem Bauernhaus am Waldrand. Die Natur liess Sigi nie mehr los. Im Winter gab es meterhohe Schneemauern, mitunter sogar Lawinen, Begegnungen mit Luchsen und Hasen, im Sommer seltene Schmetterlinge, üppige Blumenwiesen und eben – den Wald. Sigis Adresse sagt alles: «Mittenwald».

Was ist mit Sigi und Schach? Relativ spät, im Sek.-Alter, erlernte er von seinem Vater die hohe Kunst auf den 64 Feldern. Dafür kniete er sich dann intensiv in dieses neue Hobby. Er erinnert sich an die berühmten Taktik-Diagrammaufgaben von Kurt Richter, die ihm früh das Kombinatorische und Künstlerische am Schach aufzeigten. Sigi pflegte dieses Flair des «besonde ren Schachs», sein «feu sacré», das ganze Leben lang, wie wir immer wieder am eigenen Leib erfahren. Prägend war für ihn der Schachklub Steckborn, wo er auf einen verschworenen Zirkel von Gambitspielern traf, in welchem man sich mit den abenteuerlichsten Ideen gegenseitig emporschaukelte. Die neuen Lehrerstellen brachten zumeist auch Klubwechsel mit sich. So besuchte Sigi dann von Dicken aus den SC Herisau, von Wintersberg den SC Toggenburg, dem er heute noch angehört.

Nach besonderen schachlichen Highlights befragt, sind Sigis Teilnahmen an der Senioren-WM 2015 in Dresden und im selben Sommer an der Senioren-EM in Wien mit der Mannschaft Bhend, Hohler, Vucenovic und Illi zuvorderst zu nennen. Er erinnert sich auch heute noch gerne an die Bronzemedaille in der M-Klasse am Bundesturnier in Horgen und an den Thurgauer- und den Zürichsee-Meistertitel.

Fast selbstverständlich war, dass Sigi auch seinen Mittelstufenschülern in Wintersberg das Schachspiel beibrachte. Und dies mit so grossem Erfolg, dass seine Bergschüler zweimal Sekundar- und Kantonsschulen in der kantonalen Qualifikation für die Schweizerischen Schülermannschaftsmeisterschaften in Biel hinter sich liessen. Die Schule Wintersberg organisierte auch jedes Jahr ein Schülerschachturnier.

Unser Romand Beat Binder neu im Vorstand

Aus Bulletin 385 Weggis 2017, Seite 49


Die Wahl Beat Binders in unseren Vorstand verspricht bahnbrechend für unsere Seniorenbewegung zu werden. Bisher spielten an unseren Turnieren zumeist nur vereinzelt Kollegen aus der Romandie mit; auch ein Turnier im Welschland gibt es seit längerem nicht mehr auf unserer Agenda. Beat stösst nun mit Elan die Pforte zum anderen – zu seinem – Landesteil auf. Er ist offiziell unser Delegierter für das Welschland, übersetzt für uns Flyer und Dokumente ins Französische und schlägt die Werbetrommel jenseits des  Röstigrabens.

Beat Binder kam am 20. Januar 1948 in Saint Maurice im Unterwallis als einer von drei Söhnen eines Deutschschweizer Ingenieurs und einer Mutter aus Gruyères zur Welt. Sein in die Wiege gelegter Bilingualismus fand seinen Fortgang im Kindergarten in Meiringen. Die Schulen besuchte er in  Siders und Lausanne, das Gymnasium in Lausanne und Genf. An der Uni Genf studierte er dann Feststoffphysik  (mit Priorität Supraleitertechnik) und war dort übrigens Studienkollege von Mitsenior Walter Zingg. Entscheidend für Beats berufliche Laufbahn wurde, dass für ihn mit dem Physikdiplom die Studien noch lange nicht abgeschlossen waren, denn als 32-Jähriger schloss er an der ETH Zürich noch ein Betriebsingenieurstudium ab und mit 45 ein Managementstudium an der Harvard Business School in Cambridge (USA). Dies führte ihn mitten in eine interessante Palette von Berufsfeldern: zunächst Forschungsarbeit in der Waffenentwicklungsabteilung von Oerlikon-Bührle, die ihn auch für ein Jahr zur Firma Martin Marietta Corporation in Orlando (FL) führte. Dann folgten Entwicklungsprojekte bei Cerberus Männedorf und den Stäfa Control Systems, als Generalsekretär von Cerberus, später Projektarbeiten bei Ernst & Young (Leiter Consulting Westschweiz) und als Vizepräsident bei Capgemini Ernst & Young in Lausanne. Seine letzten grossen Projekte entwickelte er für den Kanton Freiburg, für den er die Einführung der elektronischen Einwohnerkontrollverwaltung und die Entwicklung der E-GovernmentStrategie des Kantons vorantrieb. Ein einjähriger Abstecher führte ihn sogar zur IFAD, einer Agrospezialagentur der  UNO in Rom.

Bei so diversen beruflichen Projekten schien die Frage nach Beats Hobbys fast müssig. Doch nein, es gibt tatsächlich Hobbys neben Schach: Skifahren, Bogenschiessen und Bergtouren. Auf die Frage, ob er denn immer noch wandere, kam schmunzelnd die Antwort, dass er noch heute einmal pro Woche eine Seniorenwanderung organisiere. Fast als Kontrast dazu: seine Teilnahme an internationalen Meisterschaften in Mathematik und Logik. So nahm Beat 2009 sowie in diesem Jahr am schwei zerischen Final dieser Meisterschaften teil. Im Gespräch kam sogar noch eine weitere Facette in Beats Leben zum Vorschein: Er ist ein Weinkenner und -geniesser und gewann 2006 den Weindegustationswettbewerb Jean-Louis am Comptoir Suisse in Lausanne. Er engagierte sich auch in der Lokalpolitik und diente als Offizier im Genfer Infanterieregiment.

Ich wunderte mich, wie denn ein solcher Mann noch Zeit für Schach aufbringen konnte. Tatsächlich war unsere Leidenschaft auf den 64 Feldern in Beats jungen Jahren ein eher sporadisches Hobby: als 7-Jähriger im Schulbus, als Student ein bisschen Kaffeehausschach, ein ernsthafterer Einstieg dann bei Bois-Gentil und während seiner Zürcher Zeit bei Herrliberg und Firmenschach bei Oerlikon. Doch sogar in dieser durchbrochenen Schachbiographie gab es schon Höhepunkte, so, als Beat 1988 als bester Schweizer, noch vor Andy Huss und Richard Gerber, im Internationalen Martigny Open den geteilten 8. Rang erreichte. Ein Leckerbissen ist seine dortige Siegpartie gegen den polnischen IM Krzysztof Pytel.

2008 trat Beat unserer Seniorengemeinde bei und gewann auf Anhieb das Laaxer Turnier. Im vorigen Jahr finden wir ihn in Andy Huss’ Teamcup-Siegermannschaft von Echallens.

Auf die Frage, ob er sich an irgendein besonderes Schachereignis erinnere, strahlte er neckisch. In Partien mit Martin Hugelshofer, heute auch Mitglied der Schachsenioren, war vereinbart worden, bei jeder geschlagenen Figur einen Appenzeller Alpenbitter zu exen. Oh la la! Aber als höflicher Vorstandskollege verkniff ich mir natürlich die Frage, ob sich das Spiel zu einer wilden Abtauschorgie entwickelt habe.

Heute lebt Beat mit seiner Frau Johana in Saint-Légier in der Waadt. Ihre beiden Kinder, eine Veterinärin und ein Biologiestudent, sind bereits ausgeflogen. Wir wünschen Beat noch viele schachliche Erfolge, viel Freude bei seinen Wanderprojekten, an Mathematik-  und Logikwettbewerben, am Comptoir Suisse sowie, wichtig für uns, eine gute Resonanz als Mediator über den Röstigraben hinweg.

Anton Brugger, unser neuer Vizepräsident

Aus Bulletin 384 Bad Ragaz 2017, Seite 53


Toni Brugger, seit der GV 2017 neu in unserem Vorstand, wohnt mit seiner Frau Brigitte in Steinhausen (ZG) – er ist ein Innerschweizer durch und durch. Geboren wurde er am 29.12.1947 als jüngster von fünf Söhnen in Alpnach Dorf. Die Primar- und Sekundarschule besuchte er in seinem Heimatdorf am Fusse des Pilatus und in Hergiswil. Sein weiterer Ausbildungsweg führte ihn ins Collège St-Gingolph (VS), wo er sein Französisch aufpolierte. Und dann? Aus Toni wäre fast ein Lehrer geworden! Den Auftakt bildete sein Einstieg ins Lehrerseminar Rickenbach, doch spürte er immer deutlicher, dass er dereinst lieber in der Geschäftswelt arbeiten würde. So wechselte er mit 16 Jahren in eine KV-Ausbildung bei der Genfer Versicherung in Luzern. Nach einem  Wirtschaftsstudium – «einfach so», wie er sagt – trat er als dipl. Versicherungskaufmann in die Nationalversicherung ein und blieb die ser 35 Jahre lang treu, bis zu seiner Pensionierung vor sieben Jahren.

Nach seinen Hobbys befragt, stellt sich heraus, dass Toni ein richtiger Sammler ist. Andere sammeln Briefmarken, Schmetterlinge oder Uhren, nicht aber  Toni. Er sammelt Witze, Schweizer 4000er und Alpenpässe! Kein Witz, Witze erzählen kann er; als ehemaliger Tafelmajor versteht es Toni, seine Umgebung mit Witz(en) und Charme trefflich zu unterhalten. Nun zu den geliebten Bergen: Bei Toni, dem leidenschaftlichen Bergsteiger und Wanderer, kamen im Laufe der Jahre

gut und gern fünfundzwanzig 4000er in sein Berggipfelregister. Darunter Berühmtheiten wie Matterhorn, Weisshorn, Mittellegigrat am Eiger; aber es gab auch Abstecher ins Ausland, z.B. auf den Kilimandscharo. Noch heute verfügt Toni über eine ausgezeichnete Kondition, die er dadurch in Schwung hält, dass er mit dem Rennvelo seine Sammlung von ca. 250 Alpenpässen noch stetig zu erweitern sucht. Wie sich einige von uns erinnern mögen, gab Toni seinen Seniorenkollegen am  Laaxer-Turnier im vergangenen Jahr einen reich dokumentierten Einblick in sein tolles Hobby.

Auf die obligate Frage angesprochen, wie er denn zum Schach gekommen sei, erinnert sich Toni, dass er in der RS einen schlimmen Unfall mit Folgen erlitt, der ihn fast ein Jahr ausser Gefecht setzte. Das war die Gelegenheit, sein schachliches Können auszubauen. Schon in der Lehre war er dem Schachklub Stanserhorn beigetreten, in welchem er im Sommer und Winter eifrig mittat, auch wenn dies zwei Stunden Velofahrt bedeutete. Als er seinen Wohnsitz nach Zug verlegte, wechselte er zum Schachklub Cham und wurde gleichzeitig Mitglied des Schachklubs Zug. Beim SC Cham amtete er über lange Jahre hinweg als Präsident, immer wieder musste er ran. Noch heute präsidiert er die Chamer und unterrichtet gleichzeitig als Co-Trainer über 60 Junioren. Timon Waser, einen seiner Schützlinge in Cham, brachte er sogar an die Jugend-WM in Georgien. Er organisiert auch das Sponsoring für die Jugendarbeit und ist als Stiftungsrat bei der Stiftung Zuger Jugendschach tätig. Im Zentralschweizer Schachseniorenverband bekleidet er seit zwei Jahren das Amt des Kassiers.

Nach Highlights in Sachen Schach befragt, kommt eine ganz Palette von Besonderheiten zum Vorschein. Die wichtigste natürlich vorweg: Beim Schachspielen in Zug lernte er seine Frau Brigitte kennen, mit der er nicht nur drei inzwischen erwachsene Kinder, einen Sohn und zwei Töchter, hat (allesamt Berggänger), sondern nach wie vor die Vorliebe für Schach und Bergsteigen teilt. Fast anekdotisch hört sich die Story der Team-Cup-Begegnung Gebrüder Brugger gegen Gebrüder Steiner an. Es haben wirklich vier Bruggers gegen vier Steiners gespielt! Dabei kam es auch zum berühmten «langen Springerzug» Xavers, Sb1–d3, der bei beiden Spielern unbemerkt blieb und erst bei der nachträglichen Analyse festgestellt wurde. Weitere Höhepunkte in seiner schachlichen Karriere waren sicher der Aufstiegsmatch mit Zug in die NLB und sein Bauernopfer und Sieg in einem Simultan gegen GM Judith Polgar. Erwähnenswert natürlich auch sein Sieg im Waldstätte-Cup im Jahre 1978, mit Sieg in der zweiten Runde gegen Andrin Wüest.

Den Schachsenioren trat Toni Brugger im Jahr 2014 bei und gewann auf Anhieb die Turniere in Weggis und Ascona. Seid auf der Hut, Toni ist ein gefährlicher Senior! Denn er bemüht sich hartnäckig, auf Sieg zu spielen. Warum? Weil er den netten Brauch eingeführt hat, jedem Enkel und jeder Enkelin fünf Franken pro Rang ab Rang 10 ins Sparschweinchen zu stiften (Bei Rang 1 also 10 Fünflieber). Die Schweizer Schachsenioren können sich glücklich schätzen, dass Toni die kameradschaftliche Atmosphäre und die Fairness an den Seniorenturnieren auf Anhieb so gut gefielen, dass er sich dieses Jahr dazu überreden liess, in den Vorstand einzutreten und gleich das Vizepräsidium zu übernehmen. Seine Dynamik als Bergsteiger und Pässefahrer wird die Schachsenioren sicherlich weiter beflügeln, unter der Führung von Karl Eggmann und seiner Seilschaft neue Höhen zu erklimmen.

Unser Zürcher Oberländer Spitzenspieler Benjamin (Beni) Huss

Aus Bulletin 383 Zürich2 2017, Seite 47


Biographische Schlaglichter

Beni kam 1947 als Zweitjüngster von fünf Brüdern in Wiesendangen (ZH) zur Welt. Zwei seiner Brüder kennen wir bestens: IM Andreas Huss, der Jüngste, Schweizermeister 1983, und Karl Huss, der im SSS Zürich 1 jeweils ebenfalls mitspielt. Beni durchlief die Grundschulen in Wiesendangen, besuchte   dann die Kanti Winterthur (Lehramt) und schloss das Oberseminar mit dem  Primarlehrerpatent ab. Anschliessend unterrichtete er fünf Jahre lang an der Schule in Wiesendangen und bildete sich dann zum Reallehrer weiter. Dieser Berufung blieb er an der Oberstufe Pfäffikon ZH 34 Jahre lang treu, bis zu seiner Pensionierung im Jahre 2010. In seiner frühen Zeit als Lehrer lernte er seine Frau Gertrud kennen, die ebenfalls unterrichtete. 1980 wurde ihr Sohn Matthias geboren, der heute den interessanten Beruf eines Glaziologen ausübt. Die Ehepartner wohnen seit 33 Jahren in Hittnau im Zürcher Oberland. In ihrer Freizeit sind sie so oft wie möglich mit ihrem VW-Camper in halb Europa unterwegs und unternehmen gerne Bergwanderungen.


Benis Aktivitäten

Auf meine naive Frage als Interviewer, ob er denn ausser Schach auch noch andere Hobbys habe, kam Beni in Fahrt. Schnell wurde klar, Beni war und ist ein Sportler durch und durch. In der Leichtathletik brachte er es im Speerwurf zu kantonalen Lorbeeren, er spielte Fussball beim FC Wiesendangen, daneben noch Handball mit dem HC Old-Stars. Es konnte vorkommen, dass er am Morgen noch kickte und am Nachmittag mit Ach und Krach gerade noch das Turnierbrett der SMM erreichte. Heute geniesst Beni nebst Wandern und Alpinskifahren auch Schneeschuhlaufen und Langlauf – sogar in den subalpinen Fluren von Hittnau. Neben Schulunterricht, Sport und Schach stand er dem Verkehrsverein Hittnau 15 Jahre lang vor (das Projekt Winterolympiade im Zürcher Oberland gehört aber in den Bereich der zur Mode gewordenen Fake News.) Zehn Jahre lang war er zudem Schulsportchef im Bezirk Pfäffikon und organisierte, nur als Beispiel, nicht weniger als 20 Fussballturniere. Das entspricht seinem überzeugten Credo, dass zu Schach unbedingt auch Sport gehöre. Seine Berufung, den Jugendlichen möglichst viel für ihr Leben mitzugeben, spiegelt sich in seiner Tätigkeit als Lehrer, Jugendsportleiter und begeistertem Juniorenschachleiter wider.


Beni und Schach

Ein schachspielender Vater und fünf Söhne ergibt? – Huss-WM Turniere! Aber der Reihe nach. Beni erlernte das Schachspiel erst mit zwölf Jahren, Andi war damals erst neun. Doch dann kam Bewegung in die Schachfamilie Huss. Animiert durch die damalige Schach-WM Tal – Botwinnik wurden vollrundige Hussenturniere im Fünferfeld veranstaltet, über die Beni akribisch Buch führte. In seinen «Akten» finden sich Resultate, Tabellen, Statistiken, Partienotationen und fein säuberlich eingeklebte Berichte über Profiturniere. Die Familienturniere mauserten sich schliesslich zu Zweikämpfen zwischen Beni und Andi über 24 Runden, analog zur WM Petrosian-Botwinnik von 1963. Es wurden auch Partien grosser Meister analysiert und die damalige Schachliteratur («alle Schachbücher der Stadtbibliothek Winterthur») intensiv studiert. 1964 stiegen die drei jüngsten Hussenbrüder beim 1. Winterthurer Jugendschachturnier in die offizielle Schacharena ein. Drei Jahre später erreichte Beni an der Schweizerischen Jugendschachmeisterschaft den vierten Rang. Damit hatte er die Pforte «nach oben» durchschritten. Es folgten SMM-Einsätze mit der SG Winterthur I und Siege in der Winterthurer Stadtmeisterschaft und im Stadtcup. Später wurde Beni viermal Zürcher Oberländer Meister.

In Benis Schachleben gab und gibt es noch eine zweite Stossrichtung: Seine Funktion als Schachausbildner, Organisator   und    Verantwortlicher für Jugendschach. Zuerst wurde er Jugendschachleiter in Winterthur. Nebst Turnierorganisationen (mit über 100 Schülern) und Schachprojektwochen initiierte er zusammen mit Horst Zesige-Schulschachkurse auch für Lehrer, damit das Schachwissen in den Schulen breiter gestreut werde. Beni übernahm dann das Amt des Juniorenleiters- Ostschweiz. 1973 avancierte er zum Jugendschachpräsidenten Schweiz und bot Kurse für Jugendschachleiter an. Während einer Intensivfortbildung nützte er die Gelegenheit, um selber das lang gehegte Projekt eines eigenen Schachlehrgangs für Jugendliche zu erarbeiten.

Selbst als Schachsenior leitet er zusammen mit Patrik Hugentobler immer noch die Schachausbildung für den SK Pfäffikon und organisiert Schülerschachturniere mit jeweils 80 Teilnehmern. Aus familiären und beruflichen Gründen ergab es sich als fast natürlich, dass er seine eigene Turnierkarriere vorübergehend zurückfahren musste und eigentlich nur noch  SMM mit Winterthur spielte.

Nach dieser Durststrecke im persönlichen Schach nahm sein Schachleben ab 1996 wieder Fahrt auf. Mit Richard Forster zusammen betreute er die Schachspalten des Winterthurer Landboten. Schliesslich kam dann sein Wechsel zu Pfäffikon, wo er nun zusammen mit den Mitsenioren Patrik Hugentobler und Manfred Gosch das Gerippe eines starken Klubteams bildet.

Im Jahre 2012 bestritt Beni sein erstes Seniorenturnier, SSS Zürich 1, das mit einem Teilnehmerfeld von über 120 Spielern oft als heimliche offene Seniorenschweizermeisterschaft gehandelt wird. Ein Jahr darauf wurde er Zweiter, und 2014 konnte er sich durchsetzen und gewann das Turnier mit ausgezeichneten acht aus neun. Auf die Frage, ob es denn für einen Spitzenspieler mit seinen ELO stets zwischen 2080 und 2180 nicht etwas bemühend sei, in diesen Senioren-Open seine ELO-Wertung aufs Spiel zu setzen, ohne grosse Lorbeeren ernten zu können, meinte er, ihm gefalle halt die Turnieratmosphäre von Zürich 1, und für ihn sei es wichtiger, phantasievolle und spannende Partien zu spielen, als nach ELO-Punkten zu haschen. Neben dem SSS Zürich 1 nahm Beni fünfmal am Seniorentitelturnier an der SEM teil und holte zweimal die Silbermedaille. Neckischerweise schafften es 2016 alle drei Pfäffiker aufs Podest. Benis Liebe zum Schach zeigt sich auch darin, dass er sich im Laufe der Zeit eine grosse Schachbibliothek zugelegt hat, die er tatsächlich auch benützt. Seine Freude gilt vor allem den Biographien berühmter Schachkoryphäen, darunter derjenigen seines Vorbildes Aljechin.

Er studiert zudem noch immer mit Genuss Theorie von Eröffnungen bis zu Endspielen.

Wir wünschen dem Hittnauer weiterhin viel Elan für seine wertvolle Aufgabe als Jugendschachleiter und viel Erfolg für seine persönlichen Turnierwettkämpfe.

Guido Caduff, unser Bündner Schachkollege

Aus Bulletin 381 Gstaad 2016, Seite 37


Guido Caduff, Jahrgang 1940, wuchs zusammen mit vier Geschwistern in einer Lehrerfamilie im surselvischen Schluein zwischen Ilanz und Laax auf. Dieses Schluein ist nicht einfach irgendein Dorf in unserem östlichen Alpenkanton, sondern liegt am Eingang der weltberühmten Rheinschlucht und ist erst noch Romontsch. So spricht auch Guido alle vier Landessprachen, was sicher nicht viele von uns von sich behaupten können. Sein älterer Bruder Clemens ist uns aus der Turnierarena ja ebenfalls bestens bekannt.

Aus Guidos Jugendzeit gibt es etwas fast Romantisches zu erzählen. In den ausserordentlich langen Bündner Sommerferien wandelte Guido auf den Spuren von Johanna Spyris Geissenpeter und hütete schon als 9-Jähriger seine Geissen, während es sein Bruder Clemens eher mit den Schafen hielt. Während zweier Jahre arbeitete er in den Ferien auch bei einem Bauern im St.Gallischen Wil, in der Sek. hin und wieder als Ausläufer.

In Neuchâtel besuchte er die Verkehrsschule und entschied sich schliesslich für eine Berufslaufbahn bei der PTT, was postintern zwei weitere Ausbildungsjahre bedingte. Seine Beamtentätigkeit verschlug ihn in die verschiedensten Orte der Schweiz, Zürich-Seebach, Mels, Genf, aber immer zog es ihn wieder ins Bündnerland zurück. Ein Gutes hatten seine Dienste in fremden Landen aber doch: Er lernte eine Aargauerin kennen, seine Frau Ursula, mit der er jetzt seit 40 Jahren verheiratet ist.

Ein ganz besonderes Kapitel in Guidos Leben sind seine Hobbies. Da gab es fast alles: den Schluein-Fussballer, der jeweils glücklich war, wenn man im grossen Derby Ilanz schlug. Er spielte wettkampfmässig Tischtennis und war Sportschütze. Und dann war da noch der Bergwanderer und Kletterer Guido Caduff. Zu den Highlights seiner Erinnerungen gehört sicher die Klettertour mit einem seiner Bergkameraden auf den höchsten Gipfel der Schweiz, auf die Dufourspitze (4634 m ü. M.), mit dem Abstieg nach Zermatt noch am selben Tag. Und im Winter? Ja klar: Alpin-Skifahren, Langlauf, Skitouren, eben alles, was ein waschechter Bündner tut, wenn endlich der ersehnte Schnee liegt. An Wochenenden und in den Ferien betätigte er sich auch als Skilehrer und arbeitete dabei u. a. mit dem legendären Roger Staub zusammen. Wo immer er war, kehrte er doch immer wieder in sein Schluein zurück, wo es noch einen Obstgarten zu betreuen galt und wo er seine Freunde hatte. Noch heute bedeuten ihm die Berge alles. So führt er, der Frühpensionierte, für die Pro Senectute immer noch Wanderungen. Der Mann, der seine Freizeit so gerne im Freien verbringt, hat aber – neben Schach– noch ein wertvolles und besonderes Hobby: Er ist Zeichner und Porträtist. Schon in seiner Frühzeit besuchte er Kurse im Malen und Schnellzeichnen. Und immer wenn Guido wieder in seinen Bergen ist, gehören Papier und Bleistift zu seiner Grundausrüstung.

Und wie steht es mit dem Schachspieler Guido Caduff? Schach lernte er erst relativ spät. Warum? In seiner Familie wurde eben intensiv dem Schweizer Nationalsport Nummer eins gefrönt, man jasste, was das Zeug hielt, an Sonntagen oft sogar zu sechst. Den Zugang zu den 64 Feldern fand er 1973 in Flims, als einige Einheimische via Zeitungsartikel Gleichgesinnte suchten und sich regelmässig in einem Flimser Hotel zum Spielen trafen. Von da an war Guido nicht mehr aufzuhalten. Einige Monate später kam es zur Gründung des SC Flims-Laax, und als Mitbegründer war Guido 40 Jahre lang im Vorstand, unter anderem als Präsident und Spielleiter. Flims-Laax spielte sogar viele Jahre in der SMM. Eine nette Anekdote aus der Laaxer Zeit: Im Bulletin des Kurvereins suchte der Klub nach weiteren Interessenten. Es meldete sich ein unbekannter Deutscher, der sich anerbot, eine Kostprobe seines Könnens zu geben. Nun gut, warum nicht? Er kam, sah und siegte – im Blindsimultan! Guido beteiligte sich sowohl an den PTT-Meisterschaften wie auch an der Churer Stadtmeisterschaft in Kat. B. Und dies 1999 mit Erfolg. Es sei aus diesem Turnier noch ein schachlicher Leckerbissen angefügt, der ihm den zweiten Schlussrang einbrachte. Übrigens: Der SC Flims-Laax ist inzwischen aufgelöst worden, doch spielt der «harte Kern» noch heute jeweils am Dienstagnachmittag.

Wir kennen Guido und seinen Bruder Clemens vor allem von den Seniorenturnieren in Laax, Bad Ragaz und Ascona. Ascona deshalb, weil es «zeitlich eben günstig liege», meinte er trocken. Guido arbeitet zwar immer noch an der Weiterentwicklung seines  schachlichen Könnens, geniesst die Turniere aber vor allem wegen der guten Kameradschaft. Wir wünschen Guido noch weiterhin viel Freude mit seinen tollen Hobbies und auch das Glück des Tüchtigen bei den Schachsenioren.

Clairmonde P. Tansini – unsere charmante Zürcher Romande

Aus Bulletin 380 Ascona 2016, Seite 50


Clairmonde Tansini wuchs in La Neuveville mit fünf Geschwistern auf, mit zwei Brüdern und drei Schwestern. Sie besuchte dort die Primarschulen und ging unmittelbar nach einer Verkäuferinnenlehre nach Zürich. Ursprünglich wollte sie nach Deutschland, doch Mama war dagegen. So zog sie halt nach Zürich, wo bereits ihr Bruder wohnte. Unsere Romande getraute sich also in die Deutschschweiz, in unsere ominöse Grossstadt, um Deutsch zu lernen. Diese teutonische Sprache beherrscht sie ja inzwischen sehr gut, hat aber gottlob ihren charmanten welschen Akzent nicht verloren – übrigens auch ihr welsches Temperament nicht. Auf die Frage, wie sie damals in Zürich  aufgenommen worden sei, Clairmonde mit einem verzeihenden Lächeln: «Welsche waren damals Ausländer,  und ein Zimmer zu finden war eine wahre Herausforderung!» Das war vor einiger Zeit …!

Als Clairmonde 18 Jahre alt war, lernte  sie ihren späteren, vierzig Jahre älteren Mann kennen, Paul Tansini. Diese  Bekanntschaft gab ihrem Leben eine völlig neue Richtung. Aus einem geplanten  Jahr Zürich sind es inzwischen 49 geworden. Ihr Mann führte einen Theater-/ Coiffeursalon an der Ecke Limmatquai/ Bellevue, in bester Lage. Nachdem Clairmonde in diversen Branchen (Verkauf, Debitorenbuchhaltung bei einer Bank, Büroarbeiten) tätig gewesen war, machte sie nun eine intensive   Herrencoiffeur-Lehre   und half anschliessend im Geschäft ihres Mannes. Das Entscheidende: Im Laufe der Jahre wandelte sich dieser Theater-/Coiffeursalon zum «Top-Schminkgeschäft» und wurde für seine Originalität über Zürich, ja sogar weit über Europa hinaus bekannt. In diesem Traditionsgeschäft konnte man auf gerade mal zwanzig Quadratmetern nebst Theaterschminke fast alles haben, was mit Theater, Party und Modetrends zu tun hatte: falsche Schnäuze und Wimpern, Toupets, Fingernägel, Arme und Beine aus Kunststoff, Piratenaugenklappen, Zombiemasken, Draculazähne und vieles mehr, was bei der Theater- und Partyszene damals gerade gefragt war. Auf unzähligen Auslandreisen hatten die Tansinis ihre Spezialartikel eingekauft.

Leider starb Clairmondes Mann 1996, und sie führte danach den «skurrilen Laden mit Perücken, Glatzen und Schminkartikeln» mit sehr viel Gespür für die Trends der Zeit selber weiter. Sie war mit ihrem «handverlesenen  Party- und Maskeradenmaterial» jeweils sogar einen Tick schneller als die grossen Geschäfte: mit den Punks in den 80er Jahren, mit den tanzwütigen Ravers in den 90ern – sie hatte immer das Neueste auf dem Regal. Zu ihren Kunden zählte sie Leute wie den Mimen Dimitri, Stéphanie von Monaco oder Udo Jürgens. Als Clairmonde ihr berühmt gewordenes Traditionsgeschäft, «80 Jahre Tansini», am 12.Sept.2013 liquidierte, waren sie und ihr Trendladen in allen Medien, und im Internet gibt es immer noch eine hübsche Seite unter www.tansini.ch. Eine Zeitung beschrieb die Eigenschaften der Geschäftsführerin dieses «Masken- und Kostümkosmos» mit «korrekt, kompetent, freundlich, aber konsequent».

Clairmonde ist eine Sportlerin durch und durch: Aerobic, Fitness, Tennis, Schwimmen, Velofahren … und Schach. Zwei Jahre vor ihrer Pensionierung fand sie, dass sie als Alternative auch etwas für ihre grauen Zellen tun müsse, und trat dem SC Réti bei. Am häufigsten trainiert sie mit ihrem Lebenspartner, mit unserem Schachsenior Alex Polyméris. Wir haben beide in den letzten zwei Jahren an den Turnieren von Zürich, Pontresina und Ascona in Aktion sehen können. Es reichte Clairmonde in dieser kurzen Zeit noch nicht an die Spitze, doch sie ist ernsthaft um Fortschritte bemüht, kann Niederlagen (beinahe) gut wegstecken und freut sich natürlich auch über jeden Sieg, vor allem gegen  Höher klassierte. «Berühmt» geworden ist sie mit ihrem charmanten Ausspruch nach acht Niederlagen letztes Jahr in Pontresina: «Ich habe in so kurzer Zeit acht Männer glücklich gemacht. Meine Frage an euch Senioren: Könnt ihr auch acht Frauen in so kurzer Zeit glücklich machen?» Überhaupt, mit uns Mit senioren hat sie keine Probleme. Sie ist gerne das wortwörtliche «Huhn im Korb», würde sich aber trotzdem über weitere Frauen an den Turnieren freuen. Die Atmosphäre und die geleistete Organisationsarbeit findet sie «mega-super» und freut sich vor allem über schöne Partien und Stellungen. Wir wünschen Clairmonde deshalb noch viele ästhetische Stellungen, daneben aber auch ganz profane Siege!

Portraits aus Bulletins Nr. 379 – 366

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René Clemenz – unser Walliser Schachsenior

Aus Bulletin 379 Pontresina 2016, Seite 42


René, der Bülacher und Embracher, ein Walliser? 

Kaum zu glauben! Aber tatsächlich: 1943 in Brig geboren, umrahmt von vier Schwestern, wuchs René – trotz eines Grossvaters mit argentinischen Wurzeln – als waschechter Walliser auf. Nach der Primarschule trat er ins Kolleg «Spiritus Sanctus» in Brig ein und schloss die Schule mit der Handelsmatura ab. Es ist auch unter Insidern nicht zweifelsfrei geklärt, ob

der Spiritus Sanctus René nachhaltig geprägt hat. Dann führte ihn die Berufsfindung nach St.Gallen an die HSG, wo er Tourismus studierte. Nach seinem Studienabschluss arbeitete er jedoch keinen einzigen Tag in dieser Branche, sondern landete nach intensiver Jobsuche schliesslich als Analyst-Programmierer bei der NCR. In den Sechzigerjahren arbeitete er mit den ersten Grosscomputern, und auch die Lochstreifenmonster waren zu der Zeit noch nicht verschwunden.

In seinem Bekanntenkreis hatte René ein paar gute Kollegen, die ihn 1973 zur Swissair abwarben. Bis zum Grounding  im Jahre 2002 arbeitet er dort im IT-Sektor. Churchill soll bekanntlich einmal das Zitat «No sports!» geprägt haben. Für René galt das gottlob nicht, denn er spielte Tennis und lernte dort Irene kennen. Die beiden heirateten 1987, und die vortreffliche Irene brachte  Stabilität und Ruhe ins Leben des notorischen Junggesellen René. Nach seinen Hobbys befragt, meinte René schmunzelnd: «Ja, ich habe Hobbys; ich habe  alle Hobbys meiner Frau übernommen: Wandern, Pilzsuche, Ornithologie, Fauna und Flora sowie Theater-, Opern und Konzertbesuche!» Tatsächlich besuchen die beiden während des Pontresina-Turniers den Nationalpark fast regelmässig, u.a. wohl auf der Suche nach dem Bär M234 und einem Rudel Wölfen. Immerhin gehört auch regelmässiges Walken entlang der Glatt zu ihren Hobbys. Das Reisen, vor allem natürlich das Fliegen mit dem Swissair-Bonus, gehörte schon immer zu Renés Leidenschaften: Südamerika, Australien, Südafrika. Irene profitierte mit, und zusammen reiste es sich für die beiden noch sensationeller. Heute pflegen sie auch «Nahgebiete» zu bereisen, und so gehört z.B. die Toscana (Wandern!) zu ihren Standarddestinationen.

Das Grounding der Swissair brachte auch für René eine tiefe Zäsur. So bildete er sich nach seiner Frühpensionierung autodidaktisch zum «Home Facility Manager» aus. Er pflegte den Garten in   Embrach, renovierte Haus und Garten,  jasste und begann vertiefter Schach zu spielen.

Das Schachspiel hatte er zusammen mit Jassen als Siebenjähriger von seinem Onkel gelernt. Während der Mittelschulzeit war er Mitglied des SC Brig. Privat war Schachtheorie damals noch kein Thema, jedoch studierte er mit Kollegen während des Studiums fleissig Endspiele. Zuerst trat er dem Schachklub der NCR (Firmenschach) und dem SC Embrach bei. Als er beruflich zu den Fliegern wechselte, wurde er Mitglied des SC Swissair, dessen Präsident er während acht Jahren war. Die schachlichen Highlights waren für René natürlich die Mannschaftswettkämpfe gegen Teams anderer Fluggesellschaften, so in Reykjavik, Helsinki, Lissabon oder Wien. Heute spielt er weiterhin SMM für den Nachfolgeklub Chessflyers. Der Beitritt zu den Schachsenioren brachte neue schachliche Impulse. So ist René ein regelmässiger Turnierteilnehmer, weil er die Kameradschaft (inkl. Jassabende), die tolle Organisation – und die Wandermöglichkeiten sehr schätzt.

Nach einem besonderen schachlichen Ereignis befragt, erinnert er sich an seine Partie gegen GM Bent Larsen in Zürich, welche der Däne im Rahmen eines Simultans nach der Schacholympiade in Lugano 1968 spielte. Einen Zug vor dem Matt stehend explodierte René, opferte zwei Leichtfiguren und setzte den Champion seinerseits matt. In Erinnerung blieb ihm auch eine Partie, die er in Wien gegen einen denkwürdigen Gegner Remis hielt und damit den Sieg seiner  Swissair-Mannschaft sicherte. Sein Gegner, ein Kettenraucher, der wie eine Statue während vier Stunden das Brett hütete, hatte bei ungleichfarbigen Läufern zwei Mehrbauern, die er gegen den Flyer nicht verwerten konnte. René ist heute auf seinem ELO-Höhepunkt angelangt. Dies als Warnung für alle Mit senioren, die René als «Spielertyp» unterschätzen könnten. Wir wünschen  René Clemenz, der mit Irene seit zwei Jahren in Bülach wohnt, als Swissair-Mann von einst weiterhin schachliche Höhenflüge.

Peter J. Adam – ELO-Preisgewinner und Gynäkologe in Laos

Aus Bulletin 378 Laax 2016, Seite 345


Peter Adam ist ein Schachsenior, den es zu entdecken gilt! Mir war er erstmals aufgefallen, als er 2013  in Adelboden den begehrten ELO-Hotelpreis mit einem sensationellen Zuwachs von 89 Punkten gewann – und dann weiterverschenkte, weil er in Adelboden eine Ferienwohnung besitzt.

Peter, diesen Juli gerade 75-jährig geworden, wuchs in Riedholz (SO) auf, besuchte dort die Schulen bis und mit «Bez» und stieg dann in eine Mechanikerlehre ein. Bald realisierte er, dass dies nicht sein Ding war und besuchte nach der RS als Waffenmechaniker das Abendgymnasium in Bern. Abschluss 1965 mit der Matura Typus B mit dem Ziel, Geschichte und Literatur zu studieren. Doch es kam alles anders.

Ein Skiunfall brachte ihn ins nähere Umfeld von Spitälern. Jetzt nahm sein  Leben die entscheidende Wende. Peter begann Medizin zu studieren und schloss 1972 mit dem Staatsexamen ab. Im selben Jahr heiratete er seine Studienkollegin Marianne, ebenfalls Ärztin. Sie haben eine Tochter und einen Sohn. Nach Peters FMH-Abschluss in Frauenheilkunde und Tätigkeit in verschiedenen Spitälern, wurde er 1980 als Chefarzt für Gynäkologie und  Geburtshilfe ans Bezirksspital Belp berufen. Er hatte eigentlich alles – ausser Zeit und Gelegenheit, die weite Welt näher kennen zu lernen. Wie ein Wink des Schicksals bot ihm das Berner Rotkreuzspital Lindenhof nach seiner Pensionierung Auslandeinsätze an. Die ersten Einsätze brachten das Medizinerehepaar Adam nach Kambodscha und dann nach Eritrea. Ein weiteres Mandat des Schweizerischen Roten Kreuzes führte sie 2009 nach Laos, wo sie bis heute jeweils vier bis sechs Wochen im Jahr wirken, Peter als Ausbildner in Geburtshilfe, seine Frau in Ultraschall.

Laos wurde zu einem Herzensanliegen  für Peter und seine Frau. Ihr Einsatzort   Nam Bak nördlich der alten Königsstadt Luang Prabang bot eine echte Herausforderung. Die Sterberate bei Geburten ist in Laos um das 200-Fache höher als in der Schweiz. Mütter sterben, weil sie Health Centres oder Spitäler gar nicht erreichen können. Medizinische Unterversorgung ist alltäglich, vor allem in der Regenzeit. Hier unterstützte die Familie Adam Ärzte, Hebammen und Pflegepersonal bei der täglichen Arbeit und erteilte medizinischen Unterricht. Von privat gesammelten Spenden konnte unter anderem ein Boot für Krankenbesuche gekauft werden. Die Zusammenarbeit mit den örtlichen Regierungsstellen und auch mit den Auszubildenden schildert Peter als sehr konstruktiv. Dabei war gerade der Norden von Laos während des Vietnamkrieges (1955–1975) wegen des Ho-Chi-Minh-Pfads, der durch laotisches Gebiet führte, besonders stark gebeutelt worden (Agent-Orange, Bomben und Minen).


Zum Schach:

Während des Studiums hatte Peter seine Freude am Schachspiel entdeckt. Unter seiner Ägide wurde 1988 der SK -Belp gegründet, dem Peter bis heute treu geblieben ist. Mit ihm stieg der Klub letztes Jahr in die 2. Liga auf. Peter hat im Laufe der Zeit auch eine beeindruckende Schachbibliothek aufgebaut. Nach einem besonderen Erlebnis in seinem Schachleben gefragt, legt Peter begeistert los: Eingeladen von einem Sponsor von Viktor Kortschnoi hatte er 1981 das Glück als Arzt beim WM-Match in Meran zwischen Karpov und Kasparov dabei zu sein. Dort traf er zufälligerweise den Grandseigneur des Schachs, Miguel Najdorf, der mit ihm drei Partien im Handicap-Stil spielte – und dazu vor allem Zeitung las. Trotzdem hütet Euch vor Peters Najdorf!

Peter liebt das Schachspiel und die Schachseniorenbewegung über alles, doch kann er aufgrund seiner Laos-Tätigkeit, die nebst dem Aufenthalt in Asien auch intensive Vorbereitungszeit in der Schweiz erfordert, nur sporadisch an Turnieren teilnehmen, so vor allem ins Adelboden und in Ascona. Umso erfreulicher war für ihn dieses Highlight von 2013 mit dem ELO-Preis. Aus jenem Turnier sei hier noch seine Partie aus der  dritten Runde gegen Peter Baur gezeigt notabene Peters dritter Sieg in Folge! –, um auch die schachliche Fantasie des Gynäkologen Peter Adam aufzuzeigen. Abschliessend wünschen wir  ihm noch weitere erfolgreiche Einsätze in Laos und viel Glück im Schach.

Karl Eggmann – unser Präsident

Aus Bulletin 377 Adelboden 2016, Seite 52

 

Schon bald geht in Vitznau das grosse  Schach- und Geselligkeitsfest zu unse­ rem 50. Jubiläum über die Bühne. In der SSZ hat Markus Angst ausführlich und sehr einladend über uns Senioren be­ richtet – zu Recht – und sich auch aus­ giebig mit unserem unermüdlichen und so effizienten Präsidenten unterhalten.  Das ungefähr wäre das dort entstan­dene Fact-Sheet des Präsidenten: Wir alle kennen diesen Karl Eggmann. Aber wissen wir auch, was hinter dem «Fact-Sheet Eggmann» steckt?


Karls Frühzeit

Aufgewachsen mit zwei Brüdern und einer Schwester in Zürich-Schwamendingen, durchlief Karl dort alle Schuljahre bis zum Sekundarschulabschluss . Sie seien eine schwierige Klasse ge­ wesen, meinte Karl verschmitzt.

Aha, Schwamendinger, Harry-Hasler­ Typen a la Giacobbo, drängt sich als Assoziation auf. Schon sein ganz frü­her Wunsch war es gewesen, Lehrer zu werden. Doch sein Vater hatte andere Pläne. Nach einer kaufmänni­schen Ausbildung fiel in der Phase des grossen Lehrermangels dann doch noch der Entscheid für die Lehrerkarriere, via Umschulungskurs, damals eine hohe Hürde. Doch wäre für Karl, den technisch so vielseitig interessierten jungen Mann, auch ein Beruf im ge­rade aufkommenden Computerwesen stark in Frage gekommen. Nach dem Umschulungskurs übernahm Karl 1965 in Zürich Affoltern seine erste 5. Klasse.


Karl im Reifealter

Im Umschulungskurs lernte er eine nette Kollegin, Vreni, näher kennen, die später seine Frau wurde. Sie zogen nach Au (Wädenswil) und später berg­ aufwärts nach Wädenswil-Stocken, wo sie beide Seite an Seite insge­samt 6 Klassen unterrichteten. (Leider ist Vreni vor knapp 5 Jahren verstorben). Seit 1978 wohnten Eggmanns in Schönenberg.


Karl und seine Hobbys

Klar, Karl und Schach! Doch halt, da­ mit streift man das Thema nur. Karl ist auch Drucker, Fotograf, PC-Tüftler, Programmiernovize, Lehrmittelent­ wickler für Schule und Schach und wichtig: All diese Hobbys waren stets eng miteinander verknüpft! Wir kön­ nen hier nur Beispiele anführen: In seinen jungen Jahren war Karl auch  in der Jugendschachausbildung ak­ tiv, doch gab es damals noch keiner­lei Unterrichtsmaterial. Also hiess es für ihn: selber herstellen. Es gelang – und wie! Dabei regte sich in Karl aber auch das Verlangen, diese Schachunterlagen,  genauso wie Loseblätter und andere Handreichungen für Schule und Schüler, selber zu drucken. Es begann mit einer Kleinoffsetmaschine, damals noch sehr teuer. Doch die Stadt Zürich erteilte ihm den Auftrag für den Schachlehrgang; es schlossen sich andere Aufträge an, die es Karl im Weiteren erlaubten, seine Druckerei stetig zu modernisieren. Um nur noch zwei weitere Kreationen aus seinem Fundus zu erwähnen: Eine bebilderte Dokumentation über die Oberengadiner Jugendherbergen und zwei Bücher über Schachprobleme. Mit dem Drucken verband sich der Wunsch, eigene gute Bildermitzuliefern. Schon in seiner Jugend hatte Karl fleissig fotogra­ fiert und seine Bilder dann auch selber entwickelt, zuerst nur in Schwarz-Weiss, später auch farbig. Der Fotograf in Karl machte technische und künstlerische Fortschritte. Und das dritte Element, seine Programmierarbeit schon mit den sehr frühen Computertypen, trat in  Verbund mit den anderen Hobbys. Es wa­ ren alles sehr zeitaufwendige Aktivitäten, und Karl musste seine Zeit diszipliniert  einteilen, um auch seinen Lehrerberuf zu seiner Zufriedenheit zu erfüllen. Auch  wir kennen tolle Erzeugnisse aus Karls modernisierter Druckerei die traditio­nellen, professionellen SSS-Bulletins in Schwarzdruck, die an den Turnieren aufliegenden Wanderkarten, die tolle Einladung zum Jubiläum, Visitenkarten und weitere Einladungen.


Karl und Schach

Karls Schachkarriere begann wie bei vielen zu Hause, bei seinem Vater. Mit einem Schachbrett und einem Buch auf den Knien verbrachte auch er reg­nerische Ferientage. Karls erster Klub war Kaufleuten Zürich, später, aus der Jugendbewegung heraus, wurde er «Retianer», und schliesslich entfal­tete er seine vielseitigen schachlichen Aktivitäten im Schachklub Wädenswil. Dort hatte er auch ein Schachküken unter seinen Fittichen, das heute voll ausgeschlüpft ist: den angehenden GM Nico Georgiadis! Als Smiley am Rande: In seiner ersten richtigen Turnierpartie  war Karl auf ein anderes Jungtalent ge­ troffen in kurzen Hosen und mit viel Talent – Hansjörg llli – 0-1.

Wir alle kennen Karls Schachstil: angriffig, mutig, manchmal auch übermütig, aus einem guten Posi­ tionsverständnis und aus einem brei­ ten Eröffnungsrepertoire heraus im­mer die schärferen Varianten wählend:  Karl, der Schachromantiker.


Karls Dienste für Andere

Viel wichtiger als seine eigene Schachkarriere war Karl stets seine  Arbeit im Dienste des Breitenschachs. So verstand und versteht er seine Präsidien bei Wädenswil, beim Zürichseeverband und bei uns Schachsenioren. Meistens konnte und wollte er nicht Nein sagen. Die Frage drängt sich auf: Macht es denn auch wirklich Spass, so viel zeitintensive Führungs- und Verwaltungsarbeit zu leisten? Karl bejaht dies entschieden. Der wachsende Zulauf von Mitgliedern, die gute Atmosphäre unter den Senioren, die reibungslose Zusammenarbeit im Vorstand, Erfolg bei der Umsetzung von Projekten, Anerkennung und die Freude an Neuem, an vorwärts gerich­ teten Plänen und Ideen seien ein Motor, der einen ansporne, resümiert Karl.

Nicht unerwähnt bleiben darf die Tatsache, dass Karl Eggmann nebst seinen vielen Aktivitäten für Schach und Jugend und seine Hobbys auch im Kerngeschäft, im Rahmen seines Berufes, Mehrarbeit leistete: Mitarbeit bei der Kreation von Lehrmitteln, Konventspräsident der Primarschule Wädenswil, Vize der Bezirkskonferenz und sechs Jahre im Vorstand der Schulsynode, davon zwei Jahre als Präsident- und das ausgerechnet in der heissen Zeit der sich überrollenden Zürcher Schulreformen. Für Karl blieb die Erinnerung: «Synodalteam – Dreamteam!»

Zum Schluss bleibt uns nur noch, unserem Präsidenten Karl Eggmann für seinen Rieseneinsatz für uns Senioren zu danken und ihm viele weitere erfolgreiche Jahre als unser Präsident und auch im schachlichen Bereich zu wünschen.

Sheki Perasic

Aus Bulletin 376 Gstaad 2016, Seite 46


Biographischer Steckbrief

Sheki Perasic ist eines jener eher sel­ tenen Exemplare von Schachsenioren,  die östlich des Tössgrabens woh­nen, in der Hafenstadt am Wasser, in Romanshorn. Er ist verheiratet, hat zwei Söhne und eine Tochter, die alle studieren und Handball spielen. Sheki führt mit seiner Frau das gastliche Hotel Anker, zentral beim Hafen und Bahnhof gelegen. Während der Thurgauer Open oder anlässlich der Bundesturniere (so  2007/2013) verwandelt sich sein Hotel in eine Schachherberge, wo gewohnt, gegessen und viel über Schach gefach­ simpelt wird.

1953 geboren, kam Sheki mit 24 Jahren  aus Montenegro in die Schweiz und bil­dete sich zum Gastronom aus. Seine erste Station als Chef de Service war das Berggasthaus Klewenalp ob Beckenried. Dann wechselte er in der gleichen Funktion nach Winterthur ans Bahnhofbuffet, besuchte während sechs Jahren   die   Wirtefachschule in St.Gallen und machte sich vor 30 Jahren in Salmsach am Bodensee selb­ständig. 1992 zog es ihn wieder in die lnnerschweiz nach Luzern, und zwei Jahre später übernahm er das schöne Hotel Anker in Romanshorn am See.


Wie steht unser Gastronom zum  Schach?

Viele Mitsenioren kennen Sheki kaum, denn er spielt jeweils nur das SSS Zürich 2. Warum nur dieses eine Turnier? Sein Hotel erfordert sehr viel Präsenz vor Ort, vor allem im Sommer, sodass für ihn Schach eher ein gele­ gentliches Hobby ist – in der grauen Jahreszeit nämlich. In der SMM spielt er beim SC Romanshorn mit, «wenn der Match in der Nähe stattfindet». Erlernt hatte er das Spiel, das er trotz beruf­ lich bedingter Abstinenz immer über­ aus liebte, schon mit sieben Jahren, spielte als Knabe und später bei der Armee ein wenig, dann war aus beruf­ lichen Gründen lange Funkstille. Erst in St.Gallen fand er wieder zum «ge­ legentlichen Schach» zurück. Zeit für Theorie und Analysen blieb nur wenig. Trotzdem steigerte er sein ELO-Rating innerhalb weniger Jahre um beachtli­ che 250 Punkte. Mit schnellem Spiel ist  Sheki nur schwer beizukommen, da er selber sehr schnell spielt, «weil er sich sowohl beruflich wie schachlich immer etwas unter Zeitdruck fühle». Auf die Frage, was ihm denn an seinem Zürich- 2-Turnier so gefalle: «Es ist super or­ ganisiert, das Klima ist heiter, es gibt eine grosse ELO-Breite, und es steht viel Spass dahinter.» Für ihn bedeutet Schach Entspannung und ein Hauch von Ferien.

Fritz Keller

Aus Bulletin 375 Bad Ragaz 2017, Seite 41


Biographischer Steckbrief

Fritz Keller, unser Co-Turnierleiter an den SSS-Turnieren Zürich 1 und 2, ist ein waschechter Zürcher. 1933 zwar im «Nahen Ausland», in Brugg (AG), zur Welt gekommen, verbrachte er seine Kindheit und Schulzeit in Rüti, Schlieren und Altstetten. Seine Lehre als Buchdrucker brachte ihn im Alter von 27 Jahren mit unserem Mit-Schachsenior  Harry Siegfried zusammen, in dessen Buchdruckerei er, mit Unterbrüchen, bis zu seiner Pensionierung arbeitete, zuletzt als Abteilungsleiter Buchbinderei. Fritz ist verheiratet, hat einen Sohn und eine Tochter und lebt heute in Zürich-Wipkingen.


Schachliche Laufbahn

Fritz Kellers schachliche Laufbahn verlief entlang der klassischen, jüngeren Schachgeschichte des Kantons Zürich; zu einem erheblichen Teil prägte er diese sogar selber. Mit 16 Jahren wurde er von seinem Vater in die Geheimnisse der 64 Felder eingeführt und trat dann dem Arbeiterschachklub Altstetten bei. Mit unseren Altmeistern Edgar Walther, Edwin Bhend und Jakob Bürgi spielte er anfänglich in der Jugendgruppe «ASJZ» (Arbeiter Schach Jugend Zürich), einer Untergruppe des Arbeiterschachvereins Sihlfeld, die sich 1954 mit der Hauptsektion zusammenschloss. Auf die Frage, wie er denn dort seine schachlichen Fähigkeiten weitergebildet hätte, meinte er, er sei halt nie ein «Chrampfer» gewesen und sein eher «natürliches Talent» habe er dort in unzähligen Matches, vor allem in Blitzpartien und bei anderen Turnierteilnahmen, fördern können. In den Sechzigerjahren entwickelte sich seine Schachkarriere in drei verschiedene Richtungen weiter: Fritz förderte seine persönliche Spielstärke, prägte als Funktionär die Zürcher Schachszene nachhaltig und begann, sich um die Entwicklung des Breitenschachs zu kümmern.


Sein schachliches Palmarès

1956 stieg er in die Zürcher Meisterklasse auf, 1963 gewann er die Bundeseinzelmeisterschaft der Klasse A mit Aufstieg in die Meisterklasse. Mit einem Sieg über Willi Dintheer gewann er den Stadt-Cup des ZSV und spielte lange Jahre in der Meisterklasse des Arbeiterschachbundes. Mit seinen Jugendkollegen Edgar Walther, Jakob Bürgi, Hans Karl, Alex Crisovan und Othmar Monsch holte er mit Sihlfeld in der Topliga des SASB zwei Mal den Bundesmeistertitel. Mit Sihlfeld gewann er auch die Zürcher Mannschaftsmeisterschaft u. a. gegen Renommierklubs wie die SG Zürich und Nimzowitsch. Es war noch die Zeit des grossen Amateurschachs in der Schweiz; die Reisläuferei der Ausländer begann erst etwa Mitte der Sechzigerjahre. Fritz kam auch zu Auslandeinsätzen. So spielte er mit einer Auswahlmannschaft aus Biel/Bern unter Leitung von Hans Suri in Moskau gegen eine Universitätsauswahl (Sieg am 5.Brett!). In Paris und Graz war er mit der SASB-Auswahl recht erfolgreich. Ein Highlight seiner persönlichen Schachkarriere war sein Sieg im Simultan gegen den berühmten russischen Schachtheoretiker unserer Jugendzeit, Alexander Kotov.


Fritz Keller als Schachfunktionär 

Sein unermüdlicher Einsatz als Schachfunktionär trug reiche Früchte. Fritz war zuerst lange Jahre Spielleiter, dann Vizepräsident und ist seit 45 Jahren Präsident und seit mehr als  20 Jahren Ehrenmitglied von Sihlfeld. 1966 organisierte er die erste öffentliche Stadtmeisterschaft und nicht weniger als 170 Spieler folgten seiner Ausschreibung. Eines seiner besonderen Verdienste war, dass als Folge der «Protest-Stadtmeisterschaft» im folgenden Jahr die Teilnahmeberechtigung für ZSV-Turniere nun für alle Arbeiter-Schachklubs galt. Fritz bildete sich daneben zum Turnierleiter aus und betreute u. a. über 11 Jahre lang das Internationale Aroser Schachturnier.


Fritz Kellers Einsatz für das Breitenschach

Einen interessanten Verlauf nahmen seine Bemühungen um die Förderung des Breitenschachs. Eines Tages wurde Fritz als Simultangeber in die Strafanstalt Pöschwies eingeladen. Er sagte zu. Daraus entwickelten sich engere Beziehungen mit den schachhungrigen «schweren Kerls», was schliesslich in der mehrjährigen Teilnahme einer Pöschwieser Mannschaft an den Zürcher Mannschaftsmeisterschaften gipfelte. Parallel dazu begann sich Fritz für das Jugendschach einzusetzen. 1968 kam in Wipkingen eine Schachjugendbewegung zustande, in der sich mehr als 60 Jugendliche tummelten. Elf Jahre lang betreute er diese Gruppe und setzte sich darüber hinaus erfolgreich für das Schulschach ein. 1976 entstand daraus das erste Jugendschachturnier des SV Sihlfeld (7- bis 16-Jährige) mit anfänglich über 160 Jugendlichen aus der ganzen Schweiz. Anderswo gab es praktisch noch keine Jugendturniere. In Klammern sei verraten, dass es die Eltern begrüssten, dass das Turnier immer am Muttertag stattfand, sodass sie ihren Nachwuchs bei Fritz am Turnier abgeben konnten. Nach zehn Jahren ging das Turnier ein, weil jetzt Jugendturniere landesweit wie Pilze aus dem Boden schossen.

Fritz Keller blieb nicht sehr viel Zeit für andere Hobbys. Doch in seiner Jugendzeit spielte er bei Juventus Fussball in der 2./3.Liga. Während seiner grossen Schachzeit legte er auch Wert aufs Kameradschaftliche und organisierte Schachreisen, so z.B. nach Prag, Budapest und Lissabon.

Wir hoffen für Fritz, dass er seine fruchtbare Tätigkeit im Schach und fürs Schach noch über lange Jahre wird weiterführen können.

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Michel Brand

Aus Bulletin 374 Zürich2 20216, Seite 45


Rücktritt aus dem Vorstand

Wem ist Michel Brand als langjähriger Redaktor unseres Schachbulletins nicht ein Begriff? 14 Jahre lang betreute er unser Bulletin! Ab 2002 zuerst als «freischaffender» Redaktor, dann bewirkten das Zureden des Vorstands und der Appell der anfallenden Riesenarbeit, die es Mal für Mal zu bewältigen galt, dass Michel doch noch in den Vorstand eintrat. Dort bearbeitete er die rasch wachsende Datenbank, betreute das Layout des Bulletins und übernahm sogar dessen Versand. Dazu kamen über 30 Interviews, mit denen er der Schachseniorengemeinde einzelne Mitglieder persönlich näher brachte. Auf die Frage, was ihm denn an dieser riesigen Bulletin-Arbeit überhaupt gefallen habe, meinte Michel, dass es ihn gereizt habe, diese Seniorendatenbank so richtig zu lancieren, weil er von Berufs wegen PC-mässig up to date gewesen sei. Zudem habe der Bulletin-Analyst Ueli Eggenberger unbedingt eine Entlastung verdient.


Michel persönlich

Michel kam 1938 in Worms zur Welt und verbrachte seine Kindheit im hessischen Heppenheim. Nach dem Gymnasium nahm er das Studium eines Betriebswirtschaftsingenieurs auf. Nach abgeschlossenem Studium arbeitete er im Bereich der Hochtechnologie, Rüstungs- und Weltraumtechnologie, zuerst bei der Firma Eltro, dann beim Flugzeugbauer Dornier. 1969 übersiedelte er mit seiner Frau in die Schweiz und schloss ein postgraduales Studium an der HSG mit dem Doktorat ab. Zu seinen neuen Arbeitsbereichen gehörte zuerst die Entwicklung von Managementmodellen, dann beschäftigte er sich mit Kosten-Nutzen-Analysen im Gesundheitswesen, wechselte zur Fides Treuhand, um sich schliesslich bis zu seiner Pensionierung als selbständiger Unternehmensberater zusammen mit einem Partner mit dem Kauf und Verkauf kleinerer KMUs zu befassen.

1978 zogen Michel und seine Frau in den Kanton Zürich und liessen sich in Kilchberg nieder. Warum gerade Kilchberg? Weil dort Thomas Mann im Exil gelebt habe und seine Frau schon immer eine Verehrerin dieses grossartigen Schriftstellers gewesen sei, meinte Michel schelmisch. Sieben Jahre später konnten sie den Kauf einer Eigentumswohnung im sonnigen Herrliberg realisieren.


Michels Hobbys

Unser Bulletin-Redaktor hat ein ganz ausgefallenes Hobby: Sonnenuhren! Ihn als Ingenieur interessierte dabei vor allem das Heraustüfteln einer Lösung, die es erlauben würde, Sonnenuhren überall aufzustellen, unabhängig von der Ausrichtung der Fassade oder von der Region und dem Breitengrad des Standorts. Mit einem mitgebrachten Modell weihte er seinen laienhaften Interviewer in diese Geheimnisse ein. Daneben macht Michel auch Musik: Er spielte lange Zeit in einer Tanzkapelle die Zugposaune oder das Tenorsaxophon. Noch heute singt er in einem Männerchor. Ein treues Hobby ist das anregende und gleichzeitig entspannende Lösen von Sudokus. Und top sind schliesslich seine Reisen in alle Weltgegenden, vor allem zu den schönsten archäologischen Stätten der Welt – mit seiner Frau als archäologischer Führerin.


Michels schachlicher Werdegang

Michel hatte zwar das Schachspiel schon in seiner frühen Jugend kennen gelernt, doch liess ihm sein intensives Berufsleben erst sehr spät, mit der Pensionierung, Zeit, sich mit diesem schönsten aller Hobbys näher zu befassen. Er trat dem Schachklub Réti und gleichzeitig den Schachsenioren bei und bestritt 2004 in Chexbres sein erstes Seniorenturnier. Bei beiden Schachvereinigungen widmete er sich dem weiteren Aufbau ihrer Schachdatenbanken. Was Michel besonders schätzt, ist das Studium von interessanten Stellungen, die er sammelt und für sich selber auf Kärtchen zum Training bereitstellt.

Abschliessend sei Michel Brand auch an dieser Stelle nochmals ein herzliches Dankeschön für seine grosse und treue Vorstands und Bulletin-Arbeit ausgesprochen. Wir wünschen ihm viel Zeit für weitere Reisen, für seine Hobbys und viel Erfolg bei seinen Schachstudien und bei unseren Seniorenturnieren.

Hermann Schmid

Aus Bulletin 373 Zürich1 2016, Seite 58


Biographischer Steckbrief

Unser «greisenhafter Schachstudent» (Zitat von Hermann über sich) berichtet: Geboren wurde ich am Sonntag, 3.12.1922, in Basadingen bei Diessenhofen. Schon in der Primarschulzeit formte sich bei mir der Wunsch, möglichst bald in die römisch­ katholische Ordensgemeinschaft der Redemptoristen einzutreten, mit dem Ziel, mich in Bolivien als Seelsorger für die verlassenen Indios einzusetzen. Doch es kam anders. Der Zweite Welt­ krieg brach aus. Und so absolvierte ich im Collège St­-Michel, Fribourg, mein Gymnasium mit der A-­Matura, Latein, Griechisch. Nach dem Krieg studierte ich Theologie in Haguenau (Elsass) und in Echternach (LUX). Nach der Priesterweihe unterrichtete ich am Ordensgymnasium in Matran FR vor allem Latein. Als ich 64 Jahre alt war, wählte mich die katholische Kirchgemeinde Kreuzlingen zum Pfarrer von St.Stefan Emmishofen. Sobald sich ein Nachfolger meldete, zog ich nach Rom, wo ich in der Zentrale unserer Ordensgesellschaft übersetzte, was man auch immer auf Deutsch übersetzt haben wollte. Von Rom aus reiste ich einige Male nach Leukerbad, wo ich als Seelsorger in der Rheumaklinik wirkte.


Wie kam der Theologe und Altphilologe Hermann zum Schach?

Im Jahre 2002 kiebitzte ich an der SEM in Leukerbad und sah dort die Grossmeister Pelletier und Gallagher am Brett und war fasziniert von der Atmosphäre. An der Preisverteilung erkannte Vincenz Reichmuth, ein Spieler des SC Bodan, mich, den Pfarrer von Kreuzlingen, und trug mich gleich in die Klubliste ein. So begann mit  80 Jahren (!) meine «Schachkarriere». 2003 fuhr ich an die SEM in Silvaplana und reiste im selben Jahr von Rom aus ans Zuozer­ Turnier.


Wie bildest Du Dich als 80-Jähriger im Schach weiter?

Für mich waren fünf Faktoren mitbestimmend: Ein (italienisches) Theoriebuch von Tigran Petrosjan, der Schachklub Bodan, Marcel Wildi, mein Erstunterweiser, Edwin Bhend, der noch heute ein paar Mal im Jahr nach   Kreuzlingen   reist,   um   mich in Eröffnungstheorie und Taktik zu unterweisen, und schliesslich die pure Freude am Schachsport. Mit 90 Jahren amtete ich sogar noch drei Jahre lang als SMM­Captain von Bodan IV.

Auf die naive Frage des Interviewers, warum er denn Seniorenturniere besuche, meinte Hermann mit einem schelmischen Lächeln: «Ich verliere zwar Partien, gewinne aber Menschen!» Und angesprochen auf seinen sicher eher schwierigen Stand an Turnieren, meinte er bestimmt: «Vorbei ist vorbei; ich schaue stets nur nach vorne!» Hermann ist immer wieder aufs Neue beeindruckt vom selbstlosen Einsatz des Vorstandes der Schachsenioren und vom kameradschaftlichen Geist, der an diesen Turnieren herrscht.


Hast Du noch andere Hobbies?

Auch hier lächelte Hermann spitzbübisch und meinte dann trocken: «Ja, ich war zweimal in Magglingen und habe mich zum Bergführer ausbilden   lassen. Ich habe Hochgebirgslager geleitet, Berggottesdienste abgehalten und das Matterhorn bestiegen.»

Heute lebt der sympathische 94­jährige Schachsenior, Theologe, Übersetzer und Bergsteiger im Redemptoristen­ kloster Bernrain, hoch über der male­rischen Bucht von Kreuzlingen.

Heinz Linder

Aus Bulletin 372 Gstaad 2015, Seite 33


Wie bist Du zum Schach gekommen?

In der 6. Klasse begannen wir mit Geometrie. Der Lehrer war der Ansicht, dass das Schachspiel günstig sei, um logisches Denken zu lernen. Er brachte uns daher das Schach bei, bevor er mit dem Geometrieunterricht begann. So spielten wir in der Schule jeweils Schach am Semesterende. Noch in der Schulzeit spielte ich mit zwei älteren Herren Schach. Zunächst gewannen sie immer, bis sich die Situation drehte. Sie ertrugen es mit Fassung.

In der Lehrzeit war ich in 3 Schachklubs gleichzeitig. Mit 18 Jahren war ich bereits Spielleiter des Schachklubs Belp. Mit einer Berner Auswahl bin ich einmal zu einem Turnier nach Wien gefahren. Während des Studiums habe ich das Schachspielen reduziert.


Wie ist Dein beruflicher Werdegang verlaufen?

Ich habe in Burgdorf das Ingenieur­ studium absolviert. Danach bin ich nach Genf gezogen, wo ich meine Frau kennen lernte. Bei Hispano Suiza habe ich 6 Jahre in der Entwicklung von Feststoffraketen für den Luft-Boden- Kampf mitgearbeitet. Danach sind wir nach Affoltern am Albis gezogen; ich war in der Chemie­Verfahrenstechnik der Firma Luwa tätig. Luwa gehörte zur Firmengruppe der Familie Bechtler, was sich auch in der Ausstattung unserer Büros mit wertvollen Bildern niederschlug.

Die Familie wurde in diesen Zeiten grösser, drei Kinder kamen dazu, und nach 6 Jahren wechselte ich die Stelle erneut. Müller Martini in Zofingen  war der neue Arbeitgeber, eine Firma mit 4500 Angestellten, die weltweit führend ist in der Herstellung von Maschinen und Anlagen für die Druck­ Weiterverarbeitung von Zeitschriften und Zeitungen. Der Exportanteil liegt bei 95%. Mit der Zeit avancierte ich zum technischen Leiter, was auch mit weltweiten Kundenkontakten verbunden war. So bin ich viel herumgekommen. Mit über ½ Mio. Flugmeilen war ich Travelclub­-Mitglied bei der Swissair. Eines der grössten Projekte war die Entwicklung eines Systems zur automatischen Zwischenlagerung von Zeitungsvordrucken. Die New York Times kaufte dieses System aufgrund eines Patentes und einer Prototypanlage. Die Sonntagsausgabe der Times hatte über 600 Seiten und wog um die 3 kg. Dafür haben 6 Druckmaschinen im 24­Stunden­ Betrieb 4 Tage lang gedruckt. Diese Zeitungsteile haben wir auf Rollen von  bis zu 3 m Durchmesser aufgewickelt, automatisch zwischengelagert und dem Fertigungsprozess am Schluss wieder zugeführt. Die Auftragssumme lag im hohen zweistelligen Millionenbereich. Der Erfolg blieb nicht aus, kauften doch der Axel­Springer­Verlag und die  Gruppe des Sidney Morning Heralds die gleichen, aber noch kompletteren Systeme, von den Druckmaschinen bis zu den Laderampen. Der Ausstoss  war so gross, dass es zum Beladen der Trucks 20 Ladedocks brauchte.


Wie konntest Du Beruf und Schach verbinden?

In Affoltern am Albis habe ich wieder angefangen, Schach zu spie­ len. Ich wurde Präsident des Schach­klubs Säuliamt und habe auch an der Stadtmeisterschaft in Zürich teil­ genommen.

Kaum war ich nach Zofingen gekommen, wurde ich schon wieder Präsident des Schachklubs Zofingen. Der Verein war am Boden mit noch 10 Spielern. Es ist mir gelungen, den Schachklub wieder aufzubauen; nach 15 Jahren Präsi­dentschaft waren wir 60 Mitglieder.

Ich wurde daneben Kantonalpräsident des Aargauer Schachverbands. In dieser Funktion ist es uns gelungen, eine Fusion mit dem Regionalverband des SASB zu erreichen. Wir konnten so Turniere mit viel mehr Teilnehmern veranstalten. Erst viel später hat es gesamtschweizerisch eine   Fusion der Schachverbände SASB und SSV gegeben. Wie im Berufsleben ist es auch bei Verbänden: An der Spitze brauchte es Initiative und Beziehungen, um etwas zu erreichen, nur verwalten genügt nicht.


Welche Hobbys hast Du noch?

Ein weiteres Hobby ist das 300­ m­ Schiessen mit Armeewaffen. In der Schweiz darf jeder sein Armeegewehr nach Hause nehmen. Jede Gemeinde muss einen Schiessplatz zur Verfügung stellen, auf dem die 300­ m­ Schiessen veranstaltet werden.

Ferner habe ich Freude an der Gartenarbeit. Wir bauen Gemüse an für den Eigenbedarf sowie Beeren und Blumen. Seit meiner Pensionierung habe ich die Rolle des Küchenchefs übernommen. Ich koche gerne, und  du kannst nachher beim Mittagessen beurteilen, wie es schmeckt. (Es hat exzellent geschmeckt.)


Hast Du ein besonderes Schacherlebnis gehabt?

Sicher mehrere, da ich immer ein Angriffsspieler war, habe ich gerne Partien, in denen es knistert, gehe Risiken ein, die sich manchmal auszahlen oder eben auch nicht. Eine Partie dieser Art spielte ich 2010 in Weggis gegen Ueli Eggenberger. Ueli ist ein gewiefter f4­Spieler. Dabei baut er eine weisse Festung auf. Das wollte ich verhindern und spielte deshalb Froms-­Gambit mit Abweichungen.

Werner Pollermann

Aus Bulletin 371 Ascona 2015, Seite 38


Wie bist Du zum Schach gekommen? 

Mit 8 Jahren habe ich mir ein Buch gekauft über Jiu Jitsu, die japanische Kunst der waffenlosen Selbstverteidigung. Sie lehrt, durch Ausweichen  zu siegen. Ich wollte die Technik auch im Schach anwenden. Mein Onkel war im örtlichen Schachklub von Balingen, der in einer Wirtschaft Schach spielte.

«Du kommst mir in deinem Alter nicht in die Wirtschaft», sagte er. So musste ich mir das Schach selbst beibringen. Mit 14 ging ich dann in den Schachklub.  Mein Bruder wollte auch Schach lernen; so habe ich ihm das Spiel beigebracht, und wir spielten in der Mittagspause als Lehrlinge immer Schach. Durch das viele Training waren wir so gut geworden, dass wir in der Mannschaft aufgestellt wurden: «3 Pollermänner», mein Bruder, mein Onkel und ich.


Wie ist Dein beruflicher Werdegang verlaufen?

Nach der Malerlehre ging ich zur Polizei. Die Ausbildung war sehr zeitintensiv. Am besten gefiel mir dabei die Schiessausbildung für Handfeuerwaffen. Ich wechselte oft den Arbeitsort und machte Karriere. Ich wurde mit 30 Jahren Polizeikommissar und Revierführer. Damals waren nur 4 Prozent bei der Polizei in gehobenem und höherem Dienst. Fünf Sterne erhielt ich mit 56 Jahren und wurde damit Erster Polizeikommissar. Ich war Combat-Schütze und habe auch beim Schießen schöne Pokale gewonnen. Wegen der häufigen Abwesenheit von der Familie entschloss ich mich, meine Karriere nicht weiter zu verfolgen. Ich war Revierführer in Waldshut und dann in Rheinfelden, wo ich uns ein Haus baute.


Wie war Deine Entwicklung im Schach?

Durch meinen Beruf bin ich in verschiedenen Orten im Schachklub gewesen, so in Alpirsbach, Hechingen, Biberach an der Riss, Waldshut und Rheinfelden. Der Dienst bei der Polizei liess mir allerdings wenig Zeit für das Schachspiel. Trotzdem habe ich viele Turniere erfolgreich abschliessen können, wie meine Sammlung von Urkunden, Medaillen und Pokale zeigt. Besonders stolz bin ich auf zwei Siege: den ersten Platz im Allgemeinen Turnier der Schweizerischen Einzelmeisterschaft in Samnaun 2008 und den ersten Platz im Allgemeinen Turnier 3 am Badischen Schachkongress 1984 in Viernheim.


Welche Hobbys hast Du noch?

Ich wandere, male Bilder und verfasse Gedichte, wie die Teilnehmer an unseren Turnieren der Schweizer Schach Senioren ja wissen. Ein weiteres Hobby ist mein Privatwald. Vor 30 Jahren habe ich ein Stück Brachland mit 5400 m2 in Degerfelden bei Rheinfelden erwerben können. Kein Bauer hatte damals Interesse an der Brache. Ich pflanzte 500 Bäume, legte 2  Teiche an, pflasterte Waldwege, baute Mauern und Hütten und legte mir Schafe zu. Das war ein schöner Ausgleich zur Arbeit.


Wie läuft es Dir privat?

Seit ich die Melli kennen gelernt habe, bin ich sehr zufrieden. Sie ist immer aufgestellt und unternehmungslustig. Ich  lebe mit ihr sei 8 Jahren in einer  Partnerschaft zusammen und sie  unterstützt mich, wo sie kann.


Wie ist Dein Fortschritt im Schach zu erklären?

Im Turnier der Schachsenioren in Pontresina habe ich den Elo-Preis für den Zuwachs von über 70 Elos  gewonnen. Ich erkläre mir den Erfolg so:  ich habe meinen inneren Frieden  gefunden, meinen Seelenfrieden. Durch die innere Ruhe habe ich es geschafft, langsam zu spielen.

Pascaline Schmid

Aus Bulletin 370 Pontresina 2015, Seite 34


Wie bist Du zum Schach gekommen?

 Ich bin sehr spät erst zum Schach gekommen. Mein Vater hat mir zwar als Kind das Schachspielen beigebracht. Ich war 10 Jahre alt. Danach habe ich aber lange Jahre kein Schach mehr gespielt. Erst als ich aufgehört habe zu arbeiten und von Genf nach Zürich gezogen bin, habe ich wieder mit dem Spiel angefangen.


Wie ist Dein beruflicher Werdegang verlaufen?

Ich bin in Genf aufgewachsen. Nach der Matura habe ich in Genf und Zürich Mathematik studiert. Nach Abschluss des Studiums habe ich eine Stelle im Statistischen Amt des Kantons Genf als Statistikerin / Demografin angenommen.  Die Arbeit hat mir sehr gut gefallen. Dann habe ich zwei Kinder bekommen, und die Arbeit neben dem Betreuen der Kinder wurde sehr anstrengend. Ende der siebziger Jahre sind wir dann mit der Familie nach Zürich gezogen, wo das dritte Kind zur Welt kam. Aus sprachlichen Gründen (und auch wegen der Kinder) konnte ich jedoch keine ähnliche interessante Stelle in Zürich annehmen. Nun hatte ich plötzlich wieder genügend Zeit für das Schachspiel.


Wie war Deine Entwicklung in Schach?

Zuerst löste ich Schachaufgaben in einer Zeitung und habe wieder Interesse in das Spiel gefunden. Ein Bekannter meines Mannes sagte zu mir, dass ich unbedingt einem Schachklub beitreten sollte, sonst könne ich nie richtig Schachspielen lernen. Ich bin dem Schachclub Fällanden beigetreten. Sie hatten wenig Spieler und waren froh, dass ich bei der SMM mitspielen wollte. Nach dem Untergang dieses Vereins ging ich zum Schachklub Illnau- Effretikon. Das Schachspielen in der SMM und SGM im Verein bereitet mir grosse Freude. Man lernt viele Leute kennen. Ich bin auch dem Schachclub Oerlikon beigetreten, weil eine grössere Anzahl Frauen in diesem Club spielte, aber nach ein paar Jahren ist er auch aufgelöst worden.


Welche Hobbys hast Du noch?

Seit unserem Umzug nach Greifensee habe ich Spass an der Kleingärtnerei. Unsere Überbauung hat eigene Kleingärten für die Mieter. Meinen Garten betreue ich jetzt schon über 30 Jahre.

Als Sportlerin habe ich aktiv Volleyball gespielt. Jetzt «schreibe» ich noch,  wenn die Mannschaft einen Wettkampf austrägt. Dabei geht es um das Ausfüllen des Matchblattes und die Kommunikation mit dem Schiedsrichter.


Hast Du ein besonderes Schacherlebnis gehabt?

Ja, in Zürich ist es mir in diesem Jahr sehr gut gelaufen. Das Spiel gegen Joachim Feige war ein wildes Gefecht, bei dem ich leider eine Mattchance übersehen hatte.

Jost Koch

Aus Bulletin 369 Laax 2015, Seite 38


Wie bist Du zum Schach gekommen? 

Mein Vater war schon Schachspieler und als Kaufmann Mitglied des Schachklubs KV Bern. In der damaligen Vorcomputerzeit schloss man eine Partie, die nicht vor Wirtschaftsschluss fertig geworden war, nicht einfach im Blitztempo ab, sondern man notierte sich die Stellung und spielte die sogenannte Hängepartie eine Woche später fertig. Das hatte zur Folge, dass mein Vater hie und da eine Partie zu Hause analysierte. Mit 6 Jahren interessierten mich die seltsamen Figuren auf dem grossen Brett zum ersten Mal. Ich spielte danach aber jahrelang nur gegen meinen Vater, denn meine Eltern waren der Meinung, ein Schulbub gehöre am Abend nach Hause und nicht in einen Schachklub in der Stadt.

Mitte der fünfziger Jahre organisierte Alois Nagler den ersten Jelmoli-Jugendschachcup. Der Schachklub  Bern wurde eingeladen, sechs Teilnehmer zu nominieren. Er organisierte dazu erstmals ein Juniorenschachturnier in Bern. In diesem Turnier gab es einen grossen Favoriten, das einzige Junioren-Mitglied des Schachklubs Bern. Diesen Favoriten schlug ich schon in der zweiten Runde, indem ich ihn nach einer spektakulären Partie mitten auf dem Brett matt setzte. Ich qualifizierte mich für den Jelmoli-Cup und war damit in der Berner Jugendschachszene angekommen.


Wie ist Dein beruflicher Werdegang verlaufen?

Mit 20 Jahren bin ich nach Zürich gegangen und habe an der ETH Bauingenieur studiert. Nebenbei habe ich im Schachklub des KV Zürich gespielt.

Nach dem Studium war ich auf verschiedenen Baustellen tätig und konnte daher nur wenig Schach spielen. Ich zog wieder nach Bern und arbeitete 30 Jahre im Bundesamt für Strassenbau. Ich politisierte elf Jahre im Stadtparlament in Bern und war ein Jahr Präsident dieses Gremiums.


Was hast Du im Schach erreicht?

Ich war eine ganze Zeit in zwei Schachklubs tätig. Regional war dies der Schachklub KV, der mit dem Schachklub Mutz fusioniert hatte. In der SMM spielte ich jedoch mit Trubschachen, was sich daraus ergeben hatte, dass drei prominente Mitglieder von Trubschachen in die Region Bern gezogen und dort dem Schachklub Mutz beigetreten waren (Dr. Jakob Gerber, Hans Thuner und Martin Frey).

In den elf Jahren des politischen Engagements hatte ich das Schach fast auf null reduziert. Als ich nachher in den Schachklub KV-Mutz zurückkehrte, musste ich feststellen, dass dieser gerade zusammengebrochen war. Gleichzeitig verlegte ich meinen Wohnsitz vom Nordrand der Stadt Bern an den Ostrand. Damit war ich plötzlich in der Situation, dass das Spiellokal des Schachklubs Bantiger in Ostermundingen für mich das nächstgelegene war. Also bin ich diesem Klub beigetreten. Nach nur zwei Jahren war ich dort schon Präsident und habe den Klub neun Jahre lang geleitet.

Zu den Schweizer Schach Senioren kam ich 1999 nach meiner Pensionierung durch einen Hinweis von Anton Bühler und habe seither an etwa 30 Turnieren in Zürich und Adelboden teilgenommen.


Hast Du eine besondere Schachpartie gespielt?

Ja, vor zwei Jahren habe ich eine gute Partie beim SSS-Turnier in Adelboden gespielt.

Ueli Eggenberger

Aus Bulletin 4368 Adelboden 2015, Seite 34


Wie bist Du zum Schachspiel gekommen?

In der Schulzeit habe ich im Quartier  Schach gelernt und mit Schulkameraden gespielt. Auch in der Ausbildung im Lehrerseminar haben wir freies Schach gespielt.

1963 habe ich mit 23 Jahren den  Schachclub Niederrohrdorf gegründet und war dessen Gründungspräsident. Später hatte ich noch verschiedene  Chargen im Vorstand bis zu meinem Umzug ins Berner Oberland 2002. In dieser Zeit habe ich viele Jugend-Schachkurse gegeben.


Wie ist Dein beruflicher Werdegang verlaufen?

Die Grundschule absolvierte ich in Hünibach am Thunersee und in Wettingen. Während einer Krankheit meiner Mutter sind wir nach Davos-Frauenkirch gezogen. Dort erlebte ich den Unterricht  in einer Gesamtschule (sämtliche Schüler wurden in einem Raum unterrichtet). Mein Interesse für den Lehrerberuf wurde geweckt. Ich besuchte das Lehrerseminar in Wettingen und trat mit 20  Jahren meine erste Lehrerstelle in Niederrohrdorf an. Ich blieb der Schule als Mittelstufenlehrer 40 Jahre treu bis zu meiner Pensionierung im Jahre 2000.

In der militärischen Ausbildung brachte ich es bis zum Hauptmann der Infanterie und diente im Militärdienst als Kompaniekommandant und später in Stabsfunktionen.


Hast Du neben dem Schach noch weitere Hobbys?

Durch meine berufliche und familiäre Situation konnte ich mir viele Hobbys leisten. Ich habe mit meinen Eltern und meiner Schwester in einer Wohngemeinschaft gelebt, jeder hatte sein eigenes Einkommen, und ich hatte als Lehrer viel Freizeit.

Wandern, Bergsteigen und Skifahren sind für Schweizer normal. Ein ungewöhnliches Hobby war dagegen Landhockey. Mit 12 Jahren habe ich damit angefangen. Zwischen 1962 und 1974 war ich 10 Mal Schweizer Meister. Ich habe in diesem Zeitraum auch in der Schweizer Nationalmannschaft gespielt. Als Funktion im Landhockey war ich Juniorenobmann, Spielertrainer und Mitglied des Zentralvorstandes des SLHV.


Was hast Du im Schach erreicht?

Seit 1971 habe ich regelmässig an der Schweizer Einzelmeisterschaft teilgenommen. Am Turnier in Biel war ich etwa 30 Mal. Von 1989 bis 1998 war ich Aktuar im Vorstand des Schachverbandes Aargau und ab 1996 etliche Jahre Präsident der Senioren Aargau.

Heute bin ich Mitglied im Schachklub Thun und bei den Schachfreunden Thun. Die Vielspieler beider Klubs helfen einander aus. Das ist möglich, da der eine Verein nur an der SMM (Schweizer Mannschaftsmeisterschaft) und der andere an der SGM (Schweizer Gruppenmeisterschaft) teilnimmt. Bei den Schweizer Schach Senioren bin ich seit dem Eintritt 2002 bis heute als Schachredaktor tätig!


Hast Du ein besonderes Schacherlebnis gehabt?

Ja, eine Simultanpartie gegen Artur  Jussupow (siehe Bulletin).

Jürg Morf

Aus Bulletin 367 Weggis 2015, Seite 42


Wie bist Du zum Schach gekommen?

 Ich bin als Einzelkind aufgewachsen. Meine Mutter musste arbeiten, und so war es wichtig, dass ich mich sinnvoll beschäftigten konnte. Neben Schule, Pfadi und Fussball lernte ich Schach im Schachclub Herisau. Später habe ich entsprechend dem Ort meiner Ausbildung den Schachklub gewechselt. In der Seminarzeit in Kreuzlingen bin ich dem Schachclub Bodan beigetreten und als Student an der Uni Zürich dem Schachklub Nimzowitsch.


Wie ist Dein beruflicher Werdegang verlaufen?

Am Lehrerseminar in Kreuzlingen habe ich zuerst das Patent gemacht und anschliessend an der Uni Zürich Geschichte im Hauptfach und Englisch und Russisch studiert. Mit einer Dissertation in sowjetischer Geschichte schloss ich das Studium ab. Aufgrund meiner Russisch-Kenntnisse bin ich beim Militär nach Infanteriejahren später zum Strategischen Nachrichtendienst gekommen. In der ZS  war Eugen Schwammberger mein Klassenlehrer. Es bot sich hin und wieder Gelegenheit, nächtlich mit ihm eine Partie zu spielen.

In meiner beruflichen Laufbahn war ich 40 Jahre lang als Kantilehrer in Kreuzlingen tätig, daneben amtete ich während 13 Jahren als Schulpräsident in Landschlacht.


Welche Hobbys hast Du?

Früher habe ich viel Sport getrieben: Fussball, Volleyball und Tennis. Wegen Arthrose-Beschwerden (ach, das Alter!) muss ich heute leider darauf verzichten. Meine jetzigen Hobbys belasten mich zeitlich ordentlich. Ich bin Präsident der Volkshochschule Kreuzlingen und des  Schachclubs Bodan. Ferner gehen wir viel auf Reisen und freuen uns an unseren Töchtern und zwei Enkelinnen. Meine Hauptdestinationen beim Reisen sind angelsächsische Länder. Ich hatte vor  Jahren das Glück, mit meiner Familie  ein halbes Jahr bezahlten Sabbatical-Urlaub in Australien verbringen zu können. Später haben wir im Rahmen einer Weltreise neben Australien auch Neuseeland, Hawaii und die Fidschi-Inseln besucht.


Und Deine Entwicklung im Schach? 

Als 20-Jähriger habe ich einmal in Zollikofen gegen einen älteren Herrn in einem Turnier Schach gespielt. Er liess einen Bauern stehen: «Den putz ich weg», dachte ich und verlor danach die Partie. Seine Unterschrift konnte ich kaum entziffern. Später stellte sich heraus: Es handelte sich um den berühmten Emil Joseph Diemer, nach dem das   Blackmar-Diemer-Gambit benannt wurde. Übrigens: Die Partie gegen mich war an diesem Turnier die einzige, die er gewonnen hatte.

In jungen Jahren war ich Stammspieler in der NLB, heute kann ich mich in der

2. Liga gerade noch halten. Das Niveau in der SMM ist gewaltig gestiegen. Mein Schachstil entspricht typisch dem eines Phil-Einers: nicht so systematisch rechnen, aber einen scharfen, eher romantischen Angriffsstil pflegen. Mein Ziel ist zurzeit, mein Eröffnungsrepertoire zu erweitern und neue Ideen aufzunehmen.


Hast Du ein besonderes Schacherlebnis gehabt?

Im Liechtenstein-Open habe ich gegen den IM Josef Pribyl die Philidor-Verteidigung mit Schwarz gespielt. Mein Gegner hat ständig zufrieden gelächelt. Am Ende der Partie hat er auf meine diesbezügliche Frage hin geantwortet, dass er zusammen mit Lubomír Ftacnik halt ein Buch über Philidor geschrieben habe.

Sternstunde: 1976 habe ich in einem Simultan in Wil (Josef Germann war auch dabei) mit Schwarz auf schöne Weise gegen GM Bent Larsen gewonnen. Er hat keine krassen Fehler ge macht – ich konnte ihn überspielen.

Richard Bisig

Aus Bulletin 366 Bad Ragaz 2015, Seite 29


Wie bist Du zum Schach gekommen? 

In der Primarschule hatten wir einen Lehrer, der einen Schachkurs anbot, und dort bin ich einige Abende hingegangen. Erst mit 25 Jahren habe ich dann ernsthaft Schach gelernt. Mit 30 Jahren musste ich mit dem Schachspiel aus zeitlichen Gründen aufhören.


Was hast Du beruflich gemacht? 

Nach dem Studium in Betriebswirtschaft an der Uni Zürich (Dr. oec.) habe ich einige Jahre am Universitätsspital in Zürich als Betriebswirtschafter und Organisator gearbeitet. Später war ich 15 Jahre Verwaltungsdirektor an einem Bezirksspital.

Nach Beratertätigkeiten und Interims-Management-Aufgaben in verschiedenen Unternehmen habe ich mich selbständig gemacht. Dazu gehört auch die Gründung einer KMU mit meinem Bruder in der metallverarbeitenden Industrie und Verwaltungsratsmandate in verschiedenen Unternehmungen. Mein Beratungsunternehmen ist heute noch aktiv. Ein aktuelles Thema: Bau und Betrieb von Alterssiedlungen in China.

Du warst auch politisch engagiert.

Ich war Mitinitiant und Gründer der Grünen Partei des Kantons Zürich, 5 Jahre Gemeinderat der Gemeinde Dielsdorf (Exekutive) und 8 Jahre für die Grüne Partei im Zürcher Kantonsrat (davon 4 Jahre in der Finanzkommission). Ich bin Mitglied der Grünen Bergsteiger, liebe  Velofahren und Velotouren, Schwimmen, Bergtouren und Langlauf. Seit  2013 bin ich Präsident der Mountain Wilderness Schweiz, einer gemeinnützigen Gesellschaft, die sich für eine möglichst intakte Bergwelt einsetzt. Ein weiteres gemeinnütziges Engagement nehme ich als Vorstandsmitglied von ACTARES wahr: Wir setzten uns für nachhaltiges Wirtschaften ein und bringen uns an den GV von börsenkotierten Firmen ein.

Wie ist es familiär verlaufen?

Ich bin verheiratet und Vater von zwei erwachsenen Kindern. Zusammen mit meinem Sohn habe ich vor Kurzem die Firma Swiss Bioplastics gegründet. Wir haben uns zum Ziel gesetzt, Produkte herzustellen, welche erdölund phthalatfrei sind und aus nachwachsenden Rohstoffen bestehen. Der Fokus liegt insbesondere auf Verpackungsprodukten für Lebensmittel, um die menschliche Gesundheit nicht mit potentiell schädlichen Chemikalien zu belasten.

Zusammen mit meiner Frau machen wir Veloferien in der Schweiz und im benachbarten Ausland. Als weiteres gemeinsames Hobby spielen wir Bridge. Für mich hat Bridge mittlerweile einen grösseren Stellenwert als Schach, da wir gemeinsam auf Turniere gehen können. Das Spiel ist ebenso anspruchsvoll wie Schach.


Wie ist es mit dem Schach weiter gegangen?

Seit etwa 20 Jahren spiele ich wieder Schach. Ich bin in den Schachclub Oberglatt und danach durch Motivation von Philipp Kaufmann Réti beigetreten. Meine erste Wertung von 1995 lag bei 1745 Elo. Im Jahre 1999 lag das Maximum bei 1836 Elo. Im Jahre 2008 bin  ich bei den Schweizer Schach Senioren eingetreten und habe bei 5 Turnieren in Zürich mitgespielt.


Hast Du ein besonderes Schacherlebnis gehabt?

In diesem Jahr in Zürich 1 habe ich gegen den starken Spieler Jurij Janzek gespielt. Er hat über 200 Elo mehr als ich. Im 32. Zug bietet er mir Remis an. Ich hätte das Remis unbedingt annehmen müssen, da ich im Endspiel zu wenig Erfahrung habe. Leider habe ich das  Remis abgelehnt und prompt verloren. Man sollte sich besser einschätzen können.

Portraits aus Bulletins Nr. 365 – 352

Klicken Sie auf die Zahl oben, um das Porträt zu lesen

Alfred Hattich

Aus Bulletin 365 Zürich2 2015, Seite 38


Wie bist Du zum Schach gekommen?

 Im Jahre 1947 bin ich im Schachlokal des Schachclubs Chur aufgetaucht und habe gedacht, das könnte auch etwas für mich sein. Aus beruflichen Gründen bin ich 1948 nach Genf gezogen und dort dem Club Echiquier Romand de Genève beigetreten. Es war ein neuer Schachclub mit netten Kollegen. Ich wusste nur, wie die Figuren ziehen. Einmal habe ich in der Mannschaftsmeisterschaft gegen Lausanne am letzten Brett gespielt und den ersten Punkt gemacht. Der Gegner hatte auch keine Ahnung vom Schachspiel.


Wie ist Dein beruflicher Werdegang verlaufen?

Ich habe in Chur bei der Bündner Privatbank ein Praktikum gemacht und bei der Credit Suisse in Genf einen Sprachaufenthalt. Danach bin ich zur Swissair in Genf gegangen; sie hat mich dann nach Zürich an den Hauptsitz versetzt. Später bin ich wieder ins Bankwesen zurückgekehrt und habe eine Stelle bei der Bank Leu angetreten. Nach zwei Jahren im Obligationenhandel wurde eine Stelle frei, und ich kam als Händler in den Börsenring. Das war die schönste Zeit in meinem beruflichen Leben. Die Geschäfte wurden durch Zuruf (à la criée) abgeschlossen.

Im Klublokal der Schachgesellschaft Zürich habe ich abends Schnellpartien mit dem Präsidenten Alois Nagler gespielt. Aus gesundheitlichen Gründen habe ich dann das Schachspielen aufgegeben; die Arbeit im Beruf als Obligationen-Händler war sehr anstrengend. Vier Stunden am Tag im Ring «schreien» hat sicher auch meine Stimme verändert.

1971 habe ich die Börse verlassen und eine Stelle bei der Graubündner Kantonalbank (GKB) angenommen. Ich habe dort das Wertschriftengeschäft und die Anlageberatung aufgebaut. Wir hatten eine internationale Kundschaft. Für die Prevista-Anlagestiftung habe ich das Obligationen-Management übernommen.

Nach der Pensionierung des bisherigen Leiters übernahm ich als Direktor das neue Departement Finanzen der GKB.


Wie hat sich Deine Familie entwickelt?

1964 habe ich geheiratet und bin mit meiner Frau in eine Wohnung nach Horgen gezogen. Ich habe zwei Töchter und zwei Enkel, die mir grosse Freude bereiten. In diesem Jahr feierten wir die Goldene Hochzeit.

In Horgen habe ich wieder begonnen, Schach zu spielen. Im dortigen Club (heute Schachclub Zimmerberg) habe ich an Meisterschaften und Clubturnieren teilgenommen.


Und Deine Hobbys?

Als Ausgleich zum stressigen Beruf spielte ich Tennis, zuerst im Firmenclub der Bank Leu, dann im TC Horgen und TC Chur.

Das Tennis war meine Leidenschaft. Ich habe es in dieser Sportart etwas weiter gebracht als im Schach, obwohl ich mich kurz vor einem Sieg manchmal sehr aufregen konnte, wenn der Ball zwei cm neben die Linie setzte.

Weitere Hobbys waren das Mineralien- und Fossilien-Sammeln. Besonders im Ducangebiet bei Davos suchte ich mit zwei Kollegen seit 1990 versteinerte Fische, die ich dem paläontologischen Museum Zürich und dem Naturmuseum Chur übergeben habe. Auch meine grosse Fischsammlung aus den USA ist in Zürich gelandet, insgesamt etwa 2700 Belegstücke Fossilien.

Weitere Hobbys von mir waren Skifahren (wo ich auch an Rennen teilnahm), Velofahren und Vogelkunde. In den letzten Jahren habe ich an Exkursionen über die Vogelwelt Graubündens teilgenommen und geholfen, ein Inventar der Vogelwelt um Chur zu erstellen.


Kannst Du mir von einem besonderen Schacherlebnis berichten?

Ja, an der Schweizer Seniorenmeisterschaft habe ich gegen Armin Weidmann gespielt. Er hatte einen zweizügigen Mattangriff gegen mich und sagte: «So, jetzt ist die Sache geritzt.» In seiner Begeisterung hat er meinen Gegenangriff nicht beachtet, und ich sagte: «Ich glaube, jetzt ist die Sache für mich geritzt.» Und so war es auch.

Pierre Pauchard

Extrait du Bulletin 364 Zurich1 2015, page 45


Cher Pierre, qui est-tu, où habites-tu et quelles sont les étapes décisives de ta vie?

Je suis né à Fribourg le 30 novembre 1944. Depuis 40 ans, avec ma compagne Viviane, nous vivons, en vieille ville, dans un petit paradis surplombant la Sarine. D’ailleurs, j’ai toujours habité Fribourg, même si j’ai travaillé à Genève, Lausanne ou Berne. J’ai été un pendulaire heureux, car j’adore le train. Quant à ma vie professionnelle, elle peut se résumer en une phrase. Adolescent, je rêvais d’être journaliste et j’ai eu la chance de réaliser ce rêve. Au collège, j’ai commencé à écrire des articles, surtout sur le sport, pour un petit journal. Puis, après la maturité, je suis entré comme stagiaire à «La Tribune de Genève». Et, jusqu’au jour de mes 65 ans, j’ai été un journaliste écrivant sur la vie politique romande et suisse.


A quel âge as-tu commencé à jouer aux échecs et quelles sont les étapes de ce parcours de joueur?

Collégien, je jouais quelquefois avec deux amis aux échecs, après les cours. LUN des trois a commencé à se rendre au club de Fribourg. Les autres ont sui-

vi. Ainsi a débuté une véritable passion pour les   échecs.   Mais   comme joueur, j’ai toujours été un amateur moyen. Et mes résultats actuels, surtout en cette année 2014, sont toujours plus moyens. Confucius disait que «le vieux cheval connaît le chemin». Je ne connais que très rarement le chemin de la belle partie. Peut-être que je suis trop jeune …


Quelles sont, selon toi, les convergences entre vie professionnelle et jeu d’échecs? 

Tu as même écrit un livre très intéressant «L’ordinateur contre l’artiste» décrivant le fameux combat pour le titre mondial entre Karpov et Kortchnoi.

Le jeu d’échecs provoque autant

d’émotions fulgurantes et de riches rencontres que la vie professionnelle. Les souvenirs sont innombrables. J’en retiens surtout deux. C’est en 1978. Notre équipe de Fribourg fête son ascension en ligue A.   C’est un petit miracle dû plus à la qualité des relations et à l’esprit qui unissent une bande de copains qu’à leur qualité de jeu. Mais il y a tout de même dans cette équipe composée surtout de trentenaires un jeune pétri de talent, Fernand Gobet, qui deviendra par la suite maître international.

Cette même année 1978, à Baguio aux Philippines, Anatoli Karpov et Victor Kortchnoi commencent le 18 juillet un combat dramatique, titre mondial en jeu. Il va durer trois mois, à cause de multiples retournements de situation. Je vais suivre cette lutte à la vie et à la mort, pour «La Tribune de Genève» et pour un magazine français «Le Nouvel Observateur». Je vais aussi écrire un livre sur ce match et ses péripéties, intitulé «Karpov-Kortchnoi: l’ordinateur contre l’artiste».

Pour le journaliste, à Baguio, il y a deux façons de suivre ce duel. Dans la grande salle où les deux champions s’affrontent ou, un étage au-dessus, dans la salle de presse. Là, le spectacle est formidable. Les experts réagissent, commentent, analysent. Il y a, entre autres, le GM Miguel Najdorf, qui suit le match pour le journal argentin «Clarin», Robert Byrne, l’envoyé spécial du «New York Times», le GM philippin Torre, Harry Golombek, le chroniqueur du «Times», surnommé «le champion du monde des journalistes d’échecs», sans oublier le magicien Mikhail Tal et les secondants de Karpov et de Kortchnoi.


Trois fois, tu as gagné un de nos tournois. Tu es donc un membre connu de notre association. Comment te sens-tu, en tant que Romand, parmi la majorité alémanique?

Comme à la maison! L’ambiance est fantastique et je ne perçois pas de différences entre Alémaniques, Tessinois et Romands. C’est que nous avons tous une passion commune: le jeu d’échecs. Le bulletin édité après chaque tournoi est un exemple formidable de cette atmosphère à la fois amicale et passionnée.

As-tu d’autres hobbies que les échecs? Dans quelle mesure ta formation classique (grecque et latine) t’influence-t-elle encore aujourd’hui?

Hobbies: musique, lecture et philosophie. Le philosophe grec Démonax a dit: «Je ne crains rien, je n’espère rien, je suis donc un homme libre». C’est l’idéal vers lequel nous devrions tendre à mon avis, dans notre vie et devant l’échiquier. Notre passion commune est un bon laboratoire. Nous, joueurs, sommes si faillibles et si imparfaits alors que le jeu d’échecs déploie au contraire un tel horizon de perfection.

Bruno Kirchgraber

Aus Bulletin 363 Gstaad 2014, Seite 29

 

Wie bist Du zum Schach gekommen? 

Mit 10 Jahren habe ich mit meinem Vater Schach gespielt; er hatte jedoch wenig Geduld mit mir. Daraufhin spielte ich mit der Mutter eines Spielkameraden;  sie hat mir das Spiel beigebracht. Nun hatte auch mein Vater wieder Freude, mit mir zu spielen. Mein Götti hatte dagegen wenig Chancen gegen mich. Eines Tages schmiss er die Figuren hin mit den Worten: «Ich spiele nicht mehr mit einem Spielratz».


Was hast Du beruflich gemacht? 

1947 bis 1951 habe ich in Zürich eine Lehre als Kartolithograph gemacht. Daneben war Musik für mich sehr wichtig.

Ich nahm neben der Lehre Violinunterricht am Konservatorium Zürich und erwog eine Zeit lang, die Lehre aufzugeben, um Musiker zu werden. Meine Mutter beschwor mich jedoch, die Lehre abzuschliessen.

Ich bin im gelernten Beruf geblieben, zuerst als Zeichner von Übersichtsplänen im Vermessungsamt des Kantons Zürich. In der Freizeit begann ich leidenschaftlich zu fotografieren. Zuerst mit einer Kamera Format 6x6 cm, später zusätzlich mit einer Leica M2, die ich mir leisten konnte, weil ich an einem Wettbewerb drei Preise gewonnen hatte.

An der Gewerbeschule in der Grafikerklasse lernte ich meine Frau Jeannette kennen. Wir heirateten 1956 und hatten später eine Tochter und einen Sohn. Sie als Künstlerin hat mich wesentlich beeinflusst, was das Fotografieren betraf.

Ein erster Erfolg war die Veröffentlichung eines Fotos in der Zeitschrift DU zum Thema «Väter und Söhne».

1957 wechselte ich ins Vermessungsamt des Kantons Aargau. Ich lernte den Vizedirektor des Aargauer Tagblattes kennen, der mir aufgrund der Fotos, die ich ihm zeigte, den Auftrag erteilte,

«Land und Leute im Aargau» zu fotografieren. Für jedes Bild, das sie in ihr Archiv aufnahmen, erhielt ich 30 Fr. In der Freizeit sind wir zwei Jahre lang mit unserer kleinen Tochter Barbara mit Kinderwagen kreuz und quer durch den Kanton unterwegs gewesen für diese Bilder.

Nach einiger Zeit konnte ich mich selbständig machen als Kartograph. Von nun an zeichnete ich zu Hause Übersichtspläne für den Kanton Zürich. Jetzt war es möglich, daneben mich auch beruflich als Fotograf und Reporter zu betätigen.

Inzwischen, Ende 1960, waren wir wieder nach Zürich gezogen, nach Wollishofen in die Werkbund-Siedlung Neubühl, wo ich mir im Keller ein Labor einrichtete. Während einiger Jahre konnte ich in verschiedenen schweizerischen Zeitschriften publizieren und an Fotobänden zum Thema Schweiz mitarbeiten. 1963 erhielt ich von Orell Füssli den Auftrag für einen Fotoband «Zürichsee», und 2005 erschien ein Buch mit Fotos im Rückblick auf die 60er-Jahre im Benteli-Verlag.


Wie ist es mit dem Schach weiter gegangen?

Ab 1995, als ich mich selbst pensioniert hatte, ging ich regelmässig in die Cafeteria Espenhof Schach spielen. Willy Weinmann machte mich dort auf den Klub der Schweizer Schach Senioren aufmerksam.

In unserer Siedlung lernte ich zudem den Tschechen Jan kennen; mit ihm habe ich sehr viel Schach gespielt und viel von ihm gelernt. Regelmässig verbrachte er viele Wochen in seiner Heimat. Dort besuchte ich ihn jedes Jahr. Wir hatten stets das Schach dabei und spielten überall: In Restaurants, in Parks, in Wartsälen. Im Spiegelkabinett von Prag ist von uns ein lustiges Foto entstanden. Jan ist inzwischen leider gestorben.

Ich war kurze Zeit im Schachklub Wollishofen; 1999 bin ich in den Klub der Schweizer Schach Senioren eingetreten und habe an über 20 Turnieren teilgenommen, vor allem in Ascona und Zürich.

Regelmässig spiele ich mit Hans Hemmi  Fernschach, mit György Donath gelegentlich zwei drei Schachpartien.


Wie ist es familiär verlaufen?

Meine Frau Jeannette ist 1990 gestorben. Ein grosser Verlust für mich! Sie war eine begabte Aquarell-Malerin. Wir unternahmen viele Reisen zusammen, und neben dem Fotografieren begann auch ich zu malen und zu zeichnen.

Inzwischen habe ich wieder eine Partnerin, Verena, die auch in der Siedlung Neubühl wohnt. Seit mittlerweile 20 Jahren leben, reisen und malen auch wir zusammen.


Hast Du ein besonderes Schacherlebnis gehabt?

Ja, kürzlich im Turnier in Ascona hatte ich eine verrückte Partie mit Ursula Wegmann. Sie war mit zwei Läufern im Vorsprung und ich konnte noch ein Remis herausholen.

Hans Peter Weder

Aus Bulletin 362 Ascona 2014, Seite 34


Wie war Dein beruflicher Werdegang?

Nach dem Gymnasium habe ich die Pädagogische Hochschule als Sekundarlehrer abgeschlossen. Nach 7½ Jahren Sekundarlehrer habe ich an die Kaufmännische Berufsschule gewechselt und dort Sprachen (Französisch und Englisch) sowie Geschichte gegeben. Mit 47 Jahren habe ich das Diploma in Teaching English gemacht.

Ich bin im Rheintal verwurzelt. Dort habe ich auch mein ganzes Berufsleben verbracht. Ich kenne und schätze die Mentalität der Rheintaler; sie sind urchig und grob in der Sprache aber ehrlich und tüchtig. Sie sagen, was sie denken, auch wenn es grob tönt oder verletzend wirkt, wenn man die Mentalität der   Rheintaler nicht kennt.


Wie ist Deine schachliche Entwicklung verlaufen?

Mit 13 Jahren habe ich Schachspielen gelernt. Ein Schulfreund, der in Samedan in die Schule gegangen ist, hat es mir beigebracht. Von den ersten 50 Partien habe ich einen Drittel gewonnen und in den zweiten 50 Partien waren es zwei Drittel Siege. Danach hat er nicht mehr mit mir gespielt.

Am Gymnasium in St. Gallen waren einige Schachspieler; zwei davon sind Mitglied bei den Schweizer Schach Senioren geworden: Erich Utzinger und der im Januar 2014 verstorbene Rolf Mäser. Rolf hat 2013 in Pontresina an einem Turnier der SSS teilgenommen und ist dann aber an Krebs gestorben.

Ich war im Schachclub Rheintal in  Heerbrugg und wurde fünf Mal Clubmeister. Beim Sieg in der Klubmeisterschaft des Schachclubs Rheintal 2014 schrieb das St. Galler Tagblatt: «Hans Peter Weder stellte nachhaltig unter Beweis, dass man auch im Unruhestand noch herzhaft zubeissen kann. Als einziger Teilnehmer überstand er die 14 anstrengenden Runden ohne Niederlage. Acht Mal verliess er das Brett als Sieger, und sechs Mal willigte er ins Remis ein. Die zum Teil um Jahrzehnte jüngere Gegnerschaft konnte ihm nicht das Wasser reichen.»

Ich bin noch dem Schachklub Rankweil (Vorarlberg) beigetreten. In der Landesmeisterschaft wurde ich einmal Vizemeister von Vorarlberg.


Was waren Deine weiteren Aktivitäten?

Ich habe viel politisiert und verschiedene Ämtli gehabt. Ich war Schulrat und an der Kantonsschule in Heerbrugg in der Aufsichtskommission. Im Zweitligaclub FC Altstätten war ich Vereinspräsident; bei einem Aufstiegsspiel hatten wir 4500 Zuschauer. Den Aufstieg haben wir allerdings nicht geschafft.


Hast Du besondere Schach-Erlebnisse gehabt?

Im Clubturnier hatte ich eine besonders gute Partie gegen einen Gegner mit 2250 ELO. Ich konnte die Partie mit Weiss remis halten; eine zweite Partie gegen den gleichen Gegner gewann ich mit Schwarz.

In der Club-Mannschaft hatten wir einmal ein lustiges Erlebnis. In der Nationalliga B lag unsere Mannschaft gegen Luzern 6:1 zurück. Nur eine Partie war noch offen, die von Dr. Guy Jenny. Er wollte sie unbedingt zu Ende spielen. Wir gingen zwischendurch in die Stadt Luzern, und als wir zurückkamen, mussten wir feststellen, dass er seine Partie durch Zeitüberschreitung verloren hatte: Er war am Brett eingeschlafen. Dieser Dr. Jenny hat übrigens den Schachklub Heerbrugg gegründet, dessen Namen ich dann später als Präsident in Schachklub Rheintal änderte. Er war auch Gründungsmitglied der SSS und verstarb – wie kürzlich Kurt Meier – am Schachbrett während eines Seniorenturniers in Seefeld in den frühen 80er Jahren.

Karl Hess

Aus Bulletin 361 Pontresina 2014, Seite 34


Wie ist Dein berufliches Leben verlaufen?

Ich habe eine dreijährige Banklehre bei der Volksbank in Wädenswil gemacht. Es war von Anfang an vereinbart worden, dass eine Weiteranstellung nach der Lehre nicht vorgesehen ist. Daher ging ich 1938 für rund 3 Jahre zum Kreditkarten-Unternehmen American Express nach Zürich.

Während meiner Militärzeit absolvierte ich die Unteroffiziersschule. Nach der Militärzeit ging ich zur kantonalen Erwerbsausgleichs-Kasse in Zürich. Anschliessend bewarb ich mich bei der Zürcher Kantonalbank. Nach einem Jahr in Zürich am Hauptsitz ging ich dann nach Horgen, wo eine Stelle in der ZKB-Filiale frei wurde. So konnte ich an meinem Wohnsitz arbeiten, ohne täglich pendeln zu müssen. Ich verbrachte den Rest meiner beruflichen Tätigkeit bei der ZKB in Horgen. Nach dem Besuch einer Bank-Kaderschule bestand ich die Abschlussprüfung und erhielt die Unterschriftsberechtigung (i.V.) für die ZKB-Horgen.


Was hast Du schachlich gemacht? 

Ich habe Schach zunächst als Hobby betrieben. Später bin ich in den Schachklub Horgen und dann in den Schachklub Wädenswil eingetreten und bis heute noch Mitglied. Eine Zeit lang war ich als Aktuar im Vorstand vom Schachklub Wädenswil. Ich spiele bis heute noch – besonders bei Heimspielen – im SMM-Team. C.F. Dübler und Gery Filitz nehmen mich dann im Auto mit.

1984 bin ich zusätzlich noch Mitglied bei den Schweizer Schach Senioren geworden. Inzwischen habe ich an 91 Turnieren der SSS teilgenommen. Meine beste Rangierung war ein zweiter Platz bei meinem ersten Turnier 1984 auf der Schatzalp. Allerdings war die Teilnehmerzahl damals noch sehr gering. In den letzten 30 Jahren habe ich in jedem Jahr durchschnittlich an drei Turnieren der Schweizer Schach Senioren teilgenommen.


Hast Du noch weitere Hobbys?

Früher bin ich viel auf Bergtouren gegangen. So war ich mit einem Bergführer auf  dem Allalinhorn (4004 m), auf dem Piz Morteratsch (3751 m) in der  Berninagruppe, auf dem Piz Kesch (3418 m), dem höchsten Berg der Albula-Alpen. Ferner war ich auf dem Glärnisch (2915 m) in den Glarner Alpen, dem Rheinwaldhorn (3402 m) im Bündnerland, dem Uristock (2928 m), dem Grossen Spannort (3198 m) bei Engelberg und dem Titlis (3238 m), ebenfalls bei Engelberg.


Kannst Du von einem besonderen Schacherlebnis berichten?

In Zürich habe ich 1953 als Zuschauer das Kandidatenturnier verfolgt. Es kamen die 16 besten Schachspieler der Welt zusammen, wobei die Hälfte aus Russland stammte. Gewonnen hat das Turnier Vasily Smyslov.


Wie hast Du es geschafft, mit 96 noch so fit zu sein und aktiv Schach zu spielen?

Ich habe solide gelebt. Beim Schach konnte ich das Niveau halten. Mein Rezept: nur ab und zu Alkohol trinken. Nach dem Aktivdienst habe ich nie mehr geraucht.

Eugen Schwammberger

Aus Bulletin 360 Laax 2014, Seite 34


Wie ist Dein berufliches Leben verlaufen?

Meine Jugend stand unter keinem guten Stern. Mein Vater starb, als ich zwei Jahre alt war und hinterliess eine mittellose, achtköpfige Familie. Die Not wurde umso grösser, als meine Grundschul-Ausbildung exakt in der Zeit der harten Kriegsjahre 1939 – 1945 stattfand. Nach heutigen Begriffen lebte unsere Familie damals jahrzehntelang weit unter der Armutsgrenze.

Den gegebenen Umständen entsprechend war ich froh, eine gute kaufmännische Ausbildung zu erfahren. Nach erfolgreicher Tätigkeit im Handel und Gewerbe wurde ich selbständiger Sachbearbeiter bei der Schweizerischen Unfallversicherungsanstalt (SUVA).


Du hast auch eine militärische Karriere erlebt.

Im Alter von 30 Jahren holte mich meine militärische Miliz-Karriere ein. Als bestandener Kompanie-Kommandant wurde ich Berufsoffizier. Die Ausbildung junger Männer, die Aussicht auf Studienjahre und die teilweise Arbeit in freier Natur bewog mich zu meinem Entschluss.

In der Zeit des «Kalten Krieges» erlebte ich sehr erfolgreiche Jahre in hohen Chargen unserer Miliz-Armee. Ein Studienjahr an der ETH Zürich und ein Lehrgang an der Führungsakademie der Bundeswehr in Hamburg 1975/76 vervollständigten meine militärische Ausbildung.

Höhepunkt meiner militärischen Karriere war die Wahl durch den Bundesrat zum Kommandanten der Generalstabs-Ausbildung. Mit der Abgabe des Regiments-Kommandos wurde ich zum Brigadier befördert.

Nach achtundzwanzig Jahren im Bundesdienst liess ich mich vorzeitig pensionieren. Damit war der Weg frei, mich wieder im zivilen Bereich zu betätigen. So habe ich unter anderem bei Um und Neubauten von Alters- und Pflegeheimen mitgewirkt. Sechsmal organisierte ich die Dislokation der Bewohner mit der gesamten Infrastruktur.


Wie war Deine schachliche Entwicklung?

Das Schachspiel erlernte ich mit fünf Jahren durch meine älteren Brüder. Schon in jungen Jahren spielte ich im Kanton Aargau in verschiedenen Klub- und Kantonal-Wettkämpfen. Dabei bekleidete ich auch alle möglichen Chargen in der Klub- und Vereins-Organisation. Ferner war ich vier Jahre Präsident des Aargauischen Schachverbandes.

Der Wohnortwechsel nach Luzern eröffnete mir dann neue «Schach-Horizonte»!  In der «IG-pro Schach» (Interessengemeinschaft pro Schach) war ich Mitorganisator der Schacholympiade Luzern und von zwei Schach-Mannschafts-Weltmeisterschaften. In den Jahren 1981 bis 1983 amtete ich als Zentralpräsident des Schweizerischen Schachverbandes.

Wohl als letzten Akt meiner schachorganisatorischen Tätigkeit gründete ich 2009 die Zentralschweizer Schach Senioren. Das 3. Luzerner Senioren-Open 2014 findet vom 24. – 29. November 2014 im Restaurant Tribschen statt.


Du warst öfters auf dem Treppchen. 

Ja, bei den Schweizer Schach Senioren habe ich in Ascona viermal gewonnen und dreimal den zweiten Rang belegt. In Weggis habe ich zweimal den zweiten und dreimal den dritten Rang erreicht. 2010 wurde ich am Bundesturnier in   Hergiswil Senioren-Bundesmeister. Dieser letzte Erfolg hat mich besonders gefreut, da das Teilnehmerfeld recht gut besetzt war.


Hast Du noch weitere Hobbys?

Als junger Mann habe ich in der ersten Liga Fussball gespielt. Ferner war ich Musiker und habe in der Harmonie Trompete gespielt. Tennis war ebenfalls ein schöner Ausgleichssport, den ich noch bis ins hohe Alter pflegte. Aus der Freude zum Schach und Tennis kombinierte ich im Jahre 1981 – europaweit wohl erstmals – den weissen Sport mit dem königlichen Spiel. Sechsmal organisierte ich Doppel-Meisterschaften Schach / Tennis. Jeweils bis zu hundert TeilnehmerInnen waren begeistert von diesem polysportiven Wettkampf. Heute wird diese interessante Turnierart auch in Deutschland und Österreich durchgeführt.

Egon Trachsel

Aus Bulletin 359 Adelboden 2014, Seite 34


Wie bist Du zum Schachspielen gekommen?

Als Lehrling bin ich durch eine Krankheit zum Schachspielen gekommen. Mein Hausarzt kam mit einem Schachbrett zum Krankenbesuch und fragte mich, ob ich Schach spielen könne. Er hat mir die Züge beigebracht, und wir haben jahrelang zusammen gespielt. Er organisierte kleine Turniere mit seiner Frau, einer Arztgehilfin und weiteren Bekannten.

Nachdem ich beruflich in Basel in der Verpackungsindustrie beschäftigt war, wurde ich durch den Juniorchef im Café Edelmann in den Schachklub Marzipan aufgenommen (Bäcker und Konditoren). Im Winter wurde Schach und im Sommer Fussball gespielt. Nach einem beruflichen Wechsel nach Zürich trat ich dem Eisenbahner-Schachverein in der Gartenlaube bei. Er gehörte dem ESV an. 1965 wechselte ich in die Innerschweiz und trat dem Schachklub Pilatus in Luzern bei. Ab 2011 Fusion mit dem Schachklub Tribschen Luzern.

Mein grösster Erfolg im Schach war ein zweiter Platz in der Einzelmeisterschaft in der Kategorie C in Zürich.


Die Familienforschung ist Dein grösstes Hobby

Ja, da muss ich weit ausholen. Mein Urgrossvater starb im Dezember 1891 vor seinem Haus in Wattenwil BE. Der Eintrag im Geburtsregister lautet: «Er wart beim Tubacken vor dem Haus auf dem Bänklin erfroren.» Es war ein schwerer Schicksalsschlag für eine Kleinbauernfamilie. Die Frau und die Kinder standen plötzlich ohne Ernährer da. Mein Grossvater wurde Verdingkind bei einem Bauern. Meinem Grossvater gelang es, ohne Papiere zu fliehen. Er hörte, dass in Deutschland gute Arbeitsmöglichkeiten bestanden, und kam bis nach Ostpreussen. In Barten (PL, Barciano) fand er Arbeit auf einem Gutsbetrieb als Melker (Schweizer). Er verliebte sich in die Tochter des Gärtners Borowski und wollte sie heiraten. Dazu benötigte er jedoch Papiere aus der Heimat. Die Schweizer Gesandtschaft in Berlin besorgte die Papiere, und die Trauung fand 1897 in der Kirche in Aulowönen Ussupönen statt (heute russ. Enklave).

Mein Vater Willi und ich selbst sind in Pommern geboren. Mein Vater wurde Oberschweizer und Viehzuchtmeister auf dem Rittergut der von Wedel und von Blankenburg in Timmenhagen.

Als die russische Front im März 1945 auf Timmenhagen zukam, erlebten wir eine abenteuerliche Flucht und gerieten zwischen die Fronten. Wir lösten uns vom Treck über das zugefrorene Moor von Kolberg und konnten so dem Beschuss von zwei Seiten entkommen. Allerdings landeten wir wieder auf dem Gut in Timmenhagen. Wir wurden deportiert, mussten Pommern verlassen und schlugen uns auf «eigene Faust» quer durch Polen nach Katowice durch. 1946 wurden wir durch das Schweizer Rote Kreuz mit dem «Polenzug» (Nr. 7) in die Schweiz gebracht.

Durch diese Ereignisse wurde ich veranlasst, mich mit unserer Familiengeschichte auseinanderzusetzen. Mein Grossvater lebte noch bis 1953 in der Schweiz; er erzählte immer spannende Geschichten, sodass unser Lehrer in Kriens mir sagte, ich solle alles aufschreiben. Das hat mich zu meinem Hobby und zur Weiterbildung als Ahnenforscher gebracht.


Hast Du noch weitere Hobbys?

Ich war ein begeisterter Fasnächtler. Ich habe auch sehr viele Holzmasken selbst geschnitzt. Um mehr Zeit für meine Genealogie zu gewinnen, habe ich einige Hobbys an den berühmten Nagel gehängt: Malen, Fotografieren, Linolschnitte u.v.a. mehr!

Edi Berchten

Aus Bulletin 358 Weggis 2014, Seite 42


Wie bist Du zum Schach gekommen? 

Im Zusammenhang mit meiner Ausbildung zum Giessereitechniker in Stuttgart wohnte ich bei einer befreundeten Familie. Der Ehemann wollte Schach spielen, hatte aber keinen Gegner. So lernte ich die Grundregeln des Schachs und spielte regelmässig mit meinem Freund.


Was hast Du beruflich gemacht?

Als Kind bin ich in Kandersteg in die Primarschule gegangen; seit Ogi kennt man den Witz von der PSK (Primarschule Kandersteg). Ab dem dritten Schuljahr ging ich jeden Sommer als «Statterbub» auf die Alp, während der übrigen Zeit half ich auf dem Bauernhof, halt doch ein halber Bergbauer. Da blieb nicht viel Zeit für andere Dinge.

Nach der Lehre als Giessereifachmann bin ich in der Schweiz auf die Werkmeisterschule gegangen. Dort habe ich bei meiner Schlummermutter meine Frau Elsbeth kennen gelernt. Sie hat mich unterstützt, damit ich nach Deutschland auf die Giessereitechniker-Schule ging und meinen Abschluss als Giesserei-Techniker machen konnte.

Nach mehreren Stationen in Giessereien, zuletzt als Verkaufsleiter, habe ich mich im Gusshandel selbständig gemacht, wir kauften in ganz Europa Gussteile ein für Schweizer Maschinenfabriken wie z.B. GF, Sulzer, Bühler, von Roll usw. Nach zehn Jahren Selbständigkeit ging ich in Rente und widmete mich meinen Hobbys.


Wie verlief Deine Schachkarriere? 

Nach dem Studium in Stuttgart bin ich in die Schweiz zurückgekommen und dem Schachklub Thun beigetreten. Ich spielte in der dritten Mannschaft. Zur Weiterbildung kaufte ich mir das Buch «Mein System» von Aaron Nimzowitsch und arbeitete es durch. Mit 35 verliess ich den Schachklub Thun, weil dort ein Rauchverbot eingeführt wurde. Bis zu meiner Pensionierung spielte ich kein Schach mehr. Meine Frau Elsbeth empfahl mir, in der Pension auch etwas fürs Hirn zu tun.

Auf Anregung von Jean Krähenbühl bin ich wieder in den Schachklub Thun eingetreten. Dort hat mich Ueli Eggenberger für die Schweizer Schach Senioren angeworben. Er hat mich immer intensiv betreut und meine Partien besprochen. Ich wollte unbedingt das Schachspiel besser verstehen und von den letzten Plätzen in den Turnieren wegkommen.


Warum spielst Du so oft Remis?

Ich möchte nicht unbedingt gewinnen, wie ich das früher im Sport gemacht habe. Ich habe Freude daran, in aussichtsreicher Stellung dem Gegner das Remis anzubieten. Gerade wenn der Gegner darum kämpft, vom letzten Platz wegzukommen; kann ich ihn mit meinem Angebot glücklich machen. So hatte ich bei einer Partie gegen Alfred Hattich folgende Situation: Alfred zog seine Dame auf a4 und bot Schach. Allerdings nicht meinem König, sondern meiner Dame. Ich klärte ihn auf, und er sagte: «Ich habe die falsche Brille angezogen.» Als ich ihm daraufhin Remis anbot, war er überglücklich.

An der Schweizer Einzelmeisterschaft 2010 in Lenzerheide HT3 hatte ich ein lustiges Erlebnis. Ich spielte gegen Karl-Léo Niegemeier und bot ihm Remis an.

«Ein Niegemeier spielt immer auf Sieg oder geht unter. So haben es schon meine Vorfahren als Ritter getan.» Nach einigen Zügen musste er jedoch mit Remis zufrieden sein. Das hat mich ganz stolz gemacht, da er praktisch nie Remis macht. Zwei Jahre später in Flims habe ich ihn sogar geschlagen.


Hast Du noch weitere Hobbys?

Früher habe ich viel Sport getrieben: Boxen, Match-Schiessen (in der Junioren-Nationalmannschaft) Waffenlauf, Bogenschiessen, Bergsteigen, Langlauf (15 Mal Engadiner Skimarathon), Auto-Trial (erfolgreiche Teilnahme an CH + Europa MS). Ich war sehr ehrgeizig und habe mich bis zur Erschöpfung verausgabt.

Heute konzentriere ich mich auf die Restauration alter Autos. Ich habe einen Citroën 2 CV Acadiane (Baujahr 1980) von Grund auf wieder hergestellt. Er war total verrostet.

Ein weiteres Auto habe ich restauriert, den Jeep CJ 7, V8, Baujahr 1981. Zur Zeit arbeite ich an einem Citroën 2CV Charleston. In etwa 2 Jahren wird er fertig sein; dann erscheine ich mit diesem Prunkstück bei den SSS!!


Hast Du einmal eine Super-Partie gespielt?

Auf die Partie meines Lebens warte ich noch immer. Mein Ziel habe ich dann erreicht, wenn Ueli im Bulletin nicht schreiben muss: «Was hätte Edi ziehen müssen?», sondern «Edi hat diese hervorragende Partie gespielt.»

András Guller

Aus Bulletin 357 Bad Ragaz 2014


Wie ist Dein Leben bisher verlaufen? 

Ich wurde in Ungarn als Elektroingenieur ausgebildet, ich habe aber nach drei Jahren auf Software gewechselt. Die Entwicklung von Software (und speziell die der Computer) war in der damaligen Zeit völlig neu in der ganzen Welt. Ältere  Leute können sich noch daran erinnern. Ein Computer war so gross, dass er ein ganzes Zimmer ausfüllen konnte. Als Datenträger wurden noch Lochbänder und Lochkarten verwendet.

Natürlich hatten vor allem die Jungen Interesse daran, diese neue «Wissenschaft» kennen zu lernen. Man kann sagen, praktisch nur Leute unter 30 Jahren haben in dieser Branche gearbeitet. Die Entwicklung von Software brauchte Flexibilität, Dynamik und Kreativität; man kann diese Anfangszeiten nie vergessen.

Nach einem kleinen «Ausflug» im Bereich Hardware habe ich mich im ganzen Leben mit Software beschäftigt, zuerst in Ungarn, später in Deutschland und zuletzt in der Schweiz und in Liechtenstein. Obwohl ich «schon» 66 Jahre alt bin, arbeite ich noch immer Teilzeit an Entwicklungsprojekten. Ich bin stolz, dass ich in dieser Branche noch brauchbar bin, da sich die Informatik rasant weiterentwickelt und natürlich alle erworbenen Kenntnisse schnell überholt  sind.

Meine Frau ist leider vor anderthalb Jahren verstorben; seit dieser Zeit lebe ich allein in Buchs.


Wie bist Du zum Schachspielen gekommen?

Mein Vater hat mir beigebracht, wie man die Figuren beim Schach bewegen muss und hat mit mir bis zum 16. Lebensjahr ab und zu gespielt. Leider bin ich erst «so spät» in einen Schachklub in Ungarn eingetreten. Man sollte viel früher damit beginnen. In den darauf folgenden 10 Jahren wurde ich trotzdem relativ stark (stärker als heute).

Ich habe ausser dem Schachspiel kein wichtiges Hobby. Ich lese relativ viel und höre gerne Musik. Ich hatte als Kind eine schöne Stimme und im Kinderchor gesungen. Ich lernte auch Klavier spielen. In einem kleineren internen Kreis habe ich mich auch mit der Literatur – Gedichte, Novellen usw. – befasst. Davon ist wenig geblieben.


Wie war Deine schachliche Entwicklung?

In Ungarn habe ich 2265 Führungspunkte erreicht. Ich habe zweimal das Mittelfinale der ungarischen Meisterschaft erreicht. Das bedeutete praktisch, zu den besten 80 bis 100 Spielern in Ungarn(!) zu gehören.

Einmal fehlte mir nur 1 Punkt, um den ungarischen Meistertitel zu erreichen.

Nachdem ich geheiratet hatte und wir ein Kind bekamen, hörte ich praktisch mit dem Schachspielen auf. Es folgte eine fünfzehnjährige Pause. Während dieser Zeit habe ich nur einige Partien in der Mannschafts-Meisterschaft gespielt. Ich habe in Liechtenstein neu angefangen, das ist die Ursache, dass ich in der FIDE-Liste als Liechtensteiner Schachspieler aufgeführt bin.

Die wichtigsten Ergebnisse seit meinem Neuanfang: Ich habe fünfmal an der Schacholympiade teilgenommen und spiele voraussichtlich auch in diesem Jahr in Norwegen in der Olympiamannschaft von Liechtenstein. Ich erreichte mein bestes Ergebnis 2002 in Bled, wo ich 8 Punkte aus 13 Partien erzielen konnte. Meine «Performance» war gegen 2300 ELO, erreichte unter den Männern den 37. Platz und spielte in unserer Mannschaft am dritten Brett. In Bled war auch die ganze liechtensteinische Mannschaft erfolgreich; wir hatten den 98. Platz erreicht.

An der Olympiade habe ich einen FIDE-Titel bekommen, er heisst CM (Candidate Master).

Meine erfolgreichste Einzelpartie spielte ich ebenfalls im Jahr 2002. Im Liechtenstein Open 2002 gelang mir ein Remis gegen GM Oleg Korneev, der in dieser Zeit mit 2600 ELO Nummer 99 der Weltrangliste war.

Ich habe vier Mal in Capelle La Grande gespielt. Es ist eine der grössten Open-Turniere der Welt, mit meistens mehr als 600 Spielern, davon über 100 Grossmeister. Ich erzielte hier auch einige gute Teilresultate, z.B. ein Remis gegen einen GM und einen Sieg gegen eine WGM.

Zweimal war ich im Viertelfinal der  Coupe Suisse.

Ich war Mannschaftsleiter bei der Mannschaft Liechtensteins, als wir unseren grössten Erfolg erreichten: Die Mannschaft hatte 1999 den Aufstieg in die Nationalliga B geschafft, konnte sich dort allerdings nur ein Jahr halten.


Wie läuft es Dir bei den Schweizer Schach Senioren

Ich bin seit 2010 Mitglied, bis jetzt habe ich 9 Turniere gespielt: vier Mal in Ascona, drei Mal in Bad Ragaz, zwei mal in Laax.

An diesen 9 Turnieren war ich sieben Mal auf dem Podest. Zwei Mal habe ich gewonnen (Ascona 2010 und Laax 2013), zwei Mal als Zweiter und drei Mal als Dritter abgeschlossen. Bei den weiteren zwei Turnieren habe einen 4. und 5. Platz erreicht.

Ich bin stolz, dass ich an diesen 9 Turnieren zusammen nur 4 Partien verloren habe (gegen Sigi Reiss, Harry Oesch, Pierre Pauchard und Fredy Gertsch).

Das nächste Turnier in Bad Ragaz wird also für mich ein kleines Jubiläum sein, das 10. Turnier. Ich möchte gut spielen und eine entsprechendes Ergebnis erreichen.

Ich fühle mich ganz gut bei den Schweizer Schach Senioren, die Organisation ist einwandfrei, und die gute Stimmung der Turniere gefällt mir ebenso.


Wie ist Dein Schachstil einzuordnen? 

Ich bin eher Positionsspieler. Ich versuche die positionelle Möglichkeiten auszunutzen wie z. B. Läuferpaar, offene Linien, schwache Punkte und schwache Bauern des Gegners, bessere Bauernstruktur, guter Läufer gegen schlechten usw. und spiele das Endspiel relativ gut.  Mein Stil ist die Ursache dafür, dass ich relativ wenige Partien verliere, durchschnittlich nicht mehr als 5 bis 6 Partien pro Jahr; Remis gibt es allerdings genügend bei mir.

Das bedeutet jedoch nicht, dass ich keine Kombinationen finde. Ich habe zwei meiner Partien mit gelungenen Kombinationen zur Demonstration ausgewählt. Die erste   Kombination   wurde   noch in Ungarn in 1972 gespielt, mein Gegner war ein Meisterspieler, Miklos Káposztás.

Jakob Bürgi

Aus Bulletin 356 Zürich2 2014, Seite38 


Wie bist Du zum Schachspiel gekommen?

Während meiner Lehrzeit als Maurer hat mein Lehrmeister mit einem Freund Schach gespielt. Dabei habe ich mit Interesse zugeschaut. «Du musst Schach spielen lernen.» Auf ihre Empfehlung bin ich in den Schachklub Untersihl eingetreten. Dort lernte ich Edgar Walther kennen und trat in seine Jugendgruppe ein. Weitere gute Jugendspieler waren Dieter Keller und Edwin Bhend. Von ihnen habe ich viel profitiert und bin in die erste Jugendmannschaft vom Schachklub Sihlfeld gekommen. Meine Stärke war das Blitzschach. Bei Blitzturnieren in der Schweiz habe ich viele Medaillen und Pokale gewonnen.

Als Senior habe ich wieder Zeit für das Schachspiel gehabt. Ich bin gerne auf die Turniere der Schweizer Schach Senioren gegangen (laut Statistik hat Jakob an 20 Turnieren teilgenommen, dabei ein Turnier gewonnen, zwei Turniere im zweiten Rang und drei Turniere im dritten Rang abgeschlossen).


Wie war Deine berufliche Entwicklung?

Bevor ich mit meiner Lehre anfangen konnte, habe ich Geld als Knecht eines Bauern in Zihlschlacht verdienen müssen, um für die Lehrzeit ein Zimmer mieten zu können. Meine Maurerlehre habe ich in Männedorf gemacht. Danach arbeitete ich 5 Jahre in Erlenbach als Maurer. Meine nächste Arbeitsstelle war bei einer Firma im Metallbau (Erba). Der  Direktor und der Betriebsleiter waren beide Schachspieler. Als sie bemerkten, dass ich ein stärkerer Schachspieler als sie war, wollten sie mich sofort anstellen. 1961 bin ich schon auf Montage nach Griechenland geschickt worden. Ab diesem Zeitpunkt habe ich aus beruflichen Gründen mit dem Schachspiel aufgehört. Beruf und Familie hatten höchste Priorität.

1961 habe ich in Hugelshofen unser Familienhaus übernommen. Ein bäuerliches Fachwerkhaus aus dem 18. Jahrhundert, das um 1500 im Schwabenkrieg abgebrannt und um 1600 wieder aufgebaut wurde. Ich habe es Stück für Stück über Jahre hinweg renoviert. Dabei konnte ich – bis auf die Zimmermannsarbeiten – als Maurer alle Arbeiten selbst ausführen. Ab 1983 habe ich das Haus vermietet. Ich selbst habe weiter in Küsnacht gewohnt, zusammen mit 3 Kindern und meiner Frau. Meine beiden Schwägerinnen, die ebenfalls in Küsnacht wohnten, wurden von meiner Frau mitbetreut. Da habe ich aus Kostengründen mit dem Rauchen aufgehört. Inzwischen gehört das Haus in Hugelshofen meinen drei Kindern, die auch Freude an diesem Fachwerkhaus haben.


Hast Du ein besonderes Erlebnis im Schach gehabt?

Im Blitzturnier am Weissenstein habe ich mit 25 Jahren gegen den Schweizer Meister Max Blau gewonnen. Daraufhin wurde ich zum Schachmeister im Blitz ernannt und musste nun mit 5 Minuten (statt 7 Minuten) im Blitzen auskommen. Auf einem Jugendturnier in Moskau hat mich Michail Botwinnik beobachtet. Er hatte grosse Freunde an meinem Schachspiel und hat mir einen seiner früher gewonnenen Pokale überreicht. Als wir aus Moskau zurückgekommen sind, haben meine Kollegen beim Arbeiterschach mich als Kommunisten bezeichnet und mir nahegelegt, zu gehen. Ich bin jedoch geblieben.


Wie würdest Du Deinen Schachstil beschreiben?

Ich versuche, den Ausgleich zu erlangen und schnell in Vorteil zu kommen, um früh den Angriff starten zu können. Ich spiele nach meinen Ideen; Theorie liegt mir nicht. Im Endspiel bin ich gut, das habe ich gerne. Ich suche Kombinationsmöglichkeiten. Das ist meine Stärke. Jetzt bin ich nach drei Stunden zu faul zum Rechnen; mit 86 Jahren kann man sich das erlauben.

Dieter Keller

Aus bulletin 355 Zürich 2014, Seite 45


Wie wurde Dein Schachtalent entdeckt?

Das Schachspiel habe ich von meinem Vater bereits im Alter von ca. 7 Jahren erlernt. Nach einiger Zeit war ich gleich stark wie er, und mit etwa 11 Jahren erzielte ich etwas mehr Siege als er – was ihm durchaus Freude bereitete und nicht etwa Missvergnügen.

Als 13-jähriger habe ich mich für ein öffentlich ausgeschriebenes Jugendturnier der Sektion Sihlfeld des SASB (Schweizer Arbeiter-Schachbundes) angemeldet und dieses als Turnier-Neuling gewonnen. Kurz darauf lernte ich dort die um einige Jahre älteren Edgar Walther und Edwin Bhend kennen, von denen ich manches lernte und denen ich nacheiferte.

Als Gymnasiast trat ich dem SK Oberstrass bei, für den ich während vieler Jahre für die Zürcher Mannschaftsmeisterschaft mitspielte. Klubintern war Wolfgang Sieber, der spätere Beauftragte des SSB (Schweizer Schachbundes) für Mädchenschach, mein schärfster Rivale.


Wie ist Deine Schachkarriere verlaufen?

Beim SASB bin ich zweimal Bundesmeister geworden. Ausserdem gewann ich einmal die Zürcher Stadtmeisterschaft. Nachdem ich 1954 in Basel (Schweizer Meister wurde damals Josef Kupper) in die Meisterklasse des SSV aufgestiegen war, nahm ich 1955 in Rapperswil an der Schweizer Meisterschaft teil. Vor der letzten Runde lag ich an der Spitze, doch verlor ich die Schlusspartie gegen E. Walther, so dass Max Blau mich überholen konnte.

Was meine Teilnahme an internationalen Schachanlässen betrifft, ist jene an der 12. Schacholympiade in Moskau (1956) hervorzuheben. Eine Reise in die damalige Sowjetunion war etwas Aussergewöhnliches, und wir versuchten auch, einige Einblicke in den Moskauer Alltag zu nehmen. Die Schweizer Mannschaft bestand aus M. Blau, E. Bhend, E. Walther, mir und Hans Johner. In der Vorrunde erkämpfte sie sich den Einzug in den Final der 12 besten Teams, wo sie den 9. Platz erreichte. Das wurde damals als beachtlicher Erfolg gewertet.


Wie war das mit der berühmten Partie gegen Bobby Fischer?

Das war 1959 am Jubiläumsturnier der SG (Zürcher Schachgesellschaft). Für die Schweizer Teilnehmer war klar, dass es für sie gegen Grossmeister wie Keres, Tal, Gligoric , Larsen und den noch blutjungen Bobby Fischer (16 Jahre) nicht um den Turniersieg gehen konnte. Natürlich strebte aber jeder das Ziel an, wenigstens der beste Schweizer zu sein. Diesen Kampf, den schliesslich J. Kupper gewann, verlor ich bereits in der 12. von 15 Runden, weil ich völlig unbedrängt im 40. Zug gegen Erwin Nievergelt unerklärlicherweise die Zeit überschritt. So konnte ich gegen Bobby Fischer in der zweitletzten (14.) Runde unbeschwert antreten. Wie üblich spielte ich eine Nebenvariante, mit der er anscheinend nicht sehr vertraut war. Er erlangte keinen Eröffnungsvorteil, wollte aber unbedingt gewinnen, fand indessen keinen klaren Plan. Schliesslich ergriff ich die Initiative und siegte im Endspiel. Trotz seiner riesigen Enttäuschung gratulierte er mir in durchaus korrekter Weise, doch habe er beim Verlassen des Turniersaals die Tränen nicht mehr zurückhalten können. An späteren Turnieren soll er gelegentlich gefragt haben, was der Keller mache. Das freute mich natürlich. Mit diesem Sieg bin ich wohl in die Schachgeschichte eingegangen.

Meine beste Partie an diesem Turnier war aber jene der 7. Runde gegen Michail Tal. Es war eine hochumkämpfte Auseinandersetzung, in der ich laut späteren Kommentatoren eine ausgezeichnete Verteidigungsleistung zeigte, bis ich eine taktische Finesse in einer leicht besseren Position übersah und darum verlor.

Im Jahr 1961 wurde ich IM (Internationaler Meister des Weltschachbundes). Damals war die Ernennung eine Ermessensfrage. Daher kann ich nicht genau sagen, für welche Leistung ich den Titel erhielt.


Wie war Dein beruflicher Werdegang?

Ich bin Jurist geworden. Damals war die Ablieferung einer Dissertation noch unerlässliche Voraussetzung für die Abschlussprüfung; das Lizenziat ist erst kurze Zeit später an der Universität Zürich eingeführt worden. Nachdem ich den Doktortitel mit einer sehr guten Note erworben hatte, nahm ich die Berufstätigkeit in der Stadtverwaltung Zürich beim Finanzdepartement auf, zuerst als Sekretär. Über den Adjunkten und 1. Adjunkten stieg ich zum Departements-Sekretär auf. In dieser Zeit befasste ich mich namentlich mit der Förderung des gemeinnützigen Wohnungsbaues sowie mit Personal und Versicherungsfragen. Ausserdem wurde ich in die Verwaltungsräte von Opernhaus und Schauspielhaus abgeordnet, was für mich eine ideale Verbindung von Beruf und kulturellen Hobbys bedeutete. Natürlich hatte ich nicht künstlerische Fragen zu beurteilen, sondern primär die Einhaltung der Subventionsverträge und des finanziellen Gesamtrahmens zu überwachen. 1983 übernahm ich die Direktion der Städtischen Versicherungskasse (Pensionskasse). Es war eine sehr vielfältige und interessante Aufgabe, die neben der beruflichen Vorsorge auch die Unfallversicherung und die städtische Sachversicherung umfasste. 1988 wurde ich vom Stadtrat von Zürich zu seinem Rechtskonsulenten berufen. Mir oblag die juristische Beurteilung aller Vorlagen im Stadtrat, an dessen Sitzungen mir auch ein Antragsrecht zustand. Dabei bin ich persönlich mit sämtlichen Mitgliedern des Stadtrates gut ausgekommen, auch wenn sie an meinen Empfehlungen nicht immer Freude hatten.


Hast Du neben Schach und Beruf noch Zeit für Hobbys gehabt?

Oper und Schauspiel haben mich immer interessiert. Ich gehe ebenso wie meine Frau auch sehr gerne in Konzerte der Tonhalle-Gesellschaft im Kongresshaus.

Im Radio höre ich klassische Musik bei SRF-Kultur und Bayern Klassik. Mit meiner Frau habe ich viele Wanderungen gemacht, manchmal 5 bis 6 Stunden. Seit einiger Zeit ist uns das aus gesundheitlichen Gründen nicht mehr möglich. Heute entspanne ich mich eher beim Jassen oder beim Lösen von Sudokus.

Besonders freuen wir uns über die Familien unserer drei Töchter und die Entwicklung der 7 Enkelkinder im Alter zwischen 9 und 19 Jahren. Ausserdem pflege ich alte Freundschaften, meistens bei einem Mittagessen in einem guten Restaurant. So habe ich einen Jugendfreund seit 70 Jahren, zwei Freunde seit  60 Jahren und drei weitere Freunde.

Kurt Studer

Aus Bulletin 354 Gstaad 213, Seite 26


Wie bist Du zum Schachspielen gekommen?

Ich bin in St. Gallen aufgewachsen. Mein Vater war im Schachklub St. Gallen und hat mir mit 10 Jahren das Spiel beigebracht. Als ich mit dem Studium anfing, sagten meine Eltern: «Jetzt ist es Schluss mit Schach, jetzt wird studiert.»


Wie war Dein beruflicher Werdegang? 

In St. Gallen habe ich die Handels-Matura gemacht. Anschliessend studierte ich an der Handelshochschule in St. Gallen Betriebswirtschaftslehre mit der Spezialrichtung Bücherrevision. Dazu waren zwei Jahre Praktika notwendig, die ich in St. Gallen und Aarau absolvierte. Nach dem Lizentiat arbeitete ich drei Jahre bei der Visura AG in Solothurn. Die Bücherrevision war mir zu stark vergangenheitsorientiert. 1955 wechselte ich zur Stoffel AG in St. Gallen, wo ich zuerst in der Organisationsabteilung wirkte, um später das betriebliche Rechnungswesen zu übernehmen. 1968 wechselte ich zur Firma Hilti AG in Schaan (Liechtenstein) als Controller. Ich war dort unter anderem für die Wirtschaftlichkeits-Rechnungen und die Deckungsbeitrags-Rechnung verantwortlich. Wir ermittelten die Profitabilität auf der Ebene Marktorganisation und Produktdivision, sowie für den Konzern. 1989 ging ich in Pension.


Im Schachbereich hast Du auch viel organisiert?

Ja, im Schachclub St. Gallen war ich ein halbes Jahr lang Präsident gewesen und im Schachklub Buchs über 20 Jahre. In Liechtenstein wurde ich 1989 Präsident des Schachverbandes. Ich bin Mitorganisator des Internationalen  Schachopens in Liechtenstein (es war in diesem Jahr das 31.) und des Internationalen Jugendturniers in Liechtenstein (in diesem Jahr das 29.).

Liechtenstein nimmt regelmässig an den Schacholympiaden in aller Welt teil. So kam ich als Verantwortlicher 1992 nach Manila, 1996 nach Moskau, 2002 nach

Slowenien, 2004 nach Mallorca, 2006 nach Turin und 2008 nach Dresden. Auch bei den Kleinstaatenturnieren ist  Liechtenstein gerne dabei. Wir waren mehrmals in Monaco, auch dieses Jahr wieder, sowie in Andorra und den Färöer Inseln.

Eine wichtige Devise ist für mich, so lange wie möglich aktiv zu bleiben. Ich bin nicht unbedingt ein Sesselkleber, aber ehrenamtlich Tätige sind heute nicht leicht zu finden.


Hast Du besondere Erlebnisse im Schach gehabt?

Ja. Ich wurde drei Mal Liechtensteiner Landesmeister (1979, 1982 und 1986). 1994 wurde ich Feldkircher Stadtmeister. Meine Schwäche ist, dass ich zu wenig Geduld habe, deshalb zu wenig lang studiere. Zeitgutschriften je Zug von 30 Sekunden bräuchte ich nicht. Ich liebe das Blitzen.

In einem Aspekt bin ich ein Sonderfall unter Schachspielern. Im Gespräch sage ich meinen Zuhörern, dass ich nicht normal sei. Was heisst das, fragen sie. Ich erkläre, dass ich einen Situs inversus habe, also ein Spiegelmensch sei, mit dem Herz auf dem rechten Fleck, das sehr selten sei (unter 10‘000 einer). Alle internen Organe liegen seitenverkehrt.

Ich bin zufrieden und dankbar, dass ich immer noch Schach spielen kann. Der Kopf macht noch mit. Besonders schätze ich die gute Führung und gute Kameradschaft bei den Schweizer Schach Senioren.

Karl Denzinger

Aus Bulletin 353 Ascona 2013, Seite 30


Wie bist Du zum Schachspielen gekommen?

Ein Nachbar hat mir mit 12 Jahren beigebracht hat, wie man die Schachfiguren zieht. Damals konnte man noch den König schlagen. Meine erste ernsthafte Partie hatte ich gleich gewonnen. Ich berichtete daraufhin meinem Vater stolz, dass ich Schach spielen könne. «Das ist ja interessant, dann sollten wir auch einmal gegeneinander spielen.» Unser Schachbrett war aus Karton und die Figuren aus Holz. Nachdem ich meinen Vater in eine komplizierte Stellung verwickelt hatte, sagte er: «Das ist uninteressant», und verwarf die Figuren. Dass er eine solch schöne Stellung nicht mehr analysieren wollte, machte mich derart wütend, dass ich kurz darauf den Karton und die Figuren in den Ofen warf. Ich spielte während 12 Jahren kein Schach mehr.


Wie war Dein beruflicher und schachlicher Werdegang?

Nach einer Mechaniker-Lehre riet man mir, ans Technikum zu gehen, das ich damals noch gar nicht kannte. Während der Studienzeit am Technikum begann ich dann wieder Schach zu spielen. Danach spielte ich in meiner ganzen Laufbahn neben dem Beruf immer auch Schach. Bei der Firma Hasler in Bern trat ich dem Firmenschachklub bei und wurde bald zum Präsidenten des Vereins gewählt. Am Anschlagbrett der Firma machte ich viel Reklame fürs Schach. Später wurde ich Präsident des gesamten Firmensportes bei Hasler. In dieser Funktion organisierte ich mehrere Firmenschach-Turniere und ein Firmenjubiläum. In Zollikofen bei Bern trat ich noch dem ortsansässigen Schachverein bei.

1967 wechselte ich zur Sinar nach Schaffhausen. Diese Firma war damals eine weltführende Herstellerin von Profikameras. Ich wurde dort Geschäftsleiter. Die Firma gibt es heute nicht mehr, die Marke wird noch aufrechterhalten. In Schaffhausen bin ich dann der Schachgesellschaft beigetreten. Ich wurde zum Präsidenten des Vereins gewählt und bin bis heute Mitglied geblieben. Das sind inzwischen 46 Jahre. In den Schaffhauser Nachrichten konnte ich die Schachspalte betreuen. Schach war für mich neben dem Beruf immer sehr wichtig und hat auch heute noch einen hohen Stellenwert: Man kommt auch im Alter noch mit vielen Leuten zusammen.


Hast Du besondere Erlebnisse im Schach gehabt?

Bei einer Clubmeisterschaft bin ich – wie bei mir üblich – im Saal herumgelaufen. Eine Woche später kam ein Anruf meines Gegners: «Karl, nimm doch ein Brett zur Hand, da stimmt etwas nicht in unserer Stellung. Ein Bauer steht am falschen Ort.» Er hat die Stellung analysiert und pochte auf eine Wiederholung. Der Vorstand des Schachklubs bestimmte, dass die Partie ab der fraglichen Stellung weitergespielt werden müsse. Trotzdem einigten wir uns auf Remis. Später erfuhr mein Gegner vom besten Spieler des Clubs, dass er in der umstrittenen Stellung doch besser stehe. Ich war einverstanden, die Partie zu wiederholen. Danach bereute er seinen erneuten Vorstoss und war doch mit Remis einverstanden.

In der Stadtmeisterschaft in Zürich hatte ich wieder ein besonderes Erlebnis. Mein Gegner der ersten Runde fand einen super Zug, stand auf und lief herum, im Hochgefühl, die Stellung retten zu können. Zurück am Brett klärte ich ihn auf, dass er einen falschen Zug mit dem Springer gemacht hatte: einen Diagonalzug und keinen «Rösslizug». Er ging zum Turnierleiter, um sich zu beschweren. Der Turnierleiter stellte jedoch fest, dass es ein klarer Fehlzug war.

Du warst auch Präsident der Schweizer Schach Senioren

Albert Volkart hat einen Nachfolger als Präsident gesucht. Edi Schmid sprach mich darauf an. Ich war einige Jahre vorher auf Vorschlag von Max Bombeli Mitglied der Schweizer Schach Senioren und stellvertretender Turnierleiter von Felix Brun geworden. Ich wurde Präsident des Vereins von 2001 bis 2008. In diese Zeit fiel das 40-jährige Vereinsjubiläum. Die Mitgliederzahl ist in meiner Präsidentschaft von 156 auf 353 angestiegen. Vorher war der Verein sehr elitär. Man musste beim Eintritt zwei Bürgen aus dem Verein vorweisen können. Das haben wir dann abgeschafft. Die Statuten wurden geändert, der Ausschluss eines Mitgliedes wurde ermöglicht. Danach ist das ungebührliche Verhalten von Mitgliedern nicht mehr vorgekommen.

«Mit den Leuten reden», ist meine Devise. Man muss ihnen Zeit geben, die Situation zu verstehen und von ihrer festgefahrenen Meinung abzurücken.

Wir haben mehr Schachturniere pro Jahr eingeführt und klare Verträge mit den Hotels abgemacht. So ist der Verein Schritt für Schritt vorwärts gekommen. Darauf bin ich stolz. Die Schweizer Schach Senioren sind ein Musterbeispiel für Schachorganisationen in der Schweiz. Meine Devise lautet: Was man auch tut, man muss es besser als die anderen machen.

Bernhard Burkhardt

Aus Bulletin 352 Pontresina 2013, Seite 34


Wie ist Dein berufliches Leben verlaufen?

Ich habe in Bern das Gymnasium und das Studium als Fürsprecher abgeschlossen. Danach war ich im Rechtsdienst der Generaldirektion der Schweizer Volksbank. Für die gleiche Bank war ich 2 Jahre in der Filiale Genf. Ferner habe ich ein Jahr bei der Chase Manhattan Bank in New York gearbeitet und danach als Chef der Rechtsabteilung der Filiale Zürich der Schweizer Volksbank, die ich später während sieben Jahren leitete. Mit 46 Jahren bin ich in eine Zürcher Anwaltskanzlei als Partner eingetreten.

Ich habe 3 Söhne, wobei der älteste bereits gestorben ist. Von ihm haben wir zwei Enkelinnen, die uns grosse Freude machen. Natürlich werden sie älter und selbständiger und brauchen die Grosseltern immer weniger. Aber ich darf noch ab und zu eine Seminararbeit durchlesen. Der jüngste Sohn ist   schwerst behindert; auch er macht uns  viel Freude, und wir holen ihn an jedem Wochenende sowie in den Ferien in unser Ferienhäuschen im Kanton Thurgau.  Der mittlere Sohn führt einen KMU- Betrieb.


Du hast auch eine militärische Karriere gemacht.

Ja, die militärische Karriere begann bereits im Alter von 5 Jahren, als ich während des Aktivdienstes in der Flabkompanie meines Vaters vier Wochen Sommerferien verbringen durfte. Ich habe es über die Artillerie bis zum Major im Armeestab gebracht. Der Generalsekretär des Schweizerischen Schachbundes und Nationalliga-A-Spieler  André Lombard war als Korporal in meiner Geschützbatterie. Er erledigte auf der Feuerleitstelle die anfallenden Rechenarbeiten derart speditiv, dass ab und zu Zeit übrig blieb, um über Schach zu sprechen.


Was hast Du in Punkto Schach gemacht?

Bei meinem Vater habe ich das Spiel gelernt. Während des Gymnasiums habe ich an der ersten Austragung des  Jelmoli-Cups teilgenommen. Ich bin ein paar Runden weiter gekommen, aber am sehr starken Schachspieler Jean Chèvre aus Biel gescheitert. Dann habe ich Jahrzehnte lang nicht mehr gespielt. Erst beim Auslaufen meiner beruflichen Laufbahn bin ich gelegentlich auf den Lindenhof gegangen, wo ich insbesondere dadurch aufgefallen bin, dass ich einen Patzer-Zug in einer interessanten Stellung gespielt und dann zurückgenommen habe. Man hat mir empfohlen ein Buch zu schreiben mit dem Titel:

«Meine besten 80 zurückgenommenen  Züge». Auf dem Lindenhof lernte ich auch einen Spieler namens Michel Brand kennen, der mir vorschlug, dem Schachclub Réti beizutreten. Ich konnte seinem aggressiven Charme nicht widerstehen.

Wie es so geht in der Schweiz: Wenn man einem Verein beitritt und den Mund ab und zu auftut, dann wird man gleich Präsident. Mein Vorgänger ist aus Altersgründen zurückgetreten; ich war jedoch noch 1 Jahr älter als er. Ich hoffe, dass ich als Präsident und Organisator erfolgreicher war als im Schachspiel. Jedenfalls ist der Schachclub Réti während meiner Präsidialzeit nicht untergegangen, sondern gewachsen.

Wir hatten bei Réti mit der Zeit Raumprobleme. Da der Schachbetrieb im   Pfrundhaus unmittelbar neben der ETH beheimatet war, hofften wir unsere Raumprobleme lösen zu können, indem wir dem ASVZ (Akademischen Sportverband Zürich) beitraten. Deshalb mussten wir unseren Namen ändern in ASK Réti (Akademischer Schachklub).  Dieser Schritt löste unsere Raumprobleme nicht. Er erwies sich jedoch strategisch als nützlich, weil seither in- und ausländische Studenten prioritär zu uns stossen, wenn sie einem Schachclub beitreten wollen. Sie bleiben allerdings in der Regel nur einige Jahre, sind aber in dieser Zeit wertvolle und aktive Clubmitglieder.

Aus der Verbindung mit dem Hochschulsport ergab sich als besonderes Highlight, dass wir 2010 die Studenten-Weltmeisterschaft im Schach organisierten. Das OK der WUCC (World University Chess Championship) bestand mehrheitlich aus Réti-Mitgliedern und wurde ergänzt durch wichtige Persönlichkeiten der Zürcher Schachszene. Von den fast 60 weiteren Helfern waren mehr als die Hälfte Rétianer.


Hast Du neben dem Schach weitere Hobbys?

Ich lese gerne vor allem historische Literatur und spiele regelmässig in einem Streichquartett. Beim Jubiläum der  Schweizer Schach Senioren 2006 habe ich das OK geleitet und zusammen mit Maximilian Spoerri Salonmusik gespielt.


Kannst Du von einem besonderen Schacherlebnis berichten?

Wir haben einmal einen Schachwettkampf an 15 Brettern zwischen Hochschul-Professoren und U15 organisiert. Bei der Suche nach professoralen Spielern hat man mich an einen längst emeritierten Professor der Mathematik namens Ernst Specker verwiesen, der früher auch Schach gespielt habe. Er war begeistert vom Projekt und machte mich darauf aufmerksam, dass er als Erster Vorlesungen in Zürich über Spieltheorie gegeben habe. Dennoch käme für ihn eine Teilnahme nicht in Frage. Er habe nämlich jedes Mal, wenn er eine Partie verloren habe, einen Freund verloren. Er habe nie verlieren können und könne es auch im hohen Alter noch nicht. Den einen oder anderen Schachspieler mit dieser Veranlagung habe ich auch bei den Schweizer Schach Senioren angetroffen.

Portraits aus Bulletins Nr. 351 – 335

Klicken Sie auf die Zahl oben, um das Porträt zu lesen

Antonio Schneider

Aus Bulletin 351 Laax 2013, Seite 31


Wie ist Dein berufliches Leben gelaufen?

Ich bin 1933 in Lugano geboren, wo meine Eltern im Gastgewerbe tätig waren. Wegen der Umstellungen nach Kriegsausbruch 1939 wurde ich zur  Primarschule ins Internat in ein Kollegium in Bellinzona geschickt. Die drei Monate Sommerferien durfte ich, wie damals üblich, beim Berg heuen in Laax/GR oder in der Gemüsegärtnerei und dem Lebensmittelhandel meines Onkels in Bad Ragaz mitarbeiten. Dort habe ich dann die Sekundarschule besucht und später bei der Zweigniederlassung in Arosa meinen KV-Abschluss bestanden.

Nach Aufenthalten im Welschland, in England und in der Rekrutenschule war ich über drei Jahre im Ausland tätig, zuerst in Spanien im Export von Wein und Orangen und anschliessend in West-Berlin bei einer spezialisierten Firma für West-Ost-Kompensationshandel.

1962 gründete ich in Zürich im Auftrag eines englischen Konzerns die Firma Telerent zur Vermietung von Fernsehgeräten. Dann bot mir Ampex, der Hersteller der ersten Fernseh-Aufzeichnungsgeräte, eine interessante Arbeit mit dem Vorführen und Verkaufen der Ampex-Maschinen bei Fernsehstationen in Europa und Afrika.

Nach dem Tod meiner Eltern machte meine jung verheiratete Frau Lisi die Hotelfachschule und übernahm für fünf lange Jahre die Leitung unseres Familienhotels. Ich gründete in Lugano meine eigene Firma für die Vertretung eines  damals führenden Herstellers von Druck- und Veredelungsmaschinen für  flexible Verpackungsmaterialien. Zum  Kundenstamm zählten auch internationale Konzerne im Bereich der Papier-, Kunststoff- und Aluminiumindustrie, die ich weltweit betreute.

Wie ist Deine Schach-Karriere verlaufen?

Mit 10 Jahren habe ich angefangen, mich für Schach zu interessieren. Während meiner Lehre spielte ich im Schachklub Arosa und wurde 1951 bereits im zweiten Jahr Klubmeister. In Spanien spielte ich etwas in Tarragona und in Zürich ein Winterturnier im Arbeiterschachklub Sihlfeld.

Erst mit 28 Jahren habe ich in Lugano angefangen, ernsthaft Schach zu spielen und wurde fünf Mal Tessiner Meister. 1963 habe ich mit Lugano die erste Tessiner Mannschaft der SMM angemeldet und bis 1976 geleitet.

Zu der Zeit kamen dank Alois Nagler  bedeutende Schachanlässe nach Lugano wie 1966 die Landesmeisterschaft, 1968 die Schacholympiade und später die 15 Auflagen des berühmten Lugano Open, mit zeitweise bis zu 450 Teilnehmern, wo ich in den ersten Jahren das Sekretariat betreute.


Hast Du neben dem Schachspiel noch weitere Hobbys?

Ich bin gerne in die Türkei gereist. Zuerst beruflich mit anschliessendem Urlaub am Meer mit meiner Frau. Ich war begeistert von der Schönheit der Landschaft und vom Tauchen. Einmal gelang  mir das Harpunieren eines grossen Fisches. Als ich mit der grossen Beute am  Hotelstrand ankam, war die Bewunderung der Hotelgäste gross. Ich brachte den Fisch in die Küche. Der Hotelkoch übernahm den Fisch, und jeder Gast bekam einen gebratenen Anteil. Der Fisch wurde während der Erzählung immer grösser, und die Gäste wollten meine Harpune kaufen.

Ein andermal habe ich beim Schnorcheln im Marmarameer ein antikes Handelsschiff mit einer Ladung mykenische Amphoren entdeckt. Spezialisten aus Istanbul haben später das Wrack untersucht und über 100 Amphoren aller Grössen geborgen.


Hast Du ein besonderes Erlebnis beim Schachspiel gehabt?

Bei meiner zweiten Tessiner Meisterschaft trat ich gegen den Platzhirschen und vielfachen Tessiner Meister Plinio Bezzola an. Ich bereitete mich auf sein Französisch vor und studierte eine Partie aus dem Lehrbuch von Paul Keres.

Der Kommentar endete etwa im 15. Zug mit der Bemerkung: «Vorteil Weiss», den ich aber einen ganzen Abend lang nicht finden konnte. Als dann die Partie gemäss dem Lehrbuch lief, sah ich mit Entsetzen dem Theorieende entgegen, wo aber mein Gegner mit «a6» einen unerwarteten Sicherungszug machte, und so gewann ich relativ leicht das Spiel und die Tessiner Meisterschaft.

Peter Baur

Aus Bulletin 350 Adelboden 2013, Seite 38

 

Wie ist Deine berufliche Entwicklung verlaufen?

Ich habe eine KV-Lehre gemacht in der Speditionsfirma Kühne und Nagel und zwei Jahre dort gearbeitet. Mein vier Jahre älterer Bruder ist nach England in eine Sprachschule in Bournemouth gegangen. Da wollte ich unbedingt mit- kommen. Wir haben unser Auto gepackt und sind allerdings nur bis Otelfingen  gekommen. Dort hatten wir eine Panne, die vom TCS schnell behoben werden konnte. In der Schule in England hatte die Swissair Vorträge gehalten und die beruflichen Chancen in ihrer Fluggesellschaft dargestellt. Am nächsten Tag gab es für Interessierte einen Test für Informatik. Ein anderer Student hat mir das empfohlen, da man bei bestandenem Test einen Freiflug nach Zürich für weitere Vorstellungsgespräche bekommen konnte. Ich war vor allem an einem Freiflug und weniger an Informatik interessiert. Ich bestand zu meiner Überraschung den Test und durfte nach Zürich fliegen. Dort gab es weitere Tests, und man fragte mich, ob ich in die Programmierung oder in das Operating gehen wolle. Ich entschied mich für Programmierung, und man bot mir einen viermonatigen Ausbildungskurs an. Seitdem bin ich Programmierer mit Leib und Seele.

Bei der Swissair habe ich unter anderem an Projekten wie dem «Reservationssystem» gearbeitet. Dann war ich bei einer IT-Firma und bei der Zürcher Kantonalbank als Projektleiter oder Programmierer tätig.


Wie bist Du zum Schach gekommen? 

Als kleiner Chnopf habe ich mit dem Va- ter und dem älteren Bruder Schach gespielt. Bei der Swissair gab es einen Schachklub. Der war aus zwei Gründen sehr interessant für mich: Das Spiellokal war im Niederdorf in unmittelbarer Nähe zu Beizen und zum Nachtleben. Ferner hatte die Swissair weltweit Schachturniere durchgeführt. Wenn ein Airline Cup in Asien war, konnte man gratis zu diesem Anlass fliegen.

Bei der Zürcher Kantonalbank habe ich dann auch im Firmenschach mitgespielt und bin heute noch dabei.

Im letzten November hat der Schachklub Chessflyers ehemalige Kollegen angefragt. Sie brauchten dringend gute Spieler, um den Klassenerhalt in der 1. Bundesliga zu schaffen. Neben Hermann Singeisen, Roland Ott und mir kamen noch weitere Spieler zu Hilfe. Es hat allerdings nichts genützt; die Chessflyers sind abgestiegen. Im entscheidenden Spiel um den Abstieg kam ich gegen Jo Germann zu einem Remis.


Was sind Deine weiteren Hobbys? 

Das Jassen hat sich zu einer Leidenschaft entwickelt. Schon als Kind hat man in der Familie und mit der Verwandtschaft gejasst. Ich kann mir alle Karten merken, die im Spiel bereits ge fallen sind. Bei den Turnieren der Schweizer Schach Senioren geht es abends nicht ohne einen Jass; das wissen die Kollegen zu schätzen.

Ich bin verheiratet und habe zwei Kinder, einen Buben und ein Mädchen; Enkel sind noch keine da. Die Familie kann  man allerdings nicht als Hobby bezeichnen.


Hast Du ein besonderes Schacherlebnis gehabt?

Ja, das war sehr lustig. Früher kam die Führungsliste des Schweizer Schachbundes zweimal im Jahr in einem schwarzen Büchlein heraus. Normalerweise lag meine Elo-Zahl im Bereich von 1900. Dann ist meine Führungszahl plötzlich und für mich unerklärlich auf  2436 angestiegen. Wir hatten zu dieser Zeit ein Turnier bestritten, und mein Gegner ging an den Schrank und holte das schwarze Büchlein heraus, um zu sehen, wie viele Elo ich hatte. Er erschrak angesichts der hohen Zahl und verlor prompt die Partie vor lauter Respekt. Noch heute bin ich stolz, dass ich unter den Schweizer Schach Senioren wahrscheinlich die höchste Elo-Wertung hatte, auch wenn dieser Wert ein einmal liges Ereignis war.

Harry Oesch

Aus Bulletin 349 Weggis 2013, Seite 41

 

Wann hast Du mit dem Schachspielen angefangen?

Das war in der vierten Primarschulklasse. Wir hatten einen Trücklikurs im Werken und dabei ein faltbares Schach brett aus Karton hergestellt. Bei dieser Gelegenheit erklärte uns der Lehrer die Regeln des Schachspiels. Mit meinem Vater habe ich dann Schach gespielt, bis er kein Interesse mehr hatte. Im Gymi habe ich einen Schüler kennen gelernt, der auch Schach spielen konnte. Wir haben an einem Juniorenturnier teilgenommen. Dort ist Sepp Heuberger auf uns aufmerksam geworden und hat uns in seinen Schachunterricht aufge nommen. Dort waren Kollegen wie Peter Gebauer, Günter Stoffregen, Hansjörg Illi, Jakob Nievergelt, Marcel Markus und viele andere. Am Samstag haben wir im Jugendhaus Drahtschmidli Schach gespielt. Einmal sind wir im Winter bei –10° C in Witikon auf den  Loorenkopf gestiegen und haben dort bei eisiger Kälte ein Blitzturnier durchgeführt.

Mit der Zeit kam bei mir der Wunsch auf, einem Schachklub beizutreten. Da ich in Schwamendingen aufgewachsen bin, ging ich zuerst in den Schachclub Oerlikon. Dort spielten unter anderem  Toni und Myrta Ludwig. Myrta gewann 1969 die Schweizer Damenmeisterschaft. Nach der Zeit in Oerlikon war ich zwei bis drei Jahre im Schachclub  Nimzowitsch in Zürich und landete schliesslich im Schachklub Réti, wo ich heute noch aktives Mitglied bin. Sepp  Heuberger hat Réti mit vielen jungen Spielern damals gegründet. Federfüh- rend war er auch beim Erwerb des

«Klubhaus Schachklub Réti» in Dicken im Toggenburg. Der Kauf des Hauses war durch den Verkauf von Anteilscheinen möglich. Viele alte Rétianer wie ich besitzen solche. Am Silvester feierten wir damals einige Male das Neujahr. Die kalten, ungeheizten Schlaf- zimmer im ersten Stock waren dann aber saukalt. Gewärmt hat uns dann erst Sepps legendäre Butterrösti zum Morgenessen wieder.


Hast Du auch interessante Erlebnisse beim Schach gehabt?

In New York im Washington-Square-Park hat es in einer Ecke immer Schachspieler, zum Teil sehr berühmte Spieler, die um Geld blitzen. Dort habe ich eine Blitz-Partie gespielt und gewonnen. Der Einsatz lag bei 10 $. Der Gegner verlangte eine Revanche um 20 $. Dabei manipulierte er die Schachuhr, ohne dass ich es bemerkt habe. Meine Frau Heidi, die von weitem zugeschaut hatte, bemerkte es jedoch. Ich habe nicht reklamiert und ihm den Sieg überlassen.

Bei einer Reise in die Mongolei habe ich zugeschaut, wie ein Vater für seinen Sohn Jurten-Filz hergestellt hat. Dabei sind wir eingeladen worden und haben Buttertee und vergorene Stutenmilch  getrunken. Auf dem Boden lagen eine Blechschachtel und ein Schachbrett. Sie bemerkten mein Interesse und luden mich zu einer Schachpartie ein. Die Figuren waren allerdings sehr exotisch mit Elefanten und Bauern als Löwen. Ich fragte vorher die Reiseleiterin, ob es für mich als Gast erlaubt sei, auch zu gewinnen. Sie bejahte es. Der Chef der Familie spielte gegen mich. Er opferte einen Läufer auf f2 gegen nur einen Bauern und verlor.

Im ehemaligen Jugoslawien habe ich im Zelt und am Strand für mich Schach- studien gemacht. Da kam ein junger Mann, ein Pole, der mich spielen sah. Wir spielten zusammen Schach. In kurzer Zeit war ein ganzer Klan um uns herum. Sie erzählten mir, wie sie in Polen lebten und dass für sie Jugoslawien das freieste Land sei, das sie besuchen durften.

Entwickelst Du Dich weiter im Schach?

Ja, ich studiere immer wieder neue Eröffnungen und vertiefe auch mein sonstiges Wissen. Mit dem Computer spiele ich auch Fernschach. Das wird allerdings zusehends eintönig. Ich mache zwar Fortschritte gemessen an den Fernschach-Elos; die Praxis läuft jedoch in Richtung: Wer hat das bessere Computerprogramm? Inzwischen haben alle die gleiche Software, und die Programme kämpfen gegen- einander. Viele Spieler beschränken sich auf eine Begrüssung bei Beginn der  Partie und haben sonst nichts zu sagen. Als für mich neue Eröffnungen spiele ich Tarrasch und Damengambit mit Schwarz sowie Sizilianisch. Gegen Karo-Kann muss ich mir noch etwas einfallen lassen.


Wie ist Dein beruflicher Werdegang verlaufen?

Ich war Seklehrer für mathematische und naturwissenschaftliche Fächer in Affoltern am Albis. Schach habe ich ebenfalls im Unterricht integriert. Beim geometrischen Zeichnen konnte ich Schach einfliessen lassen. Bei Klassenlagern haben wir Bretter mitgenommen und Schach als Schlechtwetter-Variante vorgesehen. Die Kinder in dieser Altersklasse haben jedoch einen grossen Bewegungsdrang; daher spielt Fussball meistens eine grössere Rolle als Schach.

An der Volkshochschule in Affoltern am Albis habe ich Kurse für die ältere Generation ausgeschrieben; das ist auf fruchtbaren Boden gefallen. Am meisten Interessenten hatte es bei Kursen für Fortgeschrittene. Noch heute sind Spieler im Schachclub Säuliamt, die bei mir Unterricht hatten.

1983/84 bin ich in die Bezirksschulpflege eingetreten; das war ein Aufsichtsgremium für die Schulen. Dabei habe ich die Lehrpersonen im Bezirk besuchen und Beurteilungen abgeben müssen. Als Rekursaktuar entdeckte ich den Computer als wertvolles Hilfsmittel. Mein erster Computer hatte 64 KB RAM (1984), und mein Drucker funktionierte mit Typenrädern, war also eine automatisierte Schreibmaschine. Seit dieser Zeit ist Informatik eines meiner Hobbys.


Welche Hobbys hast Du neben dem Schach?

Ich fotografierte gerne für den Schulunterricht, vor allem Blüten und Früchte und Bilder von Reisen. Die Bilder konnte ich dann im Unterricht gut verwenden. Für die Sekundarschule habe ich ein Programm für die Herstellung der Stundenpläne geschrieben. Das Programm hat Planung und Ausdrucke der ganz verschiedenen Pläne stark vereinfacht.

Ein Jahr habe ich mit dem Unterricht ausgesetzt und in Zürich an der pädagogischen Abteilung der kantonalen Verwaltung in einer Arbeitsgruppe mitgewirkt, die den Einsatz der Informatik im Unterricht fördern sollte. Die Arbeit mit meinen Kollegen im Büro war spannend, aber bei weitem nicht so abwechslungsreich wie die Arbeit mit einer Schulklasse. Nach einem Jahr zog es mich wieder zurück zu meinen Schülern.

Reisen ist ein weiteres Hobby, dem ich noch heute fröne. Wir sind gerade von einer Studienreise nach Bolivien zurück- gekommen. Dabei waren wir unter anderem auf dem Salzsee Salar de Uyuni (12 000 km²). Er befindet sich in 3650 m Höhe. Während einer Woche waren wir ständig zwischen 4000 und 5000 m, was manchem zu schaffen macht. Mit einem Führer kann man mit dem Auto auf dem See fahren.

Frühere Reisen haben uns nach Australien und Neuseeland geführt. Eine unserer Töchter hat dort einen Sprachkurs besucht und uns von der Schönheit dieses Landes geschwärmt.

Ferner waren wir in Namibia, in der Mongolei, in China und in Georgien. Zusammen mit unseren Kindern waren wir in Amerika und Kanada. Als die zwei  Mädchen noch klein waren, sind wir zum Zelten nach Italien und ins Berner Oberland gefahren. Ein Schachspiel hatte ich immer auf Reisen mitgenommen, was mir Gelegenheit bot, mit Einheimischen in Kontakt zu kommen.

Als neuestes Hobby kommt seit der Pensionierung auch das Kochen hinzu. Dabei gehe ich genau nach Rezept vor (ein Schachspieler liebt Algorithmen!). Meine Frau Heidi freut sich, wenn sie verwöhnt wird.

Franco Keller

Aus Bulletin 348 Bad Ragaz 2013, Seite 30


Wie ist Deine berufliche Entwicklung verlaufen?

Ich bin in Burgdorf aufgewachsen; die  Mutter Tessinerin und der Vater Berner.  Die Sprache der Familie war Italienisch. Am Gymnasium in Burgdorf war ich ein schlechter Schüler. Daher haben mich meine Eltern nach Freiburg ans Collège St-Michel geschickt, wo ich die Handels- Matura in Französisch abgelegt habe. Danach ging ich an die Universität Bern.  Die ersten zwei Jahre bin ich vor allem ins Kino gegangen und habe mir französische und italienische Filme angeschaut und französische Chansons  von Charles Aznavour, Édith Piaf, Jacques Brel, Yves Montand und anderen genossen. Nach dem Lizenziat in  Volks- und Betriebswirtschaft war ich zwei Jahre Assistent am Institut für  Fremdenverkehr. Zwei Jahre habe ich  an einem Entwicklungshilfe-Projekt in  Santiago de Chile gearbeitet, um dort ein Fremdenverkehrs-Institut aufzu bauen. Danach war ich bei einer Finanz firma in Lima (Peru) mit touristischen Landerschliessungsprojekten in Brasilien und Trinidad und Tobago tätig.

Wie viele Schweizer Heimweh-Lateinamerikaner bin ich dann in die Schweiz zur Motor Columbus nach Baden gegangen. Dort konnte ich Aufträge in Lateinamerika (Ecuador, Honduras, Mexiko, Argentinien und Guatemala) bearbeiten. In der zweiten Phase waren es Projekte in der Golfregion (Bahrain), wo es um Machbarkeitsstudien für Grossprojekte für Infrastruktur, Tourismus und Industrie ging. Ich befasste mich mit der Projektleitung sowie   Marktabklärung, Wirtschaftlichkeits- und  Finanzplanung. Der Ingenieurteil der  Projekte wurde von technischen Spezialisten bearbeitet. Als Motor Columbus in die Krise geraten war konzentrierte sie sich auf das Energiegeschäft, und ich half, alle Diversifikationsbeteiligungen abzustossen. Dies war mein Einstieg in die Welt des Firmenhandels.

Ich ging zur Handelsbank NatWest in Zürich und leitete eine Beratergruppe für  M&A (mergers & acquisitions). Seit 1988 bin ich selbständig in Beratung und Vermittlung bei Kauf und Verkauf von Unternehmungen tätig.


Wie bist Du zum Schach gekommen?

Als Kind schaute ich immer interessiert zu, wenn mein Vater mit seinem Freund Schach spielte. Sie waren beide starke Raucher, und eine dichte Rauchwolke schwebte über dem Schachbrett. Ich lernte so das Schachspiel kennen und spielte gelegentlich mit meinem Vater.

45 Jahre später, bei unserer gemeinsamen Reise nach Libyen, hast Du mir das Schachspiel wieder schmackhaft gemacht und mich in den Schachclub Réti Zürich gelotst. Hier fühle ich mich wohl, die Atmosphäre ist angenehm, es sind Spieler aller Generationen dabei, und laufend kommen neue Mitglieder hinzu. Auch bin ich bei den Schweizer Schach Senioren und nehme an verschiedenen Turnieren teil. Dort falle ich nicht durch gute Resultate auf, sondern einerseits durch farbige Hosen sowie durch gelegentliche «wissenschaftliche» Kurzvorträge, wie beispielsweise dem Indizienbeweis, wonach Jesus Christus zweifellos Italiener gewesen sein muss.


Wie ist Dein Schachstil zu charakterisieren?

Wegen meiner mangelhaften Theoriekenntnisse sowie Lernfaulheit spiele ich unsystematisch und unregelmässig. Mein grösster Erfolg war der Gewinn des Elo-Preises (ein Wochenende im Hotel Ascona) im Turnier der Schweizer Schach Senioren in Ascona 2012. Leider ist meine Elo-Zahl dabei nicht gestiegen, da es ein nicht gewertetes Turnier war. Gegen gleichwertige oder schwächere Spieler spiele ich meistens schlecht. Oft überschätze ich meine Stellung und lehne die Remis-Angebote der Gegner ab; dann kommt es meist zur Niederlage. Aus unerklärlichen  Gründen dauern meine Partien immer sehr lange: drei bis fünf Stunden statt der bevorzugten eine bis drei Stunden. Gegen stärkere Spieler gelingt hie und da ein überraschender Erfolg.

Meine bevorzugte Eröffnung ist Eng- lisch, wo komplexe Stellungen entste hen, obwohl das System eigentlich häufig zu Remis führen sollte. Ich sehe mich als Risiko-Spieler, der unsorgfältig überlegt und die Absichten des Gegners zu wenig berücksichtigt. Wenn ich mich hingegen vermehrt auf den Gegner einstelle, bin ich zu wenig aktiv.


Was sind Deine Hobbys?

Zeitungen lesen, Wirtschaft und Finanzen verfolgen, Velo fahren, Wandern, gelegentlich Grossvater spielen. Ich liebe die Musik, obwohl ich kein Instrument spiele, und gehe gern in die Oper. Nach der gelungenen gemeinsamen  Kulturreise in Apulien vom Vorjahr haben wir diesen Frühling wir wieder eine Reise mit Euch nach Italien (Venetien und Friaul) vor.

Hansjörg Illi

Aus Bulletin 347 Zürich2 2013, Seite 34


Wie ist Dein beruflicher Werdegang verlaufen?

Ich habe an der ETH Zürich 1967 mein Studium als Dipl. Mathematiker abgeschlossen. Danach bin ich zur Fides Treuhandgesellschaft in die Abteilung Operations Research eingetreten. Mein grösstes Projekt in dieser Zeit war die Einführung der elektronischen Leergüterwagen-Verteilung bei der SBB. Vor über 30 Jahren wagte ich mit der Gründung der Illi Unternehmens beratung den Sprung in die Selbständigkeit. Schwerpunkte meiner Firma sind Softwareentwicklung und -beratung bei Grosskunden. Jetzt habe ich mein Arbeitspensum reduziert, nicht zuletzt auch wegen meiner vier Enkel.


Wie bist Du zum Schach gekommen? 

Mit 11 Jahren beobachtete ich fasziniert, wie mein Primarlehrer mit einem Schüler im Ski-Lager Schach spielte. Das Spiel ist mir geheimnisvoll erschienen, noch schöner als Mühle-Spielen. Bis zum Alter von 20 Jahren habe ich mich intensiv mit dem Schachspiel befasst; ich wurde 1962 Dritter in der Schweizer Junioren- Meisterschaft und Erster an der Zürcher Stadt-Meisterschaft der Junioren. Danach sind Studium, Beruf und Familie in den Vordergrund getreten, das Turnierschach fristete lange ein Aschenbrödel- dasein.


Wie ging es schachlich weiter?

Mit dem Schachclub Nimzowitsch Zürich wurde ich in den 60ern in der SMM Schweizer Mannschaftsmeister und später mit ASK Winterthur gewann ich die Schweizer Gruppenmeisterschaft («Bundesliga»). Allerdings kamen diese Titel nicht immer wegen, sondern oft trotz meines Beitrags zustande. (Ich war da an den hinteren Brettern tätig.)

Einige «Ämtli» habe ich im Schach ausgeübt: Als Mitglied der TK habe ich in den 70-Jahren die zweite Version der Führungsliste entwickelt. Danach war ich Herren-Nationalcoach (u.a. 1982 an der unvergesslichen Schacholympiade in Luzern) und später viele Jahre Damen-Nationalcoach (u.a. bei der 32. Schach-Olympiade 1996 in Eriwan (Armenien) und der 33. Schach-Olympiade 1998 in Elista (Russland).

Im Juli 2003 bin ich den Schweizer Schach Senioren beigetreten. Dabei habe ich acht Turniersiege erreicht und weitere acht Plätze auf dem Treppchen im zweiten und dritten Rang. Die Besetzung der Turniere mit Spielern über 2000 Elo nimmt in den letzten Jahren stark zu. Das liegt sicher an der guten Organisation der Turniere, die inzwischen auch für Spitzenspieler attraktiv geworden sind.


Hast Du neben Schach noch weitere Hobbies?

Ja, Krafttraining, Skifahren, Wandern, Musik (weitherum gefürchtet), recreational mathematics, Futurologie usw.


Bildest Du Dich im Schach noch weiter?

Ich habe eine grosse Schachbibliothek, wie Du hier in meinem Haus sehen kannst. Während ich das Eröffnungsstudium mangels Begabung vernachlässige, mache ich neben dem Endspiel  viel Taktiktraining. Eine gute Methode ist dabei das (von Dir fertigungstechnisch perfektionierte) Kärtchen-System. Diagramme werden auf die Vorderseite des  Kärtchens gedruckt oder geklebt und die Lösungen auf die Rückseite. Der AOL-Verlag hat dazu eine Lernbox her ausgebracht. Die Diagramm-Kärtchen werden zunächst in das erste Fach gelegt. Bei richtiger Lösung wandern die  Kärtchen in weiter hinten liegende Fächer, sonst in Fach 1, wie heute in der  Schule beim Russischunterricht. So wiederholt man schwierige Aufgaben öfters und leichte Aufgaben weniger oft. Ich gebe auch Schachkurse für Schachvereine, Einzelunterricht und Gruppen-Seminare; da lernt man als Lehrer selbst am meisten.

Maximilian Spoerri

Aus Bulletin 346 Zürich1 2013, Seite 46


Wie hast Du zum Schachspiel gefunden? 

Ich habe schon als Kind gerne Schach gespielt. Wir waren vier Kinder im Schachklub Wettingen, und Hermann Singeisen hat mit uns jeweils geübt an freien Nachmittagen. – Einmal konnte ich Smyslov bestaunen an einer Simultanvorstellung in Zürich.

Ich war so begeistert, dass ich darauf das ganze Turnierbuch des Kandidatenturniers von Neuhausen abschrieb, das Smyslov gewonnen hatte.

Während meines Berufslebens hatte ich leider nur wenig Zeit zum Spielen. Aber nach der Pensionierung bin ich sofort unserem Verein beigetreten und habe fantastische Bedingungen angetroffen, diesem Hobby zu frönen. Was der Vor- stand uns bietet, ist einmalig und kann gar nicht genug gelobt werden.

Mein Spielniveau ist nicht so berauschend, dafür vermag ich nach den Par- tien wie nicht viele andere, meine Gegner immer wieder in Zustände des  Glücks zu versetzen.


Was hast Du beruflich gemacht?

Ich war Primarlehrer, dann Sekundarlehrer. Ich hatte das Glück, diesen Beruf in einer Zeit auszuüben, wo es noch möglich war, den Unterricht frei zu gestalten. Am meisten gelernt habe ich an der Steiner-Schule in Basel, wo ich eine Kinderschar von der ersten in die achte Klasse führte. Die anthroposophische Pädagogik kam meiner Künstlernatur und meinem Gestaltungsdrang sehr entgegen. Ich kehrte wieder in die Staats- schule zurück, weil ich dort viel besser verdiente.


Wäre Musiker nicht eine berufliche Option gewesen?

Ich konnte mein Talent im Lehrerberuf optimaler einsetzen. Um Musiker zu werden, hätte ich viel früher und intensiver gefördert werden müssen. Die Musik ist aber auch so meine grosse Liebe. Besonders Bach und Liszt liegen mir nahe am Herzen, aber ich liebe alle Werke der Klassik und Romantik. Die grossen Werke Wagners, Bruckners usw. sind für mich die grössten Wunder, die der menschliche Geist je her- vorgebracht hat. Wenn sie ertönen, steht der Himmel weit offen.


Wie hast Du Lenka kennen gelernt?

Als ich 1985 in Rheinfelden eine neue Klasse übernahm, hatte ich nicht im Traume da- ran gedacht, dass in der munteren Kinderschar ein Engel lachte, den das Leben mir bereit hielt für den Augenblick höchster Not, der 25 Jahre später eintreten sollte. Ich verlor im Frühling 2010 durch einen schrecklichen Krebstod meine Frau, eine Französin aus Marseille, mit der ich 36 Jahre zusammengelebt und zwei Kinder grossgezogen hatte. Unter den Kondolenten war Lenka, die mir nach dem Austritt aus meiner Klasse 23 Jahre lang regelmässig brieflich aus ihrem Leben erzählte.

Ich lud sie ein, mich zu besuchen, und wir merkten sofort, dass wir zusammenpassten und einander brauchten. Wenige Tage später zog sie zu mir. – Das tönt wie im Märchen. Märchen kann man nicht herbeiplanen. Sie geschehen einfach, wenn man sich dem Lebensstrom anvertraut. Jetzt wollen wir zusammen bleiben, so lange ein gütiges Schicksal uns dies erlaubt.

Werner Eggenberger

Aus Bulletin 345 Gstaad 2012, Seite 26


Wie ist dein berufliches und schachliches Leben verlaufen?

Ich bin in Grabs SG im St. Galler Rheintal aufgewachsen. Im Seminar in Schiers GR hat es mir gut gefallen. Dort konnte ich Fussball spielen, Klavier üben und in mehreren Kirchen als Solosänger auftreten. An meiner ersten Lehrerstelle im Glarnerland musste ich neben der Lehrertätigkeit zusätzliche Aufgaben übernehmen: Ich war Orga nist in der Kirche und Leiter von drei  Chören: Männerchor, Gemischter Chor und Choralgesellschaft.

Zum Schach kam ich erst mit 21 Jahren. Ich schaute zu beim Kandidatenturnier in Neuhausen. Daraufhin spielte ich Fernschach, in guter alter Manier mit einer Postkarte pro Zug. Daneben nahm die Musik einen immer grösseren Stellenwert ein. Ich kaufte mir ein Cembalo und spielte Blockflöte in öffentlichen Konzerten.

Als ich 1962 an die Schule nach Thalwil kam, erwartete man nicht mehr ein solch umfangreiches musikalisches Zu- satzprogramm zur Lehrertätigkeit. Die Musik wurde hier von professionellen Musikern ausgeführt. Insgesamt habe ich 45 Jahre (davon 35 in Thalwil) als Lehrer unterrichtet. Keiner meiner Schüler verliess die Schule ohne Schachkenntnisse. Neben der Schule habe ich viel Schach betrieben. Ich brauchte dies als Ausgleich zum Umgang mit Kindern; ich wollte als Erwachsener gefordert sein. Im Schachklub Thalwil war ich sehr aktiv und gewann 40 Mal die Klubmeisterschaft. 1962 bin ich in den Zentralvorstand des Schweizer Schachbundes eingetreten und habe dort als Chefredaktor die Schweizer Schachzeitung betreut.  Meine Frau Sylvia hat die Grafik für die Titelseite gemacht. Die Redaktion gab viel Arbeit: Berichte schreiben, Partien bearbeiten und kommentieren sowie Buchbesprechungen. Mit der Zeit besass ich etwa tausend Schachbücher.


Du hattest auch eine Schachsendung im Schweizer Fernsehen.

Ja, in den 60er Jahren hatte ich 100 Fernsehsendungen über Schach für Jugendliche und Erwachsene moderiert und das Drehbuch geschrieben. Dabei habe ich interessante Spitzenspieler als Gäste eingeladen, wie z.B. Alois Nagler (1907–1996). Auf Preisfragen in den Sendungen kamen meist 3000 bis 4000 Zuschriften von Fernsehzuschauern. Ende der 60er Jahre habe ich die Schweizer Nationalmannschaft trainiert und an der Schacholympiade 1968 als Pressechef teilgenommen.

Zwischen 1975 und 1997 habe ich kein Schach mehr an Turnieren gespielt, da eine neue berufliche Aufgabe mich voll beanspruchte. Ich wurde Präsident der Bezirksschulpflege Horgen, einer grossen Behörde mit 45 Mitgliedern. Dabei hatten wir die Aufsicht über 700 Lehrer, die jedes Jahr einmal besucht wurden und eine schriftliche Beurteilung erhielten. Zugleich war unsere Behörde die erste Rekursinstanz; dabei mussten wir 450 Rekurse behandeln. Insgesamt gegen Christoffel bekam grosse Aufmerksamkeit.


Hast du auch lustige Situationen beim Schachspiel erlebt?

Ja, in Basel auf einer Schweizer Meisterschaft habe ich eine Partie verfolgt. Beide Spieler waren vertieft in die Stellung. Der eine hatte eine Tasse Kaffee vor sich stehen und nahm so ganz in Gedanken versunken einen bereits geschlagenen Bauern, senkte ihn in die Tasse und rührte darin herum.


Was war dein grösster Erfolg im Schach?

Im Jahre 1999 gewann ich die Schweizer Seniorenmeisterschaft in Grächen vor Hans Karl, dem Fide-Meister, und dem IM Martin Christoffel. Ich erreichte acht Siege aus neun Partien.

Urs Benz

Aus Bulletin 344 Ascona 2012, Seite 34


Wie ist Deine berufliche Karriere verlaufen?

Ich bin in der Stadt Zürich aufgewachsen, wo ich auch die Schulen besucht habe, bis zum Abschluss als Dr. jur. an der Universität Zürich. Nach der üblichen Tätigkeit als Substitut am Gericht und einem postgraduate Studium von einem Jahr an der University of Chicago (und insgesamt vier Monaten Reisen durch die USA und Kanada) begann ich meine berufliche Arbeit als beratender Rechtsanwalt bei der Fides Treuhandgesellschaft. Dort begegnete ich übrigens einigen Mitarbeitern in andern Abteilungen, die ich dann später in der Schachszene wieder traf: Michel Brand, Hans Hemmi, Hansjörg Illi, Nando Schläpfer. Mit Hans Hemmi spielte ich damals übrigens hie und da ein paar Schachpartien, mit einem Sandwich über Mittag. Nach neun Jahren wechselte ich dann ins Bankfach und arbeitete bis zur Pensionierung als Rechtskonsulent bei der Coutts Bank in Zürich.


Und Deine schachliche Karriere?

Als ich Teenager war, lehrte mich mein Vater Schachspielen. Da meine Eltern und meine Schwester lieber jassten, verlief das Schachspielen jedoch bald im Sande. Und später trieb ich lieber Sport im Freien, hauptsächlich Laufen, Ski, Klettern, Handball und ein wenig Fussball. 1979, ich war bereits 39 Jahre alt, erklärte mir Willi Wettstein anlässlich eines Fussball-Grümpelturniers, er sei Präsident des Schachklubs Réti, und das sei der einzige Schachklub in der Schweiz, der auch eine Fussballsektion habe. Und so kam es, dass ich ab dann am Montag tschuttete und am Donnerstag Schach spielte. Zwischen 1986 und 1994 gab es dann wieder einen längeren Spielunterbruch, denn ich amtete während acht Jahren als Gemeinderat in Richterswil, sodass neben Beruf und Familie keine Zeit mehr fürs Schach blieb.


Wie kamst Du zu den Schweizer Schachsenioren?

Als mir ein Schachkollege von den SSS erzählte, hat mich das sofort interessiert: Schach-Ferien in tollen Hotels, an schönen Orten in den Bergen, wo man auch wandern und biken kann. Seit ich wegen Kniearthrose nicht mehr rennen kann, bin ich nämlich ein begeisterter Mountainbiker geworden. Deshalb habe ich seit meiner Pensionierung an fast allen Turnieren in Laax, Adelboden, Davos und Titisee teilgenommen. Meine Gattin Edith kommt fast immer mit. Sie versteht zwar nichts von Schach; sie macht aber beim Wandern und beim Biken mit, und sie hat sich inzwischen mit mehreren Frauen von andern Schachsenioren an gefreundet.


Wie ist Dein Schachstil? Wie eröffnest Du?

Ich spiele lieber und besser taktisch als positionell. Am schönsten sind Angriffspartien, nach dem Motto, zu einer guten Partie gehört mindestens ein Figurenopfer. Darum eröffne ich meistens mit e4, oder, wenn ich einen Gegner überraschen will, auch mal mit g4.

Harry Siegfried

Aus Bulletin 343 Pontresina 2012, Seite 38


Wie ist Deine berufliche Karriere verlaufen?

Zunächst habe ich eine Lehre als Buchdrucker gemacht. Ein Teil der Ausbildung war in der Kunstgewerbeschule und der Handelsschule. Nach der Lehre bin ich in die väterliche Druckerei eingestiegen. Zuerst hiess die Firma Siegfried & Co. Bei der Umwandlung in eine AG durften wir den Namen Siegfried AG nicht benutzen, da eine Pharmafirma dies verhinderte. Wir tauften unsere Firma Sico Druck AG. Fortan wurde ich selbst von den Kunden immer «Sico» genannt. Die Firma hatte in den besten Zeiten 27 Mitarbeiter. Später wurden es weniger, und es kam zu einem Zusammenschluss mit einer anderen Druckerei, der Speich Copy Print AG. Am 1. Mai 1995 – am Tag der Arbeit – habe ich meine Firma verkauft und definitiv mit der Arbeit in der Druckerei aufgehört.


Wie hast Du Deine Frau Cynthia kennen gelernt?

Das ist eine lustige Geschichte. Mein Vater hat dem Unternehmer Meienberg, der in Salinas / California lebte, beim Verkauf seiner Papierfabrik in Cham geholfen. Daraufhin lud er meinen Vater zu einer Reise nach den USA ein. Mein Vater schickte mich an seiner Stelle nach Amerika. Ich fuhr mit dem Schiff von Genua nach New York. Von dort über Chicago, Detroit nach San Francisco. Dort holte mich die Familie Meienberg am Flughafen ab.

In der Nachbarschaft der Meienbergs lebte eine Studentin Cynthia Noland. Sie hatte an der Stanford University studiert und wollte ein Jahr noch an der Universität Sorbonne studieren, und beabsichtigte, nach Paris zu reisen. Sie wollte den Boy aus Switzerland unbedingt kennen lernen, um mehr über Paris zu erfahren. Europa ist ja sehr klein in der Meinung der Amerikaner. Es kam, wie es kommen musste: Wir verliebten uns!

Cynthia fuhr mit dem Schiff «Andrea Doria» nach Neapel; es war übrigens die vorletzte Fahrt vor der Kollision und dem Untergang des Schiffes im Jahre 1956. In Mailand trafen wir uns und fuhren gemeinsam weiter. Wir verlobten uns und heirateten im Mai 1957.


Wie verlief Deine schachliche Karriere?

Mit 16 Jahren bin ich dem Schachklub Caissa beigetreten; der Club ist leider eingegangen. In den Berufsjahren hatte ich keine Zeit für das Schachspiel. So stieg ich 1995 wieder ein und spielte für die Schachgesellschaft Zürich in der 3. Mannschaft. In meinen Glanzzeiten in der Jugend hatte ich über 2000 Elo; jetzt pendelt die Elo-Zahl so um 1880 herum. Mein Ziel ist, 1900 Elo zu halten.


Warum spielst Du mit Weiss immer e4?

Meine Gegner wissen das alle: Harry beginnt mit e4. Die Eröffnung hat viele Möglichkeiten und Varianten, die gut erprobt sind. Ein Wechsel der Eröffnung bringt mit 81 Jahren nichts mehr, ich würde nur noch schlechter werden.

Mein Stil ist, aggressiv zu spielen. Ich hasse das Lavieren. Ab und zu spielen meine Gegner extra langweilig, um mich zu provozieren. Ich falle auch prompt darauf herein. Mein Sternzeichen ist der Schütze; der versucht immer, mit dem Kopf durch die Wand zu rennen, und beherrscht sich manchmal zu wenig.


Hast Du weitere Hobbies?

Das Reiten ist neben dem Schach noch ein schönes Hobby von Cynthia und mir. In der Zunft zum Kämbel bin ich bis zu diesem Jahr beim Sechseläuten-Umzug mitgeritten, inklusive mehrmalige Umrundung des Bööggs, und das im Beduinen-Kostüm. Schön ist auch das Einsammeln der Blumensträusse von Bekannten und Freundinnen und später das Verteilen der Blumen gegen Ende des Umzuges. In diesem Jahr habe ich zum ersten Mal den Umzug zu Fuss mitgemacht; das bedeutet schon ein Abschied-Nehmen.

Im Jahre 1999 habe ich eine Reit-Safari im Okavango-Delta in Botswana gemacht. Manchmal ging das Wasser bis an den Bauch des Pferdes; da heisst es, Beine anziehen. Cynthia geht bei solchen Safaris allerdings nicht mit.

Ein weiterer Reiturlaub führte 2001 nach Rajasthan in Indien. Wir ritten dort von Dorf zu Dorf und besuchten anschliessend noch das Taj Mahal in Agra.

2003 bin ich in Spanien in der Extremadura geritten, zum Teil über sehr steile und enge Wege von Malaga nach Jerez la Frontera.

Im Jahre 2003 konnte ich auch ein Projekt der privaten Entwicklungshilfe realisieren. Ich habe im Rotary Club Zürich-Nord und in der Schachgesellschaft verkündet, dass ich 100’000 Fr. für die Errichtung eines Dorfes in Indien sammeln werde. «Jetzt spinnt der Harry», haben sie gesagt. Es ist mit Hilfe verschiedenen Aktionen wie Schachveranstaltungen und der Unterstützung von Freunden aus den Vereinen gelungen, 120’000 Fr. zusammenzubringen. Damit konnte man das Dorf Ponnavolu aus 38 Steinhäusern für 76 Familien im Armendreieck von Indien bauen. Bei der Eröffnung im November 2004 gab es eine Einweihungsfeier, von der ich sehr berührt war. Ich durfte eine Rede zur Eröffnung auf Englisch halten.


Du warst auch ein hoher Offizier im Militär

Ich war Hauptmann bei den Panzergrenadieren. Hauptmann ist der schönste Grad in der Armee – die Mutter der Kompanie. In der Landwehr sind dann immer wieder Leute gekommen und haben ihre ganz persönlichen Probleme mit mir besprochen. Wenn ich helfen konnte, hat es mir grosse Befriedigung gebracht.

Ruedi Thomann

Aus Bulletin 342 Laax 2012, Seite 30


Wie bist Du zum Schachspiel gekommen?

Als ich ca. 10 Jahre alt war, entdeckte ich im Stubenschrank meiner Eltern ein Brett mit Figuren. Auf meine Frage, was das sei, erwiderte mein Vater und meine Mutter, dazu sei ich noch zu jung und sie würden mir das später erklären.

Im Skilager der 9. Klasse passierte mir ein kleiner Unfall und ich musste danach zwei/drei Wochen zu Hause bleiben. Bei dieser Gelegenheit eröffnete ich meinen Eltern, nun sei es an der Zeit, mich über das Brett und die Figuren aufzuklären. Sie wussten aber nicht mehr hundertprozentig, wie das Spiel funktionierte. Da hat meine Mutter die gloriose Idee gehabt, ein SJW-Heftchen zu kaufen, das die Spielregeln beschrieb und auch sonst einiges Wissenswerte enthielt, was ein Anfänger brauchte. Ich weihte meinen ein Jahr jüngeren Kameraden aus dem Nachbarhaus in die Geheimnisse des Schachs ein, das mich sofort packte. Den Inhalt der SJW-Broschüre lernte ich auswendig. Kurze Zeit später kam dann noch Snosko-Borowski «Eröffnungsfallen am Schachbrett» dazu. Das Buch wurde in der Schachspalte der Zeitung «Der Bund» rezensiert. Auch diese Partien lernte ich fast alle auswendig. Für meine schachliche Entwicklung war es aber nicht unbedingt optimal, weil ich danach das Gefühl hatte, ich könnte jeden Gegner rasch besiegen. Das war natürlich eine sehr einseitige Sichtweise der schachlichen Realität.


Was bedeutet Schach für Dich?

In jungen Jahren träumte ich von einer Schachkarriere und investierte recht viel Zeit in das königliche Spiel. Allerdings muss ich im Nachhinein sagen, dass ich sehr unzweckmässig trainierte. Die Klubkameraden waren eher neidisch, dass ein Jüngling nach so kurzer Zeit im Klub ihnen derart gefährlich wurde, und einen Trainer kannte ich nie.

Schach nimmt noch heute einen festen Platz ein in meinem Leben. Fast täglich versuche ich einige Kombinationen zu lösen. Direkt aus einem Buch.

Jahrelang habe ich kein Turnier mehr gespielt, ausser dem Klubturnier und einigen Mannschaftwettkämpfen, vor allem die Schweizerische Mannschaftsmeisterschaft.

Vor einigen Jahren habe ich wieder sehr spärlich mit dem Turnierschach begonnen. Pontresina 2011 war mein erstes Seniorenturnier.

Schach bedeutet für mich vor allem, mein Gehirn auf eine unterhaltsame Weise regelmässig zu betätigen. Ich bin überzeugt, dass mir meine schachlichen Fertigkeiten in meinem Berufsleben viel geholfen haben. Vor allem das rasche Erfassen von komplexen Situationen und ein intuitiv-logisches Vorgehen.


Hast Du eine Lieblingseröffnung?

Meine Eröffnungen haben sich im Laufe der Zeit gewandelt. War früher der e-Bauer mein bevorzugter erster Zug ist es heute der d-Bauer.

Lange Zeit habe ich fast ausschliesslich Eröffnungen trainiert. Ich erkannte irgendeinmal, dass dies nicht optimal ist. Danach wählte ich Eröffnungen, bei denen nicht jeder Zug sitzen muss, wo es wichtiger ist, die Ideen des entstehenden Mittelspiels zu kennen.

Heute kann ich meine Eröffnungen aufgrund der gemachten Erfahrungen variieren. Es gibt immer noch Spielkomplexe, die mich überfordern oder die nicht zu mir passen.

Z.B. Sizilianisch.

Eine grosse Liebe war mit Schwarz die französische Verteidigung. Danach habe ich sie einige Jahre wegen zu vieler Misserfolge nicht mehr gespielt. Bis mich dann das Buch von Moskalenko «The Flexible French» wieder auf den Geschmack brachte.


Hast du weitere Hobbys?

Ein Hobby ist mein derzeitiger Beruf. Seit Anfang 2005 bin ich Geschäftsführer der «Fondation Barry du Grand Saint Bernard». Wir haben die Bernhardinerhunde vom Grossen Sankt Bernhard vom Orden übernommen und sind nun für sie verantwortlich. Die Stiftung hat bis jetzt eine bemerkenswerte Entwicklung durchgemacht. Viele Schweizer sind stolz, dass es noch solch sympathische Symbole ihres Heimatlandes gibt, und unterstützen uns zum Glück auf treue und tatkräftige Weise.

Seit ca. zwei Jahren habe ich ein weiteres Hobby aus meiner Jugend reaktiviert. Wenn ich mit den zwei alten Hunden der Stiftung, die bei meiner Frau und mir sind, spazieren gehe, nehme ich den Feldstecher mit und beobachte die frei lebenden Vögel.

In Faulensee, wo ich wohne, ist die Situation sehr günstig. Wir haben Wald, Felder, Obstgärten und den See. So komme ich auf einem Hundespaziergang meistens auf 20 oder mehr beobachtete Vogelarten. Die meisten anderen Leute interessieren sich dafür gar nicht und verpassen so den Reichtum der Natur.


Gerne würde ich mehr wandern. Nächstes Jahr werde ich 65 und hoffe, dass ich danach eher dazu komme. Im Sommer 2008 habe ich nach vier Jahren ohne Urlaub mit unserem Barry in acht Tagen zu Fuss den Weg vom Thunersee auf den Grossen St. Bernhard zurückgelegt. Das war eine geniale Erfahrung. Ich kann mir vorstellen, dass ich so etwas Ähnliches wiederhole.

Otto Weiersmüller

Aus Bulletin 341 Adelboden 2012, Seite 33


Wie ist Deine berufliche Karriere verlaufen?

Ich habe eine Lehre als Maschinenzeichner bei der Firma Häny-Pumpen AG in Meilen begonnen, aber vorzeitig abgebrochen. Danach habe ich kreuz und quer gejobbt. Mit 23 Jahren habe ich eine Firma für Schwimmbad-Bedarf gegründet. Da hat mir meine «Halbbildung» als Maschinenzeichner sehr geholfen. Ohne das wäre es nicht ge- gangen. Insbesondere braucht es Know-how in der Hydraulik. Mein Geschäft bestand darin, Schwimmbad- Zubehör zu importieren und en gros in der Schweiz zu verkaufen. Die Kunden waren Hersteller von Schwimmbädern.

Wenn die Komponenten in Ordnung sind, stimmt auch die Wasserqualität. Das Wasser eines Schwimmbades wird zweimal pro Tag umgewälzt und läuft über einen Filter.

Nach 2 bis 3 Jahren der Selbständigkeit und manchmal bis zu 14 Stunden Arbeitszeit pro Tag waren die finanziellen Probleme überwunden. Anfänglich war meine Firma ein Einmann-Betrieb, später hatte ich bis zu 15 Mitarbeiter. Am meisten hat mir ein Kunde Spass gemacht, mein erster Arbeitgeber bei meiner Lehrstelle. Dort bin ich jeweils stolz mit Köfferchen und Krawatte zu Besprechungen eingefahren. Diejenigen, die mich als Lehrling geplagt hatten, habe ich nur knapp zurückgegrüsst. Bei Häny-Pumpen AG wurde ich Hoflieferant. Im Laufe der Jahre habe ich mit eigenen Konstruktionen Produkte wie Filter, Einlaufdüsen oder Unterwasserscheinwerfer hergestellt und in der Schweiz sowie im Ausland vertrieben.


Hat Dein Sohn die Nachfolge übernommen?

Meinem Sohn habe ich ebenfalls eine Maschinenzeichner-Lehre empfohlen, in der Hoffnung, dass er einmal meine Firma übernehmen könnte. Nach einer Schnupperlehre hatte er kein Interesse mehr an einer solchen Lehre gehabt. Im richtigen Zeitpunkt ist er auf eine Gelegenheit gestossen, ein mittelgrosses Unternehmen zu übernehmen. Es handelte sich dabei um eine Schlafwagen-Gesellschaft mit 150 Mitarbeitern. Ich habe nach dem Verkauf meiner Firma meinem Sohn dabei als Inspektor geholfen. Es war eine Qualitätsüberwachung der Dienstleistungen. Dieser Job war natürlich sehr reiseintensiv, hat aber viel Spass gemacht.


Was ist aus Deiner Firma geworden?

Es ist schwierig, eine solche Firma zu verkaufen. Einen Käufer zu finden, der sowohl unternehmerisch geeignet war, als auch über Kapital und Know-how verfügte, habe ich nicht gefunden. Ich habe sie einem geeigneten Unternehmertyp auf Kredit verkauft. Das war ein grosses Risiko. Er musste den Kaufpreis aus den Gewinnen finanzieren. Am Ende ist alles gut ausgegangen und der Kaufpreis war früher bezahlt als vereinbart. 10 Jahre später hat der Käufer seine Firma wieder verkauft, sie existiert heute noch.


Wie ist Deine Schach-Karriere verlaufen?

Angefangen habe ich mit 30 in einem Café. Dort hatten wir jeweils Schach gespielt und gejasst. Es wurde schnell gespielt, ohne jedes System. Da habe ich mir einmal ein Schachbuch gekauft – Nimzowitsch, «Mein System» – und habe es in 14 Tagen durchgearbeitet. Danach kam ich (aber nur im Café!) gross raus und gewann viele Spiele. Anschliessend habe ich im Schachklub Stäfa gespielt. Meine Schach-Karriere verläuft sehr flach.

In früheren Jahren habe ich sogar Schachcomputer vertrieben, immerhin einige Tausend Stück. Es war die Anfangszeit der Schachcomputer mit 1600 bis 1700 Elo. Als die Entwicklung mit billigeren Computern und der Software «Fritz» kam, war das Geschäft vorbei. Beim Verkauf der Computer an Schachspieler waren meine Kenntnisse im Schach sehr hilfreich.

Bei den Turnieren der Schweizer Schach Senioren freue ich mich vor allem auf die Wanderungen und die vielen guten Sprüche. Wenn es im Turnier Mittag wird und die Sonne scheint, mache ich gerne Remis. Ich verstehe die Kollegen nicht, die um 2 Uhr noch wie vergiftet spielen können.


Hast Du eine gelungene Partie in Erinnerung?

Sehr gut habe ich in diesem Jahr in Bad Ragaz gegen Pierre Pauchard gespielt; ich kam zu einem Remis. Eine andere Partie gegen Ueli Eggenberger in Bad Ragaz endete mit einem zweifelhaften Zug von mir. Beide waren wir der Ansicht, das sei der Gewinnzug, der sich aber in der Analyse eindeutig als Verlustzug herausstellte. So kam ich unverdienter Weise zu einem Sieg.

Porträt von Albert Gübeli

Aus Bulletin 340 Weggis 2012, Seite 36


Seit den 70er-Jahren ist die Entwicklung und Herstellung von geometrischen Holz- spielzeugen mein Hobby. Die Liebe zum Holz kommt von meiner Jugend. Mein Vater hatte eine Schreinerei in der Altstadt von Rapperswil. Ich war der älteste Sohn von sechs Kindern und von früher Kindheit an in der Werkstatt engagiert. Ich hatte eine eigene Drehbank. Als erstes Spielzeug habe ich mir einen Pantografen gebaut, mit dem man Figuren nachfahren und massstäblich vergrössert oder verkleinert durch Gravieren kopieren konnte. Während meiner Lehre als Maschinenzeichner habe ich für die Werkstatt meines Vaters einen Aufzug konstruiert und zusammengebaut.


Schach habe ich von meinem Vater gelernt. Er hat allerdings nur so lange mit mir gespielt, wie er siegreich war. Bei der Schweizermeisterschaft 1955 in Rapperswil bin ich nach der Schule täglich als Zuschauer hingegangen. Dort bewunderte ich Dieter Keller, der jetzt als Schachsenior in Zürich am Turnier mitgespielt hat. Mein erstes Schachturnier habe ich während meines Studiums am Technikum Winterthur (1964– 67) bestritten. Nach meinem Umzug nach Basel trat ich dem Firmenschachklub Roche bei und durfte nach kurzer Zeit die Aufgabe des Spielleiters übernehmen. Dort hatte ich den aus Ungarn geflüchteten Internationalen Meister Ernö Gereben im Team. Er hat mir viel über das Schachspiel beigebracht, insbesondere, dass jeder Zug für den Gegner eine Entscheidung, ein Problem oder eine Drohung enthalten (provozieren) sollte.


Nach zwei Jahren bei Roche zogen wir beruflich nach Delémont. Ich bin dann in den Cercle d'Echecs Jurassien (CEJ) von Moutier eingetreten und habe in der zweiten Mannschaft in der zweiten Liga gespielt. Als unsere Kinder kamen, war das Schachspielen als Hobby zu zeitaufwendig (übrigens Sohn Michel, der viel besseres Schach spielt als ich, ist heute in der gleichen Situation). Ich widmete mich vermehrt mathematischen Problemen. In der Zeitschrift Scientific American X hatte Martin Gardner eine Spalte über mathematische Spiele betreut. Gelegentlich wurden dort auch Schachprobleme unter anderem von Sam Loyd abgehandelt. Gardner ist der Ursprung für meine Arbeiten im Zusammenhang mit geometrischen Spielen für Kinder und Erwachsene. Der Zusammenhang zwischen der Lösung von Schachproblemen und geometrischen Problemen ist offensichtlich.


Neugier und Herzblut ist der Antrieb für meine Hobbys: Moderne Kunst, Wissenschaft, Schachspiel, Geometrie und Holz. Der Künstler, Schachspieler und Erfinder der «Ready-made» Marcel Duchamp (1887–1968) hat einmal gesagt: Nicht alle Künstler sind Schachspieler, aber alle Schachspieler sind Künstler. Als Mitglied der Französischen Nationalmannschaft nahm er an mehreren Schacholympiaden teil.

Nachdem der Cercle d'Echecs Jurassien (CEJ) in den späten 70er-Jahren wegen des Juraproblems in eine Krise geriet, übernahm ich den Schachklub Delémont als Präsident. Einmal wurde ich Schachmeister von Delémont. Nach unserem Aufenthalt im Jura ging es 1987 aus beruflichen Gründen wieder zurück nach Rapperswil. Dort war ich während 17Jahren in der Produkte-Entwicklung der Firma Geberit in leitender Funktion tätig; ich habe zwei Firmenschach-Meisterschaften gewonnen. Ansonsten trat das Engagement für meine Hobbys in den Hintergrund. Der Beruf erforderte meinen vollen Einsatz und bot genügend kreative Arbeit.


Bei den Schweizer Schach Senioren habe ich nach meiner Pensionierung 2004 einen angenehmen Hafen gefunden. Ferner entwickle ich mit Hilfe eines 3D-Computer-programms wieder vermehrt geometrische Holzspiele, Puzzles und Kunstobjekte, die ich auch selber herstelle. Meine Objekte sind unter anderem im Swiss Science Center Technorama (Ausstellung «MatheMagie») in Winterthur oder im Regional Didaktischen Zentrum (RDZ) in Wattwil ausgestellt. Alle Jahre nehme ich an der «Nob Yoshigahara Puzzle Design Competition», einem internationalen Wettbewerb für X Puzzles, teil. Weitere Angaben findest Du auf meiner Website: www.albinegri.ch

Interview mit Hermann Arnold

Aus Bulletin 339 Bad Ragaz 2012, Seite 34


Wie bist Du zum Schachspiel gekommen?

Ich habe mit 17 Jahren zu spielen begonnen und habe mir auch bald ein Schachbrett in Kassettenform gekauft – keine Turniergrösse, aber trotzdem übersichtlich. Die Schachfiguren habe ich immer noch, das Brett ist inzwischen kaputt. Ein Lehrling, der ein Jahr nach mir die Lehre als Werkzeugmacher begonnen hat, hat mich dazu gebracht. Ich bin auch bald in den Schachklub eingetreten und habe rasch an Mannschaftswettkämpfen und an der Klubmeisterschaft teilgenommen. Meine Klub- kollegen sind ab und zu schier verzweifelt, wenn sie beobachtet haben, wie ich Gewinnstellungen verkorkst habe. Schnell gespielt habe ich schon immer, ich bin beim «Blitzen» besser, kann die- sen Vorteil aber in den Turnierpartien nicht umsetzen.


Was bedeutet Schach für Dich?

Ich spiele gerne, egal ob Karten, Halma, Schach oder was auch immer. Das Schachspiel ziehe ich den anderen Spielen vor, da es doch reicher an Varianten ist, und das Glück nicht eine so grosse Rolle wie z.B. beim Jassen spielt.


Hast Du eine Lieblingseröffnung? 

Meine Lieblingseröffnung ist mit Weiss das Königsgambit und mit Schwarz Pirc.  Beide Eröffnungen spiele ich allerdings nicht immer korrekt und sitze dann oft mit leeren Händen da. Gegen gleich starke oder schwächere Gegner kann ich damit gewinnen oder remis halten, konn te aber auch schon gegen Elo stärkere  Gegner gewinnen. Ab und zu spielt mir mein Unterbewusstsein einen Streich –  so, als ob ich die Partie nicht gewinnen dürfte – trotz besserer Stellung auf dem    Brett. Gut ist mir noch die Partie gegen  Ernst Zindel in Erinnerung – ich spielte das Königsgambit, er kennt es sehr gut –  nach 8 Zügen gab ich die Partie auf.


Du hast Dir ein weiteres Hobby zugelegt. 

Zum Töpfern bin ich anlässlich einer Ferienwoche in Wildhaus gekommen. Dort im Atelier konnte man mit Speckstein und mit Ton arbeiten oder Bilder malen. Ursprünglich wollte ich etwas aus Speckstein machen, habe im Atelier aber einen Kopf wie von einer griechischen Statue gesehen und mich entschieden, auch so etwas zu probieren. Na, zwei Köpfe habe ich gemacht, natürlich weit entfernt von dem griechischen Kopf. Aller Anfang ist schwer. Nachher habe ich Kurse in der Migros Klubschule Winterthur und Wetzikon, aber auch in der Töpferschule in Gordola gemacht und meine Objekte bei Peter Widmer – Atelier Rakusage in Winterthur – glasieren und brennen lassen. Letztes Jahr konnte ich zum ersten Mal ausstellen – im Hotzehuus in Illnau. Einen Zusammenhang zwischen meinen Hobbies Schach und Arbeiten mit Ton sehe ich im Ideenreichtum, der mich «befallen sollte» und im Umsetzen der Ideen. Geduld ist bei beidem wichtig, und nicht verzweifeln, wenn etwas nicht auf Anhieb gelingt.

Interview mit Schachsenior Werner A. Koch

Aus Bulletin 335 Laax 2011, Seite 35


Wie bist Du zum Schachspiel gekommen?

Mit 17/18 Jahren, wo wir Freunde uns jeweils im Café trafen, wurde Schach gespielt. Mir als ungeduldigem Mensch war dieses Spiel anfänglich alles andere als sym- pathisch. Wie kann man nur stundenlang auf ein Brett starren, warten, bis der Gegner einen kleinen Fehler macht, und dann heimlich frohlocken! Diese Gedanken haben sich dann aber verflüchtigt, als ich mir überlegte, dass genau dieses Spiel ein Grund wäre, um meine Ungeduld etwas zu zügeln. Für den Alltag hat es inzwischen etwas gebracht, doch um ein guter Schachspieler zu werden, bei weitem nicht.


Was bedeutet Schach für Dich?

Für mich ist Schach inzwischen das interessanteste Brettspiel, das ich kenne. Die unzähligen Möglichkeiten, die dieses Spiel bietet. In Bezug auf Taktik, Strategie und Kreativität ist dieses Spiel kaum zu übertreffen. Für mich ist es ein Genuss, eine gehaltvolle Grossmeisterpartie nachzuspielen, bei welcher eben diese Elemente zum Tragen kommen.


Hast Du eine Lieblingseröffnung?

Meine Partien eröffne ich meistens mit e4; auf e4 des Gegners meistens französisch, auf d4 in der Regel die königsindische Verteidigung, doch bewegt man sich hier oft in ausgelaugten Theoriezügen. Persönlich sind mir die Partien am liebsten, wo beide Spieler den Mut haben, neue Kreationen einzubringen, eigene Wege zu suchen und damit ein höheres Risiko eingehen.


Siehst Du einen Zusammenhang zwischen Schach und Deiner künstlerischen Arbeit?

Ja, Michael Tal zum Beispiel wurde als Künstler unter den Schachspielern bezeichnet. Er hatte immer wieder Ideen, welche zwar später zum Teil widerlegt wurden, aber im Moment für die Gegner für viel Verwirrung sorgten und so manche Partie für sich ent- scheiden konnten. Kreativität trägt zur Spannung im Spiel bei.

Seit vielen Jahren führe ich Mosaik- und Zeichenkurse durch, so z.B. in Vitznau (www.hobbyhotel.ch). Bei diesen Kursen werden keine Voraussetzungen gefordert, sodass auch motivierte Laien sich daran beteiligen können. Das wäre auch etwas für interessierte Schachsenioren.

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